zweizeitige Milzruptur als HD?

  • Grüß Gott liebe Forumteilnehmer,
    wieder mal ein neues Problemchen!
    Fallschilderung: Pat. (83 Jahre) kommt nach häuslichem Sturz wegen V.a. rez. TIAs bei Vorhofflimmern zur stationären Aufnahme. Bei Aufnahme Feststellung einer Rippenserienfraktur li und einer Nasenbeinfraktur.
    Trotzdem Aufnahme auf die innere Abteilung, dort im Verlauf übliche kardiologische Diagnostik zur Synkopenabklärung. Auffällig gleich zu Beginn des Aufenthaltes ein Hb-Abfall von 12,9 auf 9,5 g%, im weiteren jedoch stabil, deshalb zunächst keine besonderen Maßnahmen.
    Bei Visiten fällt ein großes Hämatom im Bereich der linken Flanke auf.
    Am 8. stationären Tag bei Routinesono Feststellung eines großen Pleuraergusses links, einer Milzeinblutung und freier abdomineller Flüssigkeit. Der Patient wird auf die chir. Abt. verlegt, dort Laparoskopie/Laparotomie mit Splenektomie und vorübergehender Anlage einer Bülau-Drainage.
    Während des nun folgenden chir. Aufenthaltes nach Entfernung der Bülau-Drainage noch 2-malige Pleurapunktion wegen Rezidiverguß, dann Rückverlegung auf die innere Abt. am 18. postop. Tag wegen V.a. dekompensierte Herzinsuff. Dort nochmalige Pleurapunktion, erneute kard. Diagnostik mit Ausschluß einer höhergradigen Herzinsuffizienz, Entlassung.

    Frage: Was ist die Hauptdiagnose für diesen ganzen Aufenthalt?

    Für Meinungen bin ich schon jetzt dankbar.
    Freundliche Grüße aus Unterfranken
    J.Kistler

  • Hallo Herr Kistler!

    Wenn mehrer Diagnosen zur Aufnahme führten, suchen Sie sich doch die mit dem höchsten Erlös. Ihre Auswahl ist ja recht groß!

    Mit freundlichem Gruß
    F. Killmer

    Frank Killmer

  • Hallo Herr Kistler,

    eine zweizeitige Milzruptur ist auf den Unfall zurückzuführen und eine echte Akut-Diagnose. Die Befürchtung, es könne zu ihr kommen, ist nicht selten einziger Aufnahmegrund insbesondere bei Rippenserienfrakturen, wenn sie sich in der entsprechenden Höhe befindet und Hämatom in der linken Flanke. Hier ist es sogar dazu gekommen und Sie haben nun das große Los gezogen die HD frei nach Ressourcenverbrauch wählen zu können. Testen Sie aber bitte auch, ob Ihre Diagnosen nicht auch die Polytraumakriterien - zumal eine zweizeitige Milzruptur durchaus als lebensgefährliche Diagnose gewertet werden kann, erfüllen könnte.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Killmer:
    Wenn mehrer Diagnosen zur Aufnahme führten, suchen Sie sich doch die mit dem höchsten Erlös.

    Guten Morgen Herr Killmer,

    hier liegt wohl ein Missverständnis vor.

    Man sucht nicht sich die DRG mit dem höchsten Erlös aus, sondern man muss die Diagnose zur HD machen, die den höchsten Ressourcenverbrauch hatte. Das ist nicht immer dann auch die Diagnose, die die höchste DRG triggert!

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Guten morgen Forum, Guten morgen Herr Selter.

    Wodurch wird denn der höhere Ressourcenverbrauch dargestellt, wenn nicht durch die höhere Bewertungsrelation, und damit durch eine teurere DRG? :rotwerd:

    Bin bisher immer davon ausgegangen, dass dem so ist.

    mit etwas müden Grüßen am morgen
    papiertiger

    :(

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen,

    wenn Sie z.B. einen Patienten mit 2 Verletzungen aufnehmen (beide treffen gleichermaßen die HD-Definition) muss die als HD zugeordnet werden, die den höchsten Ressourcenverbrauch hatte, will meinen, bei der Behandlung im Vordergrund stand (mit den hierfür nötigen Aufwendungen). Wenn jetzt aber die andere Verletzung eine höhere DRG erzielt und Sie dann diese als HD nennen, haben Sie nicht nach dem höchsten Ressourcenverbrauch (\"wo habe ich die meisten Kosten gehabt?\") die Wahl getroffen, sondern nach \"wo bekomme ich am meisten?\". Das ist eben nicht immer deckungsgleich.

  • Hallo Forum , hallo Herr Selter.

    Können Sie mir ein konkretes Beispiel nennen? ?(
    Mir will keins einfallen.

    Zum Relativgewicht:

    \"5.7 Modulgewichte
    Pro DRG gibt es eine Bewertungsrelation. Dieser Wert repräsentiert die (Gesamt-) Fallkosten für jeden (Inlier-) Fall in einer DRG. Er wurde ermittelt über das geometrische Mittel der Gesamtfallkosten.\"
    (G_DRG_Projektbericht_Band_1)

    Wenn ich mich nicht sehr irre bedeutet \"Gesamtfallkosten\" alle Kosten, die für diesen einen Fall anfallen. (Pflegezeit, Ärztezeit, Verbandmaterial, OP Zeiten, usw.)

    Je mehr Ressourcenverbrauch, desto höhere Gesamtfallkosten. Richtig?
    Je höher die Gesamtfallkosten, desto höher das Relativgewicht. Auch Richtig?
    Daraus schließe ich: Je höher der Ressourcenverbrauch, desto höher die Gesamtfallkosten, desto höher das Relativgewicht.
    Also stellt sich der erhöhte Verbrauch der Ressourcen im höheren Relativgewicht dar.

    Wenn ich also zwei Diagnosen habe, die gleichermaßen der HD Definition entsprechen, darf ich diejenige wählen die das höhere Relativgewicht und damit den höheren Ressourcenverbrauch hat.
    Anders wäre es auch gar nicht möglich. Sonst müssten Pflege/Ärzte mit Stoppuhren beim Pat sein, jedes Pflaster, jeder Verband usw müsste gezählt , und der jeweiligen Diagnose zugeordnet werden, nur damit ich am Ende der Behandlung alles zusammenrechnen und mir die korrekte HD auswählen kann.
    Durch das Relativgewicht wurde mir diese Arbeit ja schon abgenommen.
    :sonne:

    Wenn ich falsch liege, bitte ich dringenst um Korrektur :baby:

    Schönen Feierabend.
    Papiertiger
    :uhr:

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

  • Schönen guten Tag allerseits!

    Zitat


    Original von papiertiger:
    Je mehr Ressourcenverbrauch, desto höhere Gesamtfallkosten. Richtig?
    Je höher die Gesamtfallkosten, desto höher das Relativgewicht. Auch Richtig?
    Daraus schließe ich: Je höher der Ressourcenverbrauch, desto höher die Gesamtfallkosten, desto höher das Relativgewicht.
    Also stellt sich der erhöhte Verbrauch der Ressourcen im höheren Relativgewicht dar.

    Das mag zwar statistisch über die kalkulierten Fälle zutreffen. Aber erstens war es zumindest 2004 doch manchmal so, dasszuätzliche Leistungen zu einer niedrigeren Bewertungsrelation führten.

    Zweitens muss dies auch sonst im Einzelfall nicht unbedingt so sein. Beispielsweise kann eine Operation mit einer dazu unpassenden Hauptdiagnose in eine Fehler-DRG mit einem höheren Erlös führen, als es bei der aus der dazugehörigen Diagnose resultierenden DRG der Fall wäre.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,