COLD + Pneumonie DKR 1003falsch verstanden?

  • Muss heute dieses alte Thema nochmal aufgreifen, denn auch nach längerem suchen fand ich keine antwort. Pat mit BC, der auch (aber nicht im Vordergrund) eine COPD hat, kommt mit Retentionspneumonie. Was ist jetzt zu kodieren (ohne dass unser proof mault?)
    Danke
    Susanne :roll:

    Susanne in München :i_drink:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    machen wir es doch mal umgekehrt. Sagen Sie uns doch bitte, bei welcher Diagnose Ihr \"Proof\" (was ist das? Software, Vorgesetzter,....) mault.

  • Hallo,

    möchte den Thread gerne nochmal reanimieren, da ich finde, dass da noch einige Fragen offen sind. Es ist doch anscheinend so, dass Kodierregeln und Kodierpraxis sich hier diametral entgegenstehen, wie man der obigen Nachricht von Herrn Goesling entnehmen kann. Hat das jetzt Konsequenzen? :d_gutefrage:

    Müsste man nicht hunderte \"Mahnverfahren\" vom MDK erwarten bei der gängigen Praxis, die Pneumonie als HD und die COLD als ND zu kodieren? Warum haben die Krankenkassen das noch nicht gemerkt?

    Und andersrum: Wäre es nicht sinnvoll und dringend, einen Antrag zu stellen, dass diese Regel 1003a geändert wird bzw. dass beim Grouping was Höherwertiges rauskommt, wenn man nach der Regel vorgeht? Eine exazerbierte COLD mit Pneumonie dürfte doch einen höheren Aufwand bedeuten als eine \"einfache\" Pneumonie?

    Viele Grüße aus dem sonnigen :sonne: Ulm,
    Tim Pietzcker

    Prof. Dr. Tim Pietzcker, MBA
    Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
    Technische Hochschule Ulm

  • Hallo

    wir hatten schon einige Anfragen vom MDK. Als Quintessenz kodieren wir jetzt so:
    1. wenn Pneumonie auch röntgenologisch gesichert, wird die Pneumonie auch zur Hauptdiagnose, die COLD wir nur als ND mitverschlüsselt, wenn sie streng genommen die Anforderungen an eine ND erfüllt (was selten der Fall ist).
    2. wenn Pneumonie nicht röntgenologisch nachgewiesen (klinische Diagnose, dann COLD mit akuter Exazerbation.

    Freundliche Grüße


    Dr. Haubold :kangoo:

  • Hallo,

    bei infektexacerbierter Cold mit Pneumonie kodiere ich wie folgt:

    HD: J44.0
    ND: J17.8* Pneumonie bei sonst. anderenorts klass. Krankheiten

    Das dürfte doch auch der DKR 1003 a entsprechen oder?

    Freundliche Grüße

    A. Rückert

  • Sehr geehrte Diskutanten,

    nach längerer Abstinenz möchte ich auch meinen Senf dazugeben.

    Zitat aus DKR 1003c:
    Eine infektiöse Verschlechterung der COLD ist mit
    J44.0 Chronische obstruktive Lungenkrankheit mit akuter Infektion der unteren Atemwege
    zu verschlüsseln, es sei denn, der infektiöse Zustand stellt ein eigenes Krankheitsbild dar, wie z.B. eine Pneumonie. In diesem Fall ist die Pneumonie als Nebendiagnose zu kodieren.

    Wenn die Pneumonie in Zusammenhang mit Exazerbation der COPD steht, wird J44.0 die Hauptdiagnose und die Pneumonie die Nebendiagnose. Ob man soweit geht wie Fr. Rueckert, die Pneumonie mit der J17.8* zu kodieren, wäre noch zu diskutieren. Allerdings hat die J17.8* im Gegensatz z.B. zur J15.9 in 2004 keinen CCL.
    Wird der Patient wegen einer Pneumonie aufgenommen und entwickelt erst im Verlauf eine (Infekt-)Exacerbation, so würde ich die Pneumonie als HD sehen und die J44.1- als Nebendiagnose. Inwieweit überhaupt ein Unterschied zwischen einer Exacerbation (J44.1) und einer Infektexacerbation (J44.0) besteht, ist auch unter den Pneumologen nicht unumstritten.
    Kommt ein Patient mit einer Pneumonie und es besteht daneben auch eine COPD, so wird die Pneumonie zr klaren HD und die J44.8 zur ND.

    Bei Patienten mit einer COPD Gr. III oder Gr. IV nach GOLD muss man bei einer Pneumonie auf dem Boden einer Exacerbation auch mit einer respiratorischen Insufizienz (u.U. nicht-invasiver Beatmung) rechnen. Entsprechend wäre die J96.- zu kodieren und dann landet man mit J44.0, J15.9 und J96.0 in der entsprechend höher vergüteten E65A.

    Bei einer Retentionspneumonie steht die Pneumonie klar im Vordergrund. Als Nebendiagnosen C34.8, J98.0 und J44.8. Allerdings landet man damit in der recht niedrig bewerteten E62C, gerade wenn man den potentiellen Aufwand (u.U. Rekanalisation des Bronchus mittels starrer Bronchoskopie) dagegen stellt.

    Ich hoffe, ich konnte ein wenig weiterhelfen
    mfg aus dem nächtlichen Löwenstein
    W. Stark

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Rhein-Neckar-Delta

    Dr. Wolfram Stark
    Internist / Pneumologe / Beatmungsmediziner / Kardiologe
    OA der Medizin. Klinik III
    Theresienkrankenhaus Mannheim