Osteoporose mit oder ohne pathologische Fraktur

  • Sehr geehrte Forumteilnehmer,

    ich bin mir immer nicht ganz hundertprozentig sicher wann man eine Osteoporose mit und wann ohne pathologische Fraktur kodiert.
    Mal angenommen ein Patient hat eine Osteoporose, die medikamentös behandelt wird. Vor ca. 1-2 Jahren hatte er aufgrund der Osteoporose eine pathologische Wirbelfraktur. Wie sieht es aus, wenn der Patient aufgrund der Fraktur noch medikaments behandelt wird und wie in dem Fall, dass aufgrund der pathologischen Fraktur kein Ressourcenverbrauch besteht?? Codiere ich im ersten Fall die Osteoporose mit Fraktur und im zweiten Fall die Osteoporose ohne Fraktur? :a_augenruppel:

    Ich hoffe Sie können mir weiter helfen!!
    Vielen Dank!

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

  • Hallo Simone F.,

    wir codieren hier sehr pragmatisch. Osteoporose mit pathologischer Fraktur: Patient mit aktueller Fraktur oder noch akute Beschwerden aufgrund der Fraktur z.B. konservative Therapie zur SChmerztherapie oder Kypho-/Vertebroplastie.
    Bei alleinigen Vorliegen alter osteoporotischer Frakturen (anamnestisch) und medikamentöser Therapie der Osteoporose codieren wir die Osteoporose ohne pathologische Fraktur, da diese ja nur bekannt aber im eigenen Sinne nicht behandelt wird. Hier wird ja medikamentös mehr eine Frakturprophylaxe betrieben.

    Gruss

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo Simone, hallo Herr Schemmann,

    sehe ich anders: Die unterschiedlichen Diagnsecodes für O. mit oder ohne Fraktur beziehen sich m.E. darauf, ob es im Verlauf der Erkrankung bisher zu einer Fraktur gekommen ist oder nicht - denn das macht ja unstreitig einen deutlichen Unterschied im Behandlungsaufwand (z.B. unterschiedliche Grenzwerte zum Einsatz von Bisphosphonaten - und mit den demnächst erscheinenden 2006er Leitlinien wirds noch viel komplizierter). Wie alt die Fraktur ist, ist demnach für den Code wurscht, hauuptsache, sie ist osteoporotisch bedingt.

    Behandeln Sie hingegen aktuell die Fraktur (OP, Kyphoplastie, Vertebroplastie,Schmerztherapie,...), ist die Fraktur die Hauptdiagnose und die Osteoporose (natürlich mit Fraktur) die ND. Ich würde das analog zu der hier schon mehrfach diskutierten Frage \"Knochenmetastase/Grunderkrankung\" sehen, die in DKR 0201e geregelt ist (hier muss man wohl mit Analogieschlüssen arbeiten, da das Wort \"Osteoporose\" in den gesamten DKR kein einziges mal vorkommt):

    - Aufnahme nur zur Metastasentherapie, keine Behandlung er Grunderkrankung: HD Metastase (das wird allerdings bei der Osteoporose so nicht vorkommen, ein Bisphosphonat werden Sie ja sicher geben)
    - Erfolgt die Aufnahme des Patienten sowohl zur Behandlung des Primärtumors als auch der Metastasen, ist gemäß DKR D002 Hauptdiagnose (Seite 4) (zwei Diagnosen erfüllen gleichzeitig das Kriterium der Hauptdiagnose) diejenige Diagnose als Hauptdiagnose auszuwählen, die die meisten Ressourcen verbraucht hat. (wörtliches Zitat)
    Bezogen auf unsere Situation \"Osteoporose/Fraktur\" würde das also bedeuten: Hauptdiagnose nach Ressourcenverbrauch auswählen (Fraktur oder Osteoporose, in der Regel wird die TEP mehr kosten als das Fosamax).

    Damit sollte also klar sein, dass die Unterscheidung \"mit/ohne Fraktur\" nichts mit aktueller Frakturbehandlung zu tun haben kann, sondern sich genauso auf abgelaufene Frakturen bezieht - oder denke ich da zu kompliziert? :jaybee:

    hochneblige Gruesse (ich will das Wochenendwetter wieder...)

    MDK-Opfer

  • Hallo MDK-Opfer,

    vielen Dank für Ihre Mühe.
    Aber, ich will ehrlich sein, ich verstehe Ihre Argumentation irgendwie nicht! Wenn die Behandlung einer pathologischen Fraktur bei Osteoporose im Vordergrund steht codiert man doch trotzdem die M80.8- mit Angabe der entsprechenden Lokalisation. Man kann doch gar nicht die Fraktur als HD und die Osteoporose als ND kodieren, da sie nicht zu trennen sind.
    Oder meinten Sie ggf. ein S-Code für eine traumatische Fraktur?
    Das wäre dann aber nicht meine Fragestellung gewesen.
    Oder habe ich Sie falsch verstanden? :a_augenruppel:

    Ich will das Wochenendwetter auch wieder haben!!!!!!

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

  • Hallo Simone,

    sorry, hab heute morgen beim Aufstehen vergessen, die Tomaten von den Augen zu nehmen: Natürlich hab ich was entscheidendes übersehen, nämlich die Exklusiva des Kapitels 19... :rotwerd:

    Ok, wieder was gelernt: S-Code is nich. Dann bezieht sich der Unterschied im ICD also evtl. tatsächlich auf das Vorliegen einer *frischen* Fraktur (obwohl das alles andere als eindeutig erscheint - ein passendes Sätzchen in den DKR fände ich irgendwie hilfreich).

    Wenn Sie nun also recht haben und wir die Osteoporose mit Fraktur nur dann kodieren können, wenn hauptsächlich die Fraktur therapiert wird - wie können wir dann den Unterschied zwischen der reinen \"meßwert-Osteoporose\" und der klinisch relevanten mit Frakturen, Mobilitätseinschränkung, erhöhtem Medikamentenbedarf u.s.w. abbilden? Gar nicht?

    etwas ratlos (aber sich über die doch noch erschienene Sonne freuend)

    MDK-Opfer

  • Hallo MDK-Opfer,

    ich weiss ja auch nicht ob ich Recht habe!!! War ja auch meine Frage, ob nur bei aktuellem Ressourcenverbrauch die Codierung der pathologischen Fraktur gerechtfertigt ist. Oder ob eine Osteoporose mit pathologischer Fraktur auch dann kodiert werden darf wenn eine Fraktur irgendwann mal vorlag, therapiert wurde, aber die Fraktur aktuell keinen Ressourcenverbrauch mehr verursacht. :sterne:

    Vielleicht gibt es ja noch andere Meinungen im Forum?????

    Hier scheint leider keine :sonne:

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

  • Hallo Simone,


    Zitat


    Original von Simone F:

    War ja auch meine Frage, ob nur bei aktuellem Ressourcenverbrauch die Codierung der pathologischen Fraktur gerechtfertigt ist. Oder ob eine Osteoporose mit pathologischer Fraktur auch dann kodiert werden darf wenn eine Fraktur irgendwann mal vorlag, therapiert wurde, aber die Fraktur aktuell keinen Ressourcenverbrauch mehr verursacht.

    Wieso wollen Sie eine Fraktur verschlüsseln, die keinen Ressourcenverbrauch mehr verursacht? Das würde doch dem Grundsatz der DKR völlig widersprechen.

    Daher ist m.E. \"nur\" die aktuelle Fraktur, die einen entsprechenden Ressourcenverbrauch verursacht, für die Kodierung heranzuziehen. Wenn Sie dann unbedingt eine alte Fraktur kodieren wollen, um zu dokumentieren, dass mal eine Fraktur vorgelegen hat, dann bleiben immer noch die Codes aus Z80-Z99 (hier z.B. Z87.3).

    MFG

    Mr. Freundlich

  • Hallo Mr. Freundlich,

    vielen Dank für Ihre Antwort. Genauso hatte ich mir das ja auch schon gedacht, war mir aber nicht hundertprozentig sicher.
    ...und so lernt man immer wieder was dazu! Schön, dass man im Forum auch mal blöde Fragen stellen kann und kompetente Antworten bekommt!!

    Ein wunderschönes Wochenende wünscht Simone. :sonne:

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

  • Guten Tag,

    ich bin neu hier im Forum und bin leider auch nicht unter Zuhilfenahme der Suchfunktion weitergekommen. Ich habe eine Frage zur Handhabung folgenden Falles.

    Wir führen bei Patienten mit Wirbelkörperkompressionsfrakturen in Abhängigkeit der Indikation eine Kyphoplastie – auch mehrsegmental - durch. In der Regel werden diese Fälle von der KK (und ggf. MDK) nicht weiter angezweifelt. Seit diesem Jahr werden vor allem zweisegmentale Kyphoplastien beanstandet. Hintergrund könnte die verbesserte Abbildung dieser Fälle sein. Dabei geht aus dem OP-Bericht nicht immer klar hervor, dass der zusätzlich versorgte Wirbelkörper auch tatsächlich aufgerichtet wurde, sondern eher präventiv versorgt wurde. Grund ist die ausgeprägte Osteoporose, welche auch dokumentiert ist, sowie die Erfahrung einer weiteren Sinterung des noch nicht gebrochenen Wirbelkörpers. Die Versorgung des zweiten Wirbels erfolgt mit dem gleichen System in derselben Sitzung und verschlingt dementsprechend gleiche/ ähnliche Ressourcen. Auch die Literatur bestätigt unseren Operateur in einer sogenannten prophylaktischen Behandlung von fraktur-gefährdeten Wirbelkörpern (vgl. Tohmeh et al. (1999) und u.a. Liebermann et al. (2003).
    Uns werden jetzt jedoch genau diese Fälle streitig gemacht bzw. der zusätzlich versorgte Wirbelkörper aberkannt.

    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und wie handhaben sie diese? Wir könnten wir hier ggf. argumentieren?

    Danke & Gruß
    P. A. Reichelt