"MDK- bzw. PKV-Widerspruchstextbausteindatenbank"

  • Hallo liebe Mitstreiter

    Möchte mich heute mit einer ganz besonderen Frage an euch wenden:

    Mal angenommen es gibt eine, sagen wir mal „Widerspruchs-Datenbank“. Ein Tool, das euch auf Anfrage einzelner Diagnosen oder Prozedurenkodes in einer Suchmaske, Textbausteine als Widerspruchsvorlage anzeigt. Eine Art Kodip bzw. Diacos für Widerspruchstextbausteine.
    Ihr kopiert euch die passende/n Textpassage/n in euer Widerspruchsschreiben, ändert bei Bedarf noch das Ein oder Andere ab und fertig ist euer Widerspruch.

    Die Textbausteine generieren sich aus sämtlichen Widersprüchen aller teilnehmenden Kliniken. (Natürlich anonymisiert bzw. ohne Rückschluss auf Patient oder Klinik). Eine Datenbank sagen wir mal aller erfolgreichen Widersprüche der letzten 3-4 Jahre.

    Mir geht es hier nicht darum wie man ein solches Tool herstellt und nicht darum wie es das Tool schafft aus den ursprünglichen Widersprüchen, Textpassagen zu generieren. Mir geht es ausschließlich darum, ob ihr, sofern es so etwas gibt, dieses Tool nutzen würdet und euch an der Befüllung der Datenbank beteiligt. Was sollte es außerdem können und wie sollte der Output sein? Sollte es eher nur eine Textpassage oder eher einen ausgeschmückten Widerspruchstext vorschlagen? Lasst eurer Fantasie bitte freien lauf.

    Schon jetzt freue ich mich über eure Rückmeldungen, Anregungen und auf eure konstruktiven Kritikpunkte.

    Euch allen ein angenehmes Wochenende.

    Beste Grüße

    Thorsten Günther
    Bereichsleiter operatives Medizincontrolling
    RS S Röming und Schneider Strategie GmbH

  • Hallo Thorsten Günther,
    das klingt gut, arbeiten doch Kassen und MDK auch mit solchen Bausteinen.
    Ich hab schon einige wenige für den eigenen Gebrauch.

    Grüße aus der Ortenau

    OKIDOCI 8)

  • Hallo,
    da bin ich dabei. Wir haben auch die besten Einfälle gesammelt bzw. Standardantworten auf Standard"gutachten".

    Mir würde es reichen, wenn zu einer Diagnose/Prozedur/Problem verschiedene Textbausteine angeboten werden. Manchmal fällt einem einfach nix mehr ein.

    Liebe Grüße aus Sachsen
    D. Zierold

  • Guten Morgen,

    auch wir arbeiten z.T. mit standardisierten Schreiben, allerdings nur in den Angelegenheiten, bei denen wir ohnehin vor das SG müssen. Die Standardisierung führt immer zur Ablehnung des Widerspruches. Außer Papier also nichts gewesen. Ob das wirklich sinnvoll ist?

    Gruß

    merguet

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag, 

    „Wettrüsten“ mit Textbausteinen? 


    Wünschenswert? 

    Gutachter und Krankenhaus schicken sich (auf dem guten alten Postweg) Textbausteine hin und her? 

    Volkswirschaftlich: Verschwendung von Ressourcen statt Wertschöpfung 

    Helfen Textbausteine wirklich um den Gutachter dazu zu bringen, ein medizinisch qualifiziertes Gutachten abzugeben? 


    Gruß 

    E Rembs 

  • Guten Morgen,

    ich finde diese Idee "KLASSE". Wir haben hier schon an solchen Textbausteinen gearbeitet, anbei ein kleiner Auszug aus unseren Beispielen:


    Das chronische Vorhofflimmern, welches ebenfalls auch schon am Aufnahmetag vorhanden war, wurde hingegen bis zum letzten Tag behandelt. Der Versicherte erhielt eine medikamentöse Behandlung, wie z. B. Digitoxin und Betablocker und war während der gesamten stationären Behandlung auf Clexane eingestellt.. Auch wurde täglich dreimal der Blutdruck gemessen bis einschließlich dem ..... Danach erfolgte eine einmalige tägliche Blutdruckkontrolle. Es wurde ein Überwachungsblatt geführt.

