Neues vom BSG / LSG

  • Hallo Hr. Balling,
    der Begriff \"typische Komplikation\" stammt aus dem zugrunde liegenden MDK-Gutachten und wurde vom KH nicht widersprochen. Das ist also keine medizinische Einschätzung des Gerichts. So wie die Urteilsbegründung formuliert wurde, gehe ich davon aus, dass das Gericht die Beweislast hier beim KH sieht, das ist aber nicht eindeutig heraus zu lesen.
    Wahrscheinlich gibts eh Revision und dann gehts halt in die nächste und entscheidende Runde!

    Viele Grüße

    Michael Bauer :)
    Krankenkassenbetriebswirt

  • Hallo Herr Bauer,

    Zitat


    Original von Michael Bauer:
    ...der Begriff \"typische Komplikation\" stammt aus dem zugrunde liegenden MDK-Gutachten und wurde vom KH nicht widersprochen...


    Dann hat sich auch das KH nicht mit Ruhm bekleckert.


    Zitat


    Original von Michael Bauer:
    ...dass das Gericht die Beweislast hier beim KH sieht...


    Das würde mein Rechtsverständnis auf den Kopf stellen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Zitat


    Original von Ordu Dr.:
    Machmal hat man sogar das Gefühl, dass sich sog. \"beratende Ärzte\" bei den Kassen \"neutraler\" verhalten als MDK.

    Daher wäre hier dringend geboten gewesen, auch die Meinung der Kliniker zu erfahren, die tagtäglich Verantwortung für die Pat. übernehmen müssen (im Ggs. zu MDK). Das finde ich sehr schade. Jedenfalls ist dieses Urteil nicht in meinem Namen!

    Gruß
    Ordu


    Hallo Ordu,
    ich habe auch das Gefühl, dass man mit Kassenmitarbeitern inzwischen besser zurecht kommt als mit manchen Kolleginnen und Kollegen des MDK, die anscheinend auch ganz eigene Dinge vor sich hin basteln, einer erzählt mir tatsächlich etwas von \"override-option\", d.h. dass Kodierregeln MDK-intern nicht beachtet werden sollen. Das nimmt teilweise groteske Ausmaße an. So wie da manche \"Kollegen\" arbeiten, kann man nur froh sein, dass sie nicht mehr in der Patientenversorgung arbeiten, wenn sie es nun jemals getan haben. Man denke nur an die skandalösen Begutachtungen mit der schwerkranken Herzpatientin.

    (Suchen Sie unter dem Stichwort \"Sterbebegleitung\" den Post von Herrn Rembs mit dem entsprechenden SG-Urteil)


    Zitat des Gerichts:
    \"Unabhängig von der festgestellten medizinischen Notwendigkeit der Krankenhausbehandlung stützt sich der Vergütungsanspruch der Klägerin ergänzend auf § 70 Abs. 2 SGB V. Die Leistungsverweigerung der Beklagten verstößt in eklatanter Weise gegen das Humanitätsgebot. Nach der Vorschrift des § 70 Abs. 2 SGB V haben die Krankenkassen und die Leistungserbringer durch geeignete Maßnahmen auf eine humane Krankenbehandlung ihrer Versicherten hinzuwirken.\"

    Man stelle sich vor, dieser Gutachter mit seinen lt Gerichtsurteil inhumanen Gedanken würden nochmal auf kranke Menschen losgelassen.

    Weitere Beispiele hat ja jüngst die Bayerische Krankenhausgesellschaft veröffentlicht.

    Bei uns meinte ein \"Kollege\" beispielsweise, ein Patient, der nach einem Ehestreit in psychisch völlig derangiertem Zustand aufgenommen werden musste, er hätte ja wieder nach Hause gehen können. Auf meinen Einwand hin, dass das ja nicht gehe, weil er gerade wegen der häuslichen Situation notfallmäßig bei uns gelandet war, kam er auf die Idee, wir hätten ihn in ein Hotel schicken können (nachdem er im Rettungswagen Valium bekommen hatte!).

    Das nur zu den \"Ärzten\" im MDK. Einigen. Nicht allen. Wohlgemerkt. Vielleicht nur einigen, die aber eben das Bild bestimmen. Diese besonderen \"Spezialisten\" lassen sich im Übrigen regelmäßig beim Versuch telefonischer Kontaktaufnahme verleugnen, scheuen also den kollegialen Dialog bezüglich ihrer Gutachten, während die Krankenkassenmitarbeiter in der Regel erreichbar, meist konziliant und vernünftigen Argumenten zugänglich sind (spätestens nach dem Hinweis auf Bayern mit 1400 SG-Klagen). Dem MDK ist das egal, weil der ja nicht Prozessgegner ist. Dem kann egal sein, ob die Kassen aufgrund seiner Schrottgutachten auf die Nase fallen und womöglich sogar gerichtlich abgewatscht werden.

