Festlegung der Hauptdiagnose

  • Hallo Herr Schulz,

    Zitat


    Original von Aachen1:
    ...wo kann ich das lesen das sehr kleine Polypen keine Beschwerden machen ...


    als erstes können Sie meine diesbezüglichen posts verwenden, in die die Erfahrung von Tausenden von Koloskopien eingeflossen ist ;)
    Desweiteren gibt es jede Menge gastroenterologische Literatur (z.B. \"Chirurgische Gastroenterologie\") aus der Sie entnehmen können, dass \"hyperplastische\" Polypen (ca. 3-5 mm) keine Beschwerden verursachen.


    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo Herr Balling,

    ich verstehe Ihre Argumentation zu den zwei HD´s nicht.
    Der Hausarzt nennt zwei Gründe für die Einweisung: a) die unklaren abdom. Beschwerden und b) Kontroll-Kolo bei rez. Polypen und Kollapsneigung.
    Dann wurde während des KH-Aufenthalts weitestgehend ausgeschlossen, dass das eine mit dem anderen etwas zu tun hat (Polypen zu klein).
    Also liegen hier nach meinem Verständnis doch zwei voneinander unabhängige Diagnosen (bzw. ein Symptom und eine Diagnose, die nicht zusammen passen) vor, die jede für sich allein die stat. Aufnahme rechtfertigen.
    Und somit kann/muss ich auswählen.
    Oder?

    MfG
    fimuc

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für die lebhafte Diskussion. Ich bin nun zu dem Schluß gekommen, dem MDK einen zweiten Widerspruch zu schicken. Es geht zwar nicht um viel Geld, aber um´s Prinzip.

    Gruss, Nemo

  • Hallo fimuc,

    zunächst einmal: Was der Hausarzt als Grund für die Einweisung nennt, ist völlig irrelevant.
    Entscheidend ist ja bekanntlich

    Zitat

    „Die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes des Patienten verantwortlich ist.†Der Begriff „nach Analyse†bezeichnet die Evaluation der Befunde am Ende des stationären Aufenthaltes, um diejenige Krankheit festzustellen, die hauptsächlich verantwortlich für die
    Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes war.


    Nun liegen im genannten Fall unklare abdom. Beschwerden und kleine ( = asymptomatische) Kolonpolypen vor.

    Unterstellt, beide Diagnosen würden jede für sich allein die stationäre Aufnahme rechtfertigen (warum bei Z. n. Kolonpolypen die stationäre Aufnahme gerade jetzt? ), wäre zu klären, welche der Diagnosen den höheren Ressourcenverbrauch verursacht.

    Und spätestens da dürfte der Fall klar sein:
    Die rezidivierenden Kolonpolypen erfordern eine Koloskopie (mit Polypektomie) und sonst nichts.
    Die Diagnostik unklarer abdom. Beschwerden braucht wesentlich mehr: Anamnese, körperliche Untersuchung, Labor (evt. mehrfach), Ultraschall (evt. mehrfach), Gastroskopie, Koloskopie, evt. CT...


    Welche Diagnose verbraucht mehr Ressourcen?


    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo Nemo!
    Hier im Rheinland sagt man: Mer Konn Och Alles Üvverdrieve.

    Schönen Tag noch!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Guten Tag Herr fimuc,

    das halte ich doch für eine recht eigentümliche Sichtweise. Wenn Sie in die Kodierrichtlinien schauen, finden Sie unter der Überschrift \"Zwei oder mehr Diagnosen, die gleichermaßen der Definition der Hauptdiagnose entsprechen\" folgenden Satz: \"Nur in diesem Fall ist vom (...) Arzt diejenige auszuwählen, die für Untersuchung und/oder Behandlung die meisten Ressourcen verbraucht hat.\" Dort steht nicht \"..., die nach der Gruppierung in die höchstbewertete DRG führt.\"

    Zur Erinnerung verweise ich noch auf die Anmerkung 1 im Kapitel Hauptdiagnose.

    Gruß,

    Mit freundlichen Grüßen

    Claudia Mertens

  • Hallo Nemo,

    \"Es geht zwar nicht um viel Geld, aber um´s Prinzip. \"

    Eine alte Juristenweisheit lautet: \"Wem´s um´s Prinzip geht, der verliert!\"

    Irgendwie glaube ich bei dem Spruch an den wahren Kern...

    Präwochenendphilosophische Grüße

    MDK-Opfer

  • Zitat


    Original von fimuc:
    der höhere Ressourcenverbrauch liegt bei der Diagnose, die in die höher bewertete DRG führt. Wird vom bayerischen MDK auch so gesehen.

    Ich finde, die anderen MDKs könnten sich davon auch eine Scheibe abschneiden.... Angeblich haben ja alle die selben QS-Standards!!

    Gruß
    Ordu

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von fimuc:
    der höhere Ressourcenverbrauch liegt bei der Diagnose, die in die höher bewertete DRG führt. Wird vom bayerischen MDK auch so gesehen.

    Hallo,

    dass ist völlig falsch!!!

    So ist auch nicht das schnellere Auto, automatisch das mit dem höheren Benzinverbrauch....

    Wenn Sie in Ihrer Akte eindeutig den höheren Ressourcenaufwand bezüglich Diagnose-X darstellen, Diagnose-Y aber zur HD machen, weil es die höhere DRG erbringt, kodieren Sie falsch. Jeder der sich auf MDK/sonstige Prüfer-Seite damit auskennt, wird Ihnen ganz unproblematisch und korrekt erklären, warum Sie das nicht dürfen:
    In den DKR steht nicht \"nach der höheren DRG zuzuordnen\" sondern \"nach höherem Ressourcenaufwand\". Höherer Ressourcenaufwand ist nicht automatisch immer auch gleich höhere DRG. Das sollte aber mittlerweile bekannt sein......

    Das Thema hatten wir hier auch schon öfter behandelt.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Herr Selter, hallo Forum,

    ich denke, wir reden hier etwas aneinander vorbei. Wahrscheinlich habe ich mich mißverständlich ausgedrückt.
    Ich meinte keinesfalls, dass in jedem Fall die Diagnose mit der höher bewerteten DRG gewählt werden kann.
    Ich hatte den Ausgangsfall vor Augen, in dem nach der Schilderung eine Untersuchung durchgeführt wurde, die in beide Richtungen geht. Wenn zur Abklärung des unklaren Abdomens noch sehr viel mehr gemacht wurde, was nicht mit den rezid. Polypen in Zusammenhang zu bringen ist, ist selbstredend das Symptom als HD zu wählen.

    Aber was ist \"sehr viel mehr\"? Die Überlegungen zum Ressourcenverbrauch können ja wohl nicht so weit gehen, dass man bspw. anfangen muss zu rechnen, wieviele von Assistenten durchgeführte Sonografien kostenmäßig einer Oberarzt-Koloskopie entsprechen usw.

    Oder doch? Nach welchen Kriterien wird dann gewichtet?

    Ein schönes Wochenende allerseits,
    fimuc