COPD und Pneumonie

  • Liebe Forum-Gemeinde,
    in einem Buch von Aventis, Titel "Leitfaden: DRG" findet sich auf Seite 83 folgende Kasuistik:
    Anamnese: 52jähriger Patient, seit 15 Jahren chron. Bronchitis, Nikotinabusus, zunehmend häufig Exacerbationen, Luftnot, Beinödeme. Jetzt Orthopnoe, Husten+Auswurf, erhöhte Temperaturen (38,8°C).
    Diagnostik: RöThorax mit Zeichen eines Cor pulmonale, Labor, EKG, LuFu, BGA
    Verlauf: iv-antibiotische Thrapie einer Bronchopneumonie, Optimierung der antiobstr. Therapie und Therapie der Herzinsuffizienz mit Diuretikum und Digitialis (?!).
    Diagnosen:
    HD J44.0, ND J18.0, I50.0, I27.9 -> DRG E65A

    Meine Fragen betreffen die Doppelkodierung von J44.0 und J18.0:
    1. Für eine Bronchopneumonie findet sich in der Kasuistik kein überzeugender Hinweis, insofern dürfte diese auch nicht verschlüsselt werden (auch eine Infektion der unteren Atemwege bei COPD wird antibiotisch behandelt). Ist jemand anderer Meinung?
    2. Weitergehend: Eine Koinzidenz von COPD mit Infektion der unteren Atemwege in Verbindung mit einer Bronchopneumonie? Die Entzündung spielt sich in sich überschneidenden Organbereichen ab, das Beschwerdebild ähnelt sich. Auskultatorisch und radiologisch aber ist eine Differenzierung in den meisten Fällen möglich.
    Insofern wäre entweder J44.0 oder Pneumonie mit J44.8 zu kodieren.
    3. Andere Argumentation: Bei eben ähnlichem Beschwerdebild keine sichere Differenzierung möglich und somit weder sichere Bestätigung noch sicherer Ausschluß. Mit einer antibiotischen Therapie behandle ich beide Erkrankungen. Also (DKR D008b) doch beide Diagnosen kodieren?

    Viele Grüße aus Löwenstein in Wolken
    W. Stark

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Rhein-Neckar-Delta

    Dr. Wolfram Stark
    Internist / Pneumologe / Beatmungsmediziner / Kardiologe
    OA der Medizin. Klinik III
    Theresienkrankenhaus Mannheim

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag Herr Stark,

    die Kodierung entspricht der DKR 1003a Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COLD):

    "Eine infektiöse Verschlechterung der COLD ist mit J44.0 Chronische obstruktive Lungenkrankheit mit akuter Infektion der unteren Atemwege zu verschlüsseln, es sei denn, der infektiöse Zustand stellt ein eigenes Krankheitsbild dar, wie z.B. eine Pneumonie. In diesem Fall ist die Pneumonie als Nebendiagnose zu kodieren."
    In der Beschreibung des Falles hätte man natürlich die Pneumonie anhand diagnostischer Befund (z.B. Röntgen) herausstellen können (sollen).

    Mit freundlichen Grüßen


    --
    D. D. Selter
    Arzt, Med. Cont. BGU-Murnau

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Vielen Dank für Ihre Antwort
    Folgerung für Kodierleitfaden / Kodierhilfe:

    Bronchopneumonie bei infektexacerbierter COPD: HD J44.0, ND J18.0
    infektexacerbierte COPD : HD J44.0
    Pneumonie bei COPD : HD zB J13, ND J44.8

    mfg
    W. Stark

    Mit freundlichen Grüßen aus dem Rhein-Neckar-Delta

    Dr. Wolfram Stark
    Internist / Pneumologe / Beatmungsmediziner / Kardiologe
    OA der Medizin. Klinik III
    Theresienkrankenhaus Mannheim

  • Hallo....dieser Thread ist ja nun schon einige Jährchen alt.....deshalb hänge ich mich hier einfach dran.

    Darf ich denn eine Pneumonie zusammen mit der J44.0 kodieren?

    Gruss Keks :)

    Gruß Keks :)
    -------------------------------

    Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück 8o

  • Hallo Frau \"Keks\",
    als kurze Ergänzung noch...beachten Sie die HD-Definition, wenn der Pat. mit Pneumonie kommt, so wird diese zur HD und die COPD ND.
    Gruß,
    B. Schrader

  • Hallo Herr Lunge und Herr Schrader...Danke für die schnelle Antwort.

    Na das ist ja toll...letzte Woche hat sie mir der MDK rausgestrichen mit der Begründung das in der J44.0 die Pneumonie enthalten sei :devil:

    Vorschlag des MDK:Ich sollte die J44.99 nehmen...dann könnte ich die Pneumonie dazu verschlüsseln.

    Gruss Keks :)

    Gruß Keks :)
    -------------------------------

    Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück 8o

  • Hallo,
    die J44.99 ist aber total unlogisch; man soll eine COPD nicht näher bezeichnet kodieren? Warum das denn?
    Und wieso die Pneumonie in der J44.0- enthalten sein soll, verstehe ich auch nicht; es könnte doch auch eine Bronchitis sein; doch nicht jede akute Infektion der unteren Atemwege ist eine Pneumonie.
    Gruß
    B.W.

  • Hallo Frau Keks,

    Zitat

    Original von Keks:
    ..... hat sie mir der MDK rausgestrichen mit der Begründung das in der J44.0 die Pneumonie enthalten sei ......


    bitten Sie doch den MDK um Nennung der Fundstelle für diese Behauptung - Sie werden nichts mehr von ihm hören...... :d_zwinker:


    Zitat

    Original von Keks:
    Vorschlag des MDK: Ich sollte die J44.99 nehmen...dann könnte ich die Pneumonie dazu verschlüsseln.


    ich denke, Sie können die COPD mit der J44.0- mit einer Lungenfunktion belegen!? Dann ist die .00 bis .03 allemale spezifischer als die vom MDK vorgeschlagene .99 (\"FEV1 nicht näher bezeichnet\") und damit laut DKR zu kodieren.

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

  • Zitat


    Original von Keks:

    Vorschlag des MDK:Ich sollte die J44.99 nehmen...dann könnte ich die Pneumonie dazu verschlüsseln.


    ... ohne den Fall jetzt genauer zu kennen, könnte ich mir vorstellen, dass durch die o.a. Kodierung - trotz zusätzlicher Pneumonie - die vom MDK begehrte Erlösminderung als Ergebnis heraus kommt. Die J44.99 hat
    einen CCL von 0. :biggrin:
    Gruß,
    B. Schrader

  • Hallo Herr Schrader,

    Zitat

    Original von GOMER:
    Die J44.99 hat einen CCL von 0.


    stimmt! Aber unabhängig hiervon geht es vordergründig um das korrekte Kodieren. Und bei durchgeführter Lungenfunktion und damit bekannter FEV1 ist nach den DKR so spezifisch wie möglich zu kodieren. Dies sollte auch dem MDK bekannt sein - oder bekannt gemacht werden :d_zwinker:

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe