Was ist Hauptdiagnose?

  • Hallo,

    wer kann mir helfen? Patient kommt mit heftigen Oberbauchschmerzen!
    Diagnoe: biliäre Pankreatitis bei Cholecystitis bei Cholecystolithiasis. Es wird eine ERCP mit Papillotomie und Steinentfernung durchgeführt. Es zeigte sich kein Steinnachweis in den Gallenwegen. Entleerung von teils klarer, teils leicht trüber Gallenflüssigkeit aus den DHC. Augrund eines septischen Schocks intensivmedizinische Betreuung. Aufgrund der Cholecystitis und Begleitpankreatitis besteht die Indikation zur laparoskopischen Cholecystektomie. Aufgrund des schweren, septischen Krankheitsverlaufs wird die Operation erst nach Erholung erfolgen.

    1.Was ist Hauptdiagnose? - biliäre Pankratitis oder Cholecystitis?

    2. Wird die ERCP mit Papillotomie und Steinentfernung mit dem Code 5-513.1: Inzision der Papille und dem Code 5-513.2: Steinentfernugn dargestellt?

    Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen!

  • Guten Tag Maxi,

    war der Pat. bei Aufnahme schon septisch im Bezug auf die Sepsis-Kriterien?

    - wurden bei der ERCP Steine bzw. Konkrement geborgen? (Wenn ja wie?)
    - ERCP mit Papillotomie 5-513.1 ist korrekt
    - 5-513.2- je nach Art - z.B. mech. Lithotripsie (kann erlösrelevant sein)
    -> wenn ein Stein entfernt wurde, ist für mich die HD K85.1- Billiäre akute Pankreatitis, ND: K81.0 Cholezystitis, A41.8 + SIRS wenn vorhanden
    -> wenn der Pat. schon septisch bei Aufnahme war; Sepsis HD, Rest ND

    Mit freundlichen Grüßen
    D. Spörk

  • Hallo Maxi,
    die Pankreatitis kann m.E. auch HD sein, wenn kein Stein gefunden wurde, da es auch zu einem spontanen Steinabgang vor ERCP gekommen sein kann. Die Pankreatitis liegt ja definitiv vor. Die Cholecystitis würde ich schon alleine deshalb nicht als HD wählen, da sie, wenn ich es recht verstehe, in diesem Aufenthalt gar nicht operiert werden soll- d.h. der größere Aufwand wird mit der ERCP für die Pankreatitis betrieben.
    Und eine Pankreatitis ist sicher nicht nur ein \"Symptom\" der Gallensteine sondern ein eigenständiges Krankheitsbild.

    Wurde der Gallengang gespült? 5-513.x kann zusätzlichen Erlös erbringen.

    Grundsätzlich würde ich aber dazu tendieren die Sepsis als HD zu wählen (vorausgestzt die Kriterien sind erfüllt), sogar, wenn sie zum Aufnahmezeitpunkt noch nicht manifest war, da man sie m.E. als Exacerbation der Pankreatitis auffassen kann und sollte (falls ein zeitlich angemessener Zusammenhang besteht).
    Analog dazu könnte man argumentieren mit einm Pat,, der aufgenommen wird mit AP-Beschwerden und nach einigen Tagen einen Infarkt erleidet. Auch hier wäre die HD der Infarkt.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Essen

  • Das Grundübel ist hier doch die Cholelithiasis, die nach Ihren Angaben doch auch per \"ERCP mit Papillotomie und Steinentfernung\" behandelt wurde und damit auch HD ist. Eine biliäre Pankreatitis ist hingegen kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern per definitionem ein Symptom bzw. eine Folge der Störung im Gallengangsystem.

    Liebe Grüße

    H. Weyland
    Facharzt für Chirurgie

  • Hallo Herr Weyland,

    natürlich kann man die biliäre Pankreatitis als Folge des Steinleidens betrachten, aber ein Symptom im Sinn der Definition und der Kodierung/ICD doch wohl nicht:

    Die Wikipedia sagt dazu:
    \"Ein Symptom (griechisch σύμπτωμα symptoma „Zufall, Begebenheit, Begleiterscheinung“ von syn „zusammen“, pípto „fallen“, dazu das Substantiv ptoma „Fall“ ) ist in der Medizin bzw. der Psychologie ein Zeichen, das auf eine Erkrankung oder Verletzung hinweist.\"

    Die Diskussion zum Symptom hatten wir hier ja schon öfter und sind eigentlich konform, dass wir letztendlich nicht die Geburt oder den Urknall für alles verantwortlich machen, obwohl das die Kodierung deutlich vereinfachen und uns überflüssig machen würde :)

    Die akute Pankreatitis- als \"Autodigestion\" des Pankreasparenchyms entsteht nunmal zu 80% biliär oder alkoholbedingt und der Rest ist idiopathisch.

    Unabhängig von dem \"Grundleiden\" Steine oder C2H5 Abusus erfordert die Pankreatitis jedoch eine weitere Therapie, wozu natürlich auch die Beseitigung der Ursache gehört.

    Bei der alkoholinduzierten Pankreatitis würde doch auch niemand den Mißbrauch als HD kodieren bzw. beim Myokardinfarkt die KHK, dabei ist doch ohne Verschluss der Gefäße der Infarkt eher selten (aber möglich).
    Allerings gibt es hier eine eigenständige DKR.

    Fazit: Cholelithiasis ist hier nicht HD, umsomehr, da ja kein Steinnachweis erfolgte; HD sollte Pankreatitis und ggf. Sepsis sein, allerdings kann ich mich der Meinung von Essen nicht anschließen dies als Exazerbation der Pankreatitis anzusehen und auch als HD zu wählen, wenn bei Aufnahme die Kriterien nicht erfüllt sind.

    Uwe Neiser


  • Lieber Kollege Neiser,
    verzeihen Sie vielmals, aber Sie überzeugen mich nicht.
    \"Biliär\" sagt doch eindeutig: aufgrund einer Störung im Gallengangsystem. Eine Behandlung solch einer Pankreatitis ohne Behandlung der Ursache im Gallengangsystems erscheint weder sinnvoll noch entspräche dies dem klinischen Allteag. In solch einer Situation steht die Sanierung des Gallengangsystems erst einmal im Vordergrund.
    Und so wie ich den Sachverhalt verstehe, wurden sehr wohl Steine entfernt. Erst danach waren keine Steine mehr nachweisbar: \"Es wird eine ERCP mit Papillotomie und Steinentfernung durchgeführt. Es zeigte sich kein Steinnachweis in den Gallenwegen.\"

    Liebe Grüße

    H. Weyland
    Facharzt für Chirurgie

  • Hallo Herr Weyland,

    Zitat


    Original von Weyland:
    ...In solch einer Situation steht die Sanierung des Gallengangsystems erst einmal im Vordergrund...


    was aber nichts daran ändert, dass die hier vorliegende Erkrankung eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse ist, nämlich eine Pankreatitis.

    Im Übrigen brauchen wir bzgl. des konkreten Falls nicht weiter im Kaffeesatz zu lesen, da Maxi seit dem 17. Mai 2009 offensichtlich keinen Handlungsdruck mehr bzgl. der Problematik hat (keine Antwort auf Nachfragen).


    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Sehr geehrtes Forum

    Erbitte Hilfe bei der Festlegung der Hauptdiagnose:

    \"Die Patientin wurde initial in der Wohnung des Sohnes blutüberströmt aufgefunden. Bei Eintreffen des Notarztes ist dabei eine hypotone Blutdrucklage von 100/60 mmHg und ein abgeschnittener Shaldon-Katheter bei terminaler Niereninsuffizienz aufgefallen. Nach Polizeiangaben hat die Patientin selbst den Katheter durchgeschnitten\"

    Therapie: Blutstillung, Neuanlage Shaldon. Keine Transfusion.

    Wir tendieren zu T82.4 oder R57.1 oder doch t79.4?

    Vielen Dank
    Uwe Schmidt
    Kodierer

    Uwe Schmidt

  • Guten Morgen Herr Schmidt,

    ich würde die T79.4 nicht kodieren
    s. ICD-10-GM 2009 -> Traumatischer Schock; Schock (unmittelbar)(protrahiert) nach Verletzung
    -> die Pat. hat den Katheter durchschnitten; für mich keine Verletzung.

    Für mich HD R82.4 s. ICD-10-GM 2009 T82.4 Mechanische Komplikationen durch Gefäßkatheter bei Dialyse -> Unter T82.0 aufgeführte Zustände durch Katheter bei Dialyse; da steht:
    -Fehllage
    -Leckage
    -Obstruktion, mechanisch
    -Perforation
    -Protrusion
    -Verlagerung
    -Versagen(mechanisch)
    -> als Leckage könnte man es durchaus sehen, wenn auch selbst herbeigeführt.
    R57.1 ND wenn Aufwand s. D003d

    Mit freundlichen Grüßen
    D. Spörk

  • Guten Morgen Herr Schmidt,

    mein Vorschlag: HD T82.4, evtl. noch X84.9! vorsätzliche selbstzugefügte... Verletzung, geht aber aus Ihrer Ausführung nicht hervor. Sie schreiben:\"Keine Transfusion\". Auch kein Eisen (D62)?

    Gruß

    Schönen Gruß
    C.Busch