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Sachsen-Anhalt: Versorgungslücken im Angebot für psychisch Kranke mydrg.de





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Sachsen-Anhalt: Versorgungslücken im Angebot für psychisch Kranke

Sachsen-Anhalt: Versorgungslücken im Angebot für psychisch Kranke (Ministeriums f. Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt).



Studie: Bessere Vernetzung der Hilfen für psychisch Erkrankte notwendig

Magdeburg. In Sachsen-Anhalt ist mehr als ein Drittel der Bevölkerung von
psychischen Erkrankungen betroffen. Das Hilfenetz, das sie in Anspruch nehmen
können, ist regional sehr unterschiedlich eng geknüpft. Das zeigt eine Studie
zur Versorgung von psychisch kranken und seelisch behinderten Menschen auf, die
im Auftrag des Landes entstanden ist. Sie fordert kommunale Psychiatrieplanung
insbesondere in den Landkreisen ein, um Angebote besser aufeinander
abzustimmen, Teilhabe Betroffener zu fördern und Selbsthilfe zu unterstützen.
Sozialministerin Petra Grimm-Benne: „Empfohlen wird nicht, eine Vielzahl neuer
Einrichtungen zu schaffen. Es geht um Vernetzung, Kooperation und verbindliche
Koordination, damit Angebote auch gefunden werden.“ Darum soll auch in einem
nächsten Schritt ein „Digitaler Wegweiser zur psychiatrischen Versorgung“ in
Sachsen-Anhalt entstehen, der es ermöglicht, passende Versorgungsangebote und
Hilfen schnell und einfach über eine Website zu finden.

Die Kölner Gesellschaft für Forschung und Beratung im Gesundheits- und
Sozialbereich (FOGS) gibt in ihrer mehr als 200-seitigen Studie einen
detaillierten Überblick über klinische und ambulante Angebote zwischen Altmark
und Burgenlandkreis und stellt Handlungsempfehlungen auf. Erstmals seit mehr 20
Jahren liegt damit eine umfassende Untersuchung der psychiatrischen Strukturen
im Land vor. Das Fazit: In Sachsen-Anhalt sind trotz schwieriger Ausgangs- und
Rahmenbedingungen gute Schritte zur Versorgung psychisch kranker und seelisch
behinderter Menschen gegangen worden. Dabei ist die Angebotsstruktur aber
regional sehr unterschiedlich entwickelt. Es gebe, so die Autoren um Prof.
Rudolf Schmid, wenig kommunale niedrigschwellige Angebote und vergleichsweise
wenig Koordination und Steuerung. Hier sei anzusetzen.

Ein Schwerpunkt solle auf die Versorgung betroffener Kinder, Jugendlicher und
junger Erwachsener gelegt werden. „Das heißt zum Beispiel, die Schnittstellen
zwischen Erziehungs- und Jugendhilfe, Schule und therapeutischem System zu
verbessern“, so Grimm-Benne bei der Vorstellung zentraler Ergebnisse vor
Fachleuten in Magdeburg. Die Studie zeigt dabei auch bekannte Defizite auf: So
fehlen Fachärzte und Fachärztinnen für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Landesweit seien nur 20 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte tätig, in fünf
Landkreisen gibt es gar keine Niederlassung. Grimm-Benne: „Darum kommt es auch
zu stationären Behandlungen, wo diese vermeidbar wären.“

Auch mehr Begegnungsstätten für psychisch Kranke und familienübergreifende
Konzepte werden eingefordert. Es fehle z.B. an Hilfen für Kinder von psychisch
kranken Menschen. Daneben nehmen die Themen Arbeit und Selbsthilfe breiten Raum
in der Studie ein.

Die Studie war in einem breiten Prozess vorbereitet worden, in den Expertinnen
und Experten aus dem ganzen Land einbezogen waren, darunter auch
Psychiatrie-Erfahrene und Angehörige. Die Analyse wurde durch zwölf Workshops
ergänzt. Grimm-Benne: „Die Ergebnisse werden helfen, die Situation der Menschen
mit einer psychischen Erkrankung zu verbessern. Wir haben mit den
Handlungsempfehlungen einen wichtigen Schlüssel dazu in die Hand bekommen.“

Einige Forderungen sollen über das Psychiatriegesetz umgesetzt werden, das in
diesem Jahr novelliert wird. So wird es Psychiatriekoordinatorinnen und
-koordinatoren, Patientenfürsprecherinnen und -fürsprecher geben,
gemeindepsychiatrische Verbünde sollen geschaffen werden. Über weitere
Umsetzungsschritte soll im breit diskutiert werden.

Quelle: Ministeriums f. Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt, 23.01.2019

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