Infusionstherapie bei Kindern= spezielle Therapie??

  • Hallo,
    heute wurde mir im Rahmen einer Diskussion über das Kodieren von Verdadchtsdiagnosen von unseren Pädiatern folgende Frage gestellt:

    Ein Kind wird mit V.a. Appendizitis aufgenommen. Es bleibt über Nacht, wird nüchtern gelassen und erhält eine Infusionstherapie. Am nächsten Morgen geht es dem Pat. besser und es wird entschieden zu entlassen.
    1.Ist die og. Infusionstherapie nach den Kodierrichtlinien (D008b) eine "spezifische Behandlung", die eingeleitet wurde? Damit könnte man ja dann lt. DKR die Verdachtsdiagnose Appendizitis als HD kodieren.
    2.Oder müssen vielmehr die Bauchschmerzen(R10.3)die HD sein (weil eine NaCl-Infusion keine spezifische Therapie ist)?
    Ich favorisiere 2., weil meines Erachtens eine Infusion wirklich keine spezifische Therapie ist. Meine Kollegen waren jedoch nicht so recht überzeugt. Daher nun die Bitte um Rückmeldungen.

    Danke, eki

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Frau eki,

    Da Sie "Kind" schreiben, wohl schon etwas älter.
    V.a. Appendizitis heißt für mich Bauchschmerzen, Fieber, Leukozytose, red. AZ, ggf. Erbrechen.
    Diagnostik im geschilderten Fall wohl:
    Sonografisch keine Kokarde.
    Chir. Konsil: Appendizitis nicht sicher auszuschließen, Therapieempfehlung Eisblase, nüchtern lassen.
    Fazit: Klinisch keine eindeutige Appendizitis --> Forciertes Zuwarten.
    Wegen nüchtern und evtl. Dehydratation/Exsikkose --> symptomatische Therapie.
    Orale Rehydratation kam nicht in Frage, daher Infusionstherapie mit folgender/n Indikation/en:
    1. Schock (bei >10% Exsikkose)
    2. Unfähigkeit, oral genügend Flüssigkeit aufzunehmen (s.o.)
    3. Säuglinge/Kleinkinder/Kinder mit deutlich beeinträchtigtem Allgemeinzustand (s.o.)
    4. Schwere Malnutrition

    Ad 1) M.E. ist die Infusion hier keine spezifische Therapie. Die Stoffwechsellage hat sich normalisiert, dem Kind geht es wieder gut. Ist ja recht häufig.
    Ad 2) Da wohl keine weitere Diagnostik betrieben wurde, prüfen Sie auf DKR-konformes Vorliegen von Exsikkose, ggf. Erbrechen (E86, E87.- oder die jeweiligen pädiatrischen P-Kodes (wegen CCL-Relevanz)).

    Gruß
    B. Sommerhäuser

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen,

    ich teile hier die Meinung Herr Sommerhäusers, dass die Infusionstherapie nicht im Sinne einer spezifischen Therapie bei Appendizitis zu werten ist. Deswegen keine Kodierung als Appendizitis.

    Sie wollen auch gar nicht in diesen Fällen die Appendizitis als HD kodieren, denn:

    HD: K37 Appendizitis (keine OP)
    G70B Andere Krankheiten d. Verdaunungsorgane ohne CC, RG 0,243

    HD: R10.3 Unterbauchschmerz (keine OP)
    G66b Abdominalschmerz oder mess. Lymphadenitis ohne CC, RG 0,346

    Ich bin mir sicher: Ihre Pädiater lassen sich noch überzeugen!

    Gruß
    --
    D. D. Selter

  • Hallo,

    dieses Thema wurde auch bei uns schon "heiß" diskutiert, nur konnten sich einige Kollegen mit R Schlüsseln als HD bislang nicht so recht anfreunden. In solchen und ähnlichen Fällen (auch auf Erwachsene bezogen)wurde bislang teilweise auf sog. "Ausweichdiagnosen" (möchte ich es mal bezeichnen) zurückgegriffen - wie bsw.
    K30 Dyspepsie oder
    K59.9 Funktionelle Darmstörung n.n.b.

    würde beides in folgende DRG führen
    G69Z Ösophagitis und verschiedene Erkrankungen der Verdauungsorgane, Alter < 10 Jahre RG 0,511
    bzw.
    G67B Ösophagitis, Gastroenteritis und verschiedene Erkrankungen der Verdauungsorgane, Alter > 9 Jahre ohne äußerst schwere oder schwere CC RG 0,459

    oder auch
    I88.0 Unspezifische mesenteriale Lymphadenitis
    was in folgende DRG führt
    G66B Abdominalschmerz oder mesenteriale Lymphadenitis ohne CC
    RG 0,346

    Wie würden Sie das beurteilen???!
    Danke für Ihre Meinungen und schönes WoEnde!

    M. Graf

    Viele Grüße
    M. Graf

  • Hallo,
    in unserer Allgemeinchirurgischen Abteilung werden diese Kinder mit der Diagnose R10.3 und Z03.8 entlassen. Die K35.9 als Diagnose wird eigentlich nur bei erfolgter OP dokumentiert. Die Z03.8 soll den Krankenkassen eine Erklärung geben. Die Infusionsbehandlung stellt keine Therapie der Appendizitis dar und wird von uns nicht dokumentiert.:O

  • Der Herr Schäfer wird`s nicht gewesen sein.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)