Komplexbehandlung MRE

  • Sehr geehrtes Forum
    nachdem jetzt im nächsten Jahr die OPS 8-987 (MRSA Isolation) erheblich erlösrelevant geworden ist, ist zu befürchten, dass hier ein neues Streitfeld entstehen wird.
    Streitpunkt ist der \"Mehraufwand\". Dieser Begriff ist ungenau und wird uneinheitlich interpretiert.
    Beispiel:
    Der multimorbide pflegebedürftige Patient und dessen antiseptische Ganzkörperwäsche
    - Der Eine behauptet, dass die schwere Pflegbedürftigkeit bereits über die anderen Nebendiagnosen abgedeckt ist und nur der Mehraufwand gegenüber einer anderen Ganzkörperwäsche (Benutzung einer anderen Seife / besondere Sorgfalt beim Haaransatz = 2 Minuten)erfasst werden darf. Ein anderer setzt die gesamte Zeitdauer der Ganzkörperwäsche ein.

    Ähnlich ists bei der Wundpflege der chronischen Wunde
    Der eine erfasst nur den Mehraufwand durch MRE (Benutzung von Octinisept = 30 Sekunden) weil alles andere über die Nebendiagnosen Dekubitus, Gangran... abgedeckt ist - der Andere wieder den ganzen Zeitaufwand.

    Noch doller wirds bei den patientenfernen Aufwänden. Einige erfassen sogar den ( philosophisch oder kostenrechnerisch ermittelten) Aufwand für die getrennte oder besondere Entsorgung/Aufbereitung von Wäsche/Müll/Mehrfachmaterialien.... - Andere nicht.

    Wie ist die Meinung hier im Forum?

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    die gute alte Suchfunktion zeigt, dass diese Frage hier schon mal gestellt wurde: http://dedi694.your-server.de/mydrgj/apboard…r=&sepost=MRE#8

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Herr Selter
    es ging bei meiner Frage nicht um die Erfassung des Aufwands - das Thema ist meiner Meinung anch relativ abgefrühstückt. Es geht um die Frage des \"Mehr\" und auf welche Basis sich das \"Mehr\" bezieht.
    Auf den gesunden Menschen - oder auf einen Patienten der ähnlich krank ist, aber ohne einen entsprechend resistenten Keim. Dann ist die 2 Stunden-Grenze nämlich nur schwer zu knacken.
    Darauf gingen die bisherigen Äußerungen nur wenig ein. Deshalb die neue Thematisierung
    Gruss SSchmitz

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Schmitz,

    ich weiß, worum es Ihnen ging. Diese Frage wurde auch schon in diesem Thread gestellt und deswegen auch der Verweis. Es ist besser, wenn man die Themen weiter an gleicher Stelle bespricht.
    Ihre Frage:
    \"Es geht um die Frage des \"Mehr\" und auf welche Basis sich das \"Mehr\" bezieht.\"

    Frage in dem Thread:

  • Hallo Forum,

    das DIMDI hat heute unter

    http://www.dimdi.de/static/de/klas…_319159480.html

    eine FAQ zum OPS 8-987 veröffentlicht.

    Darin wird klargestellt, dass 1. der gesamte Aufwand, der in direktem Zusammenhang mit der Isolierungsbehandlung steht, in die Berechnung des Mehraufwands eingeht (also nicht nur der Aufwand, der über die ohnehin getroffenen Maßnahmen hinausgeht, z. B. Isolierung bei TBC vs. Isolierung bei multiresistenter TBC), und dass 2. die im OPS genannte Liste der Maßnahmen, die für die Berechnung des Mehraufwands herangezogen werden können, nicht abschließend ist.

    Viele Grüße
    Tim Pietzcker

    Prof. Dr. Tim Pietzcker, MBA
    Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
    Technische Hochschule Ulm

  • Sehr geehrtes Forum,

    in unserem Haus kodieren wir die Komplexbehandlung bei Besiedlung oder Infektion mit multiresistenten Erregern mit dem OPS 8-987.--. Der durchschnittliche Mehraufwand während der Behandlungstage mit Isolierung wird in Minuten durch Selbstaufschreibung erhoben. In unserer Kinderklinik wird nun über die Sinnhaftigkeit (sofern Erlös gleich Sinn bedeutet) der Selbstaufschreibung als Leistungsnachweis bei der Versorgung von Neugeborenen diskutiert. Die DRGs der MDC 15 sind über die DRG Funktionen Gewicht, Beatmung und CC – Diagnosen zu groupen. Bislang war die Suche nach einer Fallkonstellation eines Neugeborenen mit MRE, bei dem der OPS 8-987,-- „groupierungsrelevant“ ist, erfolglos.

    Kennen Sie Fallkonstellationen Neugeborene mit MRE, bei der der OPS 8-987,-- Auswirkungen auf die DRG hat?

    Erfassen andere Kinderkliniken den durchschnittlichen Mehraufwand bei Neugeborenen?

    Wie verfahren andere Kinderkliniken bei der Erfassung des Mehraufwands während der Behandlungstage mit Isolierung bei Neugeborenen?

    Ich wäre für Antworten sehr dankbar.

    MfG
    Henning

  • Sehr geehrtes Forum,

    die letzte Frage zeigt m.E. überdeutlich, dass offensichtlich immer noch viele Kodierer ihre Daseinsberechtigung im \"strategischen\" Kodieren, sprich schneller Erlössteigerung sehen.

    Strategisches Kodieren bedeutet aber nicht, den schnellen Erfolg zu suchen, sondern zu sehen, was dann im nächsten oder übernächsten Jahr \"blüht\". Dabei meine ich nicht die erhoffte Erlösdifferenzierung, die ggf. erst noch beantragt werden muss. Ins Gewicht fällt vor allem der extrem gesteigerte Zeitbedarf für die Dokumentationsausweitung und Rechtfertigung vor den Fachgesellschaften bestens geschulten MDK-Kollegen, die manchen \"Mehrerlös\" auffrisst.

    Hier kann ich in der von Herrn Pietzcker zitierten Stellungnahme des DIMDI keinerlei Klarstellung entnehmen, der Mehraufwand ist eben nach wie vor nicht patientenbezogen definiert. Ich kann mir anhand meiner bisherigen Erfahrungen mit Komplexbehandlungen leider nicht vorstellen, dass sich alle MDK und Kassen zufriedengeben, wenn man hauseigene Standards, hier die Adaptation der RKI-Maßnahmen, einfach bei dem jeweiligen Patienten abheftet, ohne Einzelnachweise der Zeiten zu erbringen.

    Wer hat schon einschlägige Erfahrungen gesammelt, wie man dieser unsinnigen Dokumentationsvermehrung nach dem Motto \"Wer schreibt, der bleibt\" adäquat begegnen kann. Ich kenne eine Zuschrift aus dem DIMDI-Vorschlagswesen, wo solche Kodierungen angeblich von einer leitenden Controllerin verweigert werden. Ich wäre froh, wenn das Schule machen könnte, aber ich kann nicht glauben, dass sich hier die medizinische Vernunft und nicht wieder einmal die Bürokratie durchsetzt, die weder den klinisch Tätigen noch den Patienten irgendwie weiterhilft, für die es eben nicht um Prozesse, sondern um Ergebnisse geht.

    Gruß murx

  • Hallo Forum,
    wir schlagen uns immer noch mit der Frage herum, ob denn die begonnene oder versuchte antibiotische Sanierung nun obligat für die Kodierung ist, oder nicht. Nach den \"Klarstellungen\" des DIMDI, würde ich nun annehmen, dass diese nicht erfolgen muß, um den Code abrechnen zu können, wenn man entsprechend anders seine 120 Minuten dokumentiert?

    Wie sehen die anderen das?

    Gruß aus Hamburg,

    Dr. J. Cramer
    AGAPLESION Diakonieklinikum Hamburg

  • Hallo Herr Selter,

    in manchen Beispielen zur 8-987 ist von \"täglich\" die Rede, z.B. antisept. Behandlung; Wechsel von Bettwäsche etc.

    Der MDK interpretierte dies nun derart, dass diese Maßnahmen, wenn sie nicht täglich durchgeführt werden, insgesamt nicht zur Gesamtsumme der aufgebrachten Zeit gezählt werden dürften ... ja sogar bei Nichterfüllung dieser Massnahmen die Komplexpauschale nicht kodiert werden dürfte.

    Meines Erachtens falsch, aber wie sind denn dann diese Wörter \"täglich\", \"mindestens täglich\" in den Beispieltexten zu verstehen ? :sterne:

    Grüße,
    Arminst

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    wegen Urlaub erst jetzt eine (unbefriedigende) Antwort.
    Diese Frage müssen Sie bitte dem DIMDI stellen und uns dann die Antwort bitte wissen lassen. Nur über die offizielle Stellungnahme können Sie gegen die MDK-Argumentation ankommen (wenn entsprechend geantwortet wird).