Wider das politische Getöse einiger Krankenkassen

  • Zitat


    Original von ERembs:

    heute im TV
    kontraste 11.2. 21.45 Uhr
    Kostentreiber Krankenhaus – Zusatzbeiträge statt Kontrollen


    Hallo,
    da würde ich doch mal wetten, dass da von 50% falschen Krankenhausrechnungen berichtet wird und die Kassen deshalb Zusatzbeiträge benötigen...

    Ich gehe in Sack und Asche, wenn was anderes kommt...

    :t_teufelboese:

    Ohu!
    P. Dietz

  • Zitat


    Original von ERembs:


    Meinungsmache statt Recherche

    Der ordentliche Journalismus geht, J. W. kommt ...

    Guten Morgen,

    selbst die Bild-Zeitung berichtet und recherchiert neutraler. Vor allem der Herr Kriminologe sollte das Beweismaterial (ICD und OPS, Kodierleitlinien) zuerst auf Tateigenschaften untersuchen, dies geht sogar vom Schreibtisch aus.

    Mir fehlte nur die eigentlich indizierte Einblendung \"Dauerwerbesendung\".

    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • [quote]
    Original von schemmi:
    Vor allem der Herr Kriminologe sollte das Beweismaterial (ICD und OPS, Kodierleitlinien) zuerst auf Tateigenschaften untersuchen, dies geht sogar vom Schreibtisch aus.

    [/quote

    Guten Morgen,
    was genau meinen Sie denn damit Hr. Dr. Schemman? Tateigenschaften? Das verstehe ich jetzt nicht?

    Viele Grüße

    Michael Bauer :)
    Krankenkassenbetriebswirt

  • Hallo Herr Bauer,

    Betrug bedarf eines Vorsatz. Bewußtes upcoding ist Betrug. Bei der Unschärfe vieler OPS- und ICD-Kodes und der Kodierrichtlinien, unterliegen viele Kodierungen einen gewissen Interpretationsspielraums. Und Interpretation ist kein Vorsatz zum Betrug.

    Andernfalls könnte man Kontraste ja auch vorwerfen, sie hätten vorsätzlich falsche informationen verbreitet. Sollte dann auch kriminologisch verfolgt werden.

    Wenn ich also fragliche Falschabrechnung kriminalisiere muss ich mir zumindest Gedanken machen, ob es sich um Vorsatz handelt oder ein Problem des Systems ist.

    Wie viele Kodes sind so eindeutig (Tateigenschaft), dass ich bei der Kodierung von einem Vorsatz (Betrug) sprechen kann? Zumindest nicht in dem Ausmaß, wie dies gestern abend suggeriert wurde.

    Unbeachtet blieben auch die gesamten Grenzverweildauerüberprüfungen.

    Mir erschien der befragte Herr einfach nicht mit der Materie - zumindest nicht in ausreichender Tiefe - vertraut.


    Gruß

    Dr. F. Schemmann
    FA f. Orthopädie, Chirurgie, O&U

  • Moin,

    Es war zum Aus-der-Haut-fahren.

    Der weit überwiegende Teil der Kürzungen beruht auf einer unterscheidlichen Interpretation zwischen MDK und KH. Offensichtliche Fehlkodierungen sind - wenigstens bei uns - selten.
    Die Verweildauerfälle werden doch nur geprüft, weil überhaupt eine Verweildauerrelevanz gegeben ist. Das hat nichts mit Betrug zu tun, sondern die Notwendigkeit wir retrospektiv in Frage gestellt, oft genug unter ausserachlassen der Versorgungsrealität der Patienten. Das Ganze wird durch rechtsmechanische Konstrukte der SG flankiert.

    Wir alle wissen, dass ein vergeifen in der 6.Stelle beim OPS groteske Fehlgruppierungen ergeben kann. Bei 25.000 OPS eine systematische kriminelle Energie zu unterstellen, ist schon perfide.

