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Studie: Frühschichten sind auch für viele Frühaufsteher ein Problem

Studie: Frühschichten sind auch für viele Frühaufsteher ein Problem (Deutsche gesetzliche Unfallversicherung).



IFA-Studie zeigt grundsätzlichen Zusammