Kodierung von M89.55 Osteolyse

  • Hallo ETgkv,
    ich glaube wir haben jetzt ein ganz neues heißes Anschlußthema. Der Ausflug in die Pathophysiologie mußte mal sein um nicht ein Thema mit \" das ist Folge davon, und das wars enden zu lassen\".

    Bedeutet das Exklusivum nach medizinischen Maßnahmen ein Leben lang ? Dann müßte ich die unspezifische M96.- nehmen.

    Gegenfrage: Kann ich ich dann auch ein Rezidiv eines Hallux valgus (in der Literatur gilt dies als nicht unbedingt vermeidbare Komplikation), welche ich in einer Zweit-Op nach 2-3 Jahren versteife auch mit M96.8- kodieren ? Oder gehe ich direkt in die Y82.8! Kategorie ?

    Und zum Exkl. noch einen interessanten Beitrag: Erläuterung des DIMDI (publiziert in den kommentierten KDR 2007 - Kommentar von Frau Schlottmann):

    \"Das Exkl. eines Kodes besagt, dass mit dem im Exkl. genannten Code eine Erkrankung anderer Genese abgegrenzt (Klassifiziert) wird. Folglich können besagte Kodes nebeneinander verwendet werden, wenn die Erkrankungen \"sowohl als auch\" beim Patienten vorkommen können und diagnostisch voneinander abgrenzbar sind\".

    Wann darf ich nun kodieren, wann nicht ?

    Unser Ansatz:
    Haben wir einen Fall mit ausgedehnten Osteolysen im Bereich der Pfanne, welche keine wesentliche Wanderung zeigt, dann wird die Osteolyse als HD kodiert, wenn entsprechend eine allogene Knochentransplantation erfolgte.
    Liegt eine Prothesenwanderung und dadurch bedingter Knochendefekt vor, kodieren wir keine Osteolyse.
    Da im Schaftbereich bei Wechseloperationen Knochentransplantationen eher selten sind, kodieren wir zumeist keine Osteolyse.

    Also 1. nur bei entsprechender Prozedur und 2. individuell in Abhängigkeit vom radiologischen und klinischen Befund.

    Auch wenn eine Geröllzyste definitionsgemäß eine Osteolyse ist, erfolgt hier die Kodierung über die Prozedur und ND Knochenzyste, z.B. Pfannenbodenplastik (bei entsprechend großem Befund).

    Aber haben wir eine Osteolyse unklarer Genese z.B. im Schenkelhals mit v.a. Malignom und wird eine Histologie entnommen, so wird die Osteolyse als ND kodiert.

    Also werden durch eine Osteolyse Mehrkosten verursacht und entsteht ein echter zeitlicher Mehraufwand kodieren wir sie.

    Argumentation: keine rein mechanische Knochenresorption (wie z.B. bei Wanderung) sondern biologische Antwort des Körpers auf einen mechanischen Reiz, welcher dann über multifaktoriell bedingte Abläufe auf zellulärer Eben zu der Osteolyse führt.

    Wenn es durch diese Abläufe nicht zu einer Osteolyse sondern zu einer ausgedehnten Synovitis der Gelenkkapsel kommt kodieren wir diese als Diagnose und die Synovektomie als Prozedur. Wird selbst von der PKV im Rahmen der GOÄ anerkannt. Darüber hat sich bisher noch nie jemand aufgeregt-bringt ja auch keinen höheren Erlös.

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • hallo schemmi,

    -nicht ein patienten-leben lang, wohl aber hier zumindest ein prothesen-leben lang

    -beim hallux valgus sind rezidive häufig, ansonsten gäbe es nicht mehr als 100 op-techniken. Diese rezidiv-ops bereiten weniger probleme als die revisions-ops der hüft-EP-chirurgie. Ich wäre für HD hallux + NP 5-983.

    Den beitrag von Frau Schlattmann hab ich nicht. Für FAQ 0024 ICD 2009 hätte ich mir ein besseres beispiel als P22/ P28 gewünscht.
    Einer generellen codierung von T84.0 + M89.55 (wegen stralendurchlässigen linien entlang der schaftprothese) würde ich aber in jeder hinsicht widersprechen. Ich sehe da kein \"sowohl als auch\", eher double talk ( Anders meine beurteilung bei entsprechendem aufwand bei lokalen lysen oder zysten; s. oben).

    mfg ETgkv

  • Hallo liebes Forum!
    Es bleibt spannend was das Thema Osteolyse angeht:
    Nach wie vor sind bei uns einige Fälle strittig bei denen die Osteolyse als Nebendiangose kodiert wurde. Es wurden nachweislich aufgrund der Osteolysen eine Spongisaplastik durchgeführt, die auch vom MDK bestätigt wurden. Nun wird aber vom MDK argumentiert, dass \"Osteolysen üblicherweise Ausdruck einer schweren Coxarthrose sind\" und \"die Anlagerung von Spongiosa aus dem Schenkelhals und Sponiosa-Chips keinen vom üblichen Standard abweichenden Mehraufwand darstelle\". :boese:
    Was meint denn das Forum nun dazu?

  • HAllo elniem

    geht es hier um Primär- oder Wechselendoprothetik ?
    Und welche Defekte wurden wo aufgefüllt?

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Hallo Schemmi!
    Es handelt sich um zwei Fälle und in beiden Fällen um eine Primärimplantation. In dem einem Fall erfolgte lt. OP-Bericht eine Pfannbodenplastik mittels Sponiosascheiben aus dem Schenkelhals und Sponiosachips aus dem Hüftkopf. Und in dem zweiten Fall wurde eine Spongiosaplastik an der Pfanne und am proximalen Femurschaft durchgeführt.
    Gruß
    Elnie

  • Ich tendiere sehr dazu, solche Maßnahmen als Teil der Prothesenimplantation anzusehen. Denn in vielen Kliniken wird routinemäßig so vorgegangen und dann stellen diese Maßnahmen auch keinen wesentlichen Mehraufwand dar.

    Liebe Grüße

    H. Weyland
    Facharzt für Chirurgie

  • Hallo elnie,

    bei der Primärimplantation eine Osteolyse zu kodieren halte ich für eine Gratwanderung bei unsicheren Boden. Sicherlich handelt es sich auch bei Zysten um Osteolysen, doch die Kodierung der Zyste ist spezifischer.
    Eine Pfannenbodenplasti braucht keine Osteolyse als Grundlage. Auch ist die Frage warum. Wenn eine Spongiosascheibe zur Anwendung kommt handelt es sich zumeist doch um eine Protusion der Pfanne - eigener ICD-Kode. Und die Pfannenbodenplastik bedingt ein höheres Entgelt, wir verzichten in einem solchen Fall auf die Kodierung der Osteolyse und kodieren die Pfannenbodenplastik, der Mehraufwand ist damit adäquat vergütet.
    Eine Spongiosaplastik am Femur zu kodieren bedarf einer besonderen Situation, d.h. osteolytische Trochanterregion. Dies kommt nahezu nur bei Metastasen vor. Andernfalls ist die Verfüllung des Knochendefekts neben der Prothese eine Verfüllung eines iatrogen geschaffenen Hohlraums und nicht zu kodieren.

    gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Lieber elnie,
    liebes Forum

    bei der genaueren Beschäftigung mit der Codierempfehlung fällt auf:

    1. am Ende des von Herrn Kollegen Blaschke beigefügten Artikel erklären die Autoren, daß die Darstellung des Themas unabhängig erfolgte - unterschrieben vom Vertreter eines Berufsverbandes, dessen Mitglieder von dieser Version der Codierung profitieren.

    2. Die Autoren empfehlen die Codierung der Osteolysen mit M89.55, einem Code aus dem Kapitel \"sonstige Osteopathien\". Als Exkl. steht über diesem Kapitel: Osteopathien nach medizinischen Maßnahmen. Diese wären unter M96 zu verschlüsseln. Diese Codierung führt nicht mehr zu einer DRG-Änderung.

    Die hier in Diskussion stehenden Osteolysen sind ganz eindeutig nach medizinischen Maßnahmen (Implantation einer Tep) aufgetreten. Bei richtiger Codierung dieser Osteolysen im Kapitel M96 sind diese Befunde für die Abrechnung nicht relevant.

    Bei korrekter Codierung der Osteolysen ist die ganze Aufregung umsonst gewesen.

    Weiterhin viel Spaß bei der Verteidigung der M89.55!

    Gruß

    Croc.

  • Zitat


    Original von Crocket:

    1. am Ende des von Herrn Kollegen Blaschke beigefügten Artikel erklären die Autoren, daß die Darstellung des Themas unabhängig erfolgte - unterschrieben vom Vertreter eines Berufsverbandes, dessen Mitglieder von dieser Version der Codierung profitieren.


    Hallo Crocket,

    das ist ein bißchen weit hinaus gelehnt.

    Jede SEG 4 Empfehlung hat den gleichen Charakter wie beispielsweise dieser Artikel. Auch FoKa Empfehlungen.
    Da werden sich doch erhebliche Gedanken um die korrekte Kodierung gemacht.

    Und häufig ist das Problem ja andersherum. Eigentlich ist die Kodierung korrekt, die daraus folgende Vergütung jedoch nicht (auch im Sinne von Übervergütung).

    Das Problem liegt aber viel tiefer im System. Das ICD System war als Klassifikation und nicht als Abrechnungssystem gedacht.

    Und der Verweis auf M96.* ist prima aber mindestens genauso umstritten wie die Osteolyse. pccl von 3 ist möglich. Daraus ergeben sich auch DRG-Änderungen.

    Da ich derzeit einige Streitigkeiten mit dem MDK über die M96.* habe, kann ich Ihnen eindeutig sagen, dass der MDK dies ganz anders sieht und gerne Kodes aus anderen Gruppen haben möchte (Ein Drehen und Winden).

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Liebe Kollegen,

    die Klage zum Thema ist nun raus ans Gericht.

    Schönes Wochenende,

    V. Blaschke

    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke

  • Hallo Herr Blaschke,

    viel Erfolg ! Ich schätze Sie werden uns in 4 Jahren dann vom Ausgang berichten können.

    Gruß und schönes Wochenende

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U