Stornierung von bereits abgerechneten Fällen

  • Hallo Forum,

    wir sind ein 400 Betten Haus und arbeiten mit 2 Leuten an der Kodierung (Export, MDK & KK Anfragen).
    Die Kodierung selbst wird von den Ärzten übernommen.

    Ein Mitarbeiter überprüft nun sämtliche Akten bezüglich der Kodierung. Leider müssten nun einige Fälle storniert werden, die nicht korrekt abgerechnet wurden.

    Meine Frage nun, da es verschiedene Ansichten über dieses Thema gibt: Zum einen, ist es rechtens inerhalb von 14 Tagen den KK eine neue Rechnung zu schicken und zum zweiten, ist jemand der Meinung, dass das, wenn man so handelt, der Glaubwürdigkeit des Hauses schadet?

    Ich bin da etwas in der Zwickmühle, wobei ich dann doch der Meinung bin, dass uns das Geld zustehtund wir die Fälle mit ruhigem Gewissen stornieren können.

    MfG

    casapietra

  • Hallo Casapietra,

    Sie haben das Recht, Fälle zu stornieren und neu zu groupen. Wie
    wollen Sie sonst Mibi-und andere Befunde, welche erst Tage und Wochen
    später eintreffen in die Datensätze einfließen lassen?
    Wenn sich dadurch die DRG ändert und das KH einen berechtigten Mehrerlös
    erziehlt, sehe ich hier keine Probleme.

    Mit frdl. Grüßen
    Mikka

    Mit frdl. Grüßen
    [c=blue]Mikka[/c]

    :d_zwinker:
    Das Leben ist die Suche des Nichts aus dem Etwas.
    (Chr. Morgenstern)

  • Zitat


    Original von casapietra:
    ... zum zweiten, ist jemand der Meinung, dass das, wenn man so handelt, der Glaubwürdigkeit des Hauses schadet?

    Guten Tag,

    meiner Meinung nach kann in einem \"lernenden System\" die gelegentliche Korrektur eher zur Glaubwürdigkeit beitragen - wenn Sie nicht z. B. jeden zweiten Fall korrigieren. Wenn so etwas bei Ihnen in Frage käme, sollten Sie eher an den internen Prozessen feilen.
    Nach unserer Erfahrung geht die Stornierung ohne Probleme. Sie sollten schon im Hinblick auf den Aufwand, den man dafür betreiben muß (einschließlich aller Facetten: 301-Meldungen, Daten für die FiBu etc.), überlegen, wann so ein Schritt gerechtfertigt ist.

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo casapietra,

    grundsätzlich find ich es schon in Ordnung, wenn Sie die Fälle korrigieren, aber dennoch habe ich mal eine kritische Frage aus aktuellem Anlass:

    Wie alt sind denn die Fälle ?

    Ich frage, denn hier wird nach Prüffristen durch die Kassen gefragt. M.E. gelten die dann aber auch für die Krankenhäuser.

    Schönen :sonne: Feierabend

    Mr. Freundlich

  • Hallo Mr. Freundlich und auch an alle anderen,

    vielen Dank erstmal für die bereist geposteten Beiträge!
    Die Fälle, die storniert werden sollen, sind in der Regel nicht älter als 14 Tage. Zur Zeit sind es 6 Fälle in 6 Wochen die ich stornieren würde. Meine Kollegin ist jedoch strikt dagegen, da sie meint, dass es der Glaubwürdigkeit schadet und wir dadurch eine Flut von Anfragen seitens der KK provozieren würden.
    Nach wie vor bin ich der Meinung, dass wir die Leistung erbracht haben und deshalb auch mit ruhigem Gewissen den uns zustehenden Rechnungsbetrag einfordern können.
    Sei es wie es ist. Wir sind jetzt dabei das ganze zu überdenken und uns ein anderes Prüfkriterium zu überlegen

    MfG
    casapietra

  • Hallo casapietra,

    auch wenn es mein Arbeitgeber nicht unbedingt gerne hören wird, aber ich halte hier eine Korrektur der Fälle für völlig i.O.!

    Bei mir würde es jedenfalls nicht zu Zweifeln der Glaubwürdigkeit führen und bzgl. des Problems des Provozierens hätte ich einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn man einfach im Vorfeld mit der KK telefonisch Kontakt aufnimmt und kurz erklärt, warum es jetzt zu Korrekturen kommt?

    MFG

    Mr. Freundlich

  • Hallo Mr. Freundlich,

    wäre auch noch eine Überlegung wert, die man in Betracht ziehen könnte. Dankeschön aber auf jeden Fall für Ihre Beiträge und Auffassung zu diesem Thema - hat mir sehr geholfen und vor allem gezeigt, auch wenn ich noch Anfänger auf diesem Gebiet bin, dass ich mit meiner Meinung nicht ganz auf dem Holzweg bin.

    Viele Grüße und ein schönes Wochenende
    casapietra

  • Hallo casapietra,

    ich kann Ihnen bereichten, dass wir hier in der Abteilung Medizincontrolling teilweise Fälle ändern (damit auch Rechnungen) die teilweise älter als 6Monate sind. Dies wird häufig durch die KK selbst ausgelöst. Den bei KK Anfrage bzw. MDK Gutachten wird die gesamte Krankenakte auf Fehler in der Kodierung überprüft. Wir haben dabei in nicht unerheblichem Masse festgestellt, dass die ursprüngliche Kodierung nicht korrekt war. Aus der neuen Kodierung haben sich natürlich auch Änderungen ergeben die uns in die Lage versetzten einen höheren Rechnungsbetrag zu fordern (entsprechendes Anschreiben an die Kasse immer mit der neuen Rechnung).

