Erfassungsbogen Aufwandspunkte Intensiv

  • Lieber Herr Hirschberg,

    die Prozedur der Intensivmedizinischen Komplexbehandlung und deren Aufwandspunkte-Erfassung ist ja von der DIVI erfunden worden, so dass ich denke, dass man hier der DIVI schon vertrauen kann (oder muss). Wie hier schon mehrfach von mir gesagt: das Problem liegt daran, das der SAPS zur Beschreibung eines Verlaufs und zur täglichen Erhebung nie gedacht war, dazu auch nicht validiert ist, und dafür m.E. nach auch völlig ungeeignet ist.

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Liebe Kollegen, insbesondere Intensivmediziner,
    ich hatte bereits früher schon darauf hingewiesen, dass die Kodierung der intensivmedizinsichen Komplexbehandlung (8-980) von der DIVI gewünscht und durchgesetzt worden und dies auch von den medizinischen Fachgesellschaften unterstützt worden ist. Die fachlichen Grundlagen sind somit von der DIVI und nicht vom DIMDI zu verantworten.
    Mit der Aufnahme in den OPS wird das Ganze jedoch amtlich, die Formulierungen des DIMDI sind verbindlich und können allenfalls durch DKR modifiziert werden. Die jetzt veröffentlichten Dokumentationsvorgaben der DIVI können natürlich hilfreich sein, wenn sie jedoch im Widerspruch zum Wortlaut des OPS stehen, sollte dies schnellstmöglich durch das DIMDI geklärt werden.
    Ist es denn wirklich so, dass da Widersprüche bestehen ? Ich würde mich gern der Sache im Kuratorium für Klassifikationsfragen annehmen und wäre für weitere Stellungnahmen dankbar.

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Sehr geehrte Kollegen,

    als ebenfalls in einer Intensivstation früher klinisch und jetzt im Controlling Verantwortliche möchte ich die Diskussionsbeiträge, insbesondere von Herrn Hirschberg, Herrn Stern und Herrn Bartkowski noch um weitere kritische Einwände erweitern.

    1. EDV-Vorbereitung auf die neuen Bestimmungen:
    Wie die dankenswerte Tüftelei mit Excel- und Worddokumenten zeigt, müssen die Endanwender von KIS-Systemen wieder einmal befürchten, mit den Vorbereitungen für die Codeeingabe allein gelassen zu werden. Nun mag es ja einige Spezialanbieter geben, die dieses Problem lösen könnten - wie aber sieht es mit den notwendigen Schnittstellen solcher Subsysteme aus?

    2. Rolle der Fachgesellschaften:
    Es ist sicher angemessen, wenn Gesellschaften wie die DIVI sich um eine differenzierte Vergütung der Intensivmedizin sorgen und dafür Kodierungen vorschlagen, die nach einer Übergangszeit die Beatmungsdauer als besonderes Eingruppierungsmerkmal ablösen können. Dazu wurde eine (modifizierte) Methode vorgeschlagen, wie sie in der Qualitätssicherung anästhesiologischer Intensivstationen seit längerem üblich ist.

    Mutmaßlich in dem Bemühen, eine Analogie zu den herkömmlichen Beatmungsziffern herzustellen, wurde bei dieser Gelegenheit allerdings im Hinblick auf die Klassifikation ein Systembruch vollzogen. Es wurden strukturelle Anforderungen in den Hinweisen, Diagnosen und Prozeduren untrennbar miteinander vermischt, was ein neues Phänomen darstellt. Dabei dürften die Strukturkomponenten noch unproblematisch sein - jede Klinik prüft, ob die Anforderungen erfüllt sind und verwendet dann den Code. Die Empfehlungen der DIVI, zusätzlich die Diagnosen noch in klassischer Weise zu kodieren, dürften - solange die PCCL-Matrix noch bleibt - jedoch zu einer gewissen \"Unwucht\" führen. M.E. kann bei Beibehaltung dieses Systems die einzige Forderung sein, die Nebendiagnosen mit ihren vielen Nachteilen wirklich endlich abzuschaffen. Zusätzlich sind - aus historischen Gründen - aber auch separat zu erfassende Prozeduren in diesem Code bereits impliziert.

    Als Fachgesellschaft, die diese Angelegenheit aus Klassifikationssicht und auch bezüglich der praktischen Durchführung beleuchtet, kann ich mir derzeit nur die gmds vorstellen. Eingaben an sonstige Fachgesellschaften scheinen mir nicht erfolgversprechend, so hat u.a die DGAI (BDA), vertreten durch ihren Ärztlichen Geschäftsführer, sowohl an der Einführung als an dem kürzlich erschienenen Leitfaden mitgewirkt. Abhilfe für unsinnige Dokumentationsvielfalt wird darin gerade nicht gefordert, sondern als notwendig in Kauf genommen.

