Laparotomie mit Drainage?

  • Guten Tag zusammen,

    im Grunde ein altes Thema, aber immer wieder aufs Neue.

    Sachverhalt:

    Laparoskopie und dann Laparotomie bei akutem Abdomen nach einem elektiven Eingriff. Keine diffuse Peritonitis, kleine iatrogene Perforation, abgedeckt mit Omentum majus.

    Auszug aus dem OP-Bericht: "Eröffnen des Abdomens (..), Darstellen der Perforationsstelle im Bereich des proximalen Colons transversum welche stecknadelgroß ist, Resektion der nekrotischen Ränder im Bereich der Perforation, anschließend Übernähung der Perforationsstelle mit PDS 4 0 zweireihig. Anschließend Eröffnen der Bursa omentalis und weitere Inspektion, keine Abszedierung nachweisbar (...) Anschließend ausgiebige Spülung des gesamten Abdomens (...) einbringen von Easy-Flow-Drainage in rechts subhepatischen im Bereich des Colons, links im Bereich des Douglasraumes".

    Frage: ist 5-541.1 Laparotomie mit Drainage (Inkl.: Intraoperative Spülung) bei dieser Konstellation kodierbar, oder nur 5-467.03?

    Vielen Dank im Voraus!

  • Guten Tag,

    ich möchte diese Frage noch einmal "nach vorne" holen.

    Nach laparoskopischer Cholezystektomie Re-OP am Folgetag aufgrund einer Verletzung des Duodenums.

    Es erfolgte eine quere Oberbauchlaparotomie rechts und im Verlauf die Übernähung der Perforationsstelle in der Nähe Papilla duodeni major. Dies wurde mit 5-467.00 Andere Rekonstruktion des Darmes: Naht (nach Verletzung): Duodenum kodiert.

    Kann bzw. muss hier die 5-541.1 Laparotomie mit Drainage zusätzlich kodiert werden?
    Im Hinweistext heißt es: Mit diesem Kode ist nur die Laparotomie mit Drainage z.B. bei Abszess zu kodieren. Die Laparotomie als Zugang ist unter dem jeweiligen Organeingriff zu kodieren.

    Bei der Ziffer 5-467._ findet sich jedoch keine Differenzierungsmöglichkeit des Zugangs.

    Vielen Dank für Rückmeldungen und allen ein schönes Wochenende.

    Gruß
    S. Stephan

  • Hallo Herr Stephan,

    Die Oberbauch-Laparotomie erfolgte als Zugang, um die Rekonstruktionsnaht nach Verletzung des Duodenums vornehmen zu können. Will sagen: Ohne Laparotomie nach laparoskopischer OP keine Duodenalrekonstruktion. Sie kommen nach Ihrer Schilderung m.E. nicht ohne "Bauch aufschneiden" zum OP-Gebiet. Und deswegen ist die Laparotomie als Zugang unter dem jeweiligen Organeingriff zu kodieren und nicht zusätzlich. Und das ist womöglich auch der Grund, weswegen es keine Differenzierungsmöglichkeit des Zugangs gibt.

    Fazit: Ich würde die 5-541.1 Laparotomie mit Drainage nicht zusätzlich kodieren.

    Aber das ist ja nur meine persönliche Meinung. Vielleicht gibt es noch andere.

    Ebenfalls ein schönes Wochenende allerseits

    B. Sommerhäuser

  • Ich kann die Auffassung von Herrn Sommerhäuser nur bestätigen! Bei Kodes wie 5-467.00, bei denen keine Differenzierung der Eingriffe zwischen offen-chirurgisch und laparoskopisch in der Kodestruktur vorgesehen ist, gelten diese zunächst einmal als "offen chirurgisch" durchgeführt. Falls der Zugang minimal-invasiv gewesen ist, wird dies mit einem Zusatzkode (5-986.- Minimalinvasive Technik) abgebildet.

    Beste Grüße

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Vielen Dank an Herrn Sommerhäuser und Herrn Dr. Bartkowski für Ihre Einschätzungen, und natürlich an Herrn Stephan für die Wiederbelebung des Threads.

    In meinem Beispiel ging es mir ehrlich gesagt weniger um den Zugang, sondern eher um die Abbildung des intraoperativen Aufwands bei diffuser Peritonitis. Man kann natürlich so argumentieren, dass dieser Aufwand bei jeder Darmperforation vorhanden und mit dem OPS für die Naht abgebildet ist.

    Viele Grüße

    2 Mal editiert, zuletzt von C-3PO (10. März 2024 um 19:16)

  • Hallo in die Runde,

    ich möchte trotzdem kurz die Kodierrichtlinie P006a in die Runde werden.

    Sollte diese Unterscheidung fehlen, was auch durch Weiterentwicklung von Operations-techniken möglich ist, so ist die Prozedur zu verschlüsseln und für die Art des Eingriffes (Zugangs) ist der entsprechende Zusatzkode anzugeben.

    Ich würde den Zugang kodieren, bin ich ganz ehrlich.

    Gruß die Hütti

  • Hallo zusammen,
    im OP-Bericht heißt es wörtlich:

    Die Operation erfolgt in Rückenlage mit gespreizten Beinen des Patienten. Nach sterilem Abwaschen, Abdeckung und Team-time-out sowie i.v. Antibiose mittels Cefuroxim und Clont wird eine diagnostische Laparoskopie durchgeführt. Hierbei wird die alte Narbe infraumbilical eröffnet und nun Einbringen eines 10er Trokars unter Sicht in die Bauchhöhle. Diagnostischer Rundumblick. Hierbei zeigt sich eine kleine Flüssigkeitsansammlung im ehemaligen Gallenblasenbett. Nach Spülung sieht man eine fingerkuppengroße Perforationsstelle im Bereich der Pars descendens duodeni in der Nähe der Papilla Vateri major. Nun wird konvertiert. Quere Oberbauchlaparotomie. Tiefes Vorarbeiten bis auf das Peritoneum. Eröffnung des Peritoneums und diagnostischer Rundumblick. Zuerst wird ein Condor-Apparat eingesetzt. Inspektion. .Bei der weiteren Suche sieht man ein großes Loch im Pars descendens duodeni in der Nähe des Eingangs vom D. choledochus ins Duodenum. Zuerst wird gespült und abgesaugt. Keine Peritonitiszeichen. Keine Fibrinbeläge. Nun wird der Pars descendens duodeni mobilisiert. Die Einmündung des D. choledochus wird sauber dargestellt. Anschließend wird zusätzlich der Ductus zysticus und die Arteria zystica mit Umstechungsligaturen versorgt und die Perforationsstelle mit 3.0er Prolene-Einzelknopfnaht versorgt. Die versorgte Stelle ist dicht und spannungsfrei. Eine Duodenalsonde konnte nicht platziert werden, daraufhin wird eine normale Magensonde gelegt. Zusätzlich wird eine Omentum majus-Lefze mobilisiert und zusätzlich mit 3.0 Vicryl-Einzelknopfnaht versorgt. Zum Schluss wird zusätzlich nochmal die Stelle mit Tachosil versorgt. Es herrscht Bluttrockenheit. Intraabdominell wird insgesamt mit 4 Liter Flüssigkeit gespült. Einbringen einer 20er Robinson-Drainage. Fortlaufende Peritonealnaht. Fortlaufende Fasziennaht. Subkutane Einzelknopfnaht und Anlage einer subkutanen Drainage. Hautnaht mittels Hautklammernaht-Apparat. Sterile Pflasterverbände. Der Patient wird zur Überwachung auf die Intensivstation unseres Hauses gebracht.


    Gruß
    S. Stephan

  • Hallo nochmal,

    Ihre Einwände haben etwas für sich, aber ( Hütti)meinte möglicherweise einen zusätzlichen Kode statt eines Zusatzkodes im engeren Sinne (zumindest habe ich den auf die Schnelle nicht gefunden) .

    Die eigentliche Fragestellung ist m.E., ob die Laparotomie mit Drainage (Intraoperative Spülung inklusive) hier zutrifft. Ausweislich Ihrer Beschreibungen wurde dies zweifelsfrei durchgeführt. Mein Verständnis des Kodes ist so, dass man extra laparotomiert, um einen Abszess oder irgendwas anderes auszuspülen. Hier im Beispiel ging es um eine Perforationsübernähung, zu der man mittels Laparotomie erstmal hinkommen und dann selbstredend spülen musste, daher m.E. im OPS enthalten. Aber der Einwand von Hütti ist nicht von der Hand zu weisen, abgesehen davon, dass " Zusatzkode" spezifisch und nicht sprachgebräuchlich zu verstehen sein müsste.. Interessante Diskussion.

    Beste Grüße

    B. Sommerhäuser