Kostenträgerrechnung

  • Hallo Forum,

    auch wenn ich gesehen habe, daß dies Thema vor ca. zwei Jahren schon mal angesprochen wurde, wage ich die Frage erneut zu stellen: wer hat Erfahrung mit Erstellung einer Kostenträgerrechnung? Wieviel Aufwand muß sein und macht Sinn? Welche Hilfsmittel stehen zur Verfügung?

    ?( ?( ?( Für jede Menge Tipps dankbar grüßt aus dem noch erträglich warmen Köln :drink:

    Conny :chirurg:

  • Hallo,

    zuallererst sollten Sie prüfen ob die PPR (Pflegepersonal-Regelun) durch ihre Pflegekräfte flächendeckend und vollständig (da werden Sie, wenn das länger nicht geprüft wurde, unangenehm überascht werden) erfasst wird.

    Natürlich wäre ein neueres Leistungserfassungsystem für die Pflege noch besser (LEP oder ähnlich, ist aber sehr aufwendig und Lizenspflichtig also teuer), aber entscheidend ist die Vollständigkeit.

    Sollten da keine oder nur sehr schlechte Daten vorhanden sein, dann müssen sie (bzw. ihre PDL) hier primär tätig werden.

    Schließlich ist der Pflegepersonalkostenblock der größte Kostenblock im Krankenhaus überhaupt, also wenn der schon nicht vernüftig aufwandsgerecht auf die Fälle verteilbar ist....können Sie sich die anderen Verteilungen getrost sparen....dann ist eine Kostenträgerechnung erst mal nicht möglich...

    Danach sollten sie sich mal Gedanken über die Verteilung der Ärztlichen Personalkosten über die Fälle machen, hier ist noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten....und das ist sicher auch sehr interessant fürs Forum hier.

    Gruß


    --
    Thomas Lückert
    Medizincontrolling
    Johanniter-Krankenhaus im Fläming

    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizincontrolling
    Unfallkrankenhaus Berlin

  • Hallo Conny24,

    Kostenträgerrechnung (KT), die alle Patienten bezogenen Leistungen abbildet, ist i.d.R. nicht umsetzbar.Wir versuchen das 85/15 Prinzip umzusetzen- d.h. 85% der Leistungen am Patienten werden durch neutrale Leistungsketten (LK) automatisch über den DRG-Arbeitsplatz erfasst und ins CO weitergeleitet. Die LK enthalten GOÄ - assoziierte Ziffernkombinationen, die einen Gesamtpunktwert ergeben. Dieser kann in Cent umgerechnet werden (erste Ergebnisse wurden als Poster im Rahmen der Jahrestagung Dt. Ges. Endoskopie/BV Düsseldorf vorgestellt.Die restlichen 15% werden pauschaliert umgelegt.
    Zentrale Fragen sind somit:
    1. Erstellen hausindividueller LK`s (bei uns ca. 1600 für 16 Fachgebiete)
    2. Verknüpfung dieser LK´s durch Programmierung mit dem DRG-Arbeitsplatz, um zusätzlichen Aufwand vom geplagten Krankenhausarzt/ärztin fernzuhalten.

    PS Sehr komplexes Thema - künftig führt daran kein Weg vorbei- nach dem Motto: Liebe Krankenkasse, ich kann dir xx% Rabatt auf diese DRG geben(!)

    mfG Franz
    Projektleiter DRG u. Chefarzt Inn.:dance1:

  • Hallo Conny,

    meine Geschäftspartnerin und meine Wenigkeit haben drei Krankenhäuser beim DRG-Erstkalkulationsprojekt unterstützt und fünf weitere Krankenhäuser (ohne offizielle Projektteilnahme) beim Aufbau der Kostenträgerrechnung betreut.

    Unsere Maxime bezüglich des Zeitaufwands in diesen Projekten lautete: So viel Aufwand wie nötig und so wenig wie möglich. Oder konkreter: Lieber mit dem vorhandenen Datenmaterial starten und eine Lernkurve in Gang setzen, als das Projekt verschieben, da Daten (Leistungen und Kosten) nicht komplett oder in unzureichender Güte vorliegen.

    Die Erfahrung in den Projekten zeigt: Gerade oder erst das Ingangsetzen des Kalkulationsprojektes bringt eine Dynamik in den Prozeß des Ausbaus der fallbezogenen Leistungsdokumentation, der Dokumentation von Einzelkosten sowie des Ausbaus der Kostenrechnung.

    Praktikabel ist deshalb z.B. bei nicht verfügbaren Leistungsdaten (z.B. in Funktionsbereichen) die Fälle mit den inzwischen veröffentlichten Kostendaten des Erstkalkulationsprojektes zu bewerten (Service-Gewichte). Ähnlich der Leistungsbepunktung nach GoÄ-Systematik für Funktionsstellen, dient das passende Kostenmodul (z.B. Gesamtkosten der Kostenstellengruppe Radiologie) als Äquivalenzziffer für die Leistungsbewertung pro DRG-Fall und kann somit als vorübergehender Maßstab für eine Kostenverrechnung verwendet werden.

    Die von mir angesprochenen Projekte wurden durchgeführt in einem Zeitfenster von etwa zwei-drei Monaten und wurden von uns mit 10-15 Manntagen begleitet (inklusive Realisation wie Stammdatenanlage im KIS, Durchführung Umlagerechnung und IBL, Definition Kostenträger im KIS, Übernahme fehlender Leistungsdaten etc., Auswertungen).

    Folgende "Hilfsmittel" sind erforderlich bzw. können helfen:

    - die Daten des eingesetzten KIS (Kosten und Leistungen)
    - Kostenarten- und Kostenstellenrechnung im KIS (für Umlage und IBL)
    - optional zur Komplettierung von Leistungsdaten: eine Datenbrücke für noch fehlende Leistungsdaten externer oder interner Leistungserbringer: dieses realisieren wir über unser Software-Tool WUWA-MED (siehe Fachaufsatz KU 5/2003 oder der angehängten Datei).
    - optional für die Datenauswertung empfehlen wir unser Produkt Powertools-MED, um die Sache in Form eines Tools für Analyse, Planung und Reporting "rund" zu machen.

    Für die Krankenhäuser die über keine Kostenträgerrechnung im KIS verfügen, haben wir ein Datenmodell auf Basis unserer Controlling-Lösung Powertools-MED entwickelt, welches einen Import (hier wieder Datenbrücke)aller benötigten Daten aus dem KIS ermöglicht und eine Kostenklakulation einzelner Fälle und DRG als Kostenträger ermöglicht.

    Abschließend können wir aus unserer Erfahrung sagen: Fallkalkulation ist kein Hexenwerk! Ganz sicher wird man aber über Jahre sukzessiv insbesondere an der Komplettierung fallbezogener Leistungsdaten (sowohl Quantität als auch Qualität) arbeiten müssen, um die Güte der Ergebnisse zu verbessern. Je eher diese Lernkurve angestoßen wird, desto eher wird man dann in der Lage sein auf dieser Datenbasis "zu steuern" und auf valider Datenbasis in "Individual-Preisverhandlungen" einzusteigen. Hierbei wird dann auch eine Teilkostenrechnung zwingend erforderlich werden. Bei weiterem Interesse gerne mehr (mail: thorsten.vocks@big-consulting.net).