• Hallo,

    eine Pat. mit primär intrahepatischem cholangiolären Adenocarcinom kommt jetzt mit Aszites und bakterieller Peritonitis mit Nachweis von Listeria monozystogenes.

    HF 113, Temp. 38.2, Leukos 16,7, keine Atemfrequenz dokumentiert

    Erregernachweis nur im Aszites, keine Blutkultur

    Eine Sepsis kann ich ja wegen der fehlenden Blutkultur nicht kodieren, aber kann ich ein SIRS kodieren und es mit der bakteriellen Peritonitis verbinden?

    Ich habe die R65.0 genommen, weil ja eine infektiöse Genese vorliegt, bekomme vom Grouper aber die Meldung:

    "Im vorliegenden Datensatz befindet sich ein Kode für ein Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS] infektiöser Genese. Nach DKR 0103 ist hierbei zunächst ein Kode für eine Sepsis zu kodieren, auf die sich der zusätzliche SIRS-Kode bezieht."

    Mit SIRS gelange ich in die H61A, ohne in die H61B.

    Freue mich auf Rückmeldungen...vielen Dank.


     

    Gruß

    Kodierneuling107 (mittlerweile nicht mehr ganz so neu ;))

  • Hallo kodierneuling,

    na da haben sie sich genau das richtige Thema als "Neuling" ausgesucht!!! Glückwunsch. Sie sind mit Ihrer Interpretation schon auf der richtigen "Fährte".
    Zu diesem Thema gibts hier im Forum zahlreiche Threads.
    Die Meinungen gehen auseinander.

    Wir haben bei uns ähnliche Konstellationen und haben uns (ohne das ich Anspruch darauf erheben möchte, das unsere hausinterne Vorgehensweise 100% korrekt ist) so geeinigt:
    Wir fordern zu Kodierung des SIRS (egal ob infektiös/nicht infektiös, mit od. ohne Organkomplikationen) die Abnahme von mind. 2 Blutkulturpärchen.
    Danach gilt:
    - mindestens eine pos. BK: 2 Sepsiskirterien genügen zur Kodierung SIRS inf. Genese/ mit oder ohne Organkomplikation je nach Fall.
    - negative BK: 4 Sepsiskriterien müssen zur Kodierung SIRS nichtinf. Genese (kein klinischer Hinweis auf infekt) oder SIRS inf. Genese (Hinweis auf Infekt) erfüllt sein.

    Mit dieser Verfahrensweise der Kodierung bei Sepsis /SIRS hatten wir bislang auch keinerlei Probleme mit dem MDK.
    Es gibt durchaus auch die andere Sichtweise hier im Forum, wonach beim Vorliegen von Organkomplikationen die "Bedingung" der Abnahme der 2 BK-Pärchen nicht gefordert wird. Die FAQ 1007 des DIMDI ist hier für meine "stur formalistische Sichtweise" wohl etwas unklar zu Papier gebracht worden. Aber wie gesagt, wir fahren in unserem Haus sehr gut mit der "strengen Auslegung" der Kodierung des SIRS und ich muss mir nicht den Vorwurf des generieren einer "Kodiersepsis" gefallen lassen.

    Viele Grüße
    kodeverdreher

    Einmal editiert, zuletzt von Kodeverdreher (17. Juni 2014 um 11:54)

  • Das SIRS kann aber doch an jede auslösende Grunderkrankung gehängt werden (steht auch so im Hinweis zu R65.-)!

    und ich habe ja den Erreger im Aszitespunktat nachgewiesen, daher reichen doch 2 Kriterien des SIRS, oder???

    die Sepsis will ich ja auch gar nicht kodieren, weil keine Blutkulturen abgenommen wurden

    nur "verlangt" der Grouper die Sepsis weil das SIRS infektiöser Genese ist... ?(

    Gruß

    Kodierneuling107 (mittlerweile nicht mehr ganz so neu ;))

  • Hallo Kodierneuling107,

    ihr Fall ist doch ziemlich eindeutig und wird in den Hinweisen unter R65.- im ICD beantwortet. "Kodiere zuerst die Sepsis oder die ein SIRS nichtinfektiöser Genese auslösende Grundkrankheit...". Also wenn infektiöser Genese, dann zuerst die Sepsis kodieren. Ein SIRS nichtinfektiöser Genese kommt an die Grundkrankrankheit. Sie können/dürfen ein SIRS infektiöser Genese nicht an eine Grundkrankrankheit anhängen, sondern müssen zwingend eine Sepsis verschlüsseln. Wenn ihnen dann die Blutkulturen fehlen, haben sie wohl Pech gehabt.

    MfG findus

    MfG findus

  • Hallo findus,

    genau darin liegt ja die Unlogik.

