Diagnosen aus Laborwerten

  • Hallo,

    ich suche nach Veröffentlichungen über eine Generierung der Nebendiagnosen aus bestimmten Laborwerten (z.B. Hypokaliämie, wenn Kaliumwert \"xy\" unterschritten ist). Insbesondere würden mich dabei die Werte der CCL-relevanten Nebendiagnosen interessieren.

    Ich habe im Forum danach gesucht, aber leider nichts gefunden.

    Mir ist dabei bewusst, dass bei der Kodierung der Diagnosen die Kodierrichtlinien (Ressourcenverbrauch etc.) beachtet werden müssen.

    Vielen Dank!

    Gruß
    Pialotte

  • Hallo Pialotte,

    das ist schon schwierig, denn jedes Labor hat einen laborspezifischen Normalwert, so dass der einzelne Wert nur im Zusammenhang mit den krankenhausinternen Normalwerten gewertet werden kann. Also nachschauen und dann prüfen, ob es einen Verbrauch gab. Wenn ja, dann kodieren.

    Schönes WE

    schnippler2
    Med. Controller/Chirurg

  • Hallo Pialotte,
    Sie haben Post!

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Hallo,

    Sollte man pathol. Laborwerte nicht nur dann kodieren, wenn sie eine Konsequenz bezügl. des Aufwands zeitigen?
    Eine Hypokaliämie, z.B., sollte doch nur bei Kaliumsubstitution kodiert werden, womöglich auch, wenn die Symptome des Kaliummangels zur stat. Aufnahme oder zu anderen Konsequenzen führen.
    Ein erniedr. K+ als Zufallsbefund ohne Folge kann keine Kodierung rechtfertigen. Eine Kontrollbestimmung (\"Abwarten und Kontrollieren\") reicht als Aufwand wohl nicht aus.
    Das zu gewichten, dürfte eine automat. Code-Generierung aus Laborwerten doch unmöglich machen, oder?

    Lars

  • Liebe Pialotte , liebe Forumsteilnehmer,

    vor vielen vielen Jahren habe ich mal im Medizinstudium den Unterschied zwischen Befunden und Diagnosen gelernt. Komischerweise halte ich mich heute noch an diese Unterscheidung, auch beim Kodieren.
    Das heisst zunächstmal: Ein abnormer Laborbefund ist ein Befund, und keine Diagnose. Dieser Befund hat meist eine Ursache, welche sich aus der Zusammenschau mit anderen Befunden dann ermittleln lässt. Diese Ursache ist dann auch die Diagnose welche ich verschlüssele.
    Was ein Normalbefund ist, und was nicht, und ob dieser pathologische Befund dann Konsequenzen hat, hängt u.a. auch noch vom Alter, Geschlecht und Zustand (z.b. schwanger) des/der Pantenten/-in ab.

    Schgließlich behandeln wir auch als Ärzte (hoffentlich) keine Befunde, sondern Diagnosen.

    Nur wenn sich keine ursächliche Diagnose bestimmen lässt, und der Befund als solcher Krankheitswert hat und zu weiteren therapeutischen oder diagnostischen Maßnahmen führt (DKR-Bedingungen) kann man den abnormen Laborbefund als Diagnose dokumentieren. Dies wird auch im ICD durch die Überschriften in den zuständigen Kapiteln ausgedrückt, z.B.: R70-R79 Abnorme Blutuntersuchungsbefunde ohne Vorliegen einer Diagnose.

    Schliesslich haben die R- Diagnosen durchgehend keinen CCL-Wert, genauso wie solche E-Diagnosen, welche nur abnorme Befunde beschreiben. Eine Aussnahme bilden hier nur die E87-Diagnosen, welche allerdings oft auch für sich alleine Krankheitswert haben.

    Beste Grüße

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Hallo Kodierer,
    der Unterschied zwischen \"Befund\" und \"Diagnose\" tritt bei der Kodierung in den Hintergrund, man denke nur an die Primär- / Sekundärkodierung und sonstige Mehrfachkodierungen. Es kommt ja darauf an, prinzipiell kodierbare Diagnosen bzw. Befunde überhaupt ersteinmal zu identifizieren, bevor man den eventuellen Mehraufwand im Sinne der DKR prüfen kann. Hier gehen in der Praxis leider noch massenhaft berechtigte Nebendiagnosen und CCL-Punkte verloren. Eine systematische Analyse der Laborbefunde (klinisches Labor, Mikrobiologie, Serologie, Hämatologie, Gerinnung etc.) kann hier die Kodierqualität erheblich verbessern und zum Rightcoding beitragen.

    Dr. Rolf Bartkowski
    Arzt f. Chirurgie, Med. Informatik
    Berlin

  • Hallo zusammen,

    hat schon einmal jemand überlegt, welcher enorme Informationsbedarf in einer Laborsoftware (Laboranforderung) nötig ist, damit eine Nebendiagnose aus einem patholog. Laborbefund generiert werden kann? Wie soll denn ein Programm enscheiden ob bei einem erhöhten Kreatininwert eine akute Niereninsuff., eine chron. NI, eine GN, ein Harnleiterstein, eine Exsikkose, ein Z.n. Nephrektomie, eine Pyelonephritis, ein Nierentumor und und und vorliegt?

    Es kann nur der behandelnde Arzt festlegen und dokumentieren, ob durch einen patholog. Befund eine Diagnose repräsentiert wird, die auch das Patientenmanagemnt im Sinne einer therapeutischen, diagnostischen oder pflegerelevanten Mehraufwandes beeinflusst und damit kodierbar wird.

    MfG Willm :)

    Moin, moin!

    \"Ick bün al weer dor\" :b_wink:

  • Ein Laborprogramm/-software kann lediglich einen Hinweis darauf
    liefern, dass noch eventuell dieser oder jener pathol. Befund
    kodiert werden könnte. Nicht mehr und nicht weniger! Alles andere
    wird nach DKR entschieden. Und das kann derzeit nur ein Mensch
    (in der Regel der behandelnde Arzt).
    Gruß
    Ordu

  • Hallo,

    die Diskussion geht m.E. in die falsche Richtung:
    Ich habe im Eingangsbeitrag ausdrücklich auf die Beachtung der Kodierrichtlinien hingewiesen, um die Diskussion in den letzten Beiträgen, deren Inhalte sicherlich zu beachten sind, zu vermeiden.

    Ich verstehe die EDV als Hilfsmittel und möchte sie auch so nutzen. Wenn die EDV eine begrenzte Anzahl von Kodier-Vorschlägen erzeugt, die dann anschließend auf Ihre Kodierfähigkeit hinsichtlich der Kodierrichtlinien überprüft werden, ist das eine Arbeitserleichterung und führt zur Verbesserung der Kodierqualität.

    Gruß
    Pialotte