Gemeinsame Strategien gegen Inflation von Rechnungsnachfragen durch KK

  • Bei den Kassen, die einer Verhandlungslösung nicht zugänglich sind, hilft nur konsequente Gegenhalten. Im Einzelnen:

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    .
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    - Information des Patienten über die Vorgehensweise seiner Krankenkasse,

    [/quote]

    :noo:

    Guten Tag Herr Mährmann,

    das Informieren des Patienten über die Vorgehensweise seiner Krankenkasse
    ist zugegeben ein sehr wirksames Mittel - könnte es jedenfalls sein..


    ennoch sind wertende Informationen sind nach Kassenansicht wettbewerbsverzerrend und haben ggf. Schadensersatzansprüche zur Folge, mindestens aber die Aufforderung zu einer Unterlassungserklärung.
    Allein schon die Bekanntgabe einer Ablehnung der Kostenübernahme an den Patienten gilt als solche wertende Information.

    Wie ist Ihre Meinung hierzu?

    Mit freundlichen Grüßen

    mafi

  • Hallo Forum,

    vielleicht sollte man dieses krampfige Bemühen um den guten Ton zwischen Kassenvertretern und Klinikvertretern einfach mal bleiben lassen.

    Jeder hat seine Interessen, jeder folgt Anweisungen, und diese sind gelegentlich unvereinbar.

    In der täglichen Praxis erlebe ich die Linie der (meisten) Kassen als kleinkariert, pfennigfuchserisch, oft hinterlistig, selten am Patienteninteresse orientiert und fast nie kompromißbereit.

    Es bestehen wechselseitige Abhängigkeiten, die man nicht ganz vergessen darf: Ohne Kassen keine Krankenhäuser, ohne Krankenhäuser keine Kassen (vereinfacht formuliert).

    Die Kassen sind bisher (noch!) in der besseren Position, denn sie sitzen auf dem Geld und sie verfügen über einen elefantösen Verwaltungsapparat, der sich mit nichts anderem als der Leistungsverrechnung beschäft. In den Krankenhäusern werden die Versicherten der Kassen behandelt, versorgt und betreut und erst in zweiter Linie stehen Ressourcen für den Kleinkrieg um Abrechnungspositionen zur Verfügung. Viele Krankenhäuser lernen aber schnell dazu!

    Man verzeihe mir meine Parteilichkeit aber allzuviel Harmonie erzeugt bei mir schnell ein gewisses Völlegefühl....

    Viele Grüße
    NiR

  • Ebenfalls guten Tag Herr Mährmann,

    ohne unnötige Schärfe in die Diskussion einbringen zu wollen:

    Die Aufforderung, den Patienten zu unterrichten, kann auch für die Krankenhäuser nach hinten losgehen. Müssten dann nicht auch die Krankenkassen ihre Versicherten unterrichten, wenn die Krankenhäuser mal falsch abgerechnet haben (soll ja mal vorkommen).

    Im Sinne einer Vertragspartnerschaft werden wir das llerdings nicht tun.

    und für Nichtraucher:

    Die Krankenkassen erleben auch Krankenhäuser öfters mal als nicht ganz korrekt. Von da her tun wir uns alle nichts. und da wir nun mal Vertragspartner sind und uns keine anderen Kassen oder Kliniken stricken können, müssen wir wohl mit einander auskommen. Und das ist freundlich und auf dem kurzen Dienstwege (wenn möglich) immer noch besser als mit der Streitaxt im Gepäck.

