Komplikation versus Zwischenfall

  • Hallo zusammen,

    Preisfrage :a_augenruppel: : Wer kennt die Definition zu \"Komplikation\" versus \"Zwischenfall\"?

    Kodiertechnisch stellt sich die Frage bei uns bezgl. eines Knieempyems nach Punktion (auswärts!!!). Wir haben die T81.4 kodiert (CCL=4!), die Versicherung möchte die Y84.9! (CCL=0)...
    :sterne:
    Interessanterweise konnten mir die Juristen unserer Versicherung (Versicherungskammer Bayern) den Unterschied nicht erklären!

    Gruß

    Thomas Hintz
    Ltg. Medizincontrolling
    Klinikum Fürstenfeldbruck

  • Schönen guten Tag Herr Hintz,

    da war wollte ein Sachbearbeiter wieder einmal ganz schlau sein...So einen Unfug habe ich schon lange nicht mehr gehört. Erstens handelt es sich bei einem Kniegelenksempyem nach Punktion um eine klassische medizinische Komplikation und zweitens impliziert das Wort Zwischenfall ein Ereingnis während des Eingriffs. Beispielsweise würde ich den Ausfall der Vidoanlage bei einer Laparoskopischen Operation als Zwischenfall bezeichnen.

    Zitat

    aus dem Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm

    ZWISCHENFALL, m.

    ein noch junges, der heutigen sprache unentbehrliches wort.

    1) von einer unerwarteten begebenheit, die eine ereignis- oder zeitfolge unterbricht und aufteilt. die zweiteilung in beginn und fortsetzung des vorganges läszt die ursprüngliche bedeutung von zwischen als \'zwischen zweien\' noch fühlen...


    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo Herr Schaffert,

    immer wieder online.... :)

    Jetzt wurden aber die Staphylokokken o.ä. während der Punktion in das Knie eingebracht, sie fielen also zwischen Nadel und Stichkanal quasi in das Knie ein. :i_baeh:

    Wenn man quer durchs Internet googelt, fällt auf, dass die Begriffe sehr häufig synonym oder sogar als \"Teilmenge\" / \"Schnittmenge\" verwendet werden: \"Nicht jede Komplikation ist ein Zwischenfall\". Mein Wörterbuch (neueren Datums) definiert Zwischenfall als \"ungeplantes, unvorhergesehenes Ereignis\". Dieses könnte ebenfalls auf das Knieempyem zutreffen...


    Gruß

    Thomas Hintz
    Ltg. Medizincontrolling
    Klinikum Fürstenfeldbruck

  • Hallo Herr Hintz,

    wenn man es so auslegt, ist jede Infektion oder sonstige \"Komplikation\" ein ungeplantes, unvorhergesehenes Ereignis, und wir bräuchten die ganzen T80* Diagnosen nicht mehr.
    M.E. nach ist es hier T81.8, wenn Staph nachgewiesen, T81.4.

    gruß bewe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    es sei auf die DKR D002, Erkrankungen bzw. Störungen nach medizinischen Maßnahmen, hingewiesen, in der eindeutig steht, dass so spezifisch wie möglich bezüglich der Erkrankung zu kodieren ist. Dass ist dann hier weder der T- noch der Y-Kode, sondern M00.96 (CCL von 4). Die Diskussion um den T- oder Y-Kode kann sich also nur um die Frage nach zusätzlicher Nennung drehen. Da kann ich dann auch nichts anderes als den T-Kode als korrekt bewerten.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Schönen guten Tag herr Hintz,

    abgesehen von allem anderen ist die T81.4 spezifischer, da sie die Art der Komplikation (Infektion) beschreibt. Dass es hier um die zusätzliche Beschreibung der Infektionsgenese als Nebendiagnose geht und nicht um die Hauptdiagnose, die selbstverständlich die eitrige Gonarhtrose ist, ergibt sich aus der von der Versicherung vorgeschlagenen alternative, die ja nicht als HD zu verwenden ist. Man könnte natürlich fragen, warum überhaupt ein zweiter Schlüssel erforderlich ist, aber meiner Ansicht nach lässt sich die Diagnose eben nur mit mehreren Schlüsseln beschreiben: Eitrige Gonarthritis (M00.96) + Keim (z. B. B95.6!) + Ursache (Komplikation T81.4).

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo an das Forum!
    An dieser Stelle möchte ich gerne das o. g. Thema nochmal aufgreifen.
    Sachverhalt: Pat. bekommt eine Knie-Tep. Postop. zeigte sich auf der Intensiv eine supraventrikuläre Tachykardie ohne klinisches Beschwerdebild. Nach vasovagaler Stimulation mittels Eisbeutel normalisierte sich die Frequenz. Im Verlauf gab es noch ein internistisches Konsil etc. Von uns wurde hierfür die I97.8 \"Sonstige Kreislaufkomplikation nach medizinischen Maßnahmen\" verschlüsselt. Der MDK fordert nun aber statt der I97.8 die I47.1 \"Tachykardie supraventrikulär\" mit dem Zusatz Y84.9! \"Zwischenfälle durch medizinische Maßnahmen onA\". Meines Erachtens ist die I97.8 genauer und gibt auch an, dass die Komplikation NACH und nicht WÄHREND des Eingriffes erfolgte.
    Was meint das Forum dazu?

  • Hallo Elnie,
    wenn ohne klinisches Beschwerdebild warum dann Kreislaufkomplikation?
    Die Tachykardie ist mit I47.1 doch sehr spezifisch abgebildet.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo elnie,
    siehe aber auch die Exklusiva unter X84.9! :\"Exkl.: Zwischenfälle [c=red]bei [/code] chirurgischem Eingriff und medizinischer Behandlung, die unter Y69! klassifizierbar sind\". Sie können also mit der X84.9 schon ausdrücken, dass das ganze nach der OP passierte. Ansonsten sehe ich die Sache wie Herr Horndasch.
    MfG findus

    MfG findus

  • Hallo Findus,
    bei mir steht nach X84.9!: Vorsätzliche Selbstbeschädigung;

    sollte wohl Y84.9, bzw. als Verweis Y69! Zwischenfälle bei chirurgischem Eingriff und medizinischer Behandlung heissen.
    Nur um keine Verwirrung aufkommen zu lassen.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Elnie,

    supraventrikuläre Tachykardien dieser Form treten unter bestimmten Konstellationen öfter postoperativ auf- meist Elektrolytverschiebungen als Ursache. Eime Kreislaufkomplikation sehe ich da nicht, besonders wenn es so einfach zu therapieren war.
    Wir kodieren da bisher immer die Form der Arrhythmie an sich, also in Ihrem Fall die I47.1 als spezifische Info zur Rhythmusstörung. Auf die Idee hier die Y84 oder 69 zu bemühen sind wir noch nie gekommen, denn die inhaltlichen Beispiele im ICD sind doch anderer Natur als eine recht banale Rhythmusstörung, die bei den dafür anfälligen Patieten auch sonst aus relativ heiterem Himmel immer mal auftritt.

    Mfg

    Uwe Neiser