    3. Rolle von DIMDI:
    Im Beitrag des Kollegen Bartkowski erscheint DIMDI so quasi als ausführendes Organ von Fachgesellschaften. Falls dies zuträfe, wäre es wenig angemessen, da DIMDI aufgrund seiner gesetzlichen und öffentlichen Funktion zusammen mit dem INEK diesen Prozess nicht nur begleiten, sondern unter Beachtung aller Aspekte medizinischer Informatik moderieren muss. Eine vernünftige Datenqualität wird sonst nicht gewährleistet sein.

    4. Wünsche:
    Für dieses Jahr erhoffe ich mir von DIMDI noch eine deutliche Präzisierung zur Klinikstruktur (wessen Zertifikat entscheidet ?)und eine Klarstellung zu den Erfassungsintervallen. Klare Zeitpunkte und Abgrenzungen im Vergleich zu den DIVI-Beispielen sind wichtig, sonst ist der Verwirrung Tür und Tor geöffnet.

    M.E. wäre es wesentlich einfacher, wenn jeder Kalendertag, an dem der Aufenthalt mehr als 12 Stunden betrug, bis zum Vortag der Entlassung am Folgetag erfasst würde, der Zeitpunkt der Erfassung wäre dann den Stationsärzten je nach freigestellt. Insgesamt kann ich mich Herrn Hirschberg hier nur anschließen.

    Mit freundlichen Grüßen, meine persönliche Meinung,

    murx

  • Liebe Kollegen und Murx ,
    das DIMDI habe ich nicht als \"ausführendes Organ\" bezeichnet, sondern lediglich auf dessen Verantwortlichkeit hingewiesen. Als nachgeordnete Behörde ist es ausführendes Organ des Gesundheitsministeriums! Die Rolle als Gralshüter der Klassifikationslehre ist dem DIMDI zweifellos bewußt, musste aber dennoch bereits viele essentielle Merkmale einer Prozedurenklassifikation (vermeintlichen) Zwängen des DRG-Systems oder sonstigen Interessen opfern.

    Die Einbeziehung des \"ärztlichen und sonstigen Sachverstandes\" und die entsprechenden Vorschlagsverfahren sind im Prinzip zu begrüssen. Das Problem sehe ich darin, dass subspezialisierte Fachgesellschaften ihre Vorschläge nicht koordinieren und das DIMDI nicht ausreichend abgestimmte Vorschläge erhält. Je spezialisierter eine Fachgesellschaft auftritt, desto fundierter wirken natürlich deren Vorschläge bei den Entscheidungsträgern, warum sollte ein DIMDI-Mitarbeiter fachliche Korrekturen vornehmen?

    Die Bundesärztkammer hat vor 2 Jahren eine \"Ständige Fachkommisssion DRG\" gegründet, die eigentlich eine Koordinierung vornehmen könnte. Es geht ja darum, Lösungen zu finden, die für das Gesamtsystem praktikabel und weiterführend sind. Andererseits würde ich es auch sehr begrüssen, wenn mal einige Jahre Stabilität bei den Klassifikationen einkehren würde! Ausser einem unglaublichen Aufwand (Definitionshandbücher und Grouper in 3 Versionen, 4 jährliche Bände offizieller Klassifikationsverzeichnisse)haben die neuen Kodes ja eigentlich wenig gebracht. Die medikamentenbezogenen Zusatzentgelte könnte man auch anders identifizieren als mit OPS-Schlüsseln.

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Liebe Forumsmitglieder,

    hier noch ein vieleicht nützlicher Link von der DGAI.

    Liebe Frau Murx,

    es stimmt, momentan herrscht ein gewisser \"Wildwuchs\" in der Codierung, insb. in der Intensivmedizin, da jede Fachgesellschaft oder andere Lobbys ihre Ideen zur Kodierung verwirklichen will, und das InEK erstaunlich flexibel, vielleicht aber auch etwas unkritisch die meisten Eingaben umsetzt. Dies war in der \"Lernphase\" des DRG-System auch so zu erwarten, und ist meiner Ansicht nach eher zu begrüßen, als wenn der ärztliche Sachverstand nicht gefragt würde und sich ein starres und unflexibles System etablieren würde. Daß das System momentan leicht zu beeinflussen ist, zeigt sich, neben der Intensivmedzin, auch in den ZE zur Chemotherapie. Was von all diesen Dingen in Zukunft sinnvoll ist, wird sich noch zeigen müssen. Aber, wer unzufrieden mit dem System ist, nicht soviel jammern, sondern über die Fachgesellschaften aktiv werden, man kann (noch) viel bewegen.