    Bei o.g. Fall gibt es ja eindeutig eine infektiöse Ursache des SIRS, nämlich die Peritonitis mit Keimnachweis im Aszites.
    Als Sepsis mit SIRS darf aber aufgrunder fehlenden Blutkulturen nicht verschlüsselt werden.
    Als "nichtinfektiöses SIRS" angehängt an die Grundkrankheit Peritonitis dann aber Ihrer Meinung nach ja? Das ist doch ein Widerspruch, wenn eine bakteirelle Peritonitis vorliegt, ein nichtinfektiöses SIRS als Sekundärcode zu verwenden?

    Oder unterscheiden Sie das infektiöse SIRS vom nichtinfektiösem aufgrund des Keimnachweises in den Blutkutur und nicht von der zugrundeliegenden Grunderkrankung her? In o.g. Fall also: nichtinfektiöses SIRS weil kein Keimnachweis in der BK erfolgte, aber trotzdem kodieren, weil ein infektiöses Geschehen vorliegt?
    Ich habe bei einem ähnlichen Fall in einem MDK Gutachten: "einen Widerspruch in sich" um die Ohren gehauen bekommen. (nur 1 BK-Pärchen entnommen, Keimnachweis positiv, Fieber und Leukozytose erfüllt) Sepsis und SIRS infektiöser Genese aufgrund fehlender 2. BK-Pärchen abgelehnt, SIRS nichtinfektiöser Genese aufgrund fehlender Grunderkrankung, die ein SIRS hätte auslösen können ebenfalls abgelehnt. (Stauungsdermatitis Unterschenkel) wurde nicht akzeptiert, da "hier wieder mit einer Infektion argumentiert werde".
    Sorry kodierneuling,
    Ich stelle gerade mehr Fragen, als dass ich Ihnen weiter helfen kann.
    Bitte um weitere Meinungen aus dem Forum!

    Viele Grüße

    kodeverdreher

    Einmal editiert, zuletzt von Kodeverdreher (17. Juni 2014 um 11:55)

  • Hallo Kodeverdreher,

    ob das ganze logisch oder unlogisch ist, ist doch primär egal. Es gibt die entsprechenden Hinweise im ICD und das ist für ihre Kodierung bindend.

    Zitat

    Als "nichtinfektiöses SIRS" angehängt an die Grundkrankheit Peritonitis dann aber Ihrer meinung nach ja? Das ist doch ein Widerspruch, wenn eine bakteirelle Peritonitis vorliegt, ein nichtinfektiöses SIRS als Sekundärcode zu verwenden?


    Das habe ich nicht geschrieben. Lesen sie meinen Beitrag dann noch einmal. Ich habe eindeutig geschrieben, das für ein SIRS infektiöser Genese zwingend die Kodierung der Sepsis notwendig ist.

    Zitat

    Oder unterscheiden Sie das infektiöse SIRS vom nichtinfektiösem aufgrund des Keimnachweises in den Blutkutur und nicht von der zugrundeliegenden Grunderkrankung her? In o.g. Fall also: nichtinfektiöses SIRS weil kein Keimnachweis in der BK erfolgte, aber trotzdem kodieren, weil ein infektiöses Geschehen vorliegt?


    Nein. Ich unterscheide da nach Grundkrankheit. Nur weil kein Keimnachweis in der Blutkultur vorhanden ist, kann das SIRS trotzdem infektiöser Natur sein. Die Blutkulturen sind eben nur als "Voraussetzung" für die Kodierung einer Sepsis notwendig (natürlich auch für die Therapie eines gefundenen Erregers). Ob das ganze sinnvoll ist, habe ich nicht zu entscheiden. Selbst unsere Anästhesisten diskutieren da oft. Wenn man ihnen aber sagt, dass sie für eine Änderung auch mal tätig werden müssten, sprich sich bei den Fachgesellschaften einbringen oder entsprechende Anträge zu schreiben, dann ist die Luft ganz schnell raus und keiner hat Lust dazu. Solange v.a. die Ärzteschaft sich nicht einig wird und sich mehr Leute einbringen, wird sich wohl daran nicht ändern.

    Und zu ihrem Gutachten. Hier müssen sie nachweisen, dass die Stauungsdermatitis nichtinfektiöser Natur war. Wenn sie z.B. hier schauen, ist die Stauungsdermatitis primär zwar entzündlich, aber keines wegs als infektiöser Genese anzusehen. Sicherlich kann da sekundär auch ein Keim dazukommen. Aber das ist dann m. E. Arztsache, dies fachlich korrekt mit dem MDK auszufechten.

    MfG findus

    MfG findus

  • Hallo findus,

    was ist ihr konkreter Kodiervorschlag für den Fall von kodierneuling?

    Grüße
    kodeverdreher

  • Hallo Kodeverdreher,

    einfach die Peritonitis ohne SIRS und fertig. Und aus dem "Mindererlös" hat man noch was gelernt dabei (hoffentlich)!!!

    MfG findus

    MfG findus

  • Hallo findus,
    einverstanden! Und für die Zukunft die 4 BK Flaschen schon mal richten...

    Grüße
    kodeverdreher