Palliativbehandlung

  • Hallo Forum, wir hätten eine Frage zur Palliativbehandlung:
    Sind Palliativbehandlungen im DRG - System ausreichend abgebildet oder
    ist es nötig mit den Krankenkassen Sonderentgelte zu vereinbaren? Wie wird dies bisher gehandhabt?

  • Hallo, Medconam,
    nein, die Palliativbehandlungen sind nicht ausreichend abgebildet. Das liegt erstens daran, dass man bei Palliativpatienten i.d.R. die Verweildauer nicht beeinflussen kann,[... von Admin entfernt ...]und zweitens daher die MVD meist überschritten wird und drittens es keine ops gibt, die den Aufwand (psychosoziale, spirituelle, psychologische, pflegerische Begleitung) abbilden und viertens es sehr oft Verlegungen sind und die Kassen keine neue DRG akzeptierne und fünftens bei den wenigen Entlassungen oft bald (< 30 Tage) eine WA nötig ist und sechstens das was wir machen eh unbezahlbar ist ...
    Die DGP arbeitet an einer Palliativ-OPS , Antrag läuft. Hierbei wird unterschieden, ob Behandlung auf einer Palliativstation (mit klaren Kriterien, was das ist), palliative Behandlung auf \"Normalstation\" oder Konsiliarische Behandlung stattfindet. Ähnlich wie bei der Schmerztherapie werden dann nur wenige die Palliativ-OPS anwenden können. Dafür viele die \"palliative Behandlung\" ähnlich wie derzeit über Z51.5 definiert.
    In jedem Fall ist mit Palliativmedizin kein Geschäft zu machen. Was uns nicht abhalten sollte, sie zu machen
    Übrigens: Die MDKler sind immer schwer beeindruckt - Widersprüche haben gute Chancen!
    Half das weiter?
    susanne aus münchen :roll:

    Susanne in München :i_drink:

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag, Susanne,

    Leider sind wir erst heute auf Ihren Beitrag aufmerksam geworden.
    Unserer Meinung nach haben Sie hier die Grenzen des \"Humoristischen\" deutlich verfehlt...
    Der entsprechende Zwischensatz Ihres Postings wurde daher gelöscht.
    Bedenken Sie bitte ggf. auch die Folgen einer derartigen Äußerung.
    Das war nicht mehr hinnehmbar !
    Die Admins

  • Hallo, Admins
    tut mir leid, wenn ich da eine empfindliche Stelle getroffen habe. Fakt ist, dass ich immer wieder mit den Kassen kämpfen muss, um zu begründen, warum Sterbende noch nicht entlassen oder wieder aufgenommen werden. Und wenn ich dann vom Sachbearbeiter höre, dass eine Überschreitung der MVD \"unser Problem\" ist, dann muss ich sagen, das stimmt. Aber das Problem sind die Fallpauschalen, die auf eine Senkung der Krankenhausliegezeit hinarbeiten. Und das geht nun mal in der Palliativmedizin selten. Es sei denn, ich greife Vorschläge von ranghohen Vertretern dieser Republik auf (siehe sinngemäß der gelöschte Satz). Dass ich das als Palliativmedizinierin nicht tu, wissen alle, die Palliativmedizin kennen. Im Gegenteil. Aber das DRG-System macht es uns sehr schwer und kleine Abteilungen werden nicht überleben. Die werden im Keim erstickt (siehe wieder den gelöschten Satz).
    Um es klarzustellen. Palliativmedizin leht jegliche Art der aktiven Sterbehilfe ab. Aber das, was wir machen müssen, wenn das DRG-System nicht diesbezüglich geändert wird, ist auch nicht gut! Anträge laufen und ich hoffe, dass wir Erfolg haben.
    Susanne :roll:

    Susanne in München :i_drink:

  • Schönen guten Tag allerseits und insbesondere Susanne!

    Es ist das alte Lied: Jeder möchte es haben, aber keiner will es bezahlen. Das gilt für die Palleativmedizin, aber auch für andere demographisch zukunftsträchtige Bereiche der Medizin. Denn weder Gesetzgeber, noch erst Recht die Krankenkassen erkennen die demographische Entwicklung als Realität an, wenn es um die Kosten geht, und halten an der Beitragsstabilität fest (Da sieht man mal, wie schlecht der Mathematikunterricht in unserem Land war!) Daher kann ich verstehen und akzeptieren, dass Beteiligte etwas zynisch werden.

    Die Abbildung der Palleativmedizin als Fallpauschale stelle ich mir in der Tat schwierig vor, denn mal geht es schnell, mal dauert es lange, mal ist es eher personalintensiv durch notwendige Gespräche und Betreuung, mal steht die Schmerztherapie im Vordergrund.

    Zitat

    Original von Susanne

    Um es klarzustellen. Palliativmedizin leht jegliche Art der aktiven Sterbehilfe ab.

