Problem mit MDK- Diagnose

  • Liebes Forum,
    habe ein kleines Problem mit Kodierung der HD.
    Epikrise:Die Einweisung des Patienten erfolgte durch den Notarzt wegen rezidivierenden synkopalen Zuständen bei erniedrigtem Blutdruckwert von 90/60 mmHg. Täglicher Alkoholgenuss wird mit 2 Flaschen Bier angegeben.
    Der Patient wohnt allein, Tabletten werden von ihm unregelmäßig eingenommen
    Labor (n. S.I.) – Pathologisch: Leuko 13,3; Hb 7,7; Glukose 6,6; Na 121 / 133; K 2,73 / 4,04; CrP 25,6.
    Ursache für die aufgetretene klinische Symptomatik waren eine laborchemisch nachgewiesene Hypokaliämie und Hyponatriämie sowie eine arterielle Hypotonie – am ehesten medikamentös bedingt.
    Es erfolgte eine Infusionsbehandlung mit Inzolen und Natriumchlorid 10 %.
    Die Therapie mit Diovan und HCT wurde beendet.
    Unter den o.g. therapeutischen Maßnahmen kam es zur Besserung des Allgemeinzustandes und Normalisierung der Elektrolyte.
    Aufgrund einer bestehenden Enzephalopathie – am ehesten alkoholtoxischer Genese –
    mit Gedächtnisstörung und Desorientierung wurde ein Betreuungsverfahren beantragt
    Wir Kodierten HD mit Hyponatriämie
    1. MDK Gutachten HD R55
    1. WiederspruchEntsprechend der Epikrise wird als Ursache für die aufgetretene klinische Symptomatik eine laborchemisch nachgewiesene Hypokaliämie und Hyponatriämie verantwortlich gemacht, die auch therapiert wurde.
    Wir halten daher diese Hauptdiagnose als regelrecht kodiert.
    Der Begründung, dass die Synkope nicht umfassend abgeklärt ist (z. B. kein Langzeit-EKG), deshalb ist die R55 zu kodieren, können wir nicht folgen.
    Wir bitten um nochmalige Begutachtung und verbleiben
    2. MDK Gutachten Eine diagnostische Abklärung der Hyponatriämie ist nicht erfolgt, ebenfalls nicht die Abklärung anderer Ursachen für die synkopalen Zustände, Daher ist die R55 zu kodieren
    2. Widerspruch:möchten wir in Widerspruch gehen.
    Es geht um die Kodierung der Hauptdiagnose E87.1 (Hypoosmolalität und Hyponatriämie) versus R55 (Synkope). Entsprechend der deutschen Kodierrichtlinie D002F (Hauptdiagnose Beispiel 4) wird das Symptom (R55) nur kodiert, wenn nur symptomatisch behandelt wird. Hier ist eine Ursache für das Symptom, nämlich die Hyponatriämie gefunden worden, diese wurde auch behandelt.
    Der Aufnahmewert des Natriums lag bei 121 mmol/l, entsprechend der Definition handelt es sich dabei um eine mittelschwere Hyponatriämie. Bei chronischer Hyponatriämie führen Störungen von Gang und Aufmerksamkeit ein häufigeres Auftreten von Stürzen, zudem kommt es unter Hyponatriämie zu einer verminderten Mineralisierung des Knochens…, die Folge ist eine Neigung zur Osteoporose und in Verbindung mit häufigeren Sturzereignissen ein vermehrtes Auftreten von Knochenbrüchen. In einem Rö.-Befund der LWS vom 16.01.2010 sind Zeichen einer Osteoporose beschrieben, am selben Tag Rö. der BWS in 2 Ebenen, auch hier deutliche Osteoporose. Das eine diagnostische Abklärung der Hyponatriämie nicht erfolgt ist sowie eine weitere Abklärung möglicher anderer Ursachen für den synkopalen Zustand des Versicherten, ist in den deutschen Kodierrichtlinien nicht zur Verschlüsselung einer Hauptdiagnose beschrieben.
    Wir sehen deshalb die Hyponatriämie nach wie vor als Hauptdiagnose regelrecht kodiert und bitten um nochmalige Begutachtung.
    3. MDK- GutachtenAus dem Widerspruchsschreiben ergeben sich keine neuen medizinischen Aspekte Die Aufnahme erfolgte wegen synkopaler Zustände, deren Ursache nicht geklärt wurde, Unbestritten ist die Hyponatriämie behandelt worden, also Nebendiagnose.
    Entschuldigung für die langen Textpassagen, kann ev. ein Forumist mir bei der Aufklärung helfen.
    Danke und noch ruhige Kodiertage bis zum Heiligen Fest, an dem kein Gutachten kommt, das gilt für Alle. Danke BANY

