Konkurrierende Hauptdiagnosen?

  • Guten Morgen!

    Patient wird wegen einer instabilen HWK-2-Fraktur per Hubschrauber zuverlegt. Während des Transports behandlungsbedürftige Tachyarrhythmie, nach Ankunft primär Volumengabe, bei anhaltender Tachyarrhythmie Troponin-bestimmung (positiv), kurz danach VT, reanimationspflichtig, Exitus in Folge der irreversiblen kardialen Pumpversagen bei einem akuten Myokardinfarkt.

    Was ist die Hauptdiagnose?

    Gruß
    GenS

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    im Vordergrund stand doch bei Aufnahme der Myokardinfarkt. Somit nach D002 HD. Konkurrierende HD lagen hier nicht vor.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Guten Tag Herr Selter,
    ich befürchte, Sie haben Recht.
    Wollte eine zweite Meinung haben : -)

    Danke!
    Gruß
    GenS

  • Zitat


    Original von D. D. Selter:
    Hallo,

    im Vordergrund stand doch bei Aufnahme der Myokardinfarkt.

    Spielt das denn eine Rolle? Ich versuch\'s mal andersherum:

    Nach DKR 002f ist HD diejenige Erkrankung, die hauptsächlich für die *Veranlassung* des stationären Aufenthalts verantwortlich war - und das scheint in diesem Fall doch eindeutig die HWK-Fraktur gewesen zu sein. Der Infarkt ist ja offenbar entweder erst während des Fluges aufgeteten oder zumindest erst zu diesem Zeitpunkt symptomatisch geworden.

    Hätte bereits primär der Infarkt im Vordergrund gestanden, wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, den Patienten in eine Wirbelsäulenklinik zu fliegen.
    Der Patient wäre ohne den Infarkt genauso aufgenommen worden - selbiger ist also keine \"conditio sine qua non\". Ohne Fraktur aber wäre der Patient wahrscheinlich zumindest nicht in *dieses* Krankenhaus gekommen. Der Hauptgrund für die Veranlassung dieses konkreten Aufenthalts wäre demnach die Fraktur. Der Infarkt trat wohl erst ein, nachdem der Aufenthalt bereits veranlasst war, kann also nicht der Grund hierfür gewesen sein.

    Anders würde ich es natürlich sehen, wenn der Hubschrauber-Arzt das Transportziel geändert und eine Kardiologie angeflogen hätte. Da aber die primäre Therapie in Volumengabe bestand, gehe ich mal davon aus, dass zum Zeitpunkt der Aufnahme noch von einem Volumenmangel ausgegangen wurde und der Patient sich in chirurgisch/anästhesiologischer Obhut befand.
    Somit war er primär wegen der Fraktur dort. Auch zum Zeitpunkt der Entscheidung im KH, diesen Patienten tatsächlich aufzunehmen (dürfte bei diesem Fall wohl der Moment gewesen sein, wo er zur Tür reingerollt wird), war also noch die Fraktur der Grund - dass er den Infarkt auch noch mitgebracht hat, dürfte die Aufnahmeentscheidung kaum beeinflusst haben.

    Soooo völlig eindeutig finde ich den Fall zumindest nicht - es bestanden 2 lebensbedrohliche Krankheitsbilder nebeneinander. Nach ressourcenverbrauch wird man letztlich wohl doch beim Infarkt landen (Reanimation, evtl. noch mit Lyse, ist natürlich teurer als das HWS-Bild in 2 Ebenen). Aber das Argument \"Infarkt stand im Vordergrund\" finde ich alleine nicht so ganz überzeugend.

    Sonnige Grüße

    MDK-Opfer

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    nein, dass kann man wirklich nicht so sehen. Was bei Eintreffen im KH ist, ist relevant. Hier stand eindeutig der Myokardinfarkt im Vordergrund. Dass der Patient leider daran verstorben ist, ist ein ernst zu nehmender Hinweis auf die unterschiedliche Dringlichkeit der stationären Behandlung / Aufnahme der beiden Diagnosen.

    In diesem Fall besteht für mich auch noch nicht mal der leiseste Zweifel an der HD-Zuordnung.

  • Hallo,

    Zitat


    Original von MDK.Opfer:
    Aber das Argument \"Infarkt stand im Vordergrund\" finde ich alleine nicht so ganz überzeugend.


    lesen Sie sich in diesem Zusammenhang doch noch mal die Antwort des InEK auf eine Frage von Herrn Leonhardt durch, vielleicht wird es dann ja klarer.

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Hallo,
    ähnliche Konstellationen hatten wir hier im Forum doch auch:
    elektive Aufnahme zur Op geplant, während der Aufnahmeuntersuchung Entdeckung eines Krankheitsbildes (z.B. NYHA IV), welche die Hüft-TEP erst einmal in den Hintergurnd treten liess. Auch da wurde nicht die ursprüngliche Veranlassung, sondern das Ergebnis der Aufnahmeuntersuchung als HD gewertet.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ich wollte dies gar nicht mit vielen Beispielen garnieren, weil es eigentlich völlig klar ist. Dann doch auch noch der Verweis auf das SG-Urteil zur HD-Frage in Bezug auf \"Veranlassung\".