MDK Gutachten - Meinungen erbeten

  • Hallo Forum,

    ich stelle mal den Text eines MDK Gutachtens ein, und bitte um Meinungen.

    Zum Fall:
    Jahr 2005
    Pat. mit Prostata Ca kommt zur Prostatektomie. Bei Blasenentleerungsstörung mit DK versorgt. VST wurde ein HWI mit Staphylokokkus epidermidis festgestellt. Die Therapie wurde ambulant eingeleitet und während des Aufenthaltes fortgesetzt.

    Kodierung von uns:
    HD C61
    ND N39.0 und B95.7
    Prozedur 5-604.02

    DRG M01A.

    Unterlagen sind an den MDK gegangen (Arztbrief, OP Bericht, Urikult, Therapieplan).

    Nun Das Gutachten (FA für Urologie):

    \"Die Hauptdiagnose sowie die Prozeduren wurden zutreffend kodiert. Bei einer Versorgung mit einem Verweilkatheter kommt es obligat zu einer Bakterienbesiedlung dieses Fremdkörpers in Harnröhre und Harnblase. Die zutreffende Kodierung für diese Bakterienbesiedlung ist der Diagnosekode R82.9, sonstige und nicht näher bezeichnete abnorme Urinbefunde und nicht N39.0 Harnwegsinfekt nicht näher bezeichnet. Gemäß den Deutschen Kodierregeln ist so spezifisch wie möglich zu kodieren, N39.0 ist wesentlich unspezifischer.

    Die Bakterien sind nicht die Ursache sondern eine Folge der Erkrankung, somit ist B95.7 ebenfalls medizinisch nicht sachgerecht. Zutreffend zu kodieren ist Z97.8, Vorhandensein sonstiger näher bezeichneter medizinischer Geräte oder Hilfsmittel.

    Durch die Korrektur der Nebendiagnosen ergibt sich als zutreffende DRG die M01B.\"

    Für alle Antworten schon mal Danke!

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

  • Schönen guten Tag,

    keine Frage, dass N39.0 unspezifisch ist, deshalb sind wir ja in letzter Zeit zunehmend davon abgekommen ;)

    R82.9 als spezifischer zu bezeichnen, ist allerdings dreist!

    Ob die Bakterien Ursache oder Folge sind, sein einmal dahingestellt. Tatsache ist, dass die Bakterien nachgewiesen wurden und einen therapeutischen Aufwand verursachten.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Guten Tag,
    aus meiner Erfahrung ein alltägliches und häufiges Problem.
    Für die Kodierung der N39.0 müssen Sie im Bedarfsfall vor dem SG nachweisen, dass es eben keine bakterielle Besiedlung, sondern ein Infekt war.
    Die Urologen sind nach meinen Erfahrungen alle im Wesentlichen auf derselben Wellenlänge (ob im MDK oder ausserhalb) Und vom SG wird ein Urologe als Gutachter beauftragt werden.

    Schön wäre es, wenn Sie noch eine wie auch immer geartete Symptomatik dazu hätten (Dysurie, Algurie, Pollakisurie), um gg. einen spezifischeren HWI zu kodieren.

    Im Fall der bakteriellen Besiedlung bräuchten Sie dann noch eine Begründung für die Therapie derselben. Auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Therapierelevanz einer asymptomatischen Besiedlung negiert und damit der Kode gestrichen wird. Und wenn man sich dann dagegen wehrt und was von Therapiefreiheit in die Diskussion einwirft kommt als Gegenargument der FA-Standard. Und den geben die Urologen vor. Effekt: s.o.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo,

    @Herrn Horndasch:

    ist denn die Infektsanierung vor geplanter RPE nicht ausreichend? Auch wenn der Infekt asymptomatisch war (was ich bisher noch nicht bestätigen kann) ist doch die Sanierung desselben zwingend notwendig gewesen. Läge sonst nicht ein Behandlungsfehler vor?

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

  • Hallio Papiertiger,

    wurde der DK während des stationären Aufenthaltes gelegt (das konnt ich Ihrem Post nicht sicher entnehmen)? Dann kodieren wir die Z46.6 und nicht Z97.8.

    Der übrigen Argumentation des MdK kann ich nicht so recht folgen. Für die Kodierung ist es meines Erachtens unerheblich, ob der Keim Ursache oder Folge ist; er wurde bestimmt und er wurde behandelt, also wird er kodiert.

    Die N39.0 halte ich für korrekt. Man könnte ja noch mit der T83.5 spezifizieren.