    OKIDOCI 8)

  • Hallo okidoci,
    Sie haben gerade genau den Punkt getroffen: fehlende Verantwortung bzw. fehlende Konsequenzen.
    Ich bin persönlich fest davon überzeugt, dass wenn der Kollege, wie Sie schreiben \"auf kranke Menschen losgelassen\" würde, hätte er/sie sich ganz anders verhalten. In unmittelbarer Patientenversorgung gibt es nämlich gewisse Mechanismen, dass man für inhumanes Verhalten belangt werden kann.
    Im \"Gutachten\" kann man hingegen mittlerweile fast alles schreiben - irgendetwas ist \"nicht nachvollziehbar\", und schon liegt die Beweislast beim Krankenhaus.
    Gruß
    GenS

  • Hallo Gens,
    ich will es mal zugunsten des Kollegen annehmen, dass es so wäre.
    Deshalb bin ich der Meinung, man sollte in jedes Krankenhaus einen MDK-Arzt setzen, der unmittelbar, in Kontakt und ggf. Konflikt mit dem Patienten, dessen Angehörigen und dem niedergelassenen zuweisenden Kollegen, über Aufnahme bzw. Abweisung eines Patienten entscheidet - und natürlich auch die medizinischen und juristischen Konsequenzen dafür trägt. Erst wenn der MDK-Arzt den Patienten zur Aufnahme freigibt, übernimmt der diensthabende Krankenhausarzt.
    Wahrscheinlich hätte dann der MDK bald keine Ärzte mehr, denn für eine nach meiner Ansicht oft wesentliche Motivation zum MDK zu gehen gäbe es keine Grundlage mehr: Flucht aus der Verantwortung.

    OKIDOCI 8)

  • Hallo allerseits!

    Warum viele MDKs dermaßen hart mit den Ärzten ins Gericht gehen, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. - Ihre Aufgabe ist doch, NEUTRAL zu urteilen, also weder für, noch gegen die Krankenhäuser, bzw. die Krankenkassen. Ist das eine Art Überkompensation, weil die MDKs ja primär ÄRZTE sind?

    Gruß, TicTac

    There is a theory which states that if ever anyone discovers exactly what the universe is for and why
    it is here, it will instantly disappear and be replaced by something even more bizarre and inexplicable.
    There is another theory which states that this has already happened. ~Douglas Adams

  • Moin,

    ich bitte einen Moment darum, innezuhalten. Ich ärgere mich täglich über MDK-Gutachten. Ich ärgere mich insbesondere darüber, dass Ärzte des MDK die ebstehenden Regeln überlaufen wollen. Besonders der SMD mit seiner völligen Anomytät und unerreichbarkeit ist schwer auszuhalten.
    Aber:
    Ich muss dem MDK nicht selten Recht geben. Die vom MDK aufgezeigten Sachverhalte sind keineswegs immer falsch.

    Insofern ist mir die Kritik am MDK hier zu pauschal. Ich rufe mithin zu etwas mehr Neutralität auch im Forum auf.

    Gruß

    merguet

  • Hallo merguet,

    es war m.E. keine pauschale Kritik. Wenn es so rübergekommen ist, habe ich mich falsch ausgedruckt. Man bringt in diese Diskussion keine konkreten Beispiele, nur um den Thread nicht zu überdehnen. Beispiele gibt es genug in diesem Forum und außerhalb.

    Ich muss dem MDK ebenfalls nicht selten Recht geben. Das ändert aber nichts daran, dass man bei bestimmten Fragestellungen mit dem MDK überhaupt nicht inhaltlich diskutieren kann.

    Die Vorschläge, MDK-Ärzte auf Aufnahmestationen einzusetzen, sind allerdings genauso realistisch, wie ein früherer Vorschlag hier im Forum, für den MDK-Ärzte alle 5 Jahre ein \"klinisches Pflichtjahr\" einzufügen...

    Die Idee, den MDK als eine wirklich neutrale Institution zu etablieren (auch finanziell) sollte m.E. dagegen schon kommuniziert werden.

    Gruß
    GenS

  • hallo merguet und GenS,,
    ich stimme Ihnen da zu, ich habe in unserer internen Kommunikation nicht umsont ein Kreuz für \"dem Gutachten des MDK können wir substantiell nichts entgegensetzen, bitte Rechnung ändern\" vorgesehen.
    Ärgerlich bleiben aber vor allem die UGV-Diskussionen, gelegentlich auch OGV und dann eben die zahlreichen, durch die Unschärfen des DRG oder besser durch die Komplexität des menschlichen Daseins und Krankseins, verursachten Interpretationsspielräume. Und ärgerlich auch, dass unsere Dokumentation \"sub omni porcu\" ist.

    OKIDOCI 8)

  • Hi,

    Zitat


    Die Idee, den MDK als eine wirklich neutrale Institution zu etablieren (auch finanziell) sollte m.E. dagegen schon kommuniziert werden.

    Das kann ich voll und ganz unterstützen. Etwa: Medinischer Dienst der Selbstverwaltung o.ä.. Der Umbau dürfte allerdings Jahre dauern.

    Gruß

    merguet