Lungenödem unter tachycardem VHF

  • Hallo allerseits,

    ich mache noch einmal den Versuch einer Abgrenzung:

    Beim Herzinfarkt wie auch bei einer Lungenembolie handelt es sich um eigenständige, akute Erkrankungszustände. Diese sind irreversibel - das infarzierte Gewebe etwa wird nach einer Bypassoperation nicht wieder durchblutet. Es besteht hier nicht eine Beziehung \"Erkrankung - Symptom\", sondern \"Ätiologie - Komplizierende Folgeerkrankung\".

    Die beschriebene akute Herzrhythmusstörung dagegen hat unmittelbar eine (funktionale) Verschlechterung der Herzleistung zur Folge, was sich als akute Herzinsuffizienz äußert. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Rhythmusstörung. Wird diese behandelt, kann sich auch die Herzleistung wieder normalisieren (sollte diese Darstellung fachlich nicht korrekt sein, bitte ich um entsprechende Korrektur!).

    Daher komme ich zu der Einschätzung, dass in der geschilderten Situation die Herzinsuffizienz Ausdruck der zugrundeliegenden Störung Rhythmusstörung ist, zumal diese ja wohl auch primär behandelt wurde:

    Zitat

    Auf Metoprolol und Digoxin i.v. in der Akutsituation nur unzureichende Frequenzkontrolle, erst nach Gabe von Cordarex Rückgang der Herzfrequenz

    Ich kann mich aber auch mit einer Auswahl der Hauptdiagnose gemäß des Passus \"Zwei oder mehr Diagnosen, die gleichermaßen der Definition der Hauptdiagnose entsprechen\" aus DKR D002d anfreunden...

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Guten Morgen alle miteinander,

    im konkreten Fall schließe ich mich der letzten Darstellung von Herrn Hollerbach an. Besonders richtungweisend war für mich in der Darstellung von Herrn Kunze die Beschreibung der Akutsituation, wo wohl primär der Rhythmus stabilisiert werden sollte oder wurde. Das Lungenödem wurde mitbehandelt.
    Natürlich ist das Lungenödem Ausdruck einer \"Herzinsuffizienz\", aber auf der Basis des VHF, ohne insuffiziente Pumpleistung des Herzens kein Lungenödem.
    Ich würde VHF als HD, Herzinsuff. als ND kodieren.
    Schwieriger ist die Frage ob alledem- also auch dem VHF nicht eine länger bestehende \"chronische\" Herzinsuffizienz bei KHK?, Klappenfehler?, Kardiomyopathiepathie? etc. zu Grunde liegt?
    Also ein bekannter herzinsuffizienter Pat. mit Lungenödem und VHF kommt quasi mit Exazerbation der Herzinsuffizienz (Bsp. Zunahme der Mitralinsuffizient plus VHF als Ursachen des Lungenödems). Hier sollte man nach dem Prinzip 2 HD (MI oder VHF) entscheiden.
    All diese Fälle werden immer wieder Anlass zu Diskussionen mit dem MDK sein, je nach dem welche Variante kostengünstiger ist.
    Aber insgesamt kann ich Herrn Schaffert nur zustimmen, irgendwo muss die Grenze der Kausalität sein, ansonsten benötigen wir bundesweit nur noch eine DRG- die Geburt.

    Mfg

    Uwe Neiser


  • Guten Morgen Herr Hollerbach

    Wenn ich Sie richtig verstehe schließen Sie die Möglichkeit als HD die I50.14 zu nehmen laut der DKR D002d nicht mehr aus.
    Ich denke wir brauchen für bestimmte Kodierungen endlich genaue Vorgaben und keine \"auslegbaren Kodierrichtlinien\".
    Aber ich gebe die Hoffnung für 2007 nicht auf.

    Mit freundlichen Grüßen
    Attila

  • Hallo an alle Forumteilnehmer,
    bin ganz sprachlos, was dies für eine Diskussion ausgelöst hat. Ich denke mittlerweile auch, es sind zwei gleichwertge Diagnosen und der Oberarzt soll die Entscheidung treffen.

    Viele Grüße
    M. Kunze

  • Hallo Attila,

    Zitat

    Ich denke wir brauchen für bestimmte Kodierungen endlich genaue Vorgaben und keine \"auslegbaren Kodierrichtlinien\".
    Aber ich gebe die Hoffnung für 2007 nicht auf.

    Herr Zaiß (gewissermaßen der \"Vater\" der DKR) hat in einem Vortrag auf der letzten KIS-Tagung eindeutig klargestellt, dass diese Hoffnung unbegründet ist: an den DKR werden zukünftig allenfalls noch Kleinigkeiten (wie z.B. sprachliche Ungenauigkeiten etc.) geändert.

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Guten Morgen Herr Hollerbach,

    Solche Aussagen sind in meinen Augen ein Witz. Ich erlebe oder ich glaube wir erleben jeden TAG genau das Gegenteil. Vielleicht sollte der Herr Zaiß mal Mitglied bei my DRG werden.

    Gruß Attila

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Kunze:
    Was ist hier nun HD? Das VHF, die Herzinsuffizeinz oder das Lungenödem?

    Hallo,

    das Lungenödem wird nebem der Herzisuffizienz nicht extra kodiert.

    0902a Akutes Lungenödem
    Wenn ein „akutes Lungenödem†diagnostiziert wird, ist nach der zugrunde liegenden Ursache zu kodieren. Zum Beispiel ist ein akutes kardiales Lungenödem mit I50.14 Linksherzinsuffizienz mit Beschwerden in Ruhe
    zu verschlüsseln.
    S.a. die Hinweise und Exklusiva zu J81 Akutes Lungenödem in der ICD-10-GM.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Herr Selter,
    bleibt aber immer noch die Frage: TAA oder Herzinsuff.? Henne oder Ei? Meinem geringgradigen kardiologischen Verständnis zufolge kann die TAA ein Symptom, aber auch die Ursache der Herzinsuff. sein...

    Viele Grüße
    P. Dietz

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    somit gibt es nur noch die Diskussion um 2 Kodes.

    Das führende Problem wird hier zur Hauptdiagnose. Die Diskussion, wie denn mit Ursache und Wirkung (Ätiologie und Manifestation) kodiertechnisch umgegangen werden soll, wurde mit den DKR 06 um einen Aspekt erweitert:
    D012e
    (...)
    Diese Reihenfolge für die Ätiologie-/Manifestationsverschlüsselung gilt nur für das Kreuz-/Stern-System. Die Hauptdiagnosenregelung der DKR D002 erfährt somit außerhalb der Kreuz-/Stern-Systematik in Bezug auf die Reihenfolge von Ätiologie-/Manifestationskodes keine Einschränkung.

    War die Herzinsuffizienz Hauptproblem, wird diese HD. War es das VHF, dann dieses. Kann nicht unterschieden werden, gilt der Passus \"Mehrere Diagnosen entsprechen der HD-Definition\" der D002d.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von mhollerbach:
    Herr Zaiß (gewissermaßen der \"Vater\" der DKR) hat in einem Vortrag auf der letzten KIS-Tagung eindeutig klargestellt, dass diese Hoffnung unbegründet ist: an den DKR werden zukünftig allenfalls noch Kleinigkeiten (wie z.B. sprachliche Ungenauigkeiten etc.) geändert.

    Hallo Markus,

    diese Aussage steht im Widerspruch zur Ansage des InEK (finde den Artikel allerdings nicht), dass bisher die Verschlankung der DKR im Vordergrund standen, die Änderungen für 2007 aber auf die Unklarheiten abzielen sollen.
    Ich warte da mal ganz entspannt ab....