  • Hallo Bany
    wir haben das gleiche Problem. Bei uns geht es um die (vermutete) Ursache des Kollaps Volumenmangel mit Therapie gegen die R55. Scheint also ein schlauer MDKler gelernt zu haben, dass sich mit der R55 manchmal Geld sparen läßt. Aufklären kann ich ihr Problem nicht. Auch wir lehnen die R55 noch ab und verbleiben beharrlich bei unserer Kodierung.

    Gruss Schmitz

  • Hallo -

    bei uns ist das auch der MDK Klassiker - gefolgt von Schwindel und Taumel vs. TIA - seit Treu und Glauben usw. wie es gerade passt - also wir R neuerdings MDK gerne auch mal TIA - um 300 € zu sparen. Ich nenn es gerne RRRRRRRRR-Diagnosen. Man knurrt vor Zorn aber siehe oben - Schwindel Schwindel ... und danach Taumeln wir vor Gericht.

    Herzlichst.

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)

  • Hallo,

    Zitat

    Original von bany:
    1).... bestehenden Enzephalopathie – am ehesten alkoholtoxischer Genese – mit Gedächtnisstörung und Desorientierung wurde ein Betreuungsverfahren beantragt.....
    2).....täglicher Alkoholgenuss wird mit 2 Flaschen Bier angegeben....
    3)..... Hyponatriämie .....


    die Zitate möchte ich aufgreifen:
    1+2: Eine Enzephalopathie alkoholtoxischer Genese bei nur 2 Flaschen Bier täglich? Eher unwahrscheinlich - es sein denn, es sind \"Jumbo-Flaschen\" :d_zwinker:
    Wenn eine Enzephalopathie besteht, und damit der AlkoholABUSUS zumindest sehr wahrscheinlich ist, dann haben Sie für die Hyponatriämie eine der häufigsten Ursachen!

    Alkohol PLUS Diovan [Valsartan gegen erhöhten Blutdruck] PLUS HCT [als Diureticum] mit der Folge einer Hypotonie und Elektrolytstörungen - da fallen mir spontan kaum Differentialdiagnosen ein....

    Mit freundlichen Grüßen

    Lunge - Internist / Pneumologe

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,


    Offene Fragen:

    Wurde nur eine symptomatische Behandlung der Hyponatriämie durchgeführt?
    Wurden Untersuchungen veranlasst?
    Wie wurden von den behandelnden Ärzten und dem Gutachter der niedrige Hb Wert und das erhöhte CRP und Leukoz. bewertet?
    Im Krankenhaus - Ursachenabklärung und Behandlung?


    Gruß

    E Rembs

  • Hallo,
    das geht in die gleiche Richtung wie \"Sepsis kann nur kodiert werden, wenn eine entsprechende Therapie/Überwachung erfolgte...\" - Antibiose + Volumen reicht da nicht, wenn man dem MDK folgen sollte.

    Ein für alle Mal sollte dem MDK dieser Zahn gezogen werden! Eine Diagnose als wahrscheinliche Ursache einer R-Diagnose wird gestellt - eine Therapie erfolgte, und damit ist Ende der Diskussion, die Diagnose ist die HD. Im vorliegenden Fall könnte ja auch noch die Anämie usw. Aber lassen wir das mal aussen vor. Ich will eine Analogie anführen: Pat. hat Bauchschmerzen (R-Diagnose), V.a. Obstipation (z.B. radiolog.), bekommt ein Abführmittel, Pat. geht es besser, keine weitere Abklärung.

    Was soll da die HD sein? Laut den Ausführungen dürfte ich hier auch nur R-Schmerzen kodieren. Das ist doch (leider nicht ganz) lachhaft!

    Guten Tag!
    P. Dietz

  • hallo bany,

    Ihr patient stürzte , stand auf und stürzte wieder. Er hatte also -unzweifelhaft- ein problem mit der \"Senkrechten \"

    Der NA oder der AA fanden einen RR von 90/60; sicherlich im liegen gemessen, in der senkrechten wär es noch weniger - doch werden in dieser akutstuation orthostaese-tests selten durchgeführt.

    Ursache dieser hypotonie war - so schreiben Sie selbst - die diuretika-medikation.
    Hd sind diese rez. stürze/ kollapse bei erniedrigten RR infolge arzneimittel.
    HD = I95.2 Hypotonie durch Arzneimittel, ND Y57.9!

    Natürlich haben die diuretika auch E87.6 und 85.1 gemacht. Doch ist da der zusammenhang mit der senkrechten weniger streng.
    Und diagnostisch haben Sie sich da wirklich nicht verhoben. Wenn wirklich die synkopen ausdruck einer hyponatriämischen enzephalopathie waren, dann erwarte ich aber eine steng geführte diagnostik und therapie, auch zum selbstschutz gegen eine iatrogene CPM.

    mfg ETgkv

  • Hallo,
    der Kassendoktor findet also I95.2 als hinreichende Erklärung, eine weiter Diagnostik ist da nicht notwendig. Will man aber eine grad so wahrscheinliche, besser bewertete HD, dann erwartet er eine ausführliche Diagnostik. Wieso sollte nun nicht die Anämie HD sein? Auch diese kann zu rez. Synkopen führen...Und ich würde eher noch erwarten, dass ein Hb von 7,7 untersucht wird, als eine Hyponatriämie, wenn sich das bessert und gut bleibt.

    Gute Nacht!
    P. Dietz

  • Zitat


    Original von P_Dietz:
    Hallo,
    das geht in die gleiche Richtung wie \"Sepsis kann nur kodiert werden, wenn eine entsprechende Therapie/Überwachung erfolgte...\" - Antibiose + Volumen reicht da nicht, wenn man dem MDK folgen sollte.

    Ein für alle Mal sollte dem MDK dieser Zahn gezogen werden! Eine Diagnose als wahrscheinliche Ursache einer R-Diagnose wird gestellt - eine Therapie erfolgte, und damit ist Ende der Diskussion, die Diagnose ist die HD. Im vorliegenden Fall könnte ja auch noch die Anämie usw. Aber lassen wir das mal aussen vor. Ich will eine Analogie anführen: Pat. hat Bauchschmerzen (R-Diagnose), V.a. Obstipation (z.B. radiolog.), bekommt ein Abführmittel, Pat. geht es besser, keine weitere Abklärung.

    Was soll da die HD sein? Laut den Ausführungen dürfte ich hier auch nur R-Schmerzen kodieren. Das ist doch (leider nicht ganz) lachhaft!
    Guten Tag!
    P. Dietz

    Hallo - so ist es - es ist einfach nur noch lachhaft wie hier die Erfahrungs-Medizin (was dieses \"Geschäft\" zu 95% ja ist) geradezu verbogen wird - vor Gericht ist hier - denke ich – durchaus auch der Begriff Anscheinsbeweis üblich – der liegt vor, wenn ein erwiesener Sachverhalt der Lebenserfahrung nach auf einen bestimmten (typischen) Ablauf eines damit zusammenhängenden Sachverhalts hinweist, dieser also indirekt dem Anschein nach bewiesen wird.

    Problem: Lebenserfahrung nötig - und zwar hier auch noch klinisch!

    Frohes Fest (gerne auch vor Gericht) - nettes Wortspiel oder?

    „Quod non in actis est, non est in mundo.“ (Was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt)