Sind intraoperative Blutkonservengaben zu kodieren?

  • Liebes Forum,

    mir wurde jetzt von einigen Ärzten gesagt, dass intraoperative Blutkonservengaben nicht zu kodieren sind. Der Aufwand wäre bei der ICPM der OP schon berücksichtigt. Ist das richtig?

    Oder kann man doch z.b. die T81.0 oder D62 als ND kodieren und dann die entsprechende Proz. 8-800...?

    Ich finde keine entsprechende Kodierrichtlinie.

    Wer kann helfen?

    Vielen Dank, willm :)

    Moin, moin!

    \"Ick bün al weer dor\" :b_wink:

  • Hallo,

    wenn es sich um eine Operation handelt, bei der man regelhaft
    z. B. Ery-Konzentrate verabreichen muss, dann ist dies nicht
    zu kodieren, weil ja diese Maßnahme in der Kalkulation
    mitberücksichtigt wurde.
    Ansonsten wäre dies zu kodieren, wenn z. B. im Rahmen einer
    OP wider Erwarten großer Blutverlust eintritt.

    Gruß
    Ordu

  • Guten Tag,

    Zitat


    Original von Ordu Dr.:
    wenn es sich um eine Operation handelt, bei der man regelhaft
    z. B. Ery-Konzentrate verabreichen muss, dann ist dies nicht
    zu kodieren

    solche Operationen gibt es definitionsgemäß nicht mehr. Bis einschl. 2005 waren Transfusionen beim Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine noch explizit von der Kodierung ausgeschlossen. Die P001 wurde nun geändert, da (vgl. Anhang B der DKR) \"die Gabe von Bluttransfusionen beim Einsaztz einer Herz-Lungen-Maschine nicht mehr als Standardmaßnahme zu werten ist\".

    Also: alle Transfusionen kodieren (+ Anämie).

    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Vielen Dank für die schnellen Antworten,

    wenn ich das richtig verstanden habe, hätten wir ja auch ohne Streichung der Anmerkung \"Bluttransfusionen\" in der P001d, in den zurückliegenden Jahren die Blutkonservengaben kodieren können, oder?

    Die Bedingung war allerdings, dass die Konservengabe nicht als fester Bestandteil einer Prozedur anzusehen ist. Welche OP ging denn kalkuliert mit einer Bluttransfusion einher und welche nicht? (z.b. Oberschenkel-Fx)
    Gibt es Material dazu?

    MfG Willm

    Moin, moin!

    \"Ick bün al weer dor\" :b_wink:

  • sehr geehrter Herr Wilm,

    wie schon herr Leonhardt sagte, solche OP\'s gibt es nicht :noo: . Eine Op ist keine Indikation zur Bluttransfusion, sondern die Blutungsanämie mit Transfusionstrigger.
    Mir ist keine Op mehr bekannt, bei denen wir \"regelhaft\" Fremdblut transfundieren müßten. Selbst die Lebertransplantation gehen immer häufiger ohne Fremd-EK durch Cellsaver und Hämodilution.
    Wenn sie bei jeder Oberschenkel-Fx Blut geben müssten, dann hätten sie ein Qualitätsproblem.
    Und ja, sie hätten die Bluttransfusionen in den letzten Jahren kodieren können. Durch das nicht-kodieren gehen ihnen nicht nur evtl. ZE-Erlöse verloren (eher seltener, ausser bei Apharese-TKs), sondern die DRG hätte 2005 bei den Patienten höher ausfallen können, deren DRG durch die Bedingung \"komplizierende Prozeduren\" gesplittet sind (z.B. fast sämtliche herzchirurgischen DRG).

    Da hilft nur eines: Nachverschlüsseln, neu Gruppieren und evtl. Rechnung stornieren und mehr verlangen :deal: .

    Viel Spaß noch :i_baeh: .

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Vielen Dank noch einmal an alle!

    Ich weiß nicht warum wir die Kodierrichtlinie bisher falsch gedeutet haben. Da ich erst kurz im Amt bin, habe ich auch noch nicht alle Fehlkodierungen oder fehlende Kodierungen in unserem Hause gefunden. Das hier war schon mal eine richtig effektive Anfrage.

    Ich bin begeistert :lach:

    Ciao, Willm

    Moin, moin!

    \"Ick bün al weer dor\" :b_wink:

  • Liebes Forum,

    bleibt noch die philosophische Nachfrage, ob denn die Blutung D62 auch immer gleichzeitig eine Komplikation ist. Denn erst die T81.0 führt beispielsweise nach Endoprothese in die höhere DRG.
    Wird hier allein durch den Zwang zur Erlösoptimierung ein alltäglicher Vorgang zur Komplikation aufgewertet?

    Schöne Grüße

    MS

  • Hallo Frau Schimmer,
    vielleicht sollten wir die Frage folgendermaßen verdrehen. Die akute Blutungsanämie ist bei manch einer großen Operation (z.B. Hüft-TEP-Wechsel) regelhaft Folge der Operation, nicht aber eine EK-Gabe. Darf ich in diesem Fall die akute Blutungsanämie kodieren? Da es regelhaft zu einer Anämie (Hb < 12) kommt kann ich diese sicher nicht als Komplikation werten. Mit der T81.0 würde ich die Blutungsanämie zur Erlösoptimierung aufwerten. Die Frage wann dieser Code zu verwenden ist - z.B. Punktion eines Hämatoms ? - stellt uns immer wieder vor die Frage ob wir hier nicht bewußt upcoden. Aus rein numerischer Sicht juckt es natürlich die höhere DRG zu erlangen, doch gerade mit den T8*.*-Codes sollten wir sehr vorsichtig sein.
    Ich möchte nicht wissen wieviele KK-Mitarbeiter daran sitzen die verschiedenen Krankenhäuser in \"codierte\" Komplikationsrankings einzuteilen, frei nach Frau Schmidt - statistische Qualitätssicherung. Den Ärzten kann man nicht trauen, vielleicht aber Ihrer Gier beim codieren.

    Viele Grüße

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Liebes Forum,

    da für die Verabreichung der Blutkonserven Zusatzentgelte abgerechnet werden können, ist jedwede Gabe zu dokumentieren. Zusatzentgelte sind deshalb abrechnungsfähig, weil sie gerade nicht in die DRG-Kalkulation einfließen. Insofern ist die Argumentation \"regelhafter Ery-Gabe\" nicht zielführend. Der MDK kann allenfalls die Art und Menge der Produkte prüfen.

    In diesem Zusammenhang ist es übrigens eine erfreuliche Entwicklung, dass sich bei den verschiedenen MDKs in der Frage der Zählung von gepoolten Thrombokonzentraten die Zählweise des INEK (>40 ml = 1 TE) nach und nach als mehrheitsfähig herausstellt.

    Im übrigen schließe ich mich in der Frage der Kodierung einer intraop. Blutung mit EK-Gabe der Meinung an, dass im Hinblick auf die Qualitätssicherung und wegen der Indikationsstellung die D62 der T81.0 vorzuziehen wäre.

    Herzliche Grüße aus Mannheim
    TW

    Thomas Walter
    Medizincontrolling
    Universitätsklinikum Mannheim