    Hinsichtlich des entgleisten Diabetes mellitus wurden dem Versicherten über die gesamte Zeit die BZ –werte gemessen, der BZ-spiegel eingestellt, diabetische Breikost verabreicht, und eine Diabetikerkurve geführt. Danach waren die Diabeteswerte im Normbereich.


    TVT

    Aufgrund der Stressharninkontinenz mit hohem Leidensdruck und der erfolglosen konservativen Therapie, Entschluss zur TVT. Im postoperativen Verlauf wurde Blasentraining durchgeführt, die Darmtätigkeit unterstützt und in erforderlichem Maße stoffwechsel- und kreislaufstabilisierend sowie schmerztherapeutisch interveniert.Postoperativ erfolgten Restharn- und Kreislaufkontrollen sowie der Hämatomausschluss und Verlaufskontrollen zum Adduktorenschmerz, diese Leistungen waren medizinisch nicht indiziert für den ambulanten Bereich. Ein nicht frühzeitig erkanntes Hämatom oder gar eine beginnende Infektion hätte den gesamten Behandlungserfolg bei unserer Patientin schwer beeinträchtiget und gefährdet. Eine rechtzeitige Intervention mit Hilfe der besonderen Mittel eines Krankenhauses wäre bei solchen Ereignissen zwingend erforderlich gewesen. Eine ex poste Beurteilung, dass Komplikationen ausgeblieben sind und daher eine kürzere Behandlung ausreichend gewesen wäre, ist, wie Sie wissen, unzulässig.

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    Mit besten Grüßen aus Berlin ;)

  • Guten Morgen, liebe Forummitglieder,

    benötige Unterstützung, ob bei Ihnen schon Satzbausteine für die Pflege entwickelt wurden?

    Wir versuchen die Pflegedokumentation durch entsprechende Satzbausteine für das Pflegepersonal zu optimieren:

    Wir haben dazu Körperpflege, Mobilität, Ernährung, Ausscheidung und Sonstiges als Hauptkriterien genommen und diese mit entsprechenden Satzbausteinen hinterlegt

    Zwei Beispiele dazu:

    Ausscheidung Der inkontinente Patient musste mit frischem Inkontinenzmaterial versorgt werden >heute keinerlei Angaben über Ausscheidungssschwierigkeiten >Der Patient schränkt die Flüssigkeitszufuhr ein, um Miktion zu unterbinden> Patient heute allein auf den WC gewesen >Patient verliert kleine Mengen von konzentriertem Urin beim Hochheben und Bewegen > Das Aufstehen und der Gang zum WC erfolgte durch den Patienten ohne Probleme und selbständig > Patient schränkt Bewegungen ein, die mit Heben und Pressen verbunden sind >Patient nutzte heute mit Unterstützung den Toilettenstuhl > Patient steht zwei- bis dreimal in der Nacht auf zur Miktion >Durch Miktionstraining, Miktion im Normbereich> Patient klagt bei der Miktion über Brennen nimmt nur geringe Mengen Wasser zu sich, weil dann nicht ständig zur Toilette zu müssen >Patientin urinierte im Zimmer > Patientin versteckt im Patientenzimmer Ausscheidungen >Aufgrund von Wirbelsäuleninstabilitäten Anlegen von Hilfsmitteln (Stützkorsage), damit Patient den Toilettengang verrichten kann > Patient flucht und schimpft dauernd, während Inkontinenzpflege > Die Stühle riechen faulig > Abgang großer Mengen von weichem, ungeformten Stuhl >Die Farbe des Urins ist (rose, blutig tingiert, gelb gefärbt) >Patient hat alle 3 bis 4 Tage Stuhlgang mit Pressen > Die geschwächte Patientin benötigt Unterstützung beim Toilettengang >Patient hat den Magen und Darminhalt erbrochen >Patient klagte heute wiederholt über Stuhlverhalt > Beim Aus- Ankleiden Körper und Kleidung leichter Geruch nach Urin .

