8-918 Multimodale Schmerztherapie

  • Hallo Forum,

    ich befasse mich seit kurzem mit der Kodierung der multim. Schmerztherapie und kann aus der OPS-Beschreibung nicht ableiten, wie oft z.B. die Injektionstherapie erfolgen muss. Würden folgende Kriterien die Kodierung des OPS rechtfertigen? Vielleicht kann mir als Neuling dieses Gebietes jemand helfen:

    stat. Aufenthalt: 15.-22.9.
    Injekt. therapie: an 6 Tagen
    Visite: tgl.
    Teambespr.: 2x
    Physioth.: 7 TE
    Psychoth. 4x

    Für den psychol. Bereich gibt es keine schriftl. erhobene Anamnese, im Ganzkörperstatus wird nur eine ausglichene Psyche angekreuzt. Allerdings fanden zwei Einzelgepräche statt, deren Dokumentation nicht zu finden sind.

    Hier noch zusätzliche Fragen:
    Muß an allen Tagen eine Physiotherapie stattfinden ?
    Zählt das Einzelgespräch zur psychol. Anamneseerh. als TE ?

    Ich würde mich über Antworten sehr freuen und bitte Sie um Hilfe.

    Mit freundlichen Grüßen
    pay

  • Hallo pay,

    wir schlagen uns seit geraumer Zeit mit dem MDK in NRW wegen der Voraussetzungen des 8-918 herum. Vielleicht kann ich etwas helfen:

    Zunächst ist zu unterscheiden, wann die Leistung erbracht wurde. Ab 2009 sind zB wöchentliche Teambesprechungen gefordert ( in 2008 noch nicht ), und in 2010 sind die Anforderungen an die TE\'s noch strenger als vorher.
    In 2008 mögen Ihre TE\'S von der Anzahl her reichen, ich vermisse hier aber das 3. Therapieverfahren ( meistens aus dem supportiven Bereich wie Ergo- oder Musiktherapie ).

    Das Einzelgespräch zur Anamneseerh. dürfte in der Regel zum Assessment mit Erstellung des Behandlungsplanes gehören ( wir empfehlen da immer, mindest. 3 der geforderten Eingangskriterien zu erwähnen ), es sei denn, es hat dort schon Psychotherapie stattgefunden.

    Fand der Fall in 2009 statt, braucht man mind. 20 TE\'s, um den OPS abrechnen zu können.

    Die Injektionstherapie ( meinen Sie von Analgetika? ) muss gewiss nicht täglich appliziert werden.

    Es muss sicher auch nicht an allen Tagen Physiotherapie stattfinden, wenn man insgesamt auf die erforderliche Anzahl der TE\'s kommt ( allerdings sollten die TE\'s schon sinnvoll verteilt sein, wenn - übertrieben dargestellt - der Patient 5 Tage keine TE und am 6. Tag 5 Behandlungen von morgens bis abends bekommt, wird der MDK den Sinn des Behandlungsplanes hinterfragen )

    Ich hoffe, Sie kommen damit weiter

    Gruß
    Attorney

    Rechtsanwältin

  • Hallo Attorney,

    ich konnte mich erst jetzt wieder mit dieser Problematik befassen und bin Ihnen, wenn auch verspätet, für Ihre Hinweise sehr dankbar.

    Der Fall ist aus 2009. Als Problem sehe ich, dass eine Psy-Diagnostik zwar durchgeführt wird, aber die Dokumentation nur intern zur Verfügung steht. In der wöchentlichen Teambesprechung werden meist die Probleme, Behandlungsziele und der Behandlungserfolg kurz formuliert. Ich hoffe, das ist ausreichend und zweifle aber doch ein wenig, da im OPS-Text die Überprüfung des Behandlungsverlaufs durch ein standardisiertes therapeutisches Assessment vorgegeben wird. Würde denn die tgl. Angabe der Schmerzintensität in Form einer Punktwertung denn dieser Anforderung genügen? Ich bin mir da nicht so sicher, da der MDK in seinen Gutachten auch ständig auf dieses Assessment hinweist.