    Ebenso unbeachtet bleibt der Punkt, dass Höhergruppierungen durch den MDK nicht an die KAssen gemeldet werden oder von diesen nicht weitergereicht werden. Wir haben zahlreiche Fälle, bei denen dem MDK auf dessen Verlangen ganze Akten vorliegen und dieser offensichtlich unterbliebene Kodierungen nicht im Gutachtenerwähnt.

    Ebenso unbeachtet bleibt die Tatsache, dass etliche Regelkonforme Kodierungen vom Krankenhaus nicht realisiert werden, da das erfordelriche Wissen im Einzelfall fehlt.

    Es mag sein, dass es Häuser gibt, die systematisch falsch kodieren. Die überwiegende Zahl der Beanstandungen dürfte jedoch der Komlexität des Systems und der Diskrepanz zwischen Versorgungsrealität und theoretisch machbarem geschuldet sein.

    Gruß

    merguet

  • Hallo,
    aber das haben wir doch nicht anders erwartet... Wer weiss, was die dem armen Kriminologen erzählt haben (um nicht zu sagen: wie man ihn manipuliert hat) und auf welcher Basis er dann seine Aussagen getroffen hat... Mit anderen Informationen versorgt hätte er vermutlich das genaue Gegenteil erklärt...

    In dem auch von Herrn Merguet angesprochenen Zusammenhang - Fehlanreize bei Verweildauer - interessant ist der Artikel in f&w, 01/2010, \"Die Leistungen müssen die Vergütung bestimmen, Ein Plädoyer für das ordnungspolitische Resetting des DRG-Systems\" von Neugebauer und Beivers, S. 38-42. (m.E. nicht frei online verfügbar). Schlagworte u.a.: \"Untere Grenzverweildauer ist ein Systemfehler\", \"Gleiche Vergütung für Klinik und Praxis\"...

    Viele Grüße,
    J.Helling

    PS: Ich erlaube mir ausnahmsweise einmal, aus einem MDK-\"Gutachten\" (nach Widerspruch) zu zitieren: \"... so dass auch die aktuelle Begutachtung nur diese von der Klinik der KK übermittelten Verschlüsselungen berücksichtigen kann.\" Also eindeutig nur eine \"Negativ-Prüfung\" der bestehenden Kodierung und keine Begutachtung...

  • Schönen guten Tag allerseits,

    Zitat


    Original von merguet:
    Es war zum Aus-der-Haut-fahren.

    Lassen Sie ruhig ihre Haut an, eher sollte man sich sogar ein dickes Fell zulegen. Ehrlich gesagt habe ich mich während des Beitrags zunehmend entspannt.

    Der Beitrag war in Aufmachung und Wortwahl dermaßen offensichtlich aneutral, manipulativ und polemisch, dass ich denke (hoffe), er hat seiner Sache eher geschadet als genutzt. Das war so plump, dass es selbst Politiker merken müssten. Und selbst wenn ich Kassen- oder MDK-Mitarbeiter wäre und die Prüfungen vehement verfechten würde: Von den dort geäußerten, teilweise hetzenden Unterstellungen würde ich mich deutlich distanzieren.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo Forumsteilnehmer,
    hallo Herr Schaffert,

    genauso sehe ich das auch, bei mir ging die Entspannung am Ende des Filmes sogar in lachen über mit dem Kommentar \"solche Idio...\".

    Jedenfalls geht dieser Beitrag komplett an der ganzen Gesundheitsproblematik vorbei.
    Zu glauben dass aus den Krankenhäusern noch mehr Saft zu pressen wäre, um so Beiträge senken zu können zeugt wirklich von Unkenntnis.
    Jede Kodierfachkraft die erst eine Woche in der Materie tätig ist hat 10 mal mehr Ahnung als einige Beteiligte die in diesem \"investigativen\" Beitrag Ihre Meinung kund getan haben.,
    Daher muss ich immer wieder sagen dass diese zum Teil erheblich unterbelichteten Anfragen zwar nervig sind , aber letzten endes leben viele Kollegen im Krankenhaus davon, zudem werden diese ja auch gut honoriert.... Darüber könnte man auch eine Statistik veröffentlichen...

    Schönes Wochenende.

    MfG
    Ductus
    Die Welt ist global, das Denken lokal