Interspinöser Spreizer neben Spondylodese kodierbar?

  • Beitrag geändert zur Klarstellung:
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    Hallo Herr Günther,

    vielen Dank für die OP-Berichte. Im ersten Fall wurde angefrischt und Knochen angelagert, daher ist das für mich eine Spondylodese, auch wenn das Vorgehen eigentümlich anmutet.

    Im zweiten Fall wurde mit dem Span nicht das Ziel verfolgt, eine knöcherne Fusion herbeizuführen. Daher ist das für mich keine Spondylodese.

    Viele Grüße,

    V. Blaschke

    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke

    2 Mal editiert, zuletzt von Blaschke (7. Mai 2014 um 16:39)

  • Hallo Hr. Dr. Blaschke

    Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

    Wünsche Ihnen eine angenehme Arbeitswoche.

    Beste Grüße

    Thorsten Günther
    Bereichsleiter operatives Medizincontrolling
    RS S Röming und Schneider Strategie GmbH

  • Hallo Herr Blaschke, ich bin enttäuscht. Es gibt doch auch bei Ihnen im Hause Fachleute, also Neurochirurgen oder Orthopäden. Was halten die denn davon? Daß die lieben Kollegen vom MDK mit dieser Kodierung nach dem Lesen dieses OP-Berichtes Bedenken hatten und die Kodierung nicht akzeptierten, kann ich gut verstehen. Hier passen ja so ein paar Sachen nicht zusammen. Aus dem AO-Grundkurs wissen wir, daß es für eine Fusion Knochenkontakt und absolute Bewegungsruhe braucht. Wenn man einfach nur in die Nähe von Gelenken Knochenmehl schüttet, wird daraus noch lange keine Arthrodese. Laut 2. OP-Bericht hat die Operateurin einen Coflex-Spreizer verwendet. Ein häufig genommenes Implantat war (als man sowas noch gemacht hat) das DIAM, das Device for Intervertebral Assisted Motion. So ein Spreizer ist nicht dafür vorgesehen, eine Spondylodese durchzuführen. Der hat viel mehr den Sinn, das hintere Längsband zu dehnen und den Druck vom Hinterrand der Bandscheibe wegzunehmen. Und dabei die Beweglichkeit zu erhalten! Und genau das macht das Coflex auch. Laut Prospekt ist hier ein wesentlicher Vorteil die Erhaltung der Mobilität im Segment! Eine Spondylodese ist hier damit definitiv nicht vorgenommen worden, kein Gelenk wurde ruhiggestellt. Das Knochenmehl wird vermutlich resorbiert, und die Gelenke tun weiter, wozu der Schöpfer sie vorgesehen hat. Irritierend ist hier für mich auch, daß der mit dem Spreizer eigentlich gewünschte Effekt des Auseinanderziehens der rückwärtigen Wirbelköperkanten hier durch ein thermisches Schrumpfen des Bandscheibenringes konterkarriert wurde. Entweder man wünscht eine Aufdehnung und wählt deshalb den Spreizer. Oder man koaguliert und schrumpft und zieht damit zusammen. Aber dehnen und zusammziehen gleichzeitig? Für den Patienten bei der ersten OP war vermutlich die Entfernung der Ganglien der entscheidende Schritt.
    Zusammenfassend: Hier hat Vieles stattgefunden, eine Spondylodese war nicht darunter.

    Gruß

    W.

  • hallo Willis!
    Seh ich genau so.


    Hallo Herr Günther!
    Ich habe nur OP 1 gelesen.
    Ein Problem beim Coflex gadget sind heterotope Ossificationen. In einer Arbeit ging das bis 80% und das ohne Knochenmehl!
    Die Verknöcherung gilt aber als Komplikation, weil sie die gewünschte Bewegung (verminderte Degeneration des Nachbarsegments) behindert.
    Eine Einzelfallbeschreibung finden Sie unter pub med SEARCH: 10.1155/2012/970642, andere finden Sie mit "Coflex heterotopic ossification".


    Ihrer Kodierung nach wird aus einer "dynamischen posterioren Stabilisierung" nach einigen Wochen/ Monaten eine "spinale Fusion". Sehen das Ihre Chirurgen auch so und sagen sie das den Patienten?


    mfg ET.gkv

  • Guten Abend

    Inhaltlich kann ich nur sehr wenig dazu sagen bzw. muss auf die Aussagen des damaligen Operateurs vertrauen.
    Leider ist dieser nicht mehr bei uns beschäftigt. Einen anderen Spezialisten im Bereich Wirbelsäulenchirurgie ist ebenfalls nicht im Haus/Unternehmen.

    Seiner Aussage nach, wurde hier neben der implantatione des Spreizers zusätzlich eine Spondylodese durchgeführt. Da ich dies nicht sicher beurteilen kann, erfolgte dieser Thread.

    Ihre Antworten zeigen mir, dass es wohl unterschiedliche Auffassungen/Sichtweisen gibt.

    Beste Grüße

    Thorsten Günther
    Bereichsleiter operatives Medizincontrolling
    RS S Röming und Schneider Strategie GmbH

  • Guten Tag,

    die Funktion eines Spreizers ist mir bekannt.

    Im OP-Bericht eins wird das Anfrischen und die Anlagerung von Spongiosa beschrieben, das Ziel kann nur die Spondylodese sein, daher sind die Einwände für mich nicht nachvollziehbar.

    Im zweiten OP-Bericht kann m. E. das Ziel des Knochenspans ebenfalls nur eine Spondylodese sein, das wird aber nicht so schön beschrieben, daher habe ich meine Aussage entsprechend etwas eingeschränkt.

    Viele Grüße,

    V. Blaschke

    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke

  • Hallo Herr Blaschke,

    wenn es doch so einfach wäre....

    Die Wirbelsäulenchirurgie ist für uns alle Neuland? Sie kodieren doch schon einige Zeit für ein führendes WS-Zentrum. Wenn das hier eine Spondylodese ist, wieso baut Prof. Halm dann weiterhin Cages, Schrauben und Stangen ein? Im Ernst: Sie können nicht solche untauglichen Pseudomaßnahmen wegen des vermuteten Ziels als Spondylodese verkaufen. Das würde zwar kurzfristig die Liquidität erhöhen, wäre aber nicht sachgerecht und hätte einen verheerenden Effekt auf die Reputation.

    Gruß

    W.

  • Sie müssen schon klar zwischen einer Spondylodese und einer Osteosynthese unterscheiden und sollten auch klassifikatorische und medizinische Aspekte voneinander trennen. Klassifikatorisch geht es hier darum, wie die durchgeführte Leistung abgebildet wird. EIne Bewertung der Leistung aus medizinischer Sicht ist damit nicht verbunden.

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    Dr. med. Volker Blaschke

  • Hallo Herr Blaschke,

    - Sie irritieren mich. ?(

    Laut Wikipedia ist die Spondylodese (Wirbelkörperverblockung) eine Operation zur Versteifung von zwei oder mehr Wirbelkörpern an der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule. Die Operation dient der Behebung oder der Verhütung einer Instabilität der Wirbelsäule, wie sie z. B. bei instabilen Brüchen (Fraktur) oder beim Wirbelgleiten (Spondylolisthese) auf Grund einer Spaltbildung im Wirbelbogen vorliegt. Um Festigkeit zu garantieren, werden Schrauben in die Wirbelkörper eingesetzt, die über Stangen oder Metallplatten miteinander verbunden sind. In den Bandscheibenzwischenraum werden dabei oft Knochenspäne eingebracht, um die knöcherne Verbindung der Wirbelkörper herbeizuführen. Eventuell werden zusätzlich besondere Implantate in den Zwischenwirbelraum eingefügt, wie z. B. Titankäfige (Cage), die den Abstand der Wirbelkörper zueinander halten, bis die knöcherne Heilung erfolgt ist.
    Die Spondylodese ist damit eine Arthrodese und damit eine Sonderform der Osteosynthese. Aber nichts Dergleichen hat hier stattgefunden. Das Einstreuen von Knochenmehl in die Nähe kleiner Wirbelgelenken ist - medizinische Bewertung - keine Osteosynthese, keine Arthrodese und keine Spondylodese. Ein Vorgehen, daß keine Osteosynthese herbei führt, ist dann auch nicht als Osteosynthese zu klassifizieren. Ich sehe da schon eine gewisse Verbindung von medizinischer Bewertung und Klassifikation..... :thumbup:


    Gruß

    W.

  • Hallo Willis,

    und das ist streng genommen klassifikatorisch und medizinisch nicht so. Hier muß klar zwischen der knöchernen Fusion (= Spondylodese) und der Osteosynthese (Cage, Schrauben-Stab-System etc.) unterschieden werden. Was Sie an Definitionen im Internet finden ist eben nicht präzise, da muß man schon genau hinschauen, was einem dort untergejubelt werden soll. Ich zitiere hier immer gerne die englische Ausgabe von Wikipedia, die es auf den Punkt bringt:
    "Spinal fusion, also known as spondylodesis or spondylosyndesis, is a surgical technique used to join two or more vertebrae. Supplementary bone tissue, either from the patient (autograft) or a donor (allograft), is used in conjunction with the body's natural bone growth (osteoblastic) processes to fuse the vertebrae."

    Das weiß inzwischen auch die SEG 4, s. Kodierempfehlung 413. Nur ein Gutachter des MDK Nord kann/will das nicht verstehen, da sind wir noch vor Gericht.

    Insofern ist OP1 für mich ganz klar eine Spondylodese. Klassifikatorisch ist auch eine schlecht gemachte oder auch eine nicht indizierte Spondylodese immer noch eine Spondylodese. Bei OP2 hatte ich schon berichtet, daß mir für die Spondylodese etwas fehlt. Bei erneuter Betrachung muß man wohl feststellen, daß keine Anstrengungen einer knöchernen Fusion unternommen wurden, ein Anfrischen ist nicht beschrieben und wohl auch nicht erfolgt, der Span sollte offenbar nicht zur Fusion dienen sondern nur zur Abstützung. Daher würde ich OP2 nicht mehr als Spondylodese ansehen.

    Viele Grüße,

    V. Blaschke

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    Dr. med. Volker Blaschke

  • Lieber Herr Blaschke,

    ich kann Ihren Argumentationssträngen in weiten Teilen nicht folgen. ;(

    Sie schrieben: "Hier muß klar zwischen der knöchernen Fusion (= Spondylodese) und der Osteosynthese (Cage, Schrauben-Stab-System etc.) unterschieden werden"???
    Die Synthese (griechisch) ist doch die Vereinigung, die Osteosynthese also die Vereinigung der Knochen. Und damit nichts anderes als die Fusion (lat.!), ebenfalls zu übersetzen mit Vereinigung, Zusammenführung. Da kann ich nur unterschiedliche Wortstämme aber inhaltlich keinen Gegensatz erkennen.
    Ihre englische Wiki-Version schreibt nur "Technik zur Wirbelfusion ergänzt durch Knochentransplantation" und ist damit weniger präzise als die Deutsche Version. Die SEG 4 Kodierempfehlung erklärt die OPS-Festlegung, daß die einzelnen Schritte der Spondylodese mit aufzuführen sind (sollte damit auch für MDKler verständlich sein....).
    Die spannende Frage ist aber: was ist eine Osteosynthese bzw Spondylodese? Und ist das, was hier im OP-Bericht steht, eine solche Spondylodese? Wenn das Bewegungssegment nicht ruhig gestellt wird? Und der vordere Pfeiler nicht angefasst wird? Nur, weil da Knochenmehl in die Nähe der kleinen Wirbelgelenke reingebröselt wurde? Ich möchte bitte eingeladen werden, wenn sich Prof. Halm auf den Kongress stellt und erklärt, das hier wäre eine Spondylodese..... :thumbup:

    Gruß

    W.

    Einmal editiert, zuletzt von Willis (7. Mai 2014 um 11:58)