N17.8 Akutes Prärenales Nierenversagen oder R39.2 extrarenale Urämie

  • Hallo zusammen,

    der MDK will in unserem Hause einfach nicht die N17.8 Akutes Nierenversagen (prärenal) anerkennen. Lt. Pschyrembel entsteht eine R39.2 extrarenale Urämie 5-10 Tage nach dem akuten Nierenversagen. Wenn ich jetzt im ICD-10-GM 2008 nachschlage unter R39.2 fällt dieser ja unter ein Symptom, dass nur kodierbar ist wenn bei den Pat. keine genauere Diagnose gestellt werden kann und lt. Kodierrichtlinien welche besagen dass ein Symptom nicht kodiert wird, wenn es im Regelfall als eindeutige und unmittelbare Folge mit der zugrunde liegenden Krankheit vergesellschaftet ist. Wie dokumentieren bzw. argumentieren Sie dies in anderen Krankenhäusern? :sterne: [c=#ff0000][/code]

    Mit freundlichen Grüßen

    Miriam Barudio

  • Hallo,
    verstehe ich recht, dass der MDK R39.2 statt des akuten Nierenversagens N17.x kodiert haben will?
    Sie argumentieren genau richtig - die zugrundeliegende Erkrankung ist das akute Nierenversagen, Symptome sind Anurie oder Oligurie (auch dafür gibt es R-Codes) und unbehandelt früher oder später eine Urämie. Warum die aber \"extrarenal\" sein soll - bzw. wozu dieser Code überhaupt gut sein soll - ist mir nicht klar.

    Ein ANV ist nicht so eindeutig definiert, so dass - wenn Ihre Ärzte ein solches beim Pat. erkennen und wie auch immer behandeln, dann ist das als solches N17... zu kodieren. Wenn das dem MDK nicht gefällt, weil es teuerer wird, dann hat er halt Pech gehabt.

    Kriterien sind z.B. Krea-Anstieg u/o Harnstoff-Anstieg u/o Anurie/Oligurie.

    Man kann nur sagen: NICHT unterkriegen lassen!

    Viele Grüße
    P. Dietz

  • Hallo,

    bezüglich der Pathophysiologie des akuten Nierenversagens könenn Sie hier schauen
    Akutes Nierenversagen

    Demnach ist ein akutes Nierenversagen der prärenalen Ursache auch ein akutes Nierenversagen. Wie Sie richtig bemerken, ist eine Urämie nur die Folge eines akuten NV und nicht die Ursache. Hier würde ich nicht nachgeben. Es handelt sich halt wieder mal um eine seltsame Entscheidung des MDK, jedoch wider besseres Wissen.

    Gruß
    Ordu

  • Hallo!
    Schön dass Sie das auch so sehen, ich dachte schon ich hätte hier den Denkfehler! Dann werde ich jetzt dem ganzen mal den Kampf ansagen und auf meine Meinung beharren. Schönes WE.
    MB

  • Guten Abend,

    auch wir haben immer mal wieder die strittige Diskussion, ob bei einem prärenalen NV die R39.2 oder die N17.9 kodiert wird.
    Da unser MDK die N17.9 in solchen Fällen auch nicht akzeptiert und die R39.2 vorschlägt ist guter Rat oftmals teuer.
    Beim Nachlesen im Pschyrembel und im ICD Kapitel\" R-Kodes \"bin ich nie damit zufrieden gewesen,mich mit dem R-Kode anfreunden zu müssen, so wie es der MDK will.Und als relativ unerfahrener Widerspruchschreiber fehlten mir immer die \"richtigen\" Argumente.Nun habe ich aber beim Nachfragen bei \"unseren\" Ärzten auch ein klares \"JA\" erhalten, das ein bestehendes prärenales NV auch ein ANV ist. Ehrlich gesagt mit dem Begriff extra!!!renale Urämie konnte von den Ärzten nicht wirklich Jemand etwas anfangen.Und da eine Urämie erst ensteht nach einem unbehandelten ANV,werde ich in Zukunft die N-Nummer nehmen(natürlich nur wenn dies auch behandelt wurde).Ich denke auch wenn ein Arzt eine Diagnose festlegt,aufgrund vorliegender Symptome und Befunde(ANV) kann der MDK nicht einfach ein Symptom (R-Nummer) draus machen.

    Oder????Sehe ich da etwas falsch????Gibt es andere Meinungen im Forum oder Erfahrungen mit dem MDK dieserseits????

    Die oben stehenden Beiträge und Links haben eigentlich meine Meinung bestätigt.

    Es ist schon wieder ziemlich spät, deshalb allen eine Gute Nacht.Medicus

  • Hallo Medicus,

    ich hatte in 2007 auch dieses Problem und habe daher beim DIMDI angefragt.
    Frage:
    Eine Patientin wird mit einem Kreatininwert von 9,7 mg/dl stationär aufgenommen, da keine renale oder postrenale Ursache festgestellt werden konnte, geht man davon aus, dass es sich um ein prärenales Nierenversagen aufgrund einer Exsikkose handelte. Die Patientin wurde einmal dialysiert. Wie ist hier das prärenale Nierenversagen zu kodieren, z.B. mit der N17.9 oder der R39.2?

    Antwort DIMDI:
    Grundsätzlich ist nach den amtlichen Klassifikationen (ICD-10-GM bzw. OPS) in der jeweils gültigen Version so spezifisch wie möglich zu kodieren, unabhängig vom Ergebnis der Gruppierung. Bei der Kodierung von Diagnosen und Prozeduren im Geltungsbereich des § 301 SGB V sind die Deutschen Kodierrichtlinien (DKR) in der jeweils gültigen Fassung zu beachten.
    Handelt es sich um ein akutes Nierenversagen, so wird dieses auch unter Berücksichtigung der Excl. kodiert und nicht das Symptom. Da wir keine Einzelfallprüfungen vornehmen und die Patientenakte nicht vorliegt, können wir nicht beurteilen, ob es sich tatsächlich um ein Nierenversagen handelte.

    Mit dem DIMDI im Rücken wurde unser Widerspruch akzeptiert.

    Viel Erfolg und ein schönes Wochenende

    A. Bauer

  • Hallo Frau Bauer,

    es gibt prinzipiell zwei unterschiedliche Arten des Nierenversagens:
    1. Schaden an der Niere selbst: Pumpe kaputt.
    2. Problem außerhalb der Niere: Pumpe funktioniert, bekommt aber kein Wasser.
    In beiden Fällen besteht, oberflächlich betrachtet, ein ANV. Codiertechnisch sind diese unterschiedlichen Pathologien mit entsprechend unterschiedlichen klinischen Folgen aber zu unterscheiden. Das ANV bei Nierenschaden wird mit N17.9 codiert,
    im zweiten Fall steht, falls zu benennen, die originäre Ursache des Substratmangels, z. B. Gastroenteritis oder Exsikkose an 1. Stelle. Unter den ND kann dann die R39 angegeben werden.

    Beispiel: 73j Pat. kommt mit Gastroenteritis und seit 4 Tagen bestehenden wässrigen Durchfällen zur Aufnahme. Trockene Zunge, trockene Haut, diffuser abdomineller DS. Crea max. 8.34.
    Durchgeführt wurde eine parenterale Rehydratation. In der Stuhlkultur Virennachweis. Deshalb vorübergehende Isolierung. Unter Nahrungskarenz Besserung der Beschwerden und Sistieren der Diarrhoe. Crea bei Entlassung 1,3.

    Codierung hier mit HD Gastroenteritis, ND Exsikkose, R.39.2 Extrarenale Niereninsuff.
    Zudem bestand noch eine basale chronische Niereninsuffizienz, die hier aber nicht behandelt wurde und dementsprechend nicht in der Codierung auftaucht.

    Dies ist bei uns im Hause unter den Internisten der gängige Weg der Darstellung.
    In dem von Ihnen geschilderten Fall hätte die Codierung also HD Exsikkose, ND R39.2 heißen müssen.
    Dann hätten Sie auch die Exclusiva, wie vom Dimdi gefordert, berücksichtigt.

    Gruß

    W.

  • Hallo Willis,
    es fehlt 3. Abfluss verstopft, wenn ich mal in der Terminologie bleibe. Auch dies kann zu einem Nierenversagen führen.

    Ich sehe allerdings nicht, warum Sie jetzt wieder auf die R39.2 kommen. Eigentlich sind sich hier alle einig - ausser Sie gehören zum MDK - dass ein ANV ein N17-Code ist.
    R ist Symptom - von was eigentlich?? und N ist der spezifische Code. Die ND Exsikkose würden Sie doch auch mit einem spezifischen und nicht einem R-Code verschlüsseln.

    Ich wiederhole: mit leuchtet nicht ein, was der Code R39.2 überhaupt soll.


    Schönen Abend!
    P. Dietz

  • Guten Abend Herr Dietz,

    Applaus,Applaus!!!!
    Ich bin so froh das Sie mir voll und ganz aus der Seele sprechen.Genau dies wollte ich auch antworten.Aber Sie waren eindeutig schneller.

    Hallo liebe Nephrologen, hier im Forum! Was soll man denn nun mit dem Kode
    R39.2 anfangen????

    Abendliche Grüße aus Sachsen.Medicus