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    Bewegen/Mobilität Patient benötigt in Rückenlage 1 Kissen, um leichter atmen zu können> Patient schläft wegen Atemschwierigkeiten im Liegen nicht gut> Patient beklagt Schlafunterbrechungen durch Schmerzen und Muskelverspannungen >Patient gibt bei Bewegungsmaßnahmen Schmerzen an, z.B. Rücken, Beine ect. >Patient verzerrt Gesicht vor Schmerzen während der röntgenologischen Untersuchungen oder anderen Bewegungsmaßnahmen> Patient schränkt Bewegung immer mehr ein aus Angst vor einem Sturz >Patient beklagt Schmerzen bei der Mobilisation Patient ist paraplegisch und wird entsprechend dem anliegenden Bewegungsprotokoll therapiert> Patientin ist bettlägerig und wird entsprechend dem anliegenden Bewegungsprotokoll therapiert> Patient ist unsicher im Stand, dass Körpergewicht zu tragen und bedarf Unterstützung >Patient beklagt häufige Schwindelanfälle und bedarf Unterstützung zum Toilettengang >Patient fühlt sich geschwächt, benötigt Unterstützung, um ins Bad zu gelangen> Patient benötigt Hilfe bei der Hochlagerung sowie beim Aufstehen >Patient zeigt Abneigung gegen Bewegung an und benötigt Motivationshilfen um zum Stuhl oder zum Bad zu gelangen> Patient verweigert Bewegungsmaßnahmen und gibt an, dass sie/er sich erschöpft und schläfrig fühle. Patient beklagt anhaltende, dumpfe Kopfschmerzen und verweigert Mobilisation. Patientin beklagt Dyspnoe bei Anstrengung, die Mobilisation ist erschwert> Patient ist eingeschränkt in der Mobilität: durch Sauerstoffkatheter Nase/re./lo. Bein in Schiene/li./re. Arm Infusion, bzw. Eigenaktivität ärztlicherseits eingeschränkt.

    Frage: gibt es in Ihren Kliniken Erfahrungssätze betreffend Satzbausteine Pflege? Haben Sie dazu Material für uns?

    Lieben Dank im Voraus.

    Mit besten Grüßen Heidi :)

  • Lieber E Rembs,

    es steht ausser Frage, dass ein solches Wettrüsten weder wünschenswert, noch in irgendeiner Weise volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Ich würde so etwas in einer Kommunikation mit Gutachtern, wie ich sie von meiner früheren Tätigkeit kenne, auf keinen Fall verwenden. Da waren wir zwar oft unterschiedlicher Meinung, aber wenn auch hart, so wurde dort im großen und ganzen fair miteinander umgegangen.

    Es gibt allerdings, da muss ich den Mitforisten recht geben, Konstellationen, in denen eine vernünftige Kommunikation nicht möglich ist.
    Leider.
    Was wollen Sie da tun? Klein beigeben? Oder aufwendige Gutachten schreiben (lassen), obwohl Sie genau wissen, dass die Ablehnung so sicher ist wie das sprichwörtliche Amen in der Kirche?

    Da das DRG-System von den Erlöspotentialen zusehends ausgeschöpft ist, wird die Schnittstelle MDK der Kampfplatz der kommenden Jahre, das ist nichts persönliches, sondern beiderseits systembedingt.
    Das ist wie mit den alten Videospielen: neues Szenenbild, eine Fanfare und der Schriftzug "You have now reached the next level" - und dann kommen doppelt so viele Monster.

    Ich denke, dass man noch überhaupt nicht verstanden hat, dass ein Gesundheitssystem, das in aller Komplexität zusehends ausgereizt ist, eine Formalienorientierung und Klageflut auslösen wird, wie wir sie noch nicht gesehen haben.

    Es gäbe genug Ansätze, hier ein Schlichtungswesen kommunikativ (Begehungen!) und auch technisch mit entsprechenden Wikis auf eine ganz neue Basis zu stellen, aber dafür sehe ich bisher keinen politischen Willen. Auch die Kommunikationswege, wo wir gerade bei dem Thema sind, sind mit zahllosen Medienbrüchen ein volkswirtschaftlich ganz schlechter Witz.