    Ist halt eine Geschäftsbeziehung und kein Glaubenskrieg. Glaube ich jedenfalls.

    in der Hoffnung auf die angekündigte Sonne

    Bern

    ehemaliger Versicherungsvertreter

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    grundsätzlich sollte dieser Thread nicht erneut als Vehikel benutzt werden, um sich gegenseitig zu erklären, dass die jeweils andere Seite die \"blöde\" ist. Dass hatten wir schon öfter und es wird nie den Zustand der grenzenlosen Harmonie zwischen den Partnern im Gesundheitswesen geben. Warum das nicht klappen kann, wissen wir alle ohne, dass es erneut erklärt werden muss.
    Wir sind am Anfang des Systems, welches immer ausgereifter, aber auch komplizierter wird. Dass so ein System erhöhte Verwaltungsarbeit für alle Beteiligten bedeutet ist doch auch kein Geheimnis, oder? Fakt ist aber, dass naturgemäß am Anfang dann immer eine erhöhte Prüfbereitschaft besteht. Diese rekrutiert sich aber nicht aus der Böswilligkeit der Kostenträger, sondern aus der simplen Notwendigkeit.
    Ich prüfe seit knapp 2 Jahren in Nebentätigkeit im Monat bis zu 400 Rechnungen von Kostenträgern und kann bestätigen, dass das Risiko auf der Seite der Kostenträger liegt. Im Durchschnitt reduziert sich jede Rechnung um 160 € (wobei hier Komplettprüfungen ohne Vorselektion gemeint sind) nach meiner Prüfung und ich kann versichern, dass ich nicht MDK-like prüfe (Tabletten sind z.B. bei mir eine Therapie :d_zwinker: ) und bisher nur in einem Fall keine Einigkeit erzielt wurde (ich kläre Streitfragen grundsätzlich dann telefonisch). Dass also geprüft wird, ist selbstverständlich, lohnend und somit notwendig.
    Letztlich bleibt also noch die Frage nach der Intensität. Unsinnige Prüfungen braucht keiner, vor allem keine, in denen dann barer Unsinn behauptet wird (Tabletten sind keine Therapie, ...) aber wird dies nicht auch mit der Zeit sowieso die Kassenseite/MDK mitbekommen? Unsinnige Prüfungen verbrauchen ja nun auch mal Ressourcen und die sind bekanntlich nicht umsonst.
    Ob man hier jetzt eine Initiative braucht (wie soll diese den gewünschten Erfolg erbringen), würde ich für mich eher verneinen. Wenn ich weiß, dass Prüfungen mir nichts anhaben können, diese aber trotzdem überdurchschnittlich laufen, würde ich erst mal das Gespräch mit den Auftraggebern suchen und Ihnen vorrechnen, wie viel Geld sie bei uns durch Prüfungen eingeholt habe. Dann würde sich der Vorschlag anschließen, doch mal die Kosten der Prüfungen zu überschlagen und die beiden Beträge zu vergleichen. Vielleicht reduziert sich dann das Prüfaufkommen.
    Aber, wie gesagt, wir stehen am Anfang und die DRG-Zuordnungen werden immer komplexer und somit fehleranfälliger. Deswegen darf man davon ausgehen, dass der Prüfaufwand noch eine Zeit auf diesem Level bleiben wird ( oder noch steigt? ).

    Der Versuch des partnerschaftlichen Miteinanderumgehens hat selbstverständlich noch nie geschadet.

  • Hallo Forum,

    ein kräftiges Hallo an alle von einem bislang passiven Leser. Nicht jeder darf halt von der Arbeit aus unbegrenzt (angemeldet) ins Internet. Manchmal hat man halt nur Leseerlaubnis.

    Herr Selter,
    vielen Dank für Ihren Beitrag. :d_bravo: Ich glaube Sie gehören zu den wenigen die beide Seiten kennen. Aus Ihrer Antwort geht eigentlich ganz gut hervor, dass beide Seiten genügend Potenzial haben, um die Anderen zu ärgern.:j_mittelfinger:

    Aber nach wie vor fahren alle am Besten, wenn man aufeinander zugeht und miteinander versucht strittige Fälle zu lösen. Ich habe beide Sachverhalte. Ein kooperatives Haus, und das Gegenteil. Was meinen Sie, wo ich im Zweifelsfall eher mal ein Auge zudrücke? :augenroll:

    Bis zum nächsten Mal

    Der Schreibtischtäter

    [mark=grey]Viele Grüße vom
    Schreibtischtäter [/mark]

    :v_ogre:

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Nichtraucher:

    vielleicht sollte man dieses krampfige Bemühen um den guten Ton zwischen Kassenvertretern und Klinikvertretern einfach mal bleiben lassen.

    Jeder hat seine Interessen, jeder folgt Anweisungen, und diese sind gelegentlich unvereinbar.


    Guten Abend,


    Einspruch:


    „Vertrauen - nichts ist wichtiger zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, zwischen Kollegen und Partnern. Ohne Vertrauen ist keine Führung erfolgreich, kein Kunde zu binden kein Unternehmen schnell genug, um auf turbulenten Märkten zukunftsfähig zu sein.
    Dieses Buch holt Vertrauen aus dem idyllischen Winkel. Es weist nach, dass sich Vertrauen »rechnet« und ein harter Faktor ist. Es zeigt einen direkten und schnellen Weg zum Sofortvertrauen.“

    http://www.online-netzwerk-lernen.de/buecher/vertrauen-fuehrt.html


    Gruß

    E Rembs

  • Guten Morgen,
    ich bearbeite zur Zeit eine interessante Alternative zur hier beschriebenen Problematik.
    Eine KK gibt im Abstand von 14 Tagen zwei Prüfaufträge an den MDK zum selben Fall. Erwartungsgemäß kommen die MDK-Gutachter zu unterschiedlichen Ergebnissen. Nun pickt sich die KK die jeweils passenden Argumente aus beiden Gutachten und präsentiert Sie uns. Die Widersprüche werden dann so weitergeleitet, dass der Widerspruch nicht zum Vorgutachten passt und der jeweilige Zweitgutachter das Erstgutachten bestätigt. Der Versuch eines Gespräches mit den Sachbearbeitern endet auf Kassenseite regelmässig mit dem Hinweis auf Vorgaben und Vorgesetzte.

    Interessante Variante. Die strittigen Relativgewichte bewegen sich im übrigen zwischen 1,94 und 0,69.

    Hoffentlich lernt das System nicht so weiter.

    @Selter
    Trotz eines entsprechenden Hinweises in jedem unserer Schreiben hat sich bei mir noch kein MDK-Gutachter telefonisch gemeldet, um Unklarheiten oder strittige Themen zu diskutieren. Ich habe bisweilen mit dem jeweiligen Gutachter Kontakt aufgenommen, manchmal wurden meine Argumente auch akzeptiert; allerdings wurde ich dann auf den Widerspruch verwiesen, da das Gutachten ja schon geschrieben sei.
    Die Gespräche verliefen übrigens jeweils in angenehmer Atmosphäre. Aber anscheinend waren die Umstände (Vorschriften, etc.?) gegen uns.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Forum, Hallo Herr Rembs

    Zitat


    Original von Rembs:
    „Vertrauen - nichts ist wichtiger zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, zwischen Kollegen und Partnern. Ohne Vertrauen ist keine Führung erfolgreich, kein Kunde zu binden kein Unternehmen schnell genug, um auf turbulenten Märkten zukunftsfähig zu sein.

    Gruß

    E Rembs

    An sich kann man dem nur zustimmen. Problematisch ist nur, dass das Misstrauen einiger (!) Krankenkassen soweit geht, das bei einem 68jährigen Patienten mit Nierenkarzinom und durchgeführter Nephrektomie, ohne Überschreitung der OGVD ohne abrechnungsrelevante Nebendiagnosen, EB und OP Bericht angefordert werden.
    Als ich anfragte, was denn eigentlich der Prüfanlass wäre (AU?; ambulant??) ) hieß es:\"Wir müssen ja sehen, ob das auch gemacht wurde!\"
    [f5]HALLO?!?!?!![/f5]
    Dieses Beispiel zeigt nichts anderes als das uns nicht vertraut wird, bzw., dass uns Abrechnungsbetrug unterstellt wird!

    Ich arbeite jetzt seit ca 3 Jahren in diesem Bereich und habe eins festgestellt:\"Je kleiner, desto gemeiner!\"

    Mit den großen vier (AOK, BEK, DAK, TK) gibt es kaum Probleme, bzw. mit den für uns zuständigen Leuten lässt sich reden.
    Das obige Beispiel mit der Nephrektomie, war ein Vergnügen, das mir eine (sehr Kleine; ich hatte vorher noch nie von der gehört
    :a_augenruppel: ) BKK verschafft hat (Ich hatte aus Neugier mal nachgeschaut, wieviel Versicherte von dieser BKK in 2004 bei uns waren. 15 :i_respekt: von knapp 15.000 ; wenn mich meine geringen mathematischen Fähigkeiten nicht täuschen also etwas mehr als 1 Promille ; vielleicht haben die ja auch ne Mindestquote zu erfüllen :totlach: )

    Eine Vertrauensbasis müsste durch die Auswertung der Daten mittlerweile vorhanden sein, aber es lässt nicht nach mit den Anfragen... ?(


    :uhr: rennt

    :k_biggrin:

    papiertiger

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

  • Hallo papiertiger,

    Zitat


    Original von papiertiger:
    ...Mit den großen vier (AOK, BEK, DAK, TK) gibt es kaum Probleme, bzw. mit den für uns zuständigen Leuten lässt sich reden...

    Stimmt.


    Zitat


    ...war ein Vergnügen, das mir eine (sehr Kleine; ich hatte vorher noch nie von der gehört) BKK verschafft hat...

    Sitzt diese zufällig in Norddeutschland?

    Auch ich hatte vorher noch nie von einer ganz bestimmten BKK gehört, die E-Bericht, Labor- (!) und sonstige Befunde für den MDK anfordert bei einem Fall, der glasklar liegt (Hemikolektomie rechts bei Zökum-Ca ohne Möglichkeit der Schweregradsteigerung). Nun wird mir einiges klar...


    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo Mafi,

    Zitat


    Original von mafi:

    dennoch sind wertende Informationen sind nach Kassenansicht wettbewerbsverzerrend und haben ggf. Schadensersatzansprüche zur Folge, mindestens aber die Aufforderung zu einer Unterlassungserklärung.
    Allein schon die Bekanntgabe einer Ablehnung der Kostenübernahme an den Patienten gilt als solche wertende Information.

    Wie ist Ihre Meinung hierzu?

    Mit freundlichen Grüßen

    mafi

    soweit man sich bei der Information des Patienten auf die Weitergabe objektiv überprüfbarer Tatsachen beschränkt liegt keine Wertung vor. Auf keinen Fall sollte man dem Patienten irgendwelche Verhaltensweisen, wie z. B. den Wechsel der Versicherung, nahelegen. Und - im Falle einer gerichtlichen Auseinanderstzung wird der Patient sowieso über den Abrechnungsstreit zwischen KH und KK bzw. PKV informiert. Entweder als Beigeladener oder wenn das Gericht seine Zustimmung zur Weitergabe von medizinischen Daten einholt oder (bei privat Versicherten) als Beklagter.

    Mit freundlichen Grüßen

    Mährmann

  • Hallo Frau Bern,

    Zitat


    Original von bern:
    Die Aufforderung, den Patienten zu unterrichten, kann auch für die Krankenhäuser nach hinten losgehen. Müssten dann nicht auch die Krankenkassen ihre Versicherten unterrichten, wenn die Krankenhäuser mal falsch abgerechnet haben (soll ja mal vorkommen).

    Im Sinne einer Vertragspartnerschaft werden wir das allerdings nicht tun.

    ich hätte mit einer solchen Vorgehensweise einer KK keine Probleme. Allerdings wird niemand dort, wo tatsächlich eine partnerschaftlich orientierte Vertragsbeziehung besteht, ein solches Mittel einsetzen. Für mich gehört es, genau wie ein Rechtsstreit, in die Abteilung \"ultima ratio\". Leider gibt es allerdings auf allen Seiten Institutionen (sowohl KHer als auch KKen und PKVen), die anscheinend keine partnerschaftlichen Vertragsbeziehungen wünschen. Im Rahmen einer solchen konfliktgeladenen Geschäftsbeziehung kann dann auch von der jeweiligen Gegenseite kein partnerschaftliches Verhalten mehr erwartet werden.

    Mit freundlichen Grüßen

    Mährmann