Interventioneller Klappenersatz

  • Guten Morgen,

    Der MDK fordert folgende Dokumente für einen Patienten mit interventionellem Aortenklappenersatz an:


    Gebrauchsinformation des Implantates
    Stellungnahme eines Herzchirurgen, warum der Eingriff nicht herkömmlich operiert wurde
    Euro-Score-Bewertung
    Erklärung, dass der Patient an einem nationalen Register oder einer Studie teilnimmt

    Ich fass es nicht. Ich bin wirklich sprachlos.

    Die Indikation ließe sich problemlos aus der Akte entnehmen, die aber gar nicht angefordert wurde.
    Es kann doch nicht im Ernst unsere Aufgabe sein, dem MDK gebrauchsinformationen zu schicken.
    Das Register ist wegen der ext. QS über die AQUA (die natürlcih auch den Euro-Score enthält) ohnehin redundant, aber auch die Verbindung der Methode mit einer solchen Forderung scheint mir abenteuerlich.
    (Wir ahtten das schon mal 2007 mit den DES, damals wollten die Kassen uns in der Budgetverhandlung eine Registerteilnahme abringen, wobei das vorgeschlagene Register zum damaligen Zeitpunkt schon gar nicht mehr exisiterte).

    Wer kennt das noch?

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    wurde diese Anfrage von einem Arzt oder von einer Sekretärin gestellt?


    Fakten:

    Das Verfahren seit 7 Jahren bekannt

    Effektivität (auch Kosteneffektivität!!) und geringere Sterblichkeit sind nachgewiesen


    Zur Fortbildung für den Gutachter:

    Internationale Empfehlungen zum interventionellen Aortenklappenersatz

    Transcatheter valve implantation for patients with aortic stenosis: a position statement from the European Association of Cardio-Thoracic Surgery (EACTS) and the European Society of Cardiology (ESC), in collaboration with the European Association of Percutaneous Cardiovascular Interventions (EAPCI)

    European Heart Journal 29 1463 2008


    Gruß

    Eberhard Rembs

  • Moin,

    Zitat


    Original von ERembs:
    wurde diese Anfrage von einem Arzt oder von einer Sekretärin gestellt?

    Ist unklar. Ist auch im Ergebnis das Gleiche. Ich war nur fassungslos angesichts des Ausmaßes der damit verbundenen Provokation.
    Ich wollte auf diesem Wege klären, wer noch derartige Anfragen bekommt, um abzusehen, welche Welle da auf uns zurollt.
    Ich bin sicher, dass diese Diskussion auch an anderen Stellen aufkommt.

    Dem MDK geht es vermutlich um die Frage, die auch in der von Ihnen zitierten Quelle gestellt wird:

    Zitat

    Today, careful evaluation is needed to avoid the risk of uncontrolled diffusion.

    Insofern kann ich das Anliegen verstehen. Es wäre allerdings aus dem Arztbrief auch ersichtlich gewesen. Die Art der angeforderten Dokumente ist das Problem

    Gruß

    merguet

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag


    Zitat


    ... dass der MDK so pingelig ist:

    1.
    Ein Gutachter, der möglicherweise nie in seinem Leben einen Eingriff am Herzen (OP, interventionell) durchgeführt hat bzw. eigenverantwortlich die Indikation gestellt hat, ist in der Lage anhand der Gebrauchsinformation und des E-briefes den hochkomplexen Fall zu beurteilen?


    2.
    Es wird erzählt: anders als die Controller am Flughafen Toronto Pearson, sollen die Finanzcontroller am Flughafen Frankfurt auch sehr pingelig sein
    Das aktuelle Ergebnis ist bekannt...


    Gruß

    E Rembs

  • Guten Tag,


    Zitat

    Aber noch sterben bei dem vermeintlich harmlosen Eingriff per Katheter deutlich mehr Menschen als bei der Operation. Während das Risiko bei der OP bei 2,6 Prozent liegt, beträgt es beim Kathetereingriff elf Prozent - die Sterblichkeit liegt also rund vier Mal höher. Deshalb fordern Experten, die Katheterklappen nur bei Patienten einzusetzen, für die eine herkömmliche Operation zu riskant wäre. Beim Katheterverfahren gibt es eine Reihe weiterer Risiken: Nicht immer sitzt die neue Klappe richtig, sodass ihre Funktion beeinträchtigt sein kann.

    Der gleiche Unsinn wurde auch bei \"Panorama\" erzählt.

    Zitat

    Während das Risiko bei der OP bei 2,6 Prozent liegt, beträgt es beim Kathetereingriff elf Prozent - die Sterblichkeit liegt also rund vier Mal höher.

    Dieser Satz ist wahrlich völliger Unsinn und zeugt vom Unverständnis gegenüber der gesamten Materie. Selbstverständlich wurden hier nicht gleiche Subgruppen verglichen.
    Selbstverständlich ist die Letalität in der Gruppe der über 80-jährigen über 10%. Viele von denen wurden früher gar nicht operiert und sind dann an der Primärerkrankung verstorben.

    mal ganz abgesehen davon, dass eine Diskussion über die jeweiligen Ursachen für dei Sterbefälle bisher nicht analysiert sind. Die Ext. QS wird hoffentlich z.T. weisen...

    Und auch die Beeinträchtiung der Klappenfunktion ist beim klassischen Klappenersatz ja nicht unmöglich. Aber was hilft´s. Die unreflektierte Laiendarstellung ist längst in der Falldiskussion angekommen.

    Gruß

    merguet

  • Hallo miteinander,

    zunächst einmal vielen dank für den Link zum NDR, den Beitrag kannteich noch nicht, aber soviel Unwahres war da ja nicht drin, zumindest wenn man den Kontext versteht. Dass natürlich der Verwaltungsdirektor den Kardiologen drängt die perkutane Klappe zu implantieren ist ja selbstverständlich, da gerade Kardiologen so leicht zu beeinflussen sind :-).

    Aber mal ohne Spass, die Gefahr die Methode mit gewisser inflationärer Indikationsausdehnung zu verwenden, ist schon real.

    Mfg

    Uwe Neiser