    Hinsichtlich der Therapieverfahren haben Sie Recht. Es hätte in dem geschilderten Fall tatsächlich noch ein weiteres stattfinden müssen.

    Unklar ist die Anzahl der zu erbringenden TE. Sind Sie sicher, dass mind. 20 TE erforderlich sind ? Im OPS 8-918.00 werden bis zu 20 TE für mind. 7 bis 13 Beh. tage gefordert. Das würde bedeuten, dass auch weniger reichen.

    Nochmals herzlichen Dank und

    freundliche Grüße
    pay

  • In der Tat fehlt hier das dritte aktivierende Therapieverfahren, die 8-918 darf also nicht abgerechnet werden.
    Eine absolute Mindestzahl an Therapieeinheiten gibt es für die 8-918.10 leider nicht, das wäre also nicht das Problem gewesen.

    Unter \"standardisiertem Therapeutischen Assessment\" haben die Ersteller des Codes auch etwas deutlich anderes verstanden als eine Zahl zwischen 0 und 10: Da der chronische Schmerz ein sehr komplexes Geschehen ist, muss natürlich auch ein solches Assessment mehrdimensional sein. Eine Möglichkeit ist z.B. die Verwendung des DSF-Verlaufsfragebogens (das setzt natürlich voraus, dass ihn jemand auch auswertet...).

    Ich muss mal wieder meinem Unmut darüber Luft machen, dass derzeit viele Häuser die niedrigintensiven \"multimodalen Schmerztherapien\" als Einnahmequellen entdecken - nach dem Willen der schmerztherapeutischen Fachgesellschaften sollte es die eigentlich gar nicht mehr geben, da konnte man sich aber nicht gegen die DKG durchsetzen. In einer multimodalen Therapie, wären z.B. Trainingstherapie und Entspannungstraining (und zwar nicht in Form von \"schalten Sie Kanal 2 im krankenhausradio ein, da gibts um 17 Uhr Entspannung\") essentiell. Liest sich so, als gäbe es im Therapiekonzept noch Optimierungsmöglichkeiten...

    Nur mal so zum Vergleich: Meine Schmerzpatienten haben diese Woche Trainingstherapie, Physiotherapie einzeln und in Gruppe, Bewegungsbad, Ergotherapie, Kunsttherapie, Entspannung, Biofeedback, Schmerzbewältigungsgruppe, Einzelpsychotherapie, Arztgespräch, Visiten, Ausdauertraining, ärztliche Schulungen - Gesamtumfang deutlich über 20 Stunden, also nach OPS-Rechnung (\"Therapieeinheit durchschnittlich 30 Minuten\") locker über 40 TE allein diese Woche (die Therapie dauert 4 Wochen und wird eine 8-918.22).

    Und was bekommt man dafür? Keinen Cent mehr als bei Erbringung der 8-918.x0. Warum machen wir\'s trotzdem? Weil hochchronifizierten Patienten mit niedrigintensiven Therapien selten zu helfen ist.

    Ich hoffe doch, dass da demnächst mal die Differenzierung der Erlöse in die Gänge kommt. Und da es wohl kaum durchsetzbar sein wird, dass die 8-918.x2-Erbringer mehr Geld bekommen, können Sie sich vorstellen, wo die Erlöse für die .x0 hingehen. Also wird die Devise heißen: Therapie ausbauen oder es ganz lassen - wo multimodale Schmerztherapie drauf steht, sollte auch multimodale Therapie drinsein. Dazu braucht es Zeit, Therapeuten, ein gutes Team - und ohne eine gewisse Leidenschaft fürs Thema gehts auf Dauer auch nicht ...

    Nix für ungut, musste mal wieder sein

    Sonnig-stürmisch-eiskalte Grüße

    MDK-Opfer

  • Liebes Forum,

    bei uns herrscht Unklarheit bezüglich des im OPs angegebenen Begriffs Diagnostik (s. fett Geschriebenes):

    8-918
    Multimodale Schmerztherapie

    Exkl.: Multimodale schmerztherapeutische Kurzzeitbehandlung (8-91b)
    Hinw.: Mit einem Kode aus diesem Bereich ist eine mindestens siebentägige interdisziplinäre Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzzuständen (einschließlich Tumorschmerzen) unter Einbeziehung von mindestens zwei Fachdisziplinen, davon eine psychiatrische, psychosomatische oder psychologische Disziplin, nach festgelegtem Behandlungsplan mit ärztlicher Behandlungsleitung zu kodieren. Die Patienten müssen mindestens drei der nachfolgenden Merkmale aufweisen:
    manifeste oder drohende Beeinträchtigung der Lebensqualität und/oder der Arbeitsfähigkeit
    Fehlschlag einer vorherigen unimodalen Schmerztherapie, eines schmerzbedingten operativen Eingriffs oder einer Entzugsbehandlung
    bestehende(r) Medikamentenabhängigkeit oder -fehlgebrauch
    schmerzunterhaltende psychische Begleiterkrankung
    gravierende somatische Begleiterkrankung
    Dieser Kode erfordert eine interdisziplinäre Diagnostik durch mindestens zwei Fachdisziplinen (obligatorisch eine psychiatrische, psychosomatische oder psychologische Disziplin) sowie die gleichzeitige Anwendung von mindestens drei der folgenden aktiven Therapieverfahren: Psychotherapie, Spezielle Physiotherapie, Entspannungsverfahren, Ergotherapie, medizinische Trainingstherapie, sensomotorisches Training, Arbeitsplatztraining, künstlerische Therapie (Kunst- oder Musiktherapie) oder sonstige übende Therapien. Die Therapieeinheiten umfassen durchschnittlich 30 Minuten. Der Kode umfasst weiter die Überprüfung des Behandlungsverlaufs durch ein standardisiertes therapeutisches Assessment, eine tägliche Visite oder Teambesprechung und eine interdisziplinäre wöchentliche Teambesprechung
    Bei Gruppentherapie ist die Gruppengröße auf maximal 8 Personen begrenzt
    Die Anwendung dieses Kodes setzt die Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie bei der/dem Verantwortlichen voraus

    Muß diese Diagnostik vor der stationären Aufnahme laufen oder ist damit die Diagnostik während des Aufenthaltes gemeint?

    Bei uns wurden Patienten vom MdK abgelehnt weil sie vor Aufnahme nicht ausreichend psychologisch oder psychatrisch abgeklärt waren.

    Danke für die Hilfe, Laupi

  • Hallo,

    der Kode beschreibt doch den stationären Aufenthalt, also ist diese interdisziplinäre Diagnostik auch während des Aufenthaltes gemeint.
    Ging es vielleicht mehr um die Frage, ob überhaupt KH-Behandlung notwendig war?

    Gruß
    B.W.

  • Hallo -

    evtl. ist das Pat. Kriterium: \"schmerzunterhaltende psychische Begleiterkrankung\" gemeint, welches \"belegt\" werden soll?

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Danke für die Antworten.

    Ich denke auch das mit der Diagnostik die stationäre Evaluierung gemeint ist.
    Aber leider ist ja immer alles Auslegungssache...

    Nach Meinung \"des MdK\" brauchen die Pat VOR Aufnahme eine Fachpsychologische oder Psychatrische Abklärung, die auch nicht zu lange zurückliegen darf. Aber wo steht das???

    Die 3 von 5 Voraussetzungs-Merkmalen die vorher im Text genannt werden erscheinen ja eher \"weicher\" Natur zu sein. d. h. wenn ich festlege (kurzgefaßt), dass der Pat voroperiert, nicht arbeitsfähig und medikamentenabhängig ist, dürfte die Psychdiagnose ja keine Rolle spielen, da 3 Kritierien erfüllt sind?!?

    :sterne:

  • Hallo Forum,
    seit 2009 findet sich im Text des OPS 8-918 die Formulierung:

    Zitat

    8-918
    Multimodale Schmerztherapie

    ...Die Therapieeinheiten umfassen durchschnittlich 30 Minuten. ...

    Wie ist das zu verstehen? Wird der gesamte Behandlungskomplex gesehen, oder wird nur in den einzelnen Bereichen berechnet?

    Leider sagen auch die FAQ des DIMDI dazu nichts.

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)