    Ansonsten kann man den \"Systembruch\" weg von (Neben-)Diagnosen, hin zu Prozeduren nur begrüßen, da diese ja meist hohe Kosten verursachen. Das DRG-System wird damit zunehmend zum PRG-System.

    Vielleicht kann die gmds wirklich Ordnung in das Sytem bringen, aber auch sie braucht Unterstützung und Daten von den Fachgesellschaften, da sie für die einzelnen Fächer (welche zum Bsp. Intensivmedizin betreiben, und hier auch unterschiedliche Intressen vertreten) nicht den geforderten \"ärztlichen Sachverstand\" besitzt.

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Hallo Forum,
    ich trau mich ja gar nicht zu fragen, doch gibt\'s den Experten, der mir mal erklären kann, wie ein Fall zu kodieren ist, der:
    zunächst 3 Tage auf einer \"Chirurgischen Intensivstation\" lag,
    dann 10 Tage auf \"Normalstation\" und
    dann 3 Tage auf einer \"Internistischen Intensivstation\"?

    Entsprechend der Anleitung der DGAI (Zitat: \"Wiederaufnahme: Bei Wiederaufnahme wird nach gleichem Verfahren vorgegangen. Die Scores aller ITS-Aufenthalte während eines Krankenhausaufenthaltes werden kumuliert zu einem Gesamtwert.\") dürfte der OPS für die Summe der Scores nur am Ende des gesamten Krankenhausaufenthaltes dokumentiert werden.
    Wer kodiert dann diesen OPS? Immer die entlassende Fachrichtung?
    D.h. die Aufwände könnten im Nachgang über den OPS nicht je Fachrichtung betrachtet werden.

    [arial]
    Mit freundlichen Grüßen
    von der Waterkant[/arial]

    [verdana][c=blue]Ulrich Schmidt[/c][/verdana]

  • Zitat

    ...dürfte der OPS für die Summe der Scores nur am Ende des gesamten Krankenhausaufenthaltes dokumentiert werden.

    So ist es ! Zum Entlasszeitpunkt muss der OPS-kode für die Gesamtpunktzahl kodiert werden. Ist wie mit vielen anderen Kodes auch: Blutpräparate, Chemotherapeutika, Beatmungsstunden etc.

    Wer diese Kodes kodiert wird von Haus zu Haus unterschiedlich sein. Wir beabsichtigen, die Gesamtsumme über das MedizinControlling berechnen zu lassen, dies spart uns dann ein paar Kontrollschritte (die wir sonst durchführen müßten).

    Um den Aufwand je Fachrichtung zu betrachten, müssten Sie außerhalb der abrechnungsrelevanten EDV-Dokumentation parallel \"Buch führen\".

    Mit freundlichen Grüßen

    C. Hirschberg

  • Hallo Forum, Hallo Herr Hirschberg,

    ich habe folgendes Problem. Bei uns in der Klinik gibt es eine Intensivstation der Anästhesie und ein Wachstation der Chirurgie.
    Das die ITS Scoren muss ist klar, die Frage ist ob auch die Wachstation scoren muss Patientenweg: OP --> Wachstation --> ITS :sterne: ??


    Vielen Dank

    H. Leesch

  • Hallo,

    falls Ihre Wachstation auch eine Intensivstation ist, und die Strukturkriterien des OPS-Kodes erfüllt, müßte auch dort gescored werden... :hasi:

    Ihre Wachstation wird aber vermutlich keine Intensivstation sein, oder :d_neinnein: ?

    mfG

    C. Hirschberg

  • Schönen guten Tag Herr Leesch!

    Der begriff \"Wachstation\" impliziert bei mir erst einmal, dass das folgende Exklusivum zum Tragen kommt:

    Zitat


    8-980 Intensivmedizinische Komplexbehandlung (Basisprozedur)
    Exkl.
    : Intensivüberwachung ohne akute Behandlung lebenswichtiger Organsysteme oder kurzfristige (< 24 Stunden) Intensivbehandlung, Kurzfristige (< 24 Stunden) Stabilisierung von Patienten nach operativen Eingriffen

    Wenn aber Ihre Wachstation die Patienten auf die Intensiv weiter verlegt, dann sollte hier möglicherweise der Aufnahmescore durchgeführt werden und diese Zeit auch bei der Kodierung Intensivbehandlung einschließlich des Scorings berücksichtigt werden.

    Schönen Tag noch,