MDK-Fallprüfung TAPP Lichtenstein Longo Metallentfernung Abszesse

  • Hallo Forum,

    wir werden z. Zt. maximal mit Einzelfallprüfungen belagert :teufel:

    Ich habe den Eindruck, alles was sich im Bereich der uGvD abspielt, wird per \"Rarsterfahndung\" geprüft. v. a. von der AOK!

    Meine Frage:
    Wenn es nicht schon ambulant gemacht werden musste, wie lange werden stationäre Aufenthalte bei euch akzeptiert bei:
    Leistenhernie (Lichtenstein, TAPP, TEP), Hämorrhoiden (Milligan-Morgan, Ferguson, Longo), Analfistelspaltung oder periproktische Abszesse sowie Metallentfernungen?

    Gilt das \"MDK-Motto\"? Wer mobil ist und nur orale Schmerzmedikation benötigt, kann bei reizloser Wunde nach Hause! Verlaufsbeobachtungen auf Verdacht zählen nicht. :boese:

    Mit Dank für ein kurzes feedback :erschreck:

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Guten Morgen riol!
    Bei uns werden die von dir aufgeführten Op\'s (vorausgesetzt,es sind keine gravierenden keine Begleiterkrankungen dabei) maximal mit einem Belegtag vom MDK bzw. Kasse aktzeptiert. Sind gravierende Begleiterkrankungen mit dabei, wird meist ein längerer Aufenthalt akzeptiert. Ansonsten mit persönlichen Gesprächen mit Mitarbeitern der Krankenkassen gute Erfahrungen gemacht, beim aushandeln evtl. längerer Verweildauern.

    Gruß moda

  • Hallo riol,
    bei Überschreiten der UGV z.B. bei Arthroskopien und kleinen Füßen MDK-Prüfquoten über 50%. Nachdem wir nun 12 Fälle in kurzer Zeit gewonnen haben wird es ruhiger.
    Besonders das Suchprogramm der Gesundheitskasse ist äußerst scharf gestellt.

    Im Prinzip gilt: Keine i.v. Analgesie oder Antibiose - ab nach Hause, teilweise egal wie die Wunde dokumentiert wurde. Immobilität zählt auch nicht wirklich, die Patienten können sich ja zuhause auch ausruhen.

    Die Sachbearbeiter sind dort wesentlich aufrichtiger, mit guten Argumenten und gegenseitigem Vertrauen findet sich nahezu immer ein für beide Seiten vetretbarer Weg.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Zitat


    Original von schemmi:

    Im Prinzip gilt: Keine i.v. Analgesie oder Antibiose - ab nach Hause

    Hallo,

    bitte beachten. i.v. Analgesie per se ist kein Grund. Sie (bzw. der Patient) brauchen schon entsprechende Schmerzen (z.B. Schmerzskala-Verlauf).

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Herr Horndasch,

    dokumentierte Schmerzen in entsprechender Stärke setze ich voraus, andernfalls muß ich meine Behandlung aus ethischen Gesichtspunkten sehr stark anzweifeln.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo Hr. Schemmann,

    da haben Sie auch wieder recht. Ich wollet nur auf die Prolematik bei einer immer noch zuweilen anzutreffende Praxis der \"prophylaktischen intravenösen Analgesie\" hinweisen.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für das feedback.
    Hatte es schon so vermutet!

    Schönen Tag noch

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo Forum,

    anlässlich der letzten MDK-Prüfung noch mal eine kleine Umfrage gerade bzgl. Longo und TAPP:
    Gesetzt den Fall, der Pat. benötigt keine übermäßige Schmerztherapie, ist die stationäre Beobachtung von 2 Tagen bei solchen Eingriffen zwecks frühzeitigem Erkennen von Komplikationen (Nachblutung, Darmläsion) OBSOLET? :d_neinnein:
    Meine Frage geht insbesondere an die Mitglieder diverser chirurgischer Fachgesellschaften (DGCH, BDC, Herniengesellschaft, Proktologenvereinigung etc)! Gibt es irgendwo schriftliche Empfehlungen/Leitlinien, auf die man sich beziehen könnte?
    Und wo ist da die Grenze bei anderen Eingriffen z.B. Lap Galle oder Struma? Da geht doch auch in 95% der Fälle alles gut, oder? Müssen diese Pat. (demnächst) auch am Tag nach der OP nach Hause (wie in den USA vermutlich!)?

    Und noch eine andere Frage in diesem Zusammenhang: Ist die MDK/Kassen-Beurteilung in den einzelnen Bundesländern wirklich so extrem unterschiedlich? Wenn ich mit KollegenInnen auf Veranstaltungen (unter 4 Augen!) spreche, meine ich fast, ich lebe auf einem anderen Planeten (in Bayern :d_zwinker: ).

    Mit Dank für ein feedback

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Lieber Riol,

    so unterschiedlich wird die Welt schon nicht sein.
    Typischer Wunsch des MDK ist bei uns nördlich von Bayern für
    Lichtenstein: ambulant,
    Tapp: 1 Tag
    Hämorrhoiden: 1 Tag
    ME: ambulant
    Arthroskopie: ambulant
    Nasenseptum: 1 Tag
    Augenmuskel-Op: 1 Tag

    und zuletzt
    Kyphoplastie: 1 Tag
    Galle: 1 Tag
    LASH: 1 Tag


    Gruß

    Croc.

  • Hallo alle miteinander,

    Zitat


    Original von Crocket:

    Galle: 1 Tag
    LASH: 1 Tag

    Gruß

    Croc.


    Aus welchem Bundesland kommen Sie? In Berlin werden die LASHs immer mit zwei Tagen gebilligt und es wird sogar im Gutachten betont, dass es sich dabei \"um eine sehr frühzeitige Entlassung\" handele.

    Und auch die Gallen werden bei uns zunehmend mit zwei Tagen akzeptiert.

    Grüße,

    N.Pollack

  • Schönen guten Tag allerseits,

    ich möchte davor warnen, dies in dieser Weise hier zu diskutieren, sonst könnte der Eindruck entstehen, es gehe hier um Regelfälle.

    Erstens prüft der MDK immer eine gewisse Auswahl, wo Nebendiagnosen oder sonstige Begleitumstände oft keine Rolle spielen. Aber nicht alles, was im Einzelfall und bei geeigneten Patienten geht, muss gleich der Gold-Standard für alle werden.

    Zweitens prüft der MDK die Dokumentation. Es ist leider nach wie vor sehr häufig so, dass nicht alles, was für die Begründung der Notwendigkeit der stationären Behandlung vorgelegen hat, auch nachvollziehbar dokumentiert ist (Beispiel Schmerzen).

    Drittens trägt nicht der MDK, sondern der Patient und der behandelnde Arzt das Risiko. Wir operieren bei der Galle in der Nähe der Leber und sowohl bei Galle als auch bei Leistenhernien in der Nähe wichtiger und teilweise goßer Gefäßstrukturen. Eine Verletzung oder Einengung des DHC oder eine durch Koagulation angegriffene Gefäßwand macht sich nicht immer sofort bemerkbar.

    Viertens habe ich oft genug \"ambulant\" operierte Patienten nachts in der Krankenhausambulanz gesehen und stationär aufnehmen müssen, weil sie es vor Schmerzen zu Hause nicht mehr ausgehalten haben oder sonstige Komplikationen aufgetreten sind. Und die 24-h Verfügbarkeit des ambulanten Operateurs ist außerhalb des Krankenhauses auch oft nur ein Märchen.

    Und nicht zuletzt fünftens muss man auch einmal sehen, wo wir herkommen. Als ich mit der Chirurgie angefangen habe war die offene Galle die Regel und die Patienten gingen vielleicht nach 2 Wochen nach Hause. Irgenwo muss man auch mal auf dem Teppich bleiben.

    Also würde ich hier nicht allzu laut unkommentiert die rekordverdächtigen Wunsch-Verweildauern des MDk hier verkünden, sondern dies wenigstens entsprechend kommentieren.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,