    Die geforderte Kodierung des MdK hätte ich schon zu Krankenkassenzeiten als fragwürdig empfunden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Claudia Mertens

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,


    Zitat


    Nun Das Gutachten (FA für Urologie):

    \" Die zutreffende Kodierung für diese Bakterienbesiedlung ist der Diagnosekode R82.9, sonstige und nicht näher bezeichnete abnorme Urinbefunde und nicht N39.0 Harnwegsinfekt nicht näher bezeichnet. Gemäß den Deutschen Kodierregeln ist so spezifisch wie möglich zu kodieren, N39.0 ist wesentlich unspezifischer.“


    Die Diagnose Harnwegsinfekt wurde gemäß Ihrer Beschreibung anhand der Symptome und durch eine
    Urinuntersuchung gestellt und behandelt.

    Der Tatbestand einer harnableitungsassoziierten Harnwegsinfektion wird überhaupt nicht besprochen und Fakten für den konkreten Einzelfall werden nicht berücksichtigt.


    Zitat

    Nun Das Gutachten (FA für Urologie):

    \" Bei einer Versorgung mit einem Verweilkatheter kommt es obligat zu einer Bakterienbesiedlung dieses Fremdkörpers in Harnröhre und Harnblase. „


    Bis zu 50% aller Patienten mit Harnwegskatheter für 5 oder mehr Tage entwickeln eine Bakterurie


    Kunin CM. Care of the urinary catheter. In: Urinary Tract Infections: Detection, Prevention and Management. 5th ed. Baltimore, Md: Williams & Wilkins; 1997:227-279.
    Stamm WE. Catheter-assosciated urinary tract infections: epidemiology, pathogenesis and prevention. Am J Med. 1991;91(suppl 3B):65S-71S.
    Warren JW. The catheter and urinary tract infection. Med Clin North Am. 1991;75:481-493.


    siehe hierzu auch:
    in der Literatur spricht man von Katheter assoziierten Infektionen und nicht von Besiedelungen

    Catheter-Associated Urinary Tract Infection CAUTI

    “Whereas CAUTls are a major reservoir of antibiotic-resistant organisms in the hospital, they are rarely symptomatic and infrequently cause bloodstream infection. Symptoms referable to the urinary tract, fever, or peripheral leukocytosis have little predictive value for the diagnosis of CAUTI”
    Although most authorities and case definitions make a distinction between symptomatic CAUTI and asymptomatic catheter-associated bacteriuria, we are unaware of prospective studies which have rigorously sought to determine the utility of signs and symptoms in the detection of CAUTI .”

    Zitat


    Original von E_Horndasch:

    Im Fall der bakteriellen Besiedlung bräuchten Sie dann noch eine Begründung für die Therapie derselben. Auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Therapierelevanz einer asymptomatischen Besiedlung negiert und damit der Kode gestrichen wird.

    “We hypothesize that the asymptomatic nature of most patients\' CAUTIs derives from 2 physiologic factors. First, the presence of a catheter in the urethra prevents continuous exposure of the urethral mucosa to large numbers of organisms in infected urine, implicitly preventing infectious urethritis, which produces dysuria and urgency in infected noncatheterized patients. Second, a patent urinary catheter ensures that the urinary tract is continuously decompressed, preventing urgency and frequency associated with distension of an inflamed bladder, as well as vesicoureteral reflux. In support of this hypothesis, it is universally recognized that urinary tract obstruction rapidly converts silent bacteriuria to symptomatic urosepsis, which, if unrelieved, culminates in bacteremia and septic shock. Harding et al reported that of 27 catheterized patients with asymptomatic CAUTI, 7 (26%) subsequently developed symptoms referable to the urinary tract only after catheter removal.”


    Catheter-Associated Urinary Tract Infection Is Rarely Symptomatic
    A Prospective Study of 1497 Catheterized Patients
    Paul A. Tambyah, MBBS; Dennis G. Maki, MD
    Arch Intern Med. 2000;160:678-682.
    http://archinte.ama-assn.org/cgi/content/full/160/5/678


    Gruß

    E Rembs

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen,

    wenn wir dann schon dabei sind:
    Infektion: Übertragung, Haftenbleiben u. Eindringen von Mikroorganismen (Viren, Bakterien,...) in einen Makroorganismus (Pflanze, Tier, Mensch) u. Vermehrung in ihm.
    1. Bildet die Voraussetzung für eine Infektionskrankheit...
    (Quelle: Psychyrembel, 260. Auflage)


    Der ICD-Kode sagt Infekt, was nach obiger Definition vorliegt.