Frühkindlicher Hirnschaden

  • Hallo zusammen,

    wie kodiere ich den frühkindlichen Hirnschaden bei einem 50-jährigen Patienten? Der KR-Check sagt jedesmal \"Alterskonflikt\".
    Weiß das jemand?

    Köppert

  • Dieser Link hilft mir nicht so richtig weiter. Warum gibt mir die Software die Fehlermeldung, dass ich bei einem 50-jährigen nicht den Kodes P91.9 benutzen darf?

    Schöne Ostern
    Köppert

  • Hallo Frau Köppert,

    Zitat


    Original von Köppert:
    Warum gibt mir die Software die Fehlermeldung, dass ich bei einem 50-jährigen nicht den Kodes P91.9 benutzen darf?

    das liegt daran, dass P-Codes nur Neugeborenen zugewiesen werden. Den frühkindlichen Hirnschaden verschlüsseln Sie auf Symptomebene mit einem oder mehreren Codes aus den Kapiteln F70 ff. (Intelligenzminderung) und F80 ff. (Entwicklungsstörungen).

    F07.9, wie in dem oben verlinkten Thread angegeben, bezeichnet eine \"Persönlichkeits- und Verhaltensstörung\" und passt daher hier nicht; die frühkindl. Hirnschädigung manifestiert sich ja in der Regel (auch) anders. Außerdem sind mit F07.9 (zwar nicht expressis verbis, aber durch den Hinweis \"Organisches Psychosyndrom\" erläutert) akute und subakute Zustände (z.B. \"Durchgangssyndrom\") gemeint.

    Wenn Sie eine Ursache für die Hirnschädigung kennen und diese behandelt wird, können sie diese Ursache als Nebendiagnose kodieren. Das wird aber vermutlich bei Ihrem 50-jährigen Patienten nicht der Fall sein.

    Da der frühkindliche Hirnschaden nicht notwendigerweise Folge einer zerebrovaskulären Erkrankung ist, halte ich die Empfehlung, I69.- zu kodieren, hier für unpassend.

    Zitat


    Original von Köppert:
    Schöne Ostern
    Köppert

    Gleichfalls!

    Viele Grüße.

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen Herr Leonhardt,

    Zitat

    Original von Leonhardt:das liegt daran, dass P-Codes nur Neugeborenen zugewiesen werden.

    Das Inklusivum am Anfang des Kapitels lässt wohl auch P-Kodes zu einem späteren Zeitpunkt zu: \"Zuständ, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben, auch wenn Tod oder Krankheit erst später eintreten.\" So wäre z.B. die Kodierung bei einem Erwachsenen P14.2 -Lähmung des N. phrenicus durch Geburtsverletzung- völlig in Ordnung (wobei hier die Krankheit natürlich schon früh besteht, aber erst in einem späteren KH-Aufenthalt \"relevant\" wird).
    Oder verstehen Sie das anders?

    Zitat

    Original von Leonhardt:
    Da der frühkindliche Hirnschaden nicht notwendigerweise Folge einer zerebrovaskulären Erkrankung ist, halte ich die Empfehlung, I69.- zu kodieren, hier für unpassend.

    Selbstverständlich soll dieser Kode nur dann angegeben werden, wenn er für den Zustand passend ist.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Guten Tag Herr Selter!

    Ich muß Dr. Leonhardt rechtgeben. In den meisten Beschreibungen der P-Codes ist von Feten oder Neugeborenen die Rede. Diese werden wohl kaum für einen Erwachsenen Anwendung finden können. Einzig die Codes in P10 - P15 kämen m. E. in Frage.

    Ich würde einen Code aus Q04.ff bevorzugen.

    Mit freundlichem Gruß
    F. Killmer

    Frank Killmer

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Killmer:
    Ich muß Dr. Leonhardt rechtgeben.

    Hallo Herr Killmer,

    nein, müssen Sie nicht :d_zwinker: . Es geht hier auch nicht um Recht/Unrecht, sondern um eine Klarstellung.
    Herr Leonhard schrieb nicht \"meistens\" sondern die Formulierung sagte \"immer\": \"das liegt daran, dass P-Codes nur Neugeborenen zugewiesen werden.\" Deswegen die von mir gegebene Einschränkung:
    \"Das Inklusivum am Anfang des Kapitels lässt wohl auch P-Kodes zu einem späteren Zeitpunkt zu.\"
    Damit ist gemeint, dass nicht alle P-Kodes nur für Neugeborene zugelassen sind. Das von mir gewählte Beispiel sollte das auch verdeutlichen.

    Dass die meisten P-Kodes für Neugeborene zu benutzen sind, wird von mir nicht angezweifelt.

  • Nochmal Hallo, Herr Selter!
    Schon gut. Sie haben ja Recht. Streichen Sie einfach das \'nur\'. Die allermeisten P-Codes tragen allerdings entweder in der Bezeichnung oder in der Kapitelüberschrift einen Zusatz wie \"beim Neugeborenen\", \"... für die Perinatalperiode spezifisch\" o.ä.; hier dürfte der Fall wohl klar sein. Und, um endlich zur Eingangsfrage zurück zu kommen, um einen solchen Code geht es auch in Fr. Köpperts Fall: P91.9 Zerebrale Störung beim Neugeborenen. Die Fehlermeldung der Plausibilitätssoftware ist also berechtigt, und die Kodierung sollte wie oben angegeben erfolgen. Das Pendant zu KR-Check, DRG-Proof von SBG, gibt übrigens eine \"Warnung\" aus.

    @Herrn Killmer: Q04.- bezeichnet (anatomische) Fehlbildungen, die zwar gelegentlich mit einem frühkindlichen Hirnschaden einhergehen, keinesfalls aber mit diesem gleich zu setzen sind.

    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


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  • Hallo Herr Köppert,

    letztlich kommt es auf die Art des Hirnschadens an. Ist eine Parese führendes Symptom, dann käme ein Code aus G80 in Betracht. Ansonsten evtl. eine F70-79? So reizvoll ( ? ) es auch wäre, die Ätiologie primär verschlüsseln zu können, würde das dann jedoch den extrem divergenten Symptombildern nicht gerecht.

    MfG,
    M. Achenbach

  • Hallo Herr Köppert et al,

    wenn ich mich hier auch noch einmische, dann deshalb, dass es einmal so stimmt, wie Herr Selter es beschrieb.

    Zum Anderen sollte aber die Ursache des Hirnschadens – das Kapitel „P“/“Q“ bietet da eine Reihe von Alternativen und nicht jeder frühkindliche Hirnschaden ist eine infantile Cerebralparese (G80ff) – eruiert und codiert werden, sei es als direkte auch nach 50 Jahren nach wie vor bestehende Erkrankung – denn der Schaden dürfte wohl irreversibel sein – und/oder als Folgezustand. Nur wenn wirklich nichts Besseres passt als die P91.9 sollte dieser Code verwendet werden.

    Die F-Codes erscheinen hier mehr als Parallel zu verwendende Codes wenn die Minderung cerebraler Fähigkeiten nach den DKR-Regeln codierwürdig ist. Nicht vergessen sollte man aber auch den FIM/Barthel-Index usw.

    Dies nur nebenbei.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin