Hautüberschuss operieren

  • Hallo zusammen,

    ein Patient hat eine dreistellige Kilogrammzahl an Gewicht reduziert (ohne OP). Der MDK hat einer Straffungsoperation zugestimmt und wir die Kostenübernahme gegeben.

    In einer Sitzung wird (nur) das überflüssige Gewebe an der Brust entfernt.
    Wie ist Ihrer Meinung nach die Hauptdiagnose? Ich bin für die N62 (Gynäkomastie), das Krankenhaus sieht die E65 (lokalisierte Adipositas) als richtig an. Nach meiner Meinung liegt jedoch keine Adipositas mehr vor.
    Weitere Nebendiagnosen gibt es nicht.
    Was ist Ihre Meinung, sofern diese ohne Fotos möglich ist.

    Vielen Dank im Voraus!

    Edit: Liebe Admins, habe mich im Forum vertan, bitte verschieben in \"praktische Kodierprobleme\", danke!

  • Hallo Hr. Simon -

    Man unterscheidet:

    Echte Gynäkomastie: Vermehrung des Brustdrüsengewebes
    Falsche Gynäkomastie: Einlagerung von Fettgewebe in den Drüsenkörper

    Wenn der Kranke nun aber keine Adipositas mehr hat (wie Sie schreiben) müsste er ja dann also eine echte Gynäkomastie haben? Die ist eher ein Symptom:

    Als pathologische Ursachen kommen unter anderem in Frage:

    Chronische Erkrankungen

    • Chronische Niereninsuffizienz
    • Chronische Leberinsuffizienz

    Hormonstörungen
    • Verminderte Testosteronproduktion
    • Androgenrezeptor-Defekte

    Hormonbildende Tumoren
    Kastration
    Klinefelter-Syndrom
    Gilbert-Syndrom

    Medikamente
    • Cimetidin
    • Omeprazol
    • Spironolacton
    • Antiandrogene
    • Steroide (v.a. bei Steroidabusus)

    http://flexikon.doccheck.com/Gyn%C3%A4komastie?q=gynäkomastie

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo Hr. Simon,

    da der Fall bereits vom MDK bewilligt wurde, gehe ich von einer med. Indikation aus. Gemäß DKR 1205d würde ich hier die E 65 als HD abbilden. Wahrscheinlich liegt aber auch in dieser DKR (so wie in vielen anderen) ein großer Interpretationsspielraum...

    mit freundlichen Grüßen
    Einsparungsprinz

  • Hallo Herr Simon,

    aus meiner Sicht hat der Fall weder mit Gynäkomastie noch mit lokalisierter Adipositas etwas zu tun. Ich würde als HD entweder Z41.1 \" Plastische Chirurgie aus kosmetischen Gründen\" oder Z40.8 \"Sonstige prophylaktische Operation\" wählen, je nachdem welcher Aspekt im Vordergrund steht: die psychosoziale-kosmetischen Gründe oder die Vorbeugung rezidivierender Dermatosen in den Hautfalten. Als Nebendiagnose ist an E68 \"Folgen der Überernährung\" zu denken.

    Schöne Grüße,
    B. Liebermann

  • Hallo,
    gemäss DKR 1205 wohl kein Z-Kode, da eine medizinische Indikation anzunehmen ist.
    Dann entweder was aus dem Bereich hypertrophe Hautkrankheit oder sonstige Krankheiten der Haut. Eher weniger was aus dem Bereich Adipositas. Ist ja eher eine Folge der nicht mehr vorhandenen Adipositas. Grund: Die Folgeerkrankungen sind in den allgemeinen DKR und die 1205 ist eine spez. DKR.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo zusammen,

    Zitat

    gemäss DKR 1205 wohl kein Z-Kode

    Oh, das hab ich übersehen... :rotwerd:

    Über die hypertrophen und sonstigen Hauterkrankheiten habe ich auch schon nachgedacht, es dann aber wieder verworfen, da genau genommen ja kein krankhafter Prozess der Haut vorliegt. Die Haut hypertrophiert nicht, sie ist einfach nur da, in einem für das frühere Körpergewicht durchaus physiologischen Ausmaß. Ich bin etwas ratlos... ?)

    B. Liebermann

  • Hallo zusammen,

    erstmal vielen Dank für die zahlreichen Antworten und Dank an die Admins, fürs Verschieben!

    Ich will versuchen den Fall zu präzisieren, ohne zu sehr auf das Detail einzugehen.
    Wie eingangs beschrieben erfolgte bei einem Mann eine massive Gewichtsabnahme.
    Beantragt wurde eine Straffungsoperation an mehreren Stellen, die der MDK sofort vollumfänglich genehmigte. Die Indikation begründet sich in der eindeutigen entstellenden Wirkung durch die anatomische Abweichung von der Norm. Zum Thema \"Entstellt\" gibt es zahlreiche BSG-Urteile, die ich mir hier spare.

    Es liegt kein Intertrigo oder ähnliches vor. Die einzige Indikation ist die oben genannte. Eine echte Gynäkomastie scheidet aus (dennoch Danke für die Infos). Ea handelt sich um überschüssige Hautlappen (verzeihen Sie mir meine Laiensprache). Bei dem von mir genannten Fall handelt es sich lediglich um die OP an der Brust. Den Vorschlag des Krankenhauses der \"lokalisierten Adipositas\" empfinde ich als unpassend. Wir sind im konstruktiven Austausch und ich suche eben einen besseren ICD.

    Gibt es vielleicht weitere Statements?
    Danke im Voraus!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Hr. Simon,

    das Verschieben war der leichtere Part.

    Vielleicht akzeptieren Sie doch noch die Adipositas als HD aus folgender (natürlich diskutablen) Überlegung:

    Die eigentliche Problematik (Erkrankung) ist die Adipositas mit den entsprechenden Folgen.

    Die Haut ist letztlich im Sinne der Adipositas mitgewachsen und hätte dies nicht aus eigenem Antrieb gemacht. Jetzt erfolgte die Gewichtsreduktion in einem Ausmaß, bei dem die Haut nicht mehr in der Lage ist dies über ihre Elastizität zu kompensieren (was ja nun mal in einem gewissen Ausmaß möglich ist). Wenn man nun davon ausgeht, das Grund allen Übels die Adipositas ist (auch wenn nicht mehr in der ursprünglichen Ausprägung existent) und die mangelhafte Hautelastizität als reaktiven \"krankhaften Zustand\" bewertet, kann man im Sinne des +/* Systems folgende Kodierung zuordnen:

    E65+ / L99.8*

    Definitionsgemäß wird dann die Ätiologie vor der Manifestation genannt, egal ob die Manifestation hauptsächliche Begründung für die stationäre Behandlung ist.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Herr Selter,

    Danke für Ihr Statement. Ihrer Argumentation kann ich folgen. Auch wenn ich nicht 100% glücklich bin, denke ich bildet diese Kodierung den Fall am besten ab.