Leberzirrhose oder Leberversagen

  • Der Patient wird mit allgemeiner Abgeschlagenheit, Unterschenkelödemen, Aszites, entgleistem Quickwert, Albuminmangel aufgenommen. Ansonsten guter AZ und EZ, orientiert in allen Ebenen. Diagnostiziert wird eine dekompensierte alkoholische Leberzirrhose. ( Erstdiagnose )
    Abgerechnet habe ich:
    HD: alkoholische Leberzirrhose
    ND: erworbener Mangel an Gerinnungsfaktoren, Eiweißmangel, Aszites

    Bei der Prüfung sind die Nebendiagnosen akzeptiert worden aber der Gutachter will als HD ein alkoholische Leberversagen abrechnen mit der Begründung es handelt sich hier um ein Versagen der Lebersynthesestörung.
    Ich denke es handelt sich lediglich eine Entgleisung, zumal beim Patienten keine Anzeichen einer hepatischen Enzephalopathie vorliegen.

    Welche HD ist hier abzurechnen und mit welcher Argumentation ?(

  • Hallo,


    das ist doch irgendwie akademisch. Wenn da keine Enzephalopathie vorliegt, ist ja zumindest die Entgiftungsfunktion der Leber nicht ganz zusammengebrochen. Bei der Erstdiagnose einer Leber zirrhose würde ich unter den geschilderten Umständen nicht Leberversagen kodieren, sondern Leberzirrhose (wahrscheinlich Child B). Wurde denn überhaupt der Aufwand für eine LEberversagen getätigt? (Laktulose, Humatin, Hepa-Merz, Aminosteril Hepar?). Nur "Abgeschlagenheit" ist keine Enzephalopathie sondern typisch auch für Lebererkrankungen, die nicht Zirrhose sind ("Müdigkeit ist der Schmerz der Leber"). Einiges wird auch prophylaktisch gegeben, vor allem Laktulose, aber wenn die Enzephalopathie mit ihren Symptomen (z.B. Flapping tremor, Somnolenz, Koma) nicht vorliegt, ist das ja nur eine "drohende Erkrankung", und diese ist lt. DKR nicht codierbar.

    Ich wundere mich, da ich rein vom Aufwand her glaube, dass Leberversagen höher bezahlt werden müsste als Leberzirrhose. Habe es aber nicht überprüft.

    OKIDOCI 8)

  • hallo!


    medizinisch mag sich diese akademische frage (leberversagen oder Ci) stellen, für die codierung tut sie dies aber nicht.


    Im alphabICD-VZ findet sich:
    Leber > - Zirrhose K74.6 > - - dekompensiert K74.6


    Bei überprüfung im systICD-VZ findet sich
    unter dem 3-steller K74.-
    ein Exkl.: Zirrhose (Leber): alkoholisch (K70.3)
    K70.- Alkoholische Leberkrankheit inkludiert K70.3 Alkoholische Leberzirrhose
    Weder unter K70.- noch unter (K70-K77) noch unter (K00-K99) findet sich ein ausschlussgrund für K70.3.
    Somit ist "dekompensierte alkoholische Leberzirrhose" mit K70.3 zu kodieren.


    mfg ETgkv

  • medizinisch mag sich diese akademische frage (leberversagen oder Ci) stellen, für die codierung tut sie dies aber nicht.

    Hallo Hr. Trump,

    ich kann dem nicht ganz folgen. Wenn sie nach Leberversagen schauen, dann finden sie unter K72.- das Exclusivum: Alkoholisches Leberversagen (K70.4)

    Es bleibt also bei der Problematik Leberzirrhose oder Leberversagen


    Gruß Elsa

  • Hallo,

    K70.3 führt wie K70.4 in H62B (hier ohne Berücksichtigung von ND). Die Diskussion ist daher zumindest was DRG betrifft etwas akademisch. Sie zeigt aber die Unschärfen, die der ICD-Katalog teilweise hat, da manche Entitäten gar nicht richtig oder nur durch Zukodieren von anderen Codes abgebildet werden (z.B. tachycardes Vorhofflimmern), andererseits bestimmte Dinge durch unterschiedliche Kodes abbildbar sind, was dann unvermeidlich zu Streitereien mit Kassen und MDK führt, wenn diese dann in unterschiedlich DRG führen (da wird z.B. häufig gefordert, die Herzinsuffizienz mit dem unspezifischen Code I50.9 zu codieren, der keine CCL-Punkte gibt.

    OKIDOCI 8)

  • hallo Elsa!


    die mediziner in Barbaras klinik hatten die diagnose "dekompensierte alkoholische Leberzirrhose" gestellt.
    Zu kodieren ist dies mit DKR und den ICD-VZs:
    > dekomp alk LCi >> alphabICD-VZ: K74.6 >> systICD-VZ: K70.3
    Ich habe nur diese eine lösung gefunden.


    Medizinisch begründet eine Lebersynthesestörung keineswegs die diagnose Leberversagen K72/ K70.4, wie vom gutachter angeführt. Auch bei einer LCi besteht eine synthesestörung, zb Koagulopathie. Beim leberversagen versagt alles, auch die detoxication, der abbau, die excretion (in die galle). Das krankheitsbild ist akut/ fulminant schnell lebensgefährlich, in der subakuten form langsamer.
    Obiger patient ist in einem guten AZ/ EZ, geistig orientiert. Er hat die Komplikationen einer LCi aber kein Leberversagen.
    Nun könnte ein versierter Hepatologe die allgemeine abgeschlagenheit als müdigkeit interpretieren und daraus eine Minimale Hepatische Enzephalopathie (HE Grad 0) zaubern, letztlich ein Akutes auf chronischen LeberVersagen K70.4 hinzaubern.
    Lassen Sie sich dann im ICD 2012 unter K72.7-! den Grad 0 zeigen!


    Und ohne jegliche med kenntnisse: versuchen Sie einen pat in guten AZ/ EZ, geistig klar mit der diagnose leberversagen zb in Hannover / MHH zur transplantation anzumelden.
    Ich könnte mir vorstellen, das mann sich für die frühzeitige anmeldung bedankt, aber dazu rate, das versagen abzuwarten.


    mfg ET.gkv

  • Hallo Hr. Trump,

    ich bin bezüglich ihrer Ausführungen zum Leberversagen völlig bei Ihnen. Damit kann nun auch Barbara etwas anfangenl. Wie sie nun selbst völlig korrekt ausführen handelt es sich eben nicht um eine rein akademische Fragestellung, sondern die Kodierung folgt dem medizinischen Sachverhalt.

    Gruß Elsa ;)

  • Hallo liebe Forenmitglieder,

    dieses Thema möchte ich doch noch einmal aufgreifen, wir bekommen diesbezüglich vermehrt negative MDK Gutachten.

    Sachlage:
    Pat. (Alkoholkonsum) wird mit hydrophisch dekompensierter Leberzirrhose, Pleuraerguss und Aszites stationär aufgenommen. Es erfolgte neben Punktion eine Anpassung der Leberzirrhose-Medikation, aufgrund der empathischen Enzephalopathie ebenfalls eine Therapie. Bei niedrigem CDT wurde die Möglichkeit einer Lebertransplantation besprochen.
    Unsere Kodierung:
    HD K70.3 (alkoholische Leberzirrhose) mit K72.71! (hep. Enzephalopathie Grad 1)
    und u.a die ND K72.9
    Der MDK behauptet nun, bei vorliegender hepatischer Enzephalopathie sei die alkoholische Leberzirrhose mit K70.4 (alkoholisches Leberversagen) zu erfassen.
    Ist das so?

    Ganz herzlichen Dank und Grüße

  • Hallo Medico2014,

    kenne das Problem weil ich auch Gastroenterologie kodiere.
    K72.71! ist an die K70.4 zu hängen, nicht an die K70.3, siehe ICD Hinweis bei K70.4. Bei dem oben beschriebenen Beispiel hätte ich wahrscheinlich K70.4+K72.71 als HD kodiert und die K70.3 als ND

    LG,
    MaK

  • Hallo Medico2014,

    würde hier ebenfalls dem MDK folgen und K70.4 mit K72.71 zur HD machen. K70.3 ist dann ND.

    LG