    Das sehe ich allerdings anders: Palleativmedizin ist (hoffentlich) aktive Sterbehilfe! Damit meine ich nicht das erwähnte (und zensierte) Kopfkissen, sondern Ich meine, dass es hier um eine aktive Hilfe beim Sterben geht. Und wenn ich durch intensive Gespräche einem Menschen ermögliche, vom Leben loszulassen, wenn ich helfe, Schmerzen zu ertragen oder wenn ich einfach einen Menschen im Sterben begleite, dann ist das in meinem Sinne auch aktive Sterbehilfe.

    Obwohl ich auch Verständnis für die Administratoren habe, zeigt die Reaktion auf die (zugegeben rech zynische) Aussage von Susanne, das wir in diesem Land ein problematischen Verhältnis zum Sterben allgemein und zur Sterbehilfe im Besonderen haben. Das hat zum Teil historische Gründe und das ist Richtig so! Zum Teil liegt es aber auch daran, das Sterben innerhalb unserer Gesellschft ein Tabu ist, mit dem die wenigsten Menschen gelernt haben, umzugehen. Denn sonst wäre die Palleativmedizin oft im ambulanten (familiären) Umfeld mögich, wir müssten nicht teure (und vielleicht oft überflüssige) Maßnahmen ergreifen, um das Leben eines Patienten zu verlängern, der trotz seiner infausten Prognose aus Verunsicherung noch einmal ins Krankenhaus eingewiesen wurde, usw.

    Würden wir es schaffen, gesellschaftlich den Tod als eine unabdingbare Konsequenz des Lebens zu akzeptieren und das Sterben dorthin zu verlagern, wo es meiner Ansicht nach hin gehört, nämlich in den ambulanten Bereich \"im Kreise der Familie\", dann könnten nicht nur viele Menschen glücklicher und zufriedener sterben, sondern es würden möglicherweise auch erhebliche Kosten für das Gesundheitswesen eingespart (und das ist nicht zynisch, vorausgesetzt die Einsparungen würden wieder in das Gesundheitswesen reinvestiert)

    Schönen Tag noch,

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    eigentlich war die Sache bezüglich der \"Zensur\" erledigt, aber jetzt muss doch noch etwas dazu gesagt werden.

    Zitat


    Original von R. Schaffert:
    Obwohl ich auch Verständnis für die Administratoren habe, zeigt die Reaktion auf die (zugegeben rech zynische) Aussage von Susanne, das wir in diesem Land ein problematischen Verhältnis zum Sterben allgemein und zur Sterbehilfe im Besonderen haben.

    Was uns zu der Herausnahme des Satzes bewogen hat, war einzig die Formulierung, die in Ihrer Konsequenz nicht \"Sterbehilfe\" bedeutet hat, sondern \"Mord\" durch Ersticken. Das war in seinem aufrufenden Charakter mehr als nur zynisch, nämlich auch für Einzelne missverständlich. Wer welches Verhältnis zum Tod hat, war hier ohne jeden Belang für die Entscheidung zur Entfernung der Formulierung.

    Es hat sich hier keiner von uns (Admins) moralisch entrüstet und haben hier auch keine Böswilligkeit unterstellt, es gilt aber auch keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. In den Forumsregeln [c=blue][Regeln] [/code] sind unter diesem Aspekt die Punkte 2 und 3 zu beachten.

  • Hallo, Herr Schaffert

    Sie schreiben:
    \"Das sehe ich allerdings anders: Pall(e)iativmedizin ist (hoffentlich) aktive Sterbehilfe!\"
    --------------------------------------------------------------------
    Nein, nein und nochmals nein: Das, was Palliativmedizin und Hospizbegleitung tut, ist aktive, liebevolle, ärztlich-pflegerische, soziale und spirituelle Begleitung Schwerkranker und Sterbender bis zum Tod und deren Angehörigen auch über den Tod hinaus in der Zeit der Trauer. Dies bedeutet intensive medizinische (nicht intensivmedizinische), psychologische, soziale und spirituelle Begleitung. Ziel ist, dem Menschen die Zeit, die ihm mit der Krankheit noch bleibt, so gut wie möglich zu gestalten. Es geht nicht darum, den Leidenden abzuschaffen (wie das in Holland u.a. teilweise gemacht wird) sondern das Leid zu lindern. In juristischen Definitionen nennt man das passive Sterbehilfe. Dies ist ein Fachbegriff – wenn auch zugegeben ein schlechter, denn er suggeriert Passivität. In der Tat ist vieles an der Palliativbegleitung mit „lassen“ verbunden – aber nicht untätig. Ohne großes persönliches professionelles und ehrenamtliches Engagement wäre das nicht möglich.
    Aktive Sterbehilfe – ebenfalls ein definierter Ausdruck - bedeutet die „gezielte Lebensverkürzung durch Maßnahmen, die den Tod herbeiführen oder das Sterben beschleunigen sollen..“. Dies ist „unzulässig und mit Strafe bedroht“ und auf gut deutsch Mord oder Tötung auf Verlangen. (Siehe u.a. „Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung“ im Dt. Ärzteblatt, Heft 19 vom 7. Mai 2004). Bitte drehen Sie die Begriffe nicht um, nur weil das „aktive“ Ihnen mehr liegt und ein Kind unserer Zeit ist. Gerade das „Lassen“ – vor allem dem Patienten seinen Willen lassen – ist das Wichtige an der Palliativbegleitung, ob diese nun, wie in immer mehr Palliativstationen schwerpunktmäßig medizinisch und stationär, oder durch über 1000 Hospizvereinigungen ambulant geschieht. Ziel der Palliativbegleitung ist, dass der Mensch in einer Umgebung Leben kann bis zum Tod, in der er sich zuhause fühlt. Leider passt das nicht in die DRG-Schubladen. Und das ist immer wieder der Konflikt, in den die Palliativmedizin kommt. Und das kann einen manchmal verzweifeln lassen, so dass nur noch Zynismus hilft.

    Zu der Zensur: Ich finde es sehr gut und richtig, dass die Admin ein Auge auf das haben, was geschrieben wird. Ich bin mit der Zensur meines Beitrages völlig einverstanden (vielleicht ist es mir ja ein Zeichen, dass der täglichec Umgang mit Sterbenden offenbar da etwas unempfindlicher macht und ich wieder mehr aufpassen muß).
    Ich bitte alle, denen ich zu nahe getreten bin, um Entschuldigung, bitte aber auch um Verständnis, dass die Palliativmedizin die Unterstützung aller Fachleute in Sachen DRG braucht. Sie ist nämlich wichtig und momentan lebensbedrohlich krank gemacht durch den DRG-Virus.
    Susanne

    Susanne in München :i_drink:

  • Schönen guten Tag Susanne!

    Zitat


    Original von Susanne:
    Es geht nicht darum, den Leidenden abzuschaffen (wie das in Holland u.a. teilweise gemacht wird) sondern das Leid zu lindern.


    Ich denke, Sie haben mich falsch verstanden!

    Zitat


    Original von Susanne:
    In juristischen Definitionen nennt man das passive Sterbehilfe. Dies ist ein Fachbegriff – wenn auch zugegeben ein schlechter, denn er suggeriert Passivität.


    Wenn der Begriff schlecht ist, dann macht es auch keinen Sinn, ihn zu benutzen.

    Zitat


    Original von Susanne:
    In der Tat ist vieles an der Palliativbegleitung mit „lassen“ verbunden – aber nicht untätig. Ohne großes persönliches professionelles und ehrenamtliches Engagement wäre das nicht möglich.


    Ich stimme Ihnen voll zu, aber Engagement ist etwas aktives!

    Zitat


    Original von Susanne:
    Bitte drehen Sie die Begriffe nicht um, nur weil das „aktive“ Ihnen mehr liegt und ein Kind unserer Zeit ist.


    Doch, genau das wollte ich. Dies hat nichts mit \"Zeitgeist\" zu tun, sondern damit, dass der Begriff für seine Definition - Tötung (auf Verlangen) - schlecht ist und weil er eigentlich genau das beschreibt, was Sie in Ihrem Beitrag als Palliativmedizin beschreiben: Sie helfen und unterstützen aktiv Menschen beim Sterben, auch wenn Sie ihn \"lassen\".

    Ich bin aber auch der Meinung, dass in diesem Land das Verhältnis zum Sterben im Allgemeinen und zu dem, was Sie als \"aktive Sterbehilfe\" definieren im Besonderen sehr angespannt ist.

    Sie argumentieren einerseits...:

    Zitat


    Original von Susanne:
    Gerade das „Lassen“ – vor allem dem Patienten seinen Willen lassen – ist das Wichtige an der Palliativbegleitung, ob diese nun, wie in immer mehr Palliativstationen schwerpunktmäßig medizinisch und stationär, oder durch über 1000 Hospizvereinigungen ambulant geschieht.


    ...akzeptieren aber wohl nicht den Willen des Patienten, wenn er den Wunsch hat, schneller zu sterben?

    Zitat


    Original von Susanne:
    Ziel der Palliativbegleitung ist, dass der Mensch in einer Umgebung Leben kann bis zum Tod, in der er sich zuhause fühlt.


    Leider ist es in unserer Gesellschaft kaum noch üblich und akzeptiert, dass der Mensch dort stirbt, wo er sich am meisten zuhause fühlt.

    Ich denke, unsere Meinungen sind gar nicht so weit von einander entfernt. Ich habe, wie gesagt, den Begriff \"aktive Sterbehilfe\" nur einmal wörtlich genommen und mit einem anderen Inhalt besetzt. Nennen Sie es von mir aus \"aktive Sterbebegleitung\", obwohl es das auch nicht so gut trifft.

    Schönen Tag noch.