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DGIM fordert Aussetzen der Mindestmengen-Regelung für Nierentransplantationen

DGIM fordert Aussetzen der Mindestmengen-Regelung für Nierentransplantationen (Pressemitteilung).



Menschen mit schwer eingeschränkter Nierenfunktion benötigen eine sehr engmaschige ärztliche Überwachung. Im Extremfall – dies betrifft mehr als 100 000 Menschen in Deutschland – müssen Patienten mit Nierenversagen trotz Ansteckungsrisiken drei Mal in der Woche für mehrere Stunden in eine Praxis oder Klinik, um sich dort der für sie lebenswichtigen Dialyse zu unterziehen. Viele
dieser Patienten warten auf eine Nierentransplantation, die angesichts des Organmangels oft als Lebendspende erfolgt. Von
langer Hand geplant, werden aber solche Nierentransplantationen derzeit verschoben, weil
die Zahl der Intensivbetten begrenzt ist und insbesondere die Spender keinem Infektrisiko
ausgesetzt werden sollen. Die Versorgungssituation dieser Patienten wird unter großem
Einsatz aufrecht erhalten, könnte aber über die akute Phase der Covid-19-Pandemie hinaus
gefährdet sein, warnte die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) im Rahmen
der heutigen Online-Pressekonferenz.

Gerade die Dialyse hat in Zeiten großer Ansteckungsrisiken Tücken für die Patienten, denn sie
lässt sich nur im Rahmen eines ambulanten Praxis- oder Klinikaufenthalts durchführen. Lange
und regelmäßige Kontakte zu verschiedenen Ärzten, Pflegepersonal, Mitpatienten und
Transportdiensten sind beim mehrere Stunden dauernden Praxis- bzw. Klinikbesuch kaum
vermeidbar. „Bei Menschen mit Nierenschädigungen handelt es sich um eine besonders
anfällige Patientengruppe – durchschnittlich einmal im Jahr müssen sie stationär
aufgenommen werden, weil sich ihr Gesundheitszustand temporär verschlechtert“, so
Professor Dr. med. Jürgen Floege, Vorsitzender der DGIM 2019/2020 und Direktor der Klinik
für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen
an der Uniklinik der RWTH Aachen. Außerdem nähmen viele von ihnen Medikamente, die die
Immunabwehr des Körpers schwächen, was sie zusätzlich zu Risikopatienten im Falle einer
Ansteckung mit Covid-19 mache.

Auch die derzeit noch gültige Regelung, planbare Eingriffe bis auf Weiteres zu verschieben,
um Klinikkapazitäten für mögliche Covid-19-Patienten freizuhalten, betrifft Nierenpatienten.
Nieren werden vielfach als Lebendspende weitergegeben – der Eingriff bei Spender und
Empfänger lässt sich dementsprechend gut planen. „Außerdem kann durch die Dialyse auch
schwerkranken Patienten, die kaum mehr über eine Nierenfunktion verfügen, geholfen
werden, längere Zeiträume ohne eine Organspende zu überbrücken“, sagt Floege.
Bedenken hat der Experte mit Blick auf die derzeit noch gültige Mindestmengen-Regelung.
Nur wenn 25 Nierentransplantationen pro Jahr an den jeweiligen Kliniken durchgeführt
werden, ist die Finanzierung der Nierentransplantations-Zentren auch im kommenden Jahr
gesichert. Was eigentlich die Qualität der Klinik durch ausreichend Erfahrung in speziellen
Bereichen belegen soll, könnte nun zum Risiko werden. „Die meisten Transplantationszentren
laufen derzeit auf Sparflamme. Sollte die Mindestmengen-Regelung konsequent durchgesetzt
werden, befürchte ich, dass etwa ein Drittel der deutschen Nierentransplantations-Zentren
von einer dauerhaften Schließung bedroht ist“, so Floege. Der GB-A hat am 27. März 2020
unscharf formuliert, „..der Krankenhausträger kann weitere Umstände zur Begründung der
berechtigten mengenmäßigen Erwartung heranziehen“. Der Experte fordert, die
Mindestmengen-Regelung verlässlich bis auf Weiteres auszusetzen, um Kapazitäten zu
erhalten, die die Behandlung nephrologischer Patienten sicherstellen.
Wie die Versorgung chronisch kranker Patienten auch in anderen Bereichen der Inneren
Medizin gewährleistet werden kann, diskutieren Experten der DGIM bei der heutigen OnlinePressekonferenz der DGIM.

Quelle: Pressemitteilung, 21.04.2020

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