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Alarmstufe Dunkelrot für Krankenhäuser in Hessen

Zahl defizitärer Krankenhäuser in Hessen steigt (Klinikverbund Hessen).



Klinikverbund Hessen unterstützt den Aktionstag der Deutschen Krankenhausgesellschaft am 20. Juni. „Wenn die Politik nicht schnell etwas unternimmt, werden sich viele Patientinnen und Patienten in Hessen ein anderes Krankenhaus für ihre Behandlung suchen müssen“, stellt Clemens Maurer,
Vorstandsvorsitzender des Klinikverbunds Hessen, fest. Denn eine Umfrage unter den Mitgliedskrankenhäusern des Klinikverbunds Hessen zur wirtschaftlichen
Situation habe ein dramatisches Bild ergeben: „Für das Jahr 2022 gaben bereits
72 Prozent der befragten Krankenhäuser einen negativen Jahresabschluss an, für
2023 erwarten 85 Prozent und für 2024 sogar 86 Prozent der befragten Kliniken
ein Defizit“, erläutert Reinhard Schaffert, Geschäftsführer des Klinikverbunds
Hessen, die Zahlen. Einen Überschuss erwarte für 2024 keines der Krankenhäuser
mehr. Doch nicht nur die Zahl der Krankenhäuser mit negativem Jahresergebnis
steige, auch der Betrag des Defizits werde pro Krankenhaus durchschnittlich von
rund 4 Millionen Euro im Jahr 2023 auf über 10 Millionen Euro im Jahr 2023
zunehmen. „Das bedeutet, dass eine große Mehrheit der Krankenhäuser momentan
für jeden stationär behandelten Patienten im Mittel rund 465 Euro drauflegt;
das kann kein Krankenhaus auf Dauer durchhalten!“, betont Schaffert. Auch die
Liquiditätslage wird derzeit von 64% und für 2024 von 72% der befragten
Kliniken als kritisch oder dramatisch eingestuft.

Ursache dafür sei die strukturelle Unterfinanzierung der Krankenhäuser. Die
gesetzlich festgelegte Finanzierung der Kliniken bestehe aus der
Investitionsförderung des Landes sowie aus den von den Krankenkassen
finanzierten Behandlungserlösen. Die Investitionsförderung reiche bereits seit
Jahrzehnten nicht mehr aus, um den tatsächlichen Investitionsbedarf zu decken,
obwohl das Land Hessen im Doppelhaushalt für 2023 und 2024 den Betrag deutlich
erhöht habe. Doch die Kosten für Baumaßnahmen und andere Investitionen seien
inflationsbedingt mindestens im gleichen Maße angestiegen.

Früher habe die Lücke bei der Investitionsförderung durch erwirtschaftete
Eigenmittel des Krankenhauses oft ausgeglichen werden können, doch die dafür
angesparten Überschüsse aus Vorjahren seien inzwischen aufgebraucht.


„Bei den Erlösen für die Behandlung von Patientinnen und Patienten ist die
aktuelle Inflation fast völlig unberücksichtigt, weshalb inzwischen dort
ebenfalls die Kosten höher als die Einnahmen sind“, erläutert Achim Neyer,
stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Klinikverbunds Hessen. Während die
Inflation zwischen sechs und acht Prozent liege, sei der für die Abrechnung
maßgebliche Landesbasisfallwert im Jahr 2022 lediglich um 2,3 und 2023 um 4,2
Prozent angestiegen und bereits 2021 sei die Inflation höher als der
Basisfallwertanstieg gewesen.

Bei den Krankenhäusern, die noch einen neutralen oder gar positiven
Jahresabschluss ausweisen könnten, liege dies vor allem an einmaligen
Sondereffekten. „Die Schere zwischen inflationären Kostensteigerungen und
demgegenüber unzureichenden Basisfallwerten und die dadurch bedingte
strukturelle Unterfinanzierung betrifft auf Dauer alle Krankenhäuser“, betont
Schaffert.

Die Krankenhäuser fordern daher von der Bunderegierung sofortige Maßnahmen zum
Inflationsausgleich und die Beendigung der strukturellen Unterfinanzierung der
Kliniken. Daher veranstalte die Deutsche Krankenhausgesellschaft DKG am 20.
Juni einen Aktionstag mit einer zentralen Kundgebung in Berlin, an dem sich
auch dezentral viele Krankenhäuser mit Aktionen vor Ort beteiligen. Nach
Angaben der DKG fehlen den Krankenhäusern mehr als 10 Milliarden Euro.

„Unsere meist kommunalen Träger können die Defizite nicht auf Dauer
ausgleichen, zumal das Geld dann für die anderen Aufgaben der Kommunen wie
Schulen oder Kindergärten fehlt“, meint Schaffert. Auch wenn eine Reform der
Krankenhausstrukturen als dringend erforderlich angesehen werde, drohe die
Daseinsvorsorge der Gesundheitsversorgung zusammenzubrechen, bevor die Reform
von Gesundheitsminister Lauterbach überhaupt beschlossen sei. Eine solche
Entwicklung berge erheblichen sozialen Sprengstoff. Wenn die Bundesregierung
dies in Kauf nehme, dann müsse sie sich über zunehmende populistische Tendenzen
nicht wundern.

„Wenn gewartet wird, bis die Krankenhäuser reihenweise Insolvenz anmelden
müssen, dann ist nochmals Vertrauen verspielt und zudem werden die
Rettungsaktionen viel teurer“, ist Schaffert überzeugt.

Quelle: Klinikverbund Hessen,

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