Abgebrochene Prozedur

  • Liebes Forum,

    in unserem Hause werden PTCAs an den Extremitätenarterien nicht kodiert, wenn zwar versucht wurde, den Führungsdraht vorzuschieben, aber letztlich es nicht gelang, ihn durch die Stenose hindurchzuführen, so dass man das Set des Ballonkatheters gar nicht erst benutzt hat.

    Nun stellt sich nach Rücksprache mit den Kardiologen die Frage, wann diese Prozedur bereits soweit als solche durchgeführt zu kodieren, aber als abgebrochene zu bezeichnen ist. Hier hat man keine Frage dazu - sei zu kodieren als abgebrochene Prozedur.

    Man hat ja nicht unerheblichen Aufwand und auch Materialverbrauch; oft werden verschiedene Führungsdrähte verbraucht, bis man den Versuch aufgibt, in die Stenose den Ballonkatheter einführen zu können.
    Somit grenzt sich das Vorgehen klar von einer einfachen Arteriographie ab.

    Gibt es hierzu Erfahrungen oder Stellungnahmen, wie es anderswo gehandhabt wird ?
    Wir sind verunsichert und es geht ja auch um nicht unerhebliche Erlösdifferenzen

    Viele Grüße
    _Medcon_

  • Hallo _Medcon_,

    wenn man sich an den DKR orientiert (P004a), so steht man zwischen der Entscheidung für den Code der vollendeten Teilprozedur (in diesem Falle der Arteriographie) und dem Code der unvollendeten Prozedur (also der PTCA), ergänzt um die 5-995 für den Abbruch. Meiner Meinung nach ist die Kodierung der PTCA in dem Moment gerechtfertigt, wo bereits Material verbraucht wird, welches eindeutig der PTCA zuzurechnen ist.

    Mit freundlichem Gruß!

    Dr. Lars Nagel
    Leiter Medizincontrolling
    Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg
    [Groß-Umstadt | Seeheim-Jugenheim]

  • Hallo,

    das kann man durchaus kontrovers diskutieren und wird letztendlich (leider) nicht zu einer definitiven oder gar allgemeingültigen Klärung kommen.

    Um einmal eine Gegenposition zu Herrn Nagel darzustellen:
    Zwar sind ein paar Drähte verbraucht, die typischen eingriffspezifischen Komplikationen, die eine Dilatation nach sich gezogen hätte, sind aber (trotz des \"Herumbohrens\" mit dem Draht) noch nicht in Kauf genommen worden. Auch ist hier das (teurere) Set mit dem Ballon noch zu. Insofern handelt es sich hier nach dieser Meinung nicht um einen entsprechenden (durch das Öffnen des Drahtes ja nach Ihrer Ansicht vorliegenden) Ressourcenverbrauch, der eine Kodierung der PTCA als abgebrochen rechtfertigen würde. Dann bliebe nur die Angio als Teilleistung.

    Interessant ist dann natürlich, wo man in diesem Beispiel die Grenze ziehen will:
    Aufklärung zur PTCA - Vorbereitung des Pat. - Öffnen des Sets (je nach Typ) - Einbringen des Führungsdrahtes - Öffnen des Sets Ballon - Einbringen des Ballons in den Patienten - in die Stenose - Dilatation...
    Feinabstufungen sind hier natürlich möglich...

    Angeregte Diskussion, J.Helling

  • Guten Morgen Herr Helling,

    Zitat


    Original von JanH:
    das kann man durchaus kontrovers diskutieren und wird letztendlich (leider) nicht zu einer definitiven oder gar allgemeingültigen Klärung kommen.


    Da stimme ich Ihnen zu :p

    Zitat


    Zwar sind ein paar Drähte verbraucht, die typischen eingriffspezifischen Komplikationen, die eine Dilatation nach sich gezogen hätte, sind aber (trotz des \"Herumbohrens\" mit dem Draht) noch nicht in Kauf genommen worden. Auch ist hier das (teurere) Set mit dem Ballon noch zu. Insofern handelt es sich hier nach dieser Meinung nicht um einen entsprechenden (durch das Öffnen des Drahtes ja nach Ihrer Ansicht vorliegenden) Ressourcenverbrauch, der eine Kodierung der PTCA als abgebrochen rechtfertigen würde. Dann bliebe nur die Angio als Teilleistung.


    Da stimme ich Ihnen nicht zu :d_niemals:

    Vom Ablauf ist zum diskutierten Zeitpunkt die Arteriographie beendet und als Ergebnis der Entschluß zur Dilatation gefasst worden. Diese Leistung wird dann begonnen durch Einführen des Führungsdrahtes und kann ab diesem Moment codiert werden.

    Viele Grüße aus Melle
    Dr. Th. Wagner 8)
    Facharzt für Chirurgie
    Leiter Medizincontrolling
    christl. Klinikum Melle

  • Guten Morgen,

    vielen Dank für die ersten Antworten.

    Ich rate auch zur Kodierung der unvollendeten Prozedur :d_gutefrage: - es steht bereits der Entschluss zur PTA nach Diagnostik und häufig Gefäßkonferenz, Aufklärung und Vorbereitung.

    Die PTA wird eindeutig begonnen, Führungsdrähte würden nicht bei einer Arteriographie verwendet und eine diagnostische Darstellung der Gefäße ist nicht das Ziel, sondern eine Darstellung zur therapeutischen Intervention.
    Man hat einen deutlich höheren Zeitaufwand, Risiko und Materialverbrauch - meines Erachtens somit passend mit dem Zusatzcode zu kodieren:

    [c=blue]8-836.0c Therapeutische Katheterisierung und Kanüleneinlage in Gefäße: Perkutan-transluminale Gefäßintervention: Angioplastie (Ballon): Gefäße Unterschenkel +
    5-995 vorzeitiger Abbruch einer Operation, Eingriff nicht komplett durchgeführt,[/code]

    Mal umgekehrt - welches Argument spricht überzeugend dagegen - außer, dass es für die Kostenträger \"günstiger\" würde ? :d_pfeid:
    Wie machen dies denn andere Forumsteilnehmer in der Praxis ? :d_gutefrage:
    Richtig eindeutig scheint es nicht gesehen zu werden - oder ? :a_augenruppel:

    Viele Grüße
    _Medcon_

  • Liebes Forum,

    ich muss mich hier nochmal korrigieren :rotwerd: :
    Ein Führungsdraht wird ja durchaus bei der Arteriographie verwendet, aber eben nur ein Standarddraht.

    Bei der PTA wählt man mitunter mehrere verschiedene Drähte, um mit einem festeren Draht den Verschluss doch noch zu überwinden, wenn es primär nicht gelingt - bis man letztlich aufgibt, also die Prozedur abbricht.

    Unseren Radiologen kann man doch in solchen Fällen guten Gewissens raten, die wie oben beschriebene Kodierung mit der PTA + Zusatzcode für den Abbruch vorzunehmen.

    Gibt es noch überzeugende Gegenargumente ?

    Einen sonnigen Tag :sonne:
    _Medcon_

  • Hallo liebes Forum,

    möchte dieses Thema noch mal wiederbeleben....

    Wenn beim Patienten lediglich die Punktion für die Arteriographie bereits durchgeführt wurde, dann aber wegen mangelnder Compliance des Patienten abgebrochen wurde, was kodiere ich dann?

    Die OPS für die geplante Arteriographie und die 5-995 oder die PAVK und die Z53???


    Hoffe wie immer auf schnelle Hilfe.

    Vielen Dank und viele Grüße
    Mücke

  • Hallo Forum,

    ich habe leider keine Antwort, vielmehr selbst eine Frage:

    Kann man eine 8-836.7b Lyse der Oberschenkelgefäße + 5995 Abbruch kodieren, wenn ein Katheter gelegt wurde, die Sondierung des verschlossenen Gefäßes trotz halbstündigen chefärztlichen Probierens aber nicht gelingt und schließlich \"nur\" eine Angiographie über diesen Katheter gemacht wird?

    Unsere Radiologie reklamiert hier einen deutlichen Mehraufwand (Zeit, Personal, Material) gegenüber einer direkt ausgeführten Angiographie.

    Vielen Dank vorab!

    Artur Speck

  • Hallo Herr Speck,

    also bei der Lyse wäre ich sehr zurückhaltend, schliesslich ist keine selektive Gabe eines Thrombolytikum (gemäß ihrer Fallbeschreibung) appliziert worden, daher würde ich eher zur Angio 3-605/3-607 + 5-995 tendieren.

    Klar hatte der Radiologe einen Mehraufwand, aber darum ist das G-DRG-System ja auch eine Mischkalkulation und keine Abrechnung von Einzelleistungen.

    Viele Grüße

    Jannis