    Textbaustein-Weitwurf wird wohl zu einem weiteren Eskalationsschritt im meist unvermeidbaren Wettrüsten.
    Ein Schritt, den man im eigenen Interesse vermeiden sollte, solange es nur geht.

    resigniert die Flügel hängenlassend grüßt,

    der Kolibri

  • Liebes Forummitglied,

    ein Textbaustein ist ein Hilfsmittel. Ich sehe dies als Unterarmgehstütze, d.h. nicht, dass ich nicht fallorientiert argumentiere.

    Die MDK-Gutachten sehen bei mir nach Textbausteinen eindeutig aus. Beispiel:

    "Die im Gruppierungsergebnis des MDK aufgeführten Nebendiagnosen sind medizinisch nicht plausibel, da sie das Patientenmanagement in Bezug auf therapeutische Maßnahmen, diagnostische Maßnahmen und in Bezug auf erhöhten Betreuungs-,Pflege- und/oder Überwachungsaufwand nicht beeinflussten. "

    So, dann kann man sich aus den MDK-Groupergebnis die Diagnosen suchen und entsprechend argumentieren, dies find ich sehr spezifisch. ;)

    "Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig"


    In diesem Sinne, liebe Grüße aus Berlin > ich favorisiere Textbausteine :)

  • Guten Abend zusammen

    Vielen Dank für die bisherigen Kommentare. Bin doch sehr erstaunt, dass es wohl einige Kollegen gibt, die wohl überwiegend negative Erfahrungen im Umgang mit Gutachten gemacht haben.
    Dies kann ich für meine tägliche Arbeit so nicht bestätigen. Wir führen mittlerweile zwar in 70% der Prüfungen Inhousbegehungen durch und haben daher nur in den restlichen Fällen einen schriftlichen Kontakt mit Gutachtern. Hier ist es so, dass unsere Widersprüche nicht pauschal abgelehnt werden. Sofern wir sie inhaltlich sauber begründen, sind die Ergebnisse in den allermeisten Fällen auch positiv. Es kommt eher selten vor, dass der Gutachter nicht auf unsere Inhalte eingeht und mit einen Standardblabla sein Gutachten aufrecht erhält.

    Mein Anliegen in Bezug der MDk- bzw. PKV-Widerspruchsdatenbank zielt eher darauf ab, Mitarbeiter im Medizincontrolling zu unterstützen. Im Rahmen meiner Berater- Dozententätigkeit habe ich immer wieder mit Mitarbeitern zu tun, die sich unsicher im Umgang mit Widersprüchen fühlen. Es fällt ihnen schwer zu begründen, weshalb ihre Kodierung korrekt durchgeführt wurde.
    Sie tun sich schwer im Widerspruchsschreiben die richtigen Worte zu finden. Könnte mir vorstellen, dass diese Mitarbeitergruppe von einer solchen Datenbank profitieren könnten.

    Freue mich auf weitere Meldungen und wünsche Ihnen allen einen angenehmen Abend.

    Beste Grüße

    Thorsten Günther
    Bereichsleiter operatives Medizincontrolling
    RS S Röming und Schneider Strategie GmbH

  • Hallo,
    ich gebe zu, ich arbeite viel mit Textbausteinen Viel davon ist Standard-BlaBla (Rechnungen müssen bezahlt werden etc. etc). Auch inhaltlich nehme ich oft - ausgehend von Textbausteinen - in diesen inhaltliche geringe Änderungen vor. Ich habe schon oft bemerkt, dass ein Baustein, der im Haus A eingefürht wird, im Haus B nicht klappt, weil dort manche Rahmenbedingungen anders sind, die Kommunikationswege anders laufen, usw.
    Das Selber Denken wird den Adressaten, die Sie im Kopf haben nicht zu nehmen sein. Aber als Vorlage oder Gedankenstütze / Anhaltspunkt mögen solche Schreiben durchaus Sinn machen.
    Ich freu mich ja auch, wenn mal ein MDK-Gutachten inhaltlich mehr bringt, als nur "ND xy wird gestrichen". Da kann man sich dann mal inhaltlch auseinandersetzen

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch