Transfusionsprotokolle

    • Offizieller Beitrag

    Hallo und guten Abend,
    heute habe ich mal wieder eine Frage in die Runde.
    Ich habe 32 (also klar, weswegen MDK-Einschaltung) Transfusionsprotokolle mit Datum der Verabreichung, Barcode mit Chargennummer, Patientenidentifikation und jeweils der Unterschrift des Arztes / der Ärztin zur Gabe. Diese wurden an den zuständigen MDK in Kopie versandt. Nun möchte der zuständige bayerische MDK-Kollege die Kurvenblätter dazu bekommen, um zu prüfen, ob diese Transfusionen ihren Niederschlag in den Kurven finden. Diese hat er bekommen. Nun wird gutachterlich ausgeführt, dass nur 21 Transfusionen in der Kurve nachvollziehbar seien, was auch stimmt, da die übrigen Gaben, z.B. während mehrerer inhouse-Dialysen und im OP erfolgten. Nachweisen kann ich das. Nur muss ich das eigentlich (wegen des Kopieraufwandes, die Kurvenblätter hatte der MDK-Gutachter ohnehin erhalten)? Letztlich bestätigen doch die o.g. Protokolle, dass die Konzentrate verabreicht wurden. Ich sehe nicht ein, dass wir diese Zusatzarbeit leisten sollen, da sie unnötig ist. Haben Sie ähnliche Erfahrung gemacht? Wie gehen Sie vor? Was sagen dazu die zahlreichen MDK-Ärzte hier im Forum?

    Vielen Dank für Ihre Mühewaltung
    Gruß B. Sommerhäuser

  • Guten Morgen Herr Sommerhäuser,

    bin zwar kein MDK Gutachter aber trotzdem:

    Ich denke dem Kollegen beim MDK scheint es etwas langweilig zu sein. Durch die (korrekt ausgefüllten) Transfusionsprotokolle haben Sie den Nachweis, dass das jeweilige Blutprodukt dem Patienten transfundiert wurde. Dies ist ausreichend und belegt die Transfusionen. Als Gutachter für die PKV akzeptiere ich die korrekt ausgefüllten Transfusionsprotokolle als Nachweis für die Transfusion.

    Ergänzend möchte ich aber noch anmerken, dass in nicht wenigen Fällen Kliniken Apherese-TKs geltend machen und auf den Transfusionsprotokollen "nur" Thrombozytenkonzentrat vermerkt ist. Dies kann natürlich nicht akzeptiert werden, auch wenn die Kliniken dann im Widerspruch ausführen, dass grundsätzlich nur Apherese-TKs transfundiert werden.

    Einen schönen Tag noch.

    Dr. Frank Holzwarth
    FA für Chirurgie / Notfallmedizin
    Medizincontrolling

  • Guten Morgen,
    die hasenherzigen MDK-Gutachter sichern sich halt auch mehr und mehr ab. Deswegen der inflationäre Aufwand. Ich habs auch satt!
    Gruß

    Dr.Gerhard Fischer
    Medizincontroller/Frauenarzt

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,

    es gibt eine Richtlinie der Bundesärztekammer zur Hämotherapie (letzte Version aus 2010) und dort einen Abschnitt zur Dokumentation. Darin steht zwar nichts davon, dass auch in der Kurve die Transfusionen dokumentiert werden müssten. Die Dokumentation müsse lediglich lückenlos sein. Ist es daher "GCP" Good Clinical Practice, dass die Gabe von Blutprodukten zusätzlich in der Kurve dokumentiert wird? Ich denke schon. Ist es aber auch verpflichtend? Wie Herr Holzwarth schrieb, ist die Gabe der Blutprodukte ja schon mit den Transfusionsprotokollen hinreichend dokumentiert. Eigentlich finde ich das auch. Warum möchte der MDK-Mitarbeiter dann die Kurven, Dialyse- und Anästhesieprotokolle haben? Gibt es andere Meinungen?
    Nochmals danke.
    Und Grüße B. Sommerhäuser

  • Guten Morgen,

    ich finde auch, dass es so langsam mal reicht. Inzwischen werden sogar Rechnungen vom MDK angefordert!?! Ich wäre dafür jedem Gutachter einen Videobeweis zukommen zu lassen. Müssten nur noch die Kameras installieren, was vom Aufwand her jedoch nur ein Klacks zum jetzigem Zustand wäre.

    Gruß Attila

  • Hallo Zusammen,

    sicherlich ist es Good Clinical Practice die Transfusionen in den Kurven zu dokumentieren. Dies erfolgt in aller Regel mit einem entsprechenden Barkodeaufkleber der meist nichtssagend ist. Dies macht dann auch die Prüfung schwierig, wenn hierzu keine Transfusionsprotokolle vorgelegt wurden. Aus einer "Nummer" ist eben nur ersichtlich das etwas transfundiert wurde, aber nicht immer was transfundiert wurde. Gelegentlich findet sich dann noch das Kürzel "EK" oder "TK".

    Die Dokumentation ist hinreichend sicher, wenn sich aus der Dokumentation eindeutig erkennen läßt welches Blutprodukt welchem Patienten gegeben wurde. Es muss auch ersichtlich sein, dass die Kreuzprobe und der "Bedside-Test" durchgeführt wurde. Ergänzend erforderlich ist noch die Dokumentation, ob es zu einem Transfusionszwischenfall kam. Natürlich muss auch zu erkennen sein, wer die Transfusion durchführte (Arztname). Diese Forderungen sind aber alle durch die Transfusionsprotokolle erfüllt.

    Warum der Gutachter in diesem Fall zusätzlich zu den Transfusionsprotokollen noch die Kurven etc. haben möchte erschließt sich mir nicht. Vielleicht hält er ja das ein oder andere Protokoll für vorsichtig ausgedrückt nicht plausibel. Ab 32 EKs triggert sich ja ein höheres ZE.

    Viele Grüße

    Dr. Frank Holzwarth
    FA für Chirurgie / Notfallmedizin
    Medizincontrolling

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag 

    Vorbemerkung 

    In einer Zeit des „ethischen Werteverzehrs“ (Euro,- Bankenkrise) wird auch die Frage immer wichtiger, wie können wir rechtlich und ethisch einwandfreies Verhalten bei Krankenhausmitarbeitern und bei den Gutachtern sichern. 

    Ausgangslage:

    alle relevanten Unterlagen liegen vor 


    Fragen bezüglich des geschilderten Einzelfalles: 

    Sinnvolle und begründete Begutachtung (Verlässlichkeit, Gerechtigkeit Fairness, Berechenbarkeit, Überprüfbarkeit)? 

    Warum werden vom Gutachter keine detaillierten Fragen gestellt? 

    Werden die Laborwerte (Hb) berücksichtigt bzw. diskutiert? 

    Pauschale und nicht begründete Anforderungen wirken nicht sehr überzeugend 

    Kann in diesem Einzelfall dem Gutachter eine Obsession (Opfer einer hochgezüchteten Misstrauenskultur) unterstellt werden? 


    Es besteht ein Anfangsverdacht 

    Fehlendes Wissen (Protokolle werden nicht verstanden)? 

    Schikane? 


    Verhältnismäßigkeit gewahrt? 

    Wird hier vom Gutachter das Wirtschaftlichkeitsgebot missachtet? 

    Was ist zu tun? 
    Die Krankenkasse muß gebeten werden zu ermitteln, warum hier die üblichen und aussagekräftigen Protokolle nicht ausreichen 


    Gruß 

    E Rembs 

  • Hallo Herr Rembs und alle anderen,

    kann dem letzten Thread nur zustimmen. Habe mal für einen MDK die Kurven für 62 (!) EKs und weitere Blutprodukte kopiert. Das kann man nur Schikane nennen, denn auch da waren die Transfusionsprotokolle schon kopiert worden. Natürlich wurde auch schon massig Blut in der Notaufnahme und im OP gegeben, sodass einiges an Papier zusammenkam. Und auch da wurde die Notwendigkeit angezweifelt???

    Ich fühle mich da hilflos. Es gibt tatsächlich Fälle (nicht nur Blut betreffend), wo man eine aus unserer Sicht völlig logische Stellungnahme hinschickt und der MDK sagt "erkennen wir nicht an"....

    Tja, und dann wird man noch öffentlich als Betrüger hingestellt.

    Aber trotzdem allen schöne Ostertage

    Anne

  • Hallo,
    dann machen Sie doch nur eine Kopie der nötigsten Unterlagen und machen die Komplett-Kopie für das Sozialgericht. Da müssen Sie sowieso in den meisten Fällen die Komplettakte im Original oder als Kopie hinschicken.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo,
    da bin ich missverstanden worden. Ich meinte damit z.B. die Transfusionsprotokolle.Also die Unterlagen, aus denen sich die angezweifelte Maßnahnme ergibt. Und nicht die Unterlagen, die von einigen Diskutanden als "Schikane" klassifiziert werden.
    Am besten natürlich: Einladung isn Haus und selber angucken.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch