perforierte eitrige Appendizitis

  • Liebe Forumsteilnehmer,

    ein Patient bekommt eine laparoskopische Appendektomie.
    Intraoperativ zeigt sich eine perforierte eitrige Appendizitis mit endzündlichen Veränderungen bis zur Zökalregion und etwas Flüssigkeit im rechten unterbauch. Ein Abstrich wird entnommen, Appendix wird mit Klammernahtgerät abgesetzt, dann wird gespült und eine Drainage in den unterbauch eingelegt. Die intraoperativ begonnnene Antibiotikagabe wird über insgesamt 5 Tage fortgesetzt. Der Abstrich ergab E. coli.
    Frage: ist die nachfolgende Kodierung korrekt???

    HD: K 35.31
    ND: b 96.2
    OPS: 5-470.11

    Danke für die Hilfe!!

    sonne2011

  • Guten Morgen sonne2011

    Der beschriebene Fall ist mit der angegebenen Kodierung korrekt abgebildet.

    Beste Grüße

    Thorsten Günther
    Bereichsleiter operatives Medizincontrolling
    RS S Röming und Schneider Strategie GmbH

  • Guten Tag zusammen,

    in folgendem Fall bin ich etwas ratlos:
    Der Patient wird drei Stunden nach der stationären Aufnahme wg. einer akuten Appendizitis laparoskopisch operiert.

    OP-Bericht: Nach Hautdesinfektion und sterilem Abdecken erfolgt das Anlegen eines Pneumoperitoneums unterhalb des Nabels über Stichincision mittels Veress-Kanüle auf 12 mmHg. Aspirations-, Insufflations- und Schlürftest wurden durchgeführt. Inspektion der Bauchhöhle. Leber und Magen stellen sich unauffällig dar, die Dünndarmschlingen sind gebläht. Kopftieflagerung des Pat. und Linksseitenlagerung. Jetzt unter Sicht Einbringen des 5er Arbeitstrokars im Bereich des linken Unterbauches und des 12er Arbeitstrokars suprasymphysär. Bei der Inspektion findet sich eine gangränöse Appendix. Jetzt Anspannen der Appendix, Loslösen aus der peritonealen Umschlagsfalte mittels Schere und Skelettieren des Mesenteriolums mittels Overholt und Schere und Absetzen über Endo-Clip. Darstellen der Appendixbasis und Absetzen über Endo-GIA blaues Magazin. Spülen des gesamten OP-Gebietes und Absaugen der Spülflüssigkeit und Absaugen der Flüssigkeit aus dem Douglas. Es besteht Bluttrockenheit. Einlegen einer 14er Redondrainage und Bergen der Appendix mittels Bergebeutel über dem 12er Arbeitstrokarzugang. Ablassen des Pneumoperitoneums und Entfernung des Optiktrokars und der Optik. Verschluss der Fascie im Bereich des 11er und 12er Arbeitstrokars durch Einzelknopfnähte. Subkutanverschluss durch Einzelknopfnähte. Hautverschluss durch Einzelknopfnähte. Steriler Verband.

    Histologie: Schwere eitrig-phlegmonöse Appendizitis mit abszedierender Periappendizitis und lokaler fibrinös-eitriger Peritonitis bei herdförmiger Perforation.

    Verweildauer hier 4 Tage, Antibiotikatherapie mit Cefuroxim und Metronidazol i.v. Postoperativer Verlauf komplikationslos.

    Wir kodierten: K35.31 und 5-470.11, DRG G22C

    Der MDK sagt: Hauptdiagnose ist die K35.8. Bemerkung: im OP-Bericht weder Peritonitis noch Perforation beschrieben, lediglich histolog. Befund.

    Bisher haben wir den pathologischen Befund immer als Grundlage zur Kodierung herangezogen, also in diesem Fall mit Perforation. Wie sehen Sie den Sachverhalt?

    Gruß
    S. Stephan

    Einmal editiert, zuletzt von Stephan (18. November 2013 um 15:29)

  • Guten Abend!
    Lt. Kodierrichtlienien genau richtig. Bei Ihrem Patienten liegt eine perforierte Appendizitis mit lokaler Peritonitis vor. Also auch so kodieren. Bei Karzinomen werden ja z.B. befallene Lymphknoten manchmal auch erst in der Histologie nachgewiesen und dann auch kodiert.

    Freundlicher Gruß
    Gefäßchirurg

  • Hallo zusammen,

    ähnlicher Fall bei uns.
    In der Histologie Nachweis einer akutes Appendizitis mit einer sekundären Perforation.
    Die Kasse meint, da keine lokalisierte Peritonitis vorgelegen habe, dürfe der Kode K35.3* nicht verwendet werden.
    Der Hinweis auf den Thesaurus (s. Anhang), wo die Appendizitis mit Perforation aufgeführt wird, wird abgetan mit der Aussage, dass nur das systematische Verzeichnis Gültigkeit habe, das alphabetische nicht! Außerdem würde sich die Frage stellen, ob die Perforation nicht iatrogen durch die OP entstanden sei!!

    Was ist zu tun ?(
    Danke

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo,
    eine Perforation ist immer mit einer lokalen Peritonitis verbunden, genau dies soll mit dem Thesauruseintrag verdeutlicht werden. Das alphabetische Verzeichnis ist zudem selbstverständlich ein verbindliches amtliches Werk, nur wenn ein Thesauruseintrag anhand der Systematik weiter differenziert werden kann (z.B. T14.05 Prellung) ist der spezifischere Kode zu wählen.
    Um eine perforierte Appendizitis abzubilden, ist K35.3- am geeignetsten.

    Gruß

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Hallo Herr Bartkowski,

    die Kasse meint weiterhin, der Thesauruskatalog sei KEIN AMTLICHES Verzeichnis, auf das man sich berufen kann! :evil:
    Gibt es dazu einen Hinweis, dass dem nicht so ist?

    Besten Dank :thumbup:

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo riol,
    ich empfehle einen Blick in die Kodierrichtlinien, speziell die DKR D014d (Im Alphabetischen Verzeichnis verwendete formale Vereinbarungen).

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Herr Horndasch,

    danke für den Hinweis, aber ehrlich gesagt ist er mir etwas schwammig ?( .
    Ist der T. nun "amtlich" oder nicht :wacko: :?:

    Danke :thumbup:

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    Diagnosenthesaurus ist eine alte Bezeichnung. Seit vielen Jahren heißt es Alphabetisches Verzeichnis.

    Da ganz am Anfang des Alph.Verz. zu lesen ist:

    Herausgegeben vom DIMDI im Auftrag des BMG in Koop. mit der KBV

    kann man wohl von etwas Amtlichen ausgehen.

    Dazu beim DIMDI:
    http://www.dimdi.de/static/de/klas…habet/index.htm

    Alphabetisches Verzeichnis vs. Systematisches Verzeichnis

    Das Alphabetische Verzeichnis entsteht nicht einfach aus einer Alphabetisierung der Einträge des Systematischen Verzeichnisses:
    Eine Vielzahl der (Diagnosen-)Bezeichnungen des Alphabets sind in der Systematik nicht enthalten: Die unter einer Kategorie der Systematik aufgeführten Bezeichnungen sind nicht abschließend; sie dienen als Beispiele für den Inhalt der Kategorie und als Hinweise für deren Umfang und Abgrenzung. Dabei werden in der Systematik sog. Vorzugsbezeichnungen verwendet. Das zugehörige Alphabet dagegen enthält neben diesen Vorzugsbezeichnungen auch viele andere gebräuchliche Diagnosenbezeichnungen, also z.B. Synonyme. Oft sind auch ungenaue und möglicherweise veraltete Bezeichnungen aufgenommen, weil diese noch in ärztlichen Aufzeichnungen vorkommen können. Eine Übersicht über die in das Alphabet integrierten Begriffssammlungen findet sich der Einführung zum Alphabet. Grundsätzlich sollten Verschlüsselungen, die dem Alphabet entnommen wurden, anhand von Systematik und Regelwerk überprüft werden.

    Versuchen Sie es mal damit. Ansonsten fragen Sie doch mal beim DIMDI nach, wie dort die Einschätzung der Sachlage ist.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

    Einmal editiert, zuletzt von D. D. Selter (20. September 2016 um 16:10)