Erstellung der Mengenangaben DRG´s für das Jahr 2003

  • Hallo Kollegen,

    als Teilnehmer am Optionsmodel 2003 sind wir nun daran gegangen die Mengen für die einzelnen DRG´s für die PSV festzulegen. Unsere Vorgehensweise ähnelt ein bißchen dem:
    - Schauen wir uns mal die Zahlen der letzten 3 Jahre an (Bei ausgesprochen mieser Verschlüsselungsqualität!)
    - Nehmen diese Zahlen plus 10 %
    - Dieser Anteil wird dann überwiegend in die höherwertigen DRG´s übertragen, die überhaupt angefallen sind.

    In zwei mir bekannten Häusern legt lediglich der Verwaltungsleiter die Zahlen für die PSV fest, nach dem Motto: Alles plus 10 % und dann von der C-DRG in die A-DRG geschaufelt.


    Häuser mit prima Kodierqualitäten dürften hierbei kaum Schwierigkeiten haben,Häuser mit schlechter Kodierqualität und -kultur bei denen (zu denen wir gehören) dürfte die Festlegung der Mengen eher schon dem berühmten Blick über den Daumen gleichen.:dance2:


    Liebe Grüße aus dem sonnigen Brandenburg

    E. Hilf

  • Hallo Herr Hilf,

    ich kann Ihrem Vorgehen nicht ganz folgen. Plus 10% bei den Fallmengen? Warum sollte man das vereinbaren wollen? Warum wollen Sie einen hohen Anteil A- statt B- oder C-DRGs vereinbaren? Ihr vereinbarter CMI ist dann höher, wenn Sie die hohe Quote an A-DRGs nicht erreichen, machen Sie Mindererlöse. Sie können also nur hinter dem Mindererlösausgleich her sein. Vorsicht. Erstens warum sollten die Kassen das absegnen, 10% über Ist 2002? Zweitens kriegen Sie unterm Strich weniger als Sie 2002 hatten, trotz Mindererlösausgleichen. Oder wollen Sie weniger machen als in 2002 und sich gesundschrumpfen? Drittens die 95% Mindererlöse kriegen sie irgendwann, das kann dauern. Sind Sie so liquide? Wenn Ihre Fallmengen und Ihr CMI eher vorsichtig geschätzt sind, liegt zumindest das Liquiditätsproblem nicht bei Ihnen.

    Und wichtigstens: Budgettaktik würde ich nicht ganz so freimütig hier diskutieren, stellen Sie sich mal Ihr Gesicht vor, wenn der AOK-Vertreter in der Budgetverhandlung vorschlägt, erst mal die 10% Plus abzuziehen "wir wissen ja beide, wie Sie darauf kommen, Herr Hilf".

    Freundliche Grüße

    Christian Jacobs

  • Hallo,

    kann mich der Meinung von Herrn Jacobs nur anschließen. Die Vorauskalkulation der Leistungsstruktur und -mengen ist sicher eine der anspruchsvollsten Aufgaben dieser Tage. Pauschale zu- oder Abschläge sind hierbei nicht zielführend.

    Gruß

  • Guten Abend, liebes Forum,

    ich finde den Beitrag von Herrn Hilf sehr gut. Dieses Thema ist für mich zur Zeit absolut wichtig, aber auch total schwer zu verstehen.

    Ich habe gerade eine Übersicht erstellt, die mir zeigt, dass wir mit 3 Krankenhäusern im Landkreis FRG bei ziemlich exakt 1/1000 der D-Bevölkerung ziemlich exakt 1/1000 der stationären Fälle in D versorgen.

    Da wir nur "Grund- und Regelversorgung" (Bayern Stufe 1 und 2) haben, erscheint mir der Durchschnitts-CMI von 0,93 plausibel, D-weit liegt dieser unter Einbeziehung sämtlicher Versorgungsstufen definitionsgemäß bei 1,0.

    Plausibel heißt für mich auch, dass es keinen Anlass für uns gibt, den CMI höher als 0,93 zu vereinbaren.

    Jetzt kommt mein Problem: Wie ja bekannt, bedeutet eine Fallgewichtung, dass leichte und schwere Fälle vergleichbar werden. Man teilt das Budget durch den Casemix und erreicht den Basisfallwert.

    Der liegt D-weit bei 2950 € in der Erstkalkulation (500.000 Fälle in der Stichprobe), und wie auch hier schon mehrfach diskutiert unter Heranziehung der Daten des statistischen Bundesamtes D-weit bei ebenfalls ca. 3000 € (50 Mrd. € / 16500000 Fälle).

    Und unser BFW liegt bei unter 2100 €.

    Was sollen wir als Optionshaus machen, angenommen, die Kassen wollen uns noch ein Weilchen überleben lassen? Gibt es überhaupt eine Regelung, wie wir im Rahmen der Gesetze und Verordnungen unser in meinen Augen nicht auskömmliches Budget steigern dürfen?

    Wenn wir mehr Fälle machen, bekommen wir höchstens 25 % pro Mehrfall, der durchschnittliche Fallerlös bzw. BFW sinkt also weiter.

    Wenn wir weniger Fälle machen, müssen wir unsere Kosten stärker mindern als unsere Budgetrückgänge, auch wenn hier 95 % Mindererlösausgleich verlockend erscheinen. Also am besten pro Haus eine Abteilung schließen? Dann heißt es doch sicher, dass unser Budget im nächsten Jahr gar nicht mehr zu 100 %, sondern z. B. nur noch zu 80 % gezahlt wird. Und 2004 gibt es auch keine 95 % mehr. Und dann wieder das Spiel mit Mehrerlösausgleichen beginnen, von z. B. 80 % des Vorjahresbudgets aus, kann ja wohl kein ernsthafter Vorschlag sein.

    Sollen wir genauso viele Fälle vereinbaren, wie im letzten Jahr, wissend, dass die BAT-Schere uns ins Defizit treibt? Sollen wir weniger Fälle vereinbaren?

    Geht es über die Verweildauer? Ich weiß es z. Zt. wirklich nicht. Nachdem auch für 2004 ein LKA die Grundlage für's Budget sein wird, müssen wir nach Aussage unseres Kassenvertreters damit rechnen, dass sich die Kassen an Kostensenkungen durch VWD-Kürzungen beteiligen werden.

    Wäre unser BFW bei 3900 €, wären die Mechanismen der Mehr- und Minderausgleiche m. E. geeignet, unseren BFW an 3000 € anzunähern. Unseren BFW von 2100 € werden diese Mechanismen aber nicht an 3000 €, sondern an 1200 € annähern, oder? Wer rettet mich aus meiner Depression? :no:
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    Edit: Hier noch ein Link zu Vergleichszahlen der Fallkosten:
    http://www.nkgev.de/download/bruckb_.pdf


    Dort bitte speziell die Seite 2 beachten. Meine 2100 € glaubt mir natürlich keiner, aber wir haben nun mal nicht mehr. Damit ich mich nicht so schämen muss, könnte ich ja statt 2100 auch jeden anderen Wert unter dem landesweiten Fallwert mal unserem CMI angeben, die gestellten Fragen wären gleich. Wir müssen uns mit Bayern vergleichen und da ist der Landeswert laut Bruckenberger 3.093 €, also bei einem Haus unserer Versorgungsstufe 3.093 € mal 0,93 = 2.876 €.

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Hallo Forum,

    bevor man sich darüber unterhält, wie man die Daten manipulieren kann, sollte man sich besser darüber unterhalten, wie man die IST-DRG's des ersten Halbjahres 2002 erfasst. Und das ist nicht ohne!!!!

    Nachträgliche Korrektur der Fälle mit Fehlerdrg's,
    Zusammenlegung bei Wiederaufnahme von Patienten innerhalb der Grenzverweildauer (war bei uns besonders ergiebig; hierbei meine ich die Patienten, die im alten System nach Pflegesätzen abgerechnet wurden)

    Wer hat hiermit Erfahrung: Korrekte Erfassung der DRG's im ersten Halbjahr 2002.

    Aus dem kalten aber trockenen Lingen

    --
    MfG

    Thomas Schroeder

    MfG

    Thomas Schroeder

  • Zitat


    Original von TSchroeder:
    bevor man sich darüber unterhält, wie man die Daten manipulieren kann, sollte man sich besser darüber unterhalten, wie man die IST-DRG's des ersten Halbjahres 2002 erfasst. Und das ist nicht ohne!!!!

    Also, die Daten des 1. Halbjahres 2002 wurden bei uns online im 1. Halbjahr 2002 erfasst. Die Originaldaten wurden per §301 an die Krankenkassen übermittelt, sie sind somit quasi öffentlich, auf jeden Fall sehe ich keine Veranlassung, sie nachträglich zu bearbeiten, geschweige zu manipulieren.

    Die Gruppierung erfolgte natürlich erst im Nachhinein mit einem zertifizierten Grouper, bei uns mit Kodip Scout 2.4 (G-DRGs 1.0).

    Wo sollte hier ein Problem sein?

    Zitat


    Original von TSchroeder:
    Nachträgliche Korrektur der Fälle mit Fehlerdrg's,

    Haben wir auch gehabt, wir konnten ja nicht wissen, dass im September 2002 jemand beschließt, dass im Gegensatz zu Australien hier Kostengewichte von 0,000 ausgewiesen werden. Von 8.635 Fällen waren das 26 Fälle. Ich denke, dass ich diese schlicht ausblenden darf, d. h. ich nehme nur den CMI von 8.609 Fällen und multipliziere mit diesem CMI 8.635 Fälle für einen plausiblen CM. Nächstes Jahr wird die Quote an DRGs mit Relativgewicht 0,00 € bei uns Null sein, weil niemand eine Rechnung über 0,00 € herausschicken wird.

    Zitat


    Original von TSchroeder:
    Zusammenlegung bei Wiederaufnahme von Patienten innerhalb der Grenzverweildauer (war bei uns besonders ergiebig; hierbei meine ich die Patienten, die im alten System nach Pflegesätzen abgerechnet wurden)

    Das habe ich bei uns noch nicht überprüft, ist aber wohl auch eher marginal. Wenn es bei Ihnen ergiebig ist, verstehe ich es nicht. Soll das heißen, dass Sie bereits im ersten Halbjahr ohne Zwang (es gab doch tagesgleiche Pflegesätze) keine Langlieger geduldet haben und Fallsplitting gemacht haben (Drehtüreffekt) und nun meinen, die Kassen könnten Ihnen dahinter kommen und mehrere Fälle zu einem zusammenfassen, weil sie vor Ablauf der OGVD denselben Patienten erneut aufnehmen mussten oder planen Sie etwa den Drehtüreffekt im nächsten Jahr erst einzuführen und wollen deswegen prospektiv entsprechend mehr Fälle vereinbaren? Dann manipulieren sie zwar keine Daten, aber Behandlungsabläufe aus monetären Gründen, oder? Ist das in Ordnung? Kann sein, dass ich Sie missverstehe.
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    Edit: ich habe die Zahlen noch einmal geändert, weil ich ursprünglich Jan mit Jul 02 (also 7 Monate in der Auswertung hatte) jetzt also korrigiert auf Jan mit Jun 02 (6 Monate). Ändert aber nichts an der Aussage.

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Hallo Herr Jacobs,

    vielen Dank für Ihre Antwort. Ganz so schlimm wie es aufgefasst worden ist, ist der Zustand dann aber doch nicht. Die grosse Unsicherheit die uns befallen hat, beruht leider auf unserer unbefriedigenden Datenqualität des IST-1. HJ 2002. Da hier leider nicht zu erkennen ist, in welche DRG´s unsere schwach groupierten Fälle bei verbesserter Kodierqualität "hinwandern" werden, werden einzelne DRG´s einen (mit den Kassen vereinbarten) Zuwachs erfahren. Genau dieser Umstand ist leider das Dilemma eines Hauses mit schwacher Kodierqualität. Schöner wäre es natürlich wenn diese Fallmengenangabe mit langjährig gut kodierten Fällen hinterlegt wäre. Unsere gesamte Fallzahl bleibt natürlich die regelrechte Fallzahl, die mit den Kassen in der Tradition der PSV vereinbart wird. Da habe ich mich leider zu flappsig ausgedrückt, entschuldigen Sie dies bitte.

    Mit freundlichen Grüßen

    Eric Hilf

  • Liebe Datenherrscher,
    etwas abgerückt von der eigentlichen Problematik fällt mir bei näherem Nachdenken auf, dass seit Abgabe unserer Daten an die Kostenträger (wir optieren) bereits einige Fälle nach Rücksprache mit Kostenträgern oder MDK nach- oder umkodiert werden mussten.
    Hier entsteht (aus meiner Sicht auch nicht zu verhindern) eine je nach Menge der Fälle durchaus beachtenswerte Abweichung vom Ausgangszustand. Sehen Sie hier ein Problem?

    Gruß,

    --
    Dr. J. Cramer
    Diakoniekrankenhaus Alten Eichen, Hamburg

    Dr. J. Cramer
    AGAPLESION Diakonieklinikum Hamburg

  • Hallo zusammen,

    nach Aussage der BWKG ist die Fallzahl überhaupt nicht mehr relevant. Ob die Krankenkassen das bei den Verhandlungen schon wissen und berücksichtigen, ist eine andere Frage. Aber wichtiger als die Fallzahl ist auf jeden Fall der vereinbarte CMI. Aus diesem und dem Basisfallwert (Baserate) ergibt sich die Rechnungshöhe und die sollte die Kassen und natürlich auch uns interessieren. Einige Fälle mehr oder einige weniger werden am CMI wahrscheinlich nichts oder nicht viel ändern. Wahrscheinlich würden Sie ja die Verteilung einigermaßen gleichmäßig vornehmen, also nicht nur lauter leichte oder lauter schwere Fälle dazu geben oder heraus nehmen.

    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Sehr geehrter Herr Cramer,

    Zitat


    Original von Cramer:
    ... dass seit Abgabe unserer Daten an die Kostenträger (wir optieren) bereits einige Fälle nach Rücksprache mit Kostenträgern oder MDK nach- oder umkodiert werden mussten.

    das verstehe ich nicht. Wozu soll das gut sein? Müssen wir jetzt wirklich abgelaufene und bezahlte, auf jeden Fall aber gedeckelte Fälle einzeln nachkontrollieren und ändern?

    Irgendwo steht, dass diese Daten einzig der Unterstützung der Budgetverhandlungen dienen. Der CMI und die Fallzahlen sind m. E. sehr robuste Kennzahlen. Das Umkodieren einzelner Fälle wird den Casemix mit Sicherheit nicht merkbar verändern, es sei denn, die Hälfte der Fälle wäre betroffen und diese zudem alle mit dem gleichen Vorzeichen. Selbst bei 50 % "unzureichend" kodierten Fällen wird es per Saldo keine 50 % Abweichung geben (vereinfacht gesagt). Und egal, wie hoch der CMI auch ist, das Budget bleibt fest unter dem Deckel, also ist dieses Nachkodieren doch wirklich für nichts gut. Man sollte in die Zukunft schauen und nicht in alten Akten wühlen.

    Das ist ja genau das Dilemma, wenn sich jetzt alle Leute mit "Erbsenzählen" beschäftigen, werden die von mir weiter oben beklagten, aus verfehlten Verordnungen resultierenden Ungleichgewichte niemals ausgeglichen werden. Das Einsparpotential geht im "Erbsenzählen" verloren. Natürlich kann man auch einem Haus mit nicht auskömmlichen Budget "Kodierfehler" nachweisen, wie jedem anderen Haus auch. Aber vielleicht sollten wir uns erstmal um's "Grobe" kümmern, bevor wir zum "Feintuning" übergehen.

    Frei nach der Devise: "wenn die Erlöse steigen, dann erhöhen wir auch die Datenqualität". Das nächste Vorschaltgesetz kommt bestimmt. :no:
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Hallo,

    Frage an Herrn Thomas Schröder: wie viele Wiederaufnahmen wg. Komplikationen haben Sie denn? Ich bin auch auf der Suche. Die Auswertung von 09/02 ergab bei 28 WA sind elf DRG wegen Rückverlegung aus einem anderen KH weg. Dazu kommen ca. zwei wegen fraglicher Komplikation, z.B. Herzinfarkt nach Hüft-TEP mit Rehabilitation in kooperierendem KH und Rückverlegung, dann verstorben. Zählt so etwas als Komplikation? Bei Wundinfekt ist die Sache klar. Ich denke, da gibt es noch viel Ungeklärtes und Raum für Spekulationen und Interpretationen. Hochgerechnet auf das Jahr komme ich auf ca. 400 - 500 Fälle.

    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.