Welche Hauptdiagnose (HD) ist die richtige...?

  • Hallo riol,

    Gestatten Sie mir noch eine kleine spitze/gemeine Nachfrage

    diese Frage stellt sich eben nicht, weil die Kodierung eines DFS über eine SKR eindeutig geklärt ist --> HD E11.74 und der Rest ND. Deshalb mein Gedanke vom Freitag: "Sicher wäre hier eine Anpassung der DKR oder auch SKR sinnvoll", da es sich hier um eine recht häufige Konstellation handelt.

    Gruß findus

    MfG findus

  • hallo riol!

    An sich soll man alles genau überdenken, möglichst eine Nacht drüber schlafen ...

    Trotzdem, diesen Schnellschuss gestatte ich mir.
    Sie schicken einen Patienten mit Phlegmone und Fieber nach Hause zur ambulanten Behandlung, noch dazu einen pAVK-Patienten?
    Sind Sie so gut versichert?

    wann wurde das Debridement des Ulkus durchgeführt?

    Ihre nachgelieferten Angaben zum Ulkus ( und zum Verlauf ) überraschen. Trotzdem gilt weiter D002f für die Entscheidung. An sich extremly simple.

    mfg ET.gkv, über den Rest schlaf ich

    Notfall Rettungsmed 2013; 16: 219-234
    VA Czaika
    Umgang mit infektiösen Dermatosen in der Notaufnahme

  • GW

    Was Sie dort haben sind Symptome ("wahrnehmbar") und Zeichen ("meßbar oder sichtbar").

    Mal bezogen auf das Erysipel: An Symptomen bestehen i. d. R. Schmerzen und Abgeschlagenheit, objektiv im Sinne von Zeichen sind eine Rötung sichtbar und in der Regel ist eine Temperaturerhöhung meßbar.

    Ist aber nicht so wichtig, relevant ist nur, daß das Erysipel ein eigenständiges Krankheitsbild und kein Symptom darstellt.

    Viele Grüße,

    V. Blaschke

    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke

  • Hallo,

    ...noch dazu einen pAVK-Patienten

    nun sagen Sie ja selbst, dass die pAVK zumindest ein Faktor bei der Entscheidung zur stationären Aufnahme war ;)

    Die Angaben zum Ulkus überraschen mich nicht, ich habe ja schon in einem vorangehenden Beitrag vermutet, dass die Behandlung des Ulkus aufwändiger war, als die Behandlung der Phlegmone. Dass die D002 gilt bestreitet ja niemand, die Frage ist nur, welcher Abschnitt.


    An sich extremly simple

    Das kann ja jetzt nur scherzhaft gemeint sein (ich fürchte jedoch, Sie meinen es Ernst). Es gibt zu dem dargestellten Fall unterschiedliche Meinungen von Personen, denen ich eine gewisse fachliche und formale Kompetenz in Bezug auf die Thematik zuspreche und alle (einschließlich Ihnen) bringen hier ernsthafte und nachvollziehbare Argumente. Die Kodierung von multimorbiden Patienten ist eben meist nicht "extremly simple" und vielleicht ist es dann sogar so, dass trotz aller formalen Regeln es dabei keine absolute Wahrheit und eindeutlige Kodierung gibt

    Gruß

  • hallo medman2!

    riol schrieb: " ... Der 2.Blick auf die Fußsohle zeigt das belegte Ulkus ( 2. Diagnose ) als Eintrittspforte und damit Ursache für die Phlegmone." ...


    Das Inkl " Ulkus bei medizinischer Anwendung von Gips " findet sich unter L89.-. Die Kodierung ist geregelt.
    Man muss bei multifaktoriell nicht alles kodieren. Das " hauptsächlich bedingt durch " ...

    Hallo ET.gkv,

    ich hatte bei der Befundbeschreibung auf den post vom 24.9. abgestellt. Aber später ist das von riol, da haben Sie Recht, mit "Blick auf die Fußsohle" bezeichnet worden. Jeder sieht halt das für seine Argumentation Passende.

    Das "hauptsächlich bedingt durch" würde ich so nicht stehen lassen, mal abgesehen davon, dass dies schwierig zu entscheiden ist. Bei einem Patienten mit einer Nekrose über dem Fersenbein (präzise über dem Ansatz der Achillessehne) würde ich -entsprechenden Aufwand vorausgesetzt- eine druckbedingte Schädigung unterstellen und als ND einen Dekubitus mit L89.- kodieren. Dies selbst dann, wenn er eine AVK IV mit typischen Nekrosen der Zehenspitzen hat, da ich davon ausgehe, dass der Druck eine wesentliche Teilursache darstellt.

    Definition der wesentlichen Teilursache: kann nicht hinweg gedacht werden, ohne dass der Erfolg entfällt (toll, vierfache Verneinung ^^ )

    Viele Grüße

    Medman2

  • Hallo Herr Blaschke, hallo GW,

    die Defnition eines Symptoms ist m.E. schon wichtig. Eine Symptom ist in der Medizin ein Zeichen, dass auf eine Erkankung hinweist. Man kann besser sagen, es ist ein Zeichen. Schon deshalb ist eine Phlegmone auch kein Symptom.

    Die Abgrenzung ist kodiersystematich erheblch. Ebenso wie die Definition eines Befundes.
    Gern wird schon mal eine Diagnose als Befund verkauft und unter Rückgriff auf die DKR D003 (Abnorme Befund) als nich kodierbar verkauft.

    Viele Grüße

    Medman2

  • Meine Ansicht ist:
    Die Phlegmone hätte (auch bei Fieber) u.U. auch ambulant behandelt werden können (ich kann nicht mehr rekonstruieren, ob der HA den Pat. überhaupt gesehen respektive eine Antibiose begonnen hatte),

    Hallo ET.gkv, natürlich schicke ich einen Pat. mit Phlegmone und Fieber nicht wieder heim, ich hatte damit (s.o.) gemeint, ich hatte keine Informationen mehr, ob der Pat. ambulant vom HA schon mit Antibiose behandelt worden war ("Ich geben Ihnen jetzt ein Antibiotikum. Wenn Sie Fieber bekommen/das Fieber nicht fällt, fahren Sie sofort in die Klinik..!")

    Ihre nachgelieferten Angaben zum Ulkus ( und zum Verlauf ) überraschen.


    Wieso? Ich hatte doch gesagt: PAVK IV! Sind Amputationen da so ungewöhnlich :?:

    Wie dem auch sei, ich denke, der Richter (sollte es jemals überhaupt soweit kommen und die ganze Sache wird nicht wieder im Rahmen von sog. Budget-Verhandlungen als "Gesamtpaket erledigt" :wacko: ) wird bei dieser allgemeinen Dissonanz (innerlich) ne Münze werfen :thumbup::thumbdown:

    Grüße

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo,

    um mal die Ebene weg von den Kodiervorschriften und vielleicht ein wenig in Richtung "gesunder Menschenverstand" zu wechseln finde ich, beide Seiten sollten sich fragen:

    • Reicht die Argumentation aus, um die Erlösforderung des Krankenhauses zu begründen?
    • Reicht die Argumentation aus, um die Primärkodierung in Frage zu stellen?
    • Was wäre denn (gemessen an den IST-Kosten / tatsächlichem Aufwand des Falles) die sachgerechte Vergütung?

    Da ich die beiden ersten Fragen beide mit einem eindeutigen "Jain!" beantworten würde - da es eben manchmal nicht die absolute Kodierwahrheit gibt und nur weil es eine Alternative gibt ist für mich noch kein Grund, dass die Primärkodierung zwingend falsch sein muss - fände ich einen Deal mit der Krankenkasse (irgendwo dazwischen) gar nicht mal die schlechteste Lösung.

    Gruß

  • hallo!

    Ich habe eine Nacht darüber geschlafen.
    Nach meinem viel zulangen Sermon da oben jetzt kürzer:
    Die neuen Angaben von riol haben natürlich Auswirkung auf meine Abwägung L03.11 vs I70.24.
    Die Waage neigt sich zu I70.24.

    Ganz aus dem Rennen ist L03.11 nicht, es wäre jetzt aber eine uphill battle.

    mfg ET.gkv

  • @ ET

    Erysipel nach Hause geschickt, unbehandelt - wenig Tode, Phlegmone unbehandelt - einige Tode, nekrotisierende Fasziitis unbehandelt - viele Tode

    Das war unklar, wie viele Tode einer sterben kann. Vermutlich meinen Sie "Tote".

    mfGK