    Sowohl bei den KK als auch beim MDK haben wir keine negativen Auswirkungen darauf gespürt.

    Wir in Zukunft auch nicht mehr so häufig vorkommen, da seit Jan. / Feb. jeder Fall vor Rechnungslegung durch Kodierassistentinnen überprüft wird.

    Wir merken bereits die ersten Auswirkungen dieses Verfahrens:
    Überprüfungen der Kodierung durch den MDK bei bereits überprüften Fällen führten bis zum heutigen Tage in keinem Fall zu keiner Veränderung der DRG.

    Wir hoffen natürlich das sowohl KK als auch MDK lernen und Anfragen bezüglich Kodierung in den Hintergrund treten.

    Glaube das auf jeden Fall Ihre Glaubwürdigkeit nur steigen kann. Sie setzten sich ja offensichtlich mit dem System auseinander.

    Gruß
    :sonne:
    MiChu

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Hallo,

    einen Fall erneut abzurechnen nachdem der MDK ihn überprüft hat ist m.E. nach in Ordnung und dann auch so beabsichtigt. Der oben geschilderte Fall spricht aber von einer falschen Kodierung der Ärzte, einer nachträglichen unzureichenden Prüfung durch einen anscheinend nicht geschulten Mitarbeiter (z.B. MDA) und einer Abrechnung ohne tatsächlichen Fallabschluss. Natürlich kann man diese Fälle auch nachberechnen und dies entsprechend mit der Kasse abstimmen, allerdings sollte man sich dann nicht wundern wenn die Anfragen durch den MDK in die Höhe schiessen und bei den Entgeltverhandlungen darauf hingewiesen wird die internen Prozesse besser abzustimmen.

    Ich würde daher raten einen Fall besser mehrmals zu überprüfen bevor abgerechnet wird. Das erspart nicht nur den Ärger mit den Krankenkassen, sondern auch den mit der eigenen Finanzbuchhaltung und dem Controlling.

    Mit gewittrigen Grüßen

    Pandur

    :a_burn:

  • Prinzipiell sehe ich kein Problem darin, einen Fall nochmal zu korrigieren und habe mit den Kassen bislang auch keine Probleme deswegen gehabt.
    Bei uns kodieren die Ärzte, das ganze wird dann durch unseren DRG-Assistenten und mich im MedControlling nochmal geprüft, ggf. korrigiert und dann für die Abrechnung freigegeben. Erst dann geht die Rechnung an die Kasse, vorher wird ggf. ein Änderungsdatensatz geschickt.
    Die MDK-Anfragen halten sich absolut in Grenzen und solange man begründen kann, was man da tut und nicht der Eindruck aufkommt, man würde gezielt Upcoding betreiben, werden die Kassen - so gehe ich mal davon aus - auch kein Problem damit haben.
    Ich persönlich telefoniere bei MDK-Anfragen auch ganz gerne im Vorfeld mit den Sachbearbeitern der Kassen. Das hat a) den Vorteil, daß ich dem MDK die Unterlagen schicken kann, die er braucht (manchmal liegen die Fälle ja auch etwas komplizierter), b) einiges auch schon so klären kann und vor allem c) sich ein sehr guter und enger Kontakt mit den Kassen entwickelt hat. Das hat Vorteile für beide Seiten, man kann sich in Streitfragen besser einigen und ich habe den Eindruck, daß dadurch auch durchaus mal die ein oder andere Anfrage WENIGER kommt, weil die Sachbearbeiter durchaus auch wissen wer mit welcher Einstellung da im Krankenhaus sitzt.
    Entsprechend kann ich die Ansicht Ihrer Kollegin nicht nachvollziehen und würde einerseits versuchen, den internen Workflow so weit wie möglich zu verbessern und andererseits munter Korrekturen an die Kasse schicken, wenn diese wirklich Hand und Fuß haben (oder haben könnten ;) )

    Thunder

    \"Steinigt ihn, er hat ´Jehova´ gesagt!\"

  • Hallo zusammen,
    @ Thunderbolt
    die Telefonate mit den Kassen habe ich letztes Jahr auch geführt. Wir sind dabei auch in vielen Fällen zu einer Einigung gekommen.
    Vor kurzem wurde mir von einer KK mitgeteilt, dass alle diese Fälle auf Initiative einer höheren Ebene (in der KK) neu aufgerollt werden. Aus diesem Grund bin ich mit telefonischen Absprachen ohne schriftliche Konkretisierung mehr als vorsichtig, da ich unter dem Strich über die Zeit gesehen mehr Aufwand mit dem Fall habe, als wenn ich ihn gleich ordentlich vom MDK prüfen lasse.
    Wenn es bei Ihnen anders sein sollte: lucky you
    Nur noch ein kleiner Hinweis: zur Zeit werden durch besagte KK Fälle aus Anfang 2004 wieder aufgerollt.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch