Laparoskopische Cholezystektomie - 1 Tag?

  • Moin,

    folgender Fall:

    Pat. mit akuter Cholezystitis hat bei uns eine laparoskopische CHE.
    DRG H08B.

    Eine BKK aus dem Süden hat diesen Fall an den MDK BAyern gegeben mit der FRage, ob nicht ein Behandlungstag ausreichend gewesen wäre. :t_teufelboese:

    Der Gutachter hat zwar bestätigt, dass eine VwD von einem Tag in den USA und Großbritannien zwar durchaus üblich wäre, aber hier in D sei eine VwD Kürzung auf 1 Tag noch nicht durchzusetzen, auch wenn das Einsparpotential sehr groß wäre.

    Haben noch andere bereits solche Anfragen bekommen, und soll hier versucht werden die CHE erst in den Bereich der UGVD Abschläge (und langfristig wohl den ambulanten) Bereich zu bringen?

    Viele Grüße

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

  • Zitat


    Original von papiertiger:
    ...... auch wenn das Einsparpotential sehr groß wäre.

    Einsparpotential einerseits, Patientensicherheit andererseits! Was zählt mehr? Solange der behandelnde Arzt für seine Handlung geradestehen muss
    (woran sich nichts ändern wird), wird er auch keinen Patienten mit einer solchen OP von sich aus schon am nächsten Tage nach Hause entlassen.
    Bei uns kam noch keine Kasse auf eine solche spitzfindige Idee.

    Gruß
    Ordu

  • Liebe Mitstreiter,

    diese Anfragen zur 1-tägigen Cholezystektomie häufen sich, weil es ja tatsächlich so ist, daß es der großen Mehrheit der elektiven, unkomplizierten Patienten am Folgetag wieder recht gut geht. Nicht umsonst ist es in solchen Fällen international üblich, die Patienten nur noch für eine Nacht zu überwachen - oder sogar ambulant zu operieren. Die Kassen vermuten dort zu Recht ambulantes Potential - und versuchen, dies nun durch vermehrte Prüfaufträge auch zu erschließen. Daß der MDK-Gutachter in Bayern dies noch nicht durchsetzen konnte (wollte) ist vermutlich mehr sein persönliches Problem. Wenn ich hier über die Station laufe und die Patientinen am Morgen nach der OP am Frühstücksbüffet sehe und dann in die Akten schaue, dann bin ich heilfroh, daß bei uns der MDK dieses Feld bisher nur sehr sporadisch beackert.

    Gruß

    Croc.

  • Hallo,

    der Gutachter hat die VwD Kürzung auch unter Verweis auf Seine klinische Tätigkeit und die dabei erlangte Erfahrung abgelehnt. Hab ich eben noch mal nachgeschaut.

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,


    Zitat


    Original von papiertiger:

    Eine BKK aus dem Süden hat diesen Fall an den MDK BAyern gegeben mit der FRage, ob nicht ein Behandlungstag ausreichend gewesen wäre.

    ... aber hier in D sei eine VwD Kürzung auf 1 Tag noch nicht durchzusetzen, auch wenn das Einsparpotential sehr groß wäre.


    1)
    Nach wissenschaflichen Untersuchungen über die Qualität der ambulanten Behandlung (Pat. erhalten die richtige Behandlung) liegen hier die Quoten bei akuten und chronischen Erkrankungen zwischen 45-55%.


    2)
    „Es lässt sich feststellen, dass derzeit – zulasten der in unserem Gesundheitssystem tätigen Mediziner und letztlich auch zulasten der gesetzlich Versicherten – eine sich verstärkende Inkongruenz zu beobachten ist, und zwar zwischen den Sorgfaltsanforderungen, die das Rechtssystem an die behandelnden Ärzte und die gleichzeitige Verantwortung der Leistungserbringer für die Erhaltung der wirtschaftlichen Stabilität der gesetzlichen Krankenversicherung stellt.“


    http://www.ra-wigge.de/Dateien/Publik…enhaus_0907.pdf


    3)
    Sparparadoxon
    Laut Keynes ist zwar Sparen, insbesondere Geldsparen, einzelwirtschaftlich durchaus rational
    Die verringerte gesamtwirtschaftliche Nachfrage veranlasse die Unternehmen zu Einschränkungen in ihren Investitionen und Produktion.
    Was gilt ? Die neoklassische Sicht: Sparen als eine Tugend, oder die keynesianische Perspektive?


    Gruß
    E Rembs

  • Hallo,
    gibt es hier was Neues. Bei mir nehmen die Anfragen zu (zumindest gefühlt).
    Laparoskopische Cholezystektomie - 1 BT ausreichend?

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Guten Tag,

    würde gerne dieses Thema wieder aktivieren, mich erreicht nunmehr auch das erste Gutachten, das 1 BT fordert. - Gibt es zitierfähige Quellen, die eine VWD > 1 BT als notwendig darstellen lassen? - In der S - 3 - Leitlinien der DGVS finde ich im ersten Überfliegen keinen entsprechenden Hinweis.

    Viele Grüße

    Stephan Wegmann

  • Lieber Münsterländer,
    eine generelle Empfehlung zur postoperativen vollstationären Überwachung gibt es in der Literatur nicht (mehr). Schon seit Jahren sind diverse Studien über die ambulante Cholezystektomie (in geeigneten Fällen) auf dem Markt.
    Die Cholezystektomie ist kein besonders geschütztes Geschäftsfeld (eigentlich schade) und insofern auch nicht anders zu betrachten, als eine Leistenhernie, eine Arthroskopie oder ein Dupuytren: Wenn die Patienten aufgenommen werden, dann ist das zu begründen. Am nächsten Morgen muß nach ihnen geschaut und Inhalt und Ziel der Behandlung für diesen Tag definiert werden. Und am Ende des Tages sollte gegen 17:00 Uhr der Behandlungserfolg überprüft und die Notwendigkeit einer weiteren Überwachung diskutiert (und in der Doku niedergeschrieben!) werden. Wenn Sie sich Ihre Patientin am 1. postoperativen Tag gegen 17:00 Uhr anschauen und kein größeres Problem erkennen und keine Gefährdung benennen können, dann wird es Ihnen schwerfallen, bei Nachfrage die 2. Nacht gegenüber dem Kostenträger zu verteidigen. Nach meinen Erfahrungen findet sich eine tragfähige Begründung bei ca. einem Drittel der Patienten.
    Wenn Sie bisher von Anfragen zu diesem Thema verschont geblieben sind: gratuliere. Es sollte Ihnen aber dabei klar sein, daß an dieser Stelle die Medizin noch rationaler werden kann....

    Gruß

    W.

  • Hallo in die Runde,

    gibt es zur Frage der Verweildauer bei endoskopischen Cholezystektomien neue Erkenntnisse???

    Konkreter Fall:

    ASA 1 - Patient; elektive Aufnahme; unkomplizierter intra - und postoperativer Verlauf, am Morgen des erstebn postoperativen Tages noch leicht erschöpft und Unterstützung benötigend. Am nachmittag beschwerdefrei; Wunden o.B. Bilirubin am ersten postoperativen Tag leicht ansteigend. Orale Analgesie ausreichend. Abführend nach Laxans - Gabe erst am zweiten postoperativen Tag.

    Ich befürchte, die Antwort von Willis aus 2013 hat weiterhin Gültigkeit ....

    Viele Grüße

    Stephan Wegmann

  • Lieber Herr Wegmann,

    zu Ihrem konkreten Fall:
    mit einem ansteigenden Bilirubin ist es sicher in Ordnung, den Patienten nicht gleich zu entlassen. Auch wenn es zu völlig harmlosen Erhöhungen des Bilirubin postoperativ kommen kann, so ist das ja nicht immer ausnahmslos völlig harmlos!
    Wir können eine Gallengangs-Komplikation ( oder einen im Gang belassenen Stein), was beides mit ansteigendem Bilirubin einhergeht, nicht mit 100%iger Sicherheit ausschließen.
    Das ist auch dann so, wenn der Patient ( zunächst ) weder Schmerzen noch andere pathologische Laborwerte hat.
    Was passiert, wenn die Komplikation ( oder die Choledochlithiasis ) revisionspflichtig ( zumindest ERC ) sein sollte ?
    Es kann nicht von Ihnen in jedem Fall erwartet werden, dass Patienten in dieser Situation entlassen werden, damit sie sich bei Problemen wieder vorstellen.
    Diese Entscheidung treffen Patient und behandelnder Arzt zusammen.
    Es ist vollkommen richtig, wenn Ihr Patient einen weiteren Tag stationär überwacht wird, und die Entlassung erst dann erfolgt, wenn der Bilirubinwert deutlich fallend ist ( oder noch besser, wieder normal ist). Es gibt ja sehr viele Patienten, die haben normale Bilirubinwerte durchgehend, auch postoperativ.
    Es wird immer wieder der Vergleich mit anderen Ländern herangezogen, da aber in jedem Land der Welt Patienten nach Cholezystektomie auch länger als nur einen Tag behandelt werden, so ist der Vergleich für den Einzelfall unbedeutend.
    Patienten mit pathologischen Laborwerten werden sicher in allen Ländern der Welt nicht sofort entlassen.

    Ich hoffe, das beantwortet Ihre Frage.

    Viele Grüße,
    Dr. med. Jan Scherlitz

    Dr. med. J. Scherlitz
    Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift GmbH