Hauptdiagnose: Sopor (R40.1) versus Alkoholintoxikation (F10.0)

  • Hallo zusammen,
    als Neuling möchte ich gleich ein Kodierproblem zur Diskussion stellen. Zu diesem Thema gibt es bereits ähnliche Foreneinträge; leider können diese die Auseinandersetzung mit der Krankenkasse nicht lösen.

    Folgende Konstellation:
    Ein 17-jähriger Jugendlicher wird nach einer Party mit 2,4 ‰ eingeliefert. Bei Aufnahme ist er soporös bzw. nicht ansprechbar. Er wird dann intensivmedizinisch überwacht.

    Wir haben dann folgendermaßen kodiert:
    HD: R40.1 und ND: T51.0.
    Wir berufen uns bei unserer Kodierung auf Kodierrichtlinie 1916k, Beispiel 1.

    Der MDK möchte nun die Kodierung folgendermaßen ändern:
    HD: F10.0
    Begründung des MDKs:
    Die Kodierrichtlinie 1916k ist bei dieser Konstellation nicht anwendbar. Der MDK verweist hier auf „irrtümlicher Einnahme“ oder „unsachgemäßer Anwendung“. Der Alkohol wurde hier lt MDK nicht irrtümlich eingenommen (z.B. Kleinkind bedient sich an Schnapsschrank der Eltern). Zudem liegt auch keine unsachgemäße Anwendung (z.B. Einnahme zwecks Selbsttötung) vor. Vielmehr ist in diesem Fall die DKR 0501e anzuwenden und somit die F10.0 als HD zu kodieren.

    Ich würde mich über mögliche Lösungsansätze sehr freuen. Vielen Dank :)

    Herzliche Grüße

  • Hallo Forum, hallo Eckstein,

    ich denke der MDK wird sich hier eine seine SEG 4-Kodierempfehlung Nr. 14 anlehnen und schauen Sie mal unter dem Kode R40 - R46 nach, hier wird als Exkl. "Als Teil des Syptombildes einer psychischen Störung (F00-F99)" aufgeführt.

    mit freundlichen Grüßen
    Einsparungsprinz

  • Hallo,

    "sachgemäße" Anwendung von Alkohol: Rausch, eingentlich keine Notwendigkeit zur stationären Behandlung -> F10.0

    "unsachgemäße" Anwendung von Alkohol: "Saufen bis der Arzt kommt": Sopor, Koma, Atemstillstand :pinch: , Überwachung und Behandlung auf INT -> DKR 1916 k

    So würde ich das sehen und kodieren

    Schöne Grüße

    Galaxius

  • Hallo Eckstein,


    für mich hat hier die KK recht: HD ist die F10.0, ND R40.1; ich glaube nicht, dass der junge Mann sich mit Alkohol töten wollte, er hat es mit dem Rausch nur mal ordentlich übertrieben.

    Und da jetzt Montag ist, schaue ich mal wieviel F10.0 dieses WE wieder auf unserer Int. den Rausch ausgeschlafen haben :( .

    Viele Grüße
    LT

  • Guten Abend,

    der ICD-10 gibt (zur Abwechslung mal) klare Auskunft:


    Akute Intoxikation [akuter Rausch]


    Ein Zustandsbild nach Aufnahme einer psychotropen Substanz mit Störungen von Bewusstseinslage, kognitiven


    Fähigkeiten, Wahrnehmung, Affekt und Verhalten oder anderer psychophysiologischer Funktionen und Reaktionen.


    Die Störungen stehen in einem direkten Zusammenhang mit den akuten pharmakologischen Wirkungen der Substanz


    und nehmen bis zur vollständigen Wiederherstellung mit der Zeit ab, ausgenommen in den Fällen, bei denen


    Gewebeschäden oder andere Komplikationen aufgetreten sind. Komplikationen können ein Trauma, Aspiration von


    Erbrochenem, Delir, Koma, Krampfanfälle und andere medizinische Folgen sein. Die Art dieser Komplikationen hängt


    von den pharmakologischen Eigenschaften der Substanz und der Aufnahmeart ab.


    Der Sopor ist da also mit inbegriffen, und die F10.0 ist die spezifischere Kodierung im Vergleich zu R40.1. Der MDK hat nicht immer unrecht. Und natürlich besteht bei Bewusstseinsstörung auch eine Indikation zur Überwachung. Diese sollte man dann auch mit OPS 8-930 dokumentieren.

    OKIDOCI 8)

  • Hallo, 

    der Vollständigkeit halber ein Auszug aus der DKR 1916k: 

    Erfolgt die stationäre Aufnahme wegen einer mit der Vergiftung in Zusammenhang stehenden Manifestation (z.B. Koma, Arrhythmie), ist der Kode für die Manifestation als Hauptdiagnose (entsprechend DKR D002 Hauptdiagnose (Seite 4)) anzugeben. Die Kodes für die Vergiftung durch die beteiligten (Wirk-)Stoffe (Medikamente, Drogen, Alkohol) sind als Nebendiagnose zu verschlüsseln.

    Beispiel 1

    Ein Patient wird im Koma aufgrund einer Kodeinüberdosis aufgenommen. 

    Hauptdiagnose: 

    R40.2 

    Koma, nicht näher bezeichnet

    Nebendiagnose(n):

    T40.2 

    Vergiftung durch Betäubungsmittel und Psychodysleptika [Halluzinogene], sonstige Opioide

    Schöne Grüße

    Galaxius

  • Hallo Galaxius,

    in dem Fall handelt es sich aber nicht um eine Vergiftung im eigentlichen Wortsinn. Deshalb steht ja auch im Exclusivum unter T51.0 : "Akuter Alkoholrausch". Und bei zu vielen Bierchen und Körnchen würde ich auch nicht von Überdosierung sprechen. Die Hinweise unter der Rubrik Akute Intoxikation (akuter Rausch) bilden das Gesamtbild ganz eindeutig ab, der Patient hat eben "nur" erheblich mehr getrunken als er vertragen hat. Er war schlicht und einfach besoffen. Daher kann DKR1916k hier nicht zu anwendung kommen, da diese eindeutig für die T-Nummern gedacht ist und nicht für F-Nummern. Eine Vergiftung im Wortsinne (also T-Nummer) läge m.E. vor, wenn der Patient z.B. reinen Äthanol geschluckt hätte, warum auch immer, oder andere, hochprozentigen Alkohol enthaltene Flüssigkeiten, wo der Alkohol mehr als Lösungsmittel oder Trägerlösung dient (z.B. Rasierwasser, Fensterputzmittel). Das war hier aber nun wirklich nicht der Fall. Daher auch mein Meinung F10.0 ist hier HD.

    MfG findus

    MfG findus

  • Guten Tag,

    ich würde gerne diesen Thread noch einal aufmachen.

    Pat. kommt mit C2 - Intoxikation, bei Aufnahme komatös, sSpO2 deutlich unter Normbereich, Sauerstoffgabe notwendig. Überwachung auf der ITS, im weiteren Verlauf (nach ca. 6h) intubationspflichtig bei Apnoe.

    Alles unter F10.0 zu subsumieren? - Meines Erachtens stellt die respiratorische Insuffizienz eine komplexe Störung mit konkurrierendem Krankheitswert dar

    VG

    Stephan Wegmann

  • Hallo,

    ist der Patient schon entlassen?

    Ich kann mir nur schlecht ein Szenario vorstellen, bei dem ein Patient mit einer Alkoholintoxikation 6h nach der Aufnahme aufgrund dieser Alkoholintoxikation apnoeisch wird. Er müsste ja weiter Alkohol getrunken haben, damit sich sein Zustand noch mehr verschlechtert.

    Falls der Patient noch auf Station ist, würde ich erstmal abwarten, ob es noch andere Ursachen für die Apnoe geben kann.

    LG

    Schussel