Konvergenzphase verlängern?

  • Hallo Herr Haack,

    nach dem biblischen Grundsatz \"Prüfet alles, das Beste behaltet\" steht allerdings auch noch nicht fest, ob die Konvergenzphase über fünf Jahre für die großen (Uni-)Kliniken besser ist als über drei Jahre. Nach den News von heute würden diese ebenfalls auf der Strecke bleiben wie die kleinen Häuser. Nur die mittleren und da nur die Guten bleiben konkurrenzfähig. Wo gehen wir dann hin, wenn wir mal ein Krankenhaus benötigen? 50 bis 100 km sind doch für uns keine Entfernung mehr, das fahren viele doch jeden Tag zur Arbeit, da ist das zumutbar. Und zur Freizeitgestaltung fahren wir oft noch weiter, mal schnell an den Bodensee oder in den Schwarzwald ist innerhalb BW kein Problem. Nur der Stau stört etwas. Aber den bekommen wir auch noch weg, wenn mehr Leute sterben als geboren werden.

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Schönen guten Tag allerseits!

    Zitat

    Original von Günter Konzelmann:
    ...50 bis 100 km sind doch für uns keine Entfernung mehr, das fahren viele doch jeden Tag zur Arbeit, da ist das zumutbar...

    Sagt mal: Was für Patienten habt Ihr eigentlich?

    Bei uns sind fast die Hälfte der Patienten über 60 Jahre alt und viele auch auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, soweit in unserer eher ländlichen Struktur überhaupt vorhanden. Und auch wenn der Patient wohl oder übel die 50 bis 100 km fahren muss, seine potentiellen Besucher tun es nicht.

    Unser Gesundheitswesen richtet sich immer mehr auf die jungen, mobilen, internetsurfenden, vor allem aber gesunden Menschen aus. Die eigentlichen Patienten, die alten, eingeschränkten und wirklich kranken Menschen stören da wohl nur.

    Schönen Tag noch,

  • Zitat


    Original von Günter Konzelmann:


    ... 50 bis 100 km sind doch für uns keine Entfernung mehr, das fahren viele doch jeden Tag zur Arbeit, da ist das zumutbar. Und zur Freizeitgestaltung fahren wir oft noch weiter, mal schnell an den Bodensee oder in den Schwarzwald ist innerhalb BW kein Problem.


    Hallo Herr Konzelmann, Hallo Herr Haack,

    für das Arbeitsamt sind 1-1,5 (in etwa Distanz Bodensee und Black Forest!) Stunden einfacher Weg zur Arbeit kein Grund die Arbeit abzulehnen! Ausserdem sollten Sie mal am WE am Parkplatz einer bekannten Bekleidungsfirma ( Namenvetter führte im Forum schon zu heißen \"®Diskusionen ) auf die Parkplätze (3!!!) schauen und die KFZ-Kennzeichen sortieren. Unter 100 Km sind die Wenigsten!!! und das nur für die \"Schnäppchenjagd am WE\". Der Einheimische nimmt lieber das Fahrrad, weil Parkplatz gibts eh keinen mehr.

    Grüße aus dem Schwäbenländle und

    Mit freundlichen Grüßen aus Nürtingen

    D. Bahlo-Rolle :d_niemals: :d_pfeid: :sonne:

  • Sehr geehrte Damen und Herren,
    zur DKG-Forderung vom 31.3.2004
    a) die Konvergenzphase von 3 auf insgesamt 5 Jahre (2005 bis 2009) zu verlängern und
    b) den \"Einstiegswinkel\" auf 10 % festzusetzen, die darauf folgenden Anpassungsschritte auf zunächst 2 mal 20 % und danach 2 mal 25 % festzulegen, gestatte ich mir als Praktiker im Entgelt-Verhandlungsmanagement folgende persönliche Anmerkungen:
    1. Der DKG-Vorschlag ist besser als ein \"Unwirtschaftlichkeitszuschlag\" (Frau Gürkan: Strukturkomponente) für Krankenhäuser der Maximalversorgung
    2. Aber: Einstiegswinkel ist viel zu niedrig
    3. Wirtschaftlich geführte Krankenhäuser werden zugunsten der Maximalversorger bestraft
    4. Der \"Dornröschenschlaf\" der Maximalversorger (ungenügende Vorbereitung auf die DRG, schlechte Dokumentation, fehlende Teilnahme an der Kalkulation 2003, nur wenige nahmen an Benchmarkprojekten teil) wird von der DKG belohnt.
    5. Klinik-Manager und Krankenkassen (z.B. im Ruhrbezirk) haben sich sehr früh mit den Wechselwirkungen der DRG beschäftigt (Benchmarking-Projekte mit AP-DRG, G-DRG, Analyse der DRG-Gewinner-/Verlierer-Liste
    6. Mir bekannte vereinbarte CMI 2003 einiger Uni-Kliniken (0,9 bis 1,2)belegen u.a. die schlechte Kodierqualität; sie sind nämlich viel zu niedrig, Universitätskliniken im Ruhrbezirk hatten 2003 einen vereinbarten CMI von 1,2 bis 1,5.
    7. Die Muster-Kalkulation der Zusatzentgelte 2004 (Anlage 4 KFPV 2004) belegt die großzügige Kalkulation der Maximalversorger sehr eindrucksvoll.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ulrich Neumann

  • Sie haben völlig Recht Herr Neumann, insbesondere in Punkt 3.
    Aber es gilt heute in der gesamten Krankenhauslandschaft immer noch die Devise \"Es wird schon nicht so schlimm kommen wie angekündigt. warten wirs erstmal ab und bleiben beim Alten\" Wenn das jetzt wieder honoriert wird, sehe ich schwarz für viele kleine schon Anfang der Neunziger Jahre wirtschaftlich arbeitende Krankenhäuser. Wo sind die Landräte in der DKG??

    mfG
    Thomas Heller
    QMB/Med Co/OA Gyn
    Haßberg-Kliniken
    Haus Haßfurt/Unterfranken

  • Zitat


    Original von neumanul:
    3. Wirtschaftlich geführte Krankenhäuser werden zugunsten der Maximalversorger bestraft
    4. Der \"Dornröschenschlaf\" der Maximalversorger (ungenügende Vorbereitung auf die DRG, schlechte Dokumentation, fehlende Teilnahme an der Kalkulation 2003, nur wenige nahmen an Benchmarkprojekten teil) wird von der DKG belohnt.


    Ich sehe, dass ich doch verstanden werde und nicht ganz so falsch liege.

    Herr Heller,
    das Problem der \"Landräte in der DKG\" liegt IMHO darin, dass die nichtmedizinische Professionalisierung der Krankenhäuser überwiegend in den Grossklinika stattfindet, auch im PR- und Lobbyismusbereich.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Schönen guten Tag allerseits!

    Die Debatte um die Verlängerung der Konvergenzphase ist doch sehr aufschlussreich. Sie führt nämlich die Argumentation, dass größere Einheiten wirtschaflicher seien, ad absurdum. Ein Maximalversorger wird Basisleistungen nie zum gleichen Preis erbringen können, wie ein Grundversorger, weil die Maximalleistungen sowie teure Struktur- und Vorhaltekosten sich letztlich auch auf die Kosten der Basisleistungen auswirken.

    Es war schon immer so, dass eine Bliddarmoperation in einem Krankenhaus der Grundversorgung oft gerade mal halb soviel gekostet hat, wie in einem Krankenhaus der Maximalversorgung.

    Das kann natürlich nicht nur der Unwirtschaftlichkeit der Maximalversorger angelastet werden, daher sähe ich durchaus einen Sinn, einen Teil der Strukturkosten der Maximalversorger aus den DRGs (und zum Teil auch aus den Kosten der Sozialversicherung) herauszunehmen.

    Aber auch diese Tatsachen sind ja eigentlich keine neuen Erkenntnisse, so dass für deren Diskussion und Berücksichtigung genügend Zeit gewesen wäre.

    Daher sähe ich eigentlich auch keine Veranlassung, jetzt in letzter Sekunde eine Veränderung der Konvergenzphase vorzunehmen, weiß aber wohl, dass die Maximalversorger sich in dieser Frage vermutlich durchsetzten werden.

    Schönen Tag noch,

  • Hallo Herr Schaffert,
    hallo Forum,

    völlige Zustimmung meinerseits. Was mich besonders ärgert: Dass unterdessen schon viele kleinere Häuser, darunter sicher auch viele, die eigentlich leistungsfähig waren und denen in der Deckelungsphase einfach die Luft ausgegangen ist, an die Wand gefahren sind (siehe http://www.kliniksterben.de), hat niemanden gerührt. Jetzt, wo es um die Großen geht, ist plötzlich Alarm.
    Dazu kommt: Es wird ja nicht einseitig den Großen nur gegeben, sondern diese Mittel bekommen dann die kleineren Krankenhäuser weniger, sprich, bei denen wird die Base Rate dann eben doch nicht auf Durchschnittsniveau angehoben, und sie können sehen, wie sie damit klarkommen. Da stellt sich die Frage, was die ganze Kalkuliererei soll.

    Gruß aus Hamburg

    Manfred Nast

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend allerseits und besonders Herr Nast,

    Zitat


    Original von nast:

    völlige Zustimmung meinerseits. Was mich besonders ärgert: Dass unterdessen schon viele kleinere Häuser, darunter sicher auch viele, die eigentlich leistungsfähig waren und denen in der Deckelungsphase einfach die Luft ausgegangen ist, an die Wand gefahren sind (siehe http://www.kliniksterben.de ), hat niemanden gerührt. Jetzt, wo es um die Großen geht, ist plötzlich Alarm.

    Genau das stört mich auch. Auf der einen Seite haben die \"Großen\" eine ihnen immanente Macht (Arbeitsplätze, Wirtschaftsfaktor, etc.), auf der anderen Seite sind dort womöglich die größten Wirtschaftlichkeitspotentiale verborgen (groß = häufig städtisch/kommunaler Träger, unflexibel, langsam, kaum steuerbar).

    <snip: Beispiel>
    Berlin: Vivantes bekam Geld - aber nicht genug: Land zahlte sechs Millionen Euro Schließungskosten
    (Berliner Zeitung).
    </snip: Beispiel>

    Ich will ja nicht die traditionsreichen und einzigartigen Großkliniken und Unis verteufeln, aber wir kommen so wieder zur Frage der \"optimalen Betriebsgröße\". Und die liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen 600 und 800 Betten, um bei der klassischen Metrik zu bleiben (BTW: Es hat immer noch niemand untersucht, wo die \"optimale Betriebsgröße\" für Kliniken genau liegt und wovon sie abhängt !).

    Zitat


    Dazu kommt: Es wird ja nicht einseitig den Großen nur gegeben, sondern diese Mittel bekommen dann die kleineren Krankenhäuser weniger, sprich, bei denen wird die Base Rate dann eben doch nicht auf Durchschnittsniveau angehoben, und sie können sehen, wie sie damit klarkommen.


    D\'accord, so wird\'s kommen. Der \"Tod\" der Kleinen finanziert die Unwirtschaftlichkeit der Großen. Und das Geld folgt der Leistung :totlach: Und die Rente ist sicher. :knie:

    Zitat


    Da stellt sich die Frage, was die ganze Kalkuliererei soll.


    Das frage ich mich auch zunehmend. Irgendwo war hier vor kurzem etwas über Zwang zur Kalkulationsteilnahme zu lesen (Finde ich auf die Schnelle nicht). Ob gleich Zwangsmittel einsetzen, weiß ich nicht, aber da ist ein Funken Wahrheit dran.
    Die Schlagzeile: Erste Universitätsklinik wegen Unwirtschaftlichkeit/Insolvenz geschlossen, werden wir alle jedenfalls nicht mehr in der Zeitung lesen... Da ist mein Sargdeckel vermutlich schon lange zu. Der Mensch ist ja so vergänglich... :d_pfeid:

    Gruß
    B. Sommerhäuser

  • Glück Auf liebe Groupies

    sind wir nicht mit dieser Situation genau soweit wie der ehemalige Krankenhausbetriebsvergleich? Aus realer Erfahrung und Kenntnis kann ich sagen das ein Maximalversorger z.B. in der Chirurgie einen erheblich geringeren Anteil an ehemaligen FP / SE am Gesamtbehandlungskonzept hat als die meisten mir bekannten Grund- und Regelversorger. Wo kann dann aber nach den Grundprinzipien der \"Automatisierung\", \"Effektivität\" oder nach \"Kosten-Nutzen-Verhältnis\" etwas verbessert werden?
    Da wo auch entsprechende Fallzahlen eine strukturierte Behandlung erlauben.
    Ich kenne ein Krankenhaus der Maximalversorgung dessen absolute jährliche Fallzahl im Bereich des Standardeingriffs \"Appendektomie\" die jedes umliegenden Grund- und Regelversorgers deutlich unterschreitet. Dies legt doch den Verdacht nahe das die Fälle, insbesonders die ökonomisch gut steuerbaren, die Maximalversorger erst gar nicht erreichen. Die übrigen Resultierenden wie \"Lernendes DRG System\", Jahr 1,5 der Einführung, Datenqualität etc möchte ich hier gar nicht anmerken.

    Und die Frage nach den optimalen Steuerungsgrössen (KH > 800 Betten oder nur noch darunter) ist sicherlich spannend. Erhält dann jedes dieser Häuser auch zumindest den Versorgungauftrag für ein Schwerstverbrandtenbett? Welchen deutschen Spitzenmediziner kann ich noch verpflichten, wenn er in Bereichen der Spitzenversorgung seiner Disziplin mit Fallzahlen von maximal 1-10 rechnen muss.

    Ich möchte mit dieser Antwort nur eine Lanze für die Krankenhäuser der Maximalversorgung und die damit in der Regel verbundenen Krankenhausgrößen brechen (und damit auch für jeden Patienten der diese Versorgungstufe benötigt). Und der Dornröschenschlaf der den Uni\'s und Maximalversorgern in Sachen DRG nachgesagt wird ist zumindest für den Bereich NRW bewiesenerweise ein Märchen.
    Das ich durch dieses Statement andere Fragen aufwerfe dessen bin ich mir bewusst. Aber Antworten auf diese Fragen muss in meinen Augen aktuell die Politik geben.

    Gelsenkirchen ---Trocken

    M. Kilian

    Michael Kilian

  • Schönen guten Tag Herr Kilian!

    Ich gebe Ihnen grundsätzlich Recht und mir geht es auch nicht darum, die Maximalversorger als unwirtschaftlichen Moloch darzustellen oder gar abzuschaffen.

    Ich habe ja auch durchaus in einem der vorangegangenen Beiträge dargestellt, dass nach meiner Meinung die Maximalversorger auch wegen der notwendigen strukturellen Zusatzkosten andere Kosten haben müssen, als die kleineren Häuser und daher \"gleicher Preis für gleiche Leistung\" bei den Maximalversorgern die Kosten nicht decken kann.

    Nur halte ich die Verlängerung der Konvergenzphase nicht für die Lösung dieses Problemes und für unfair und gefährlich für die kleineren bzw. bisher deckelungsbedingt unterbezahlten Häuser.

    Zudem plädiere ich für eine Erhaltung des abgestuften Versorgungskonzeptes, in dem eben auch die heimatnahe Grundversorgung ihren Platz hat.

    Schönen Tag noch,