Führungskräfte verlassen die SLK-Kliniken Heilbronn /> Sana Kliniken Niederlausitz: Neuer Chef, neues Konzept? />

Lungenmediziner mit eigenen Vorschlägen zur Krankenhausreform mydrg.de





groups

Lungenmediziner mit eigenen Vorschlägen zur Krankenhausreform

Thoraxchirurgen und Pneumologen mit eigenen Ergänzungs- und Konzeptvorschlägen für eine Krankenhausreform (Stellungnahme, PDF, 212 kB).



Immer mehr Menschen in Deutschland leiden an Krankheiten der Lunge und der Atmungsorgane. Deshalb haben die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) sowie die Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) jetzt eine gemeinsame Stellungnahme samt eigener Konzeptvorschläge zur
zukünftigen Krankenhausversorgung vorgelegt. 15. Februar 2023 „Wenn die Regierungskommission und mit ihr die Bundesregierung aktuell über ein neues Konzept für die
Krankenhausversorgung berät, müssen die Belange großer Patientengruppen wie der
von Lungenerkrankten besser miteinbezogen werden – und zwar
klinikübergreifend“, sagt DGP-Präsident Professor Torsten Bauer (Foto links).
Rund 16 Millionen Betroffene mit Lungenerkrankungen wurden zuletzt erfasst, die
Corona-Zahlen noch nicht mit einbezogen. Aktuelle Erhebungen weisen bei vielen
Diagnosen zudem eine erhöhte Sterblichkeit der Patientinnen und Patienten aus –
bei Lungenkrebs ist diese um das Neunfache erhöht, bei einer Lungenentzündung
um das Fünffache. Vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft
erwarten Experten, dass sich die Situation weiter verschärft. „Im Sinne der zu
behandelnden Menschen brauchen wir noch mehr Flexibilität bei der Gestaltung
von Klinik-Leveln und Leistungsgruppen, auch einzelne Kriterien zur
Klinikfinanzierung sollten weiter präzisiert werden“, schlägt DGT-Präsidentin
Dr. Katrin Welcker (Foto) vor.

„Wir unterstützen die Arbeit der Regierungskommission für eine moderne und
bedarfsgerechte Krankenhausversorgung und empfinden viele Vorschläge als
richtig. Es ist gut, dass die großen Probleme des Krankenhauswesens endlich
angepackt werden. Bei der weiteren spezifischen Ausgestaltung bieten wir gerne
unsere Hilfe an und wollen mit den Vertretern der Regierungskommission ins
Gespräch kommen“, erklärt Professor Winfried Randerath (Foto rechts),
DGP-Generalsekretär sowie Sprecher der gemeinsamen Taskforce Qualität und
Wirtschaftlichkeit, in der Pneumologen sowie Thoraxchirurgen zusammenarbeiten.
Die 27-köpfige Fachgruppe hat sich die dritte Stellungnahme und Empfehlung der
Regierungskommission – mit Schwerpunkt auf die grundlegende Reform der
Krankenhausvergütung – genauer angeschaut. Schwachstellen haben die Experten
vor allem identifiziert bei: der zukünftigen Organisation von leistungsfähigen
pneumologischen Fachkliniken, der Beschreibung neuer Leistungsgruppen für
komplexe Erkrankungen und der Einführung von Vorhaltepauschalen zum
Sicherstellen der Krankenhausleistungen. Darüber hinaus machen die beiden
Fachgesellschaften Ergänzungsvorschläge zur Einführung neuer Krankenhaus-Level,
zum DRG-System und der Ambulantisierung, zum Personalmangel und zu einer
möglichen Anpassung des Medizinischen Dienstes, der als medizinischer und
pflegefachlicher Begutachtungs- und Beratungsdienst nach DGP-Meinung noch
unabhängiger sein sollte als bisher.

Gefordert: Mitsprache für die Länder, Systematik bei Leistungsgruppen
Die DGP und DGT begrüßen die gesonderte Berücksichtigung der somatischen
Fachkliniken in den Empfehlungen der Regierungskommission ausdrücklich. „In den
vergangenen Jahrzehnten hat sich für die Versorgung der Patienten mit
Lungenerkrankungen ein Netz qualitativ hochentwickelter, leistungsfähiger,
kosteneffizienter und wissenschaftlich aktiver Fachkliniken herausgebildet“,
sagt Randerath. Das gelte auch für andere medizinische Fachgebiete, in denen
Fachkliniken eine besondere Rolle spielen. Daher lehnen die beiden
Fachgesellschaften die generelle Empfehlung ab, nach der die Fachkliniken
zukünftig baulich und inhaltlich in andere Kliniken der neu zu schaffenden
Levels II und III – also regionale oder überregionale Krankenhäuser – zu
integrieren sind. Stattdessen sollten die Bundesländer individuell festlegen,
ob eine Integration im Einzelfall sinnvoll oder aber nachteilig ist. Die DGP
und DGT stellen klar: Große Lungenfachkliniken betreuen Patientinnen und
Patienten des gesamten Spektrums von Infektiologie, Onkologie, Erkrankungen des
Lungengewebes, Atemwegen und Atmungsregulation bis hin zur Intensivmedizin des
Fachgebietes einschließlich der Notfallversorgung. „Dieses breite Spektrum hat
die Leistungsfähigkeit und den wesentlichen Beitrag der pneumologischen
Fachkliniken zum Gesundheitswesen gerade in der Pandemie sehr deutlich
gezeigt“, sagt Randerath. „Mit ihrer besonderen Expertise tragen
Lungenfachkliniken und Fachabteilungen zur telemedizinischen Versorgung und
Kommunikation mit Kliniken aller Levels bei.“

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin und die Deutsche
Gesellschaft für Thoraxchirurgie beschreiben zudem, welche Voraussetzungen die
einzelnen Leistungsgruppen für komplexere Erkrankungen auf der Ebene der Länder
erfüllen sollten. „Die von der Regierungskommission vorgeschlagenen
Leistungsgruppen lassen bisher keine hinreichende Systematik erkennen. Für
manche Fachbereiche wird eine sehr kleinteilige Differenzierung vorgeschlagen,
die in anderen Fachgebieten wie der Pneumologie völlig fehlt“, sagt Randerath.
Zu den Vorhaltepauschalen sagt er: „Bei den Landesbehörden für Gesundheit muss
auch in Zukunft die volle Führungskompetenz bleiben, um eigenständig über
Versorgungsstrukturen und damit über die Zuweisung der Vorhaltepauschalen
entscheiden zu können. Mehr noch: Auch hinsichtlich der neuen
Leistungsgruppen-Gestaltung und der regionalen Krankenhausplanung muss die
Hoheit bei den Ländern liegen.“

Neue Krankenhaus-Level: Wettbewerb um Leistungsgruppen –
Standortzusammenlegungen müssen ausreichend finanziert werden
Kritik üben die Experten der DGP und DGT auch an der Ausgestaltung des
vorgeschlagenen Modells der drei Krankenhaus-Level, das zwischen Krankenhäusern
der lokalen Grundversorgung, regionalen Krankenhäusern der Regel- und
Schwerpunktversorgung sowie überregionalen Krankenhäusern der Maximalversorgung
unterscheidet. Im vorgeschlagenen Modell komme es zu einem Wettbewerb der
Kliniken um Levels und Leistungsgruppen. „Gerade an das Level II der regionalen
Versorger werden sehr hohe Bedingungen gestellt, die keine Flexibilität bei der
individuellen Ausgestaltung erkennen lassen. Warum soll jedes dieser Häuser die
gleichen Leistungsgruppen und Abteilungen vorhalten? Mehrere Krankenhäuser an
einem Standort zusammenzuführen, kann sich positiv auf die Qualität und die
Personal- und Technikproblem auswirken, erfordert aber Investitionen in
Millionenhöhe. Mittelfristig muss die gewünschte Reduktion der
Krankenhausstandorte somit ausreichend finanziell durch den Strukturfonds
abgesichert sein“, bekräftigt DGP-Präsident Torsten Bauer.

Zukunft: Mehr Studienplätze, Programme für Zuwanderer, Leihunternehmertum
entgegenwirken
Auch zum Aspekt des Personalmangels in den Kliniken äußert sich die
Fachgesellschaft: „Anders als die Regierungskommission, erkennen wir einen
absoluten Mangel, der nur zum kleineren Teil auf eine zu hohe Zahl von
Krankenhäusern zurückzuführen ist“, sagt DGP-Präsident Bauer. „Deshalb müssen
wir deutschlandweit mehr Studien- und Ausbildungsplätze anbieten – womit auch
eine Aufstockung des Lehrpersonals einhergehen muss. Zudem brauchen wir
professionelle Anwerbe- und Qualifizierungsprogramme für Zuwanderer aus
Gesundheitsberufen oder solche, die sich darin ausbilden lassen wollen“, so der
Mediziner. „Politik, Berufsverbände, Kostenträger und Krankenhäuser müssen
jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass der Arbeitsplatz Krankenhaus für Ärztinnen
und Ärzte wieder attraktiv gestaltet wird.“ Die DGP stellt klar: Dem System der
Leihunternehmen ist durch gesetzliche Maßnahmen – zum Beispiel die Begrenzung
der Vergütung oder die Pflicht zu Nacht-, Wochenend-, Feiertagsdiensten –
entgegenzutreten, die die Benachteiligung des festangestellten Personals
aufheben. „Wenn die einberufene Regierungskommission ihre Empfehlungen um die
relevanten Punkte der pneumologischen Fachkliniken ergänzt, wird nicht nur die
bedarfsgerechte Krankenhausversorgung gestärkt – in erster Linie wird den
vielen Patientinnen und Patienten mit akuten Lungenproblemen geholfen“, sagt
DGP-Präsident Torsten Bauer

Quelle: Presseinformation, 15.02.2023

« Führungskräfte verlassen die SLK-Kliniken Heilbronn | Lungenmediziner mit eigenen Vorschlägen zur Krankenhausreform | Sana Kliniken Niederlausitz: Neuer Chef, neues Konzept? »

Anzeige: ID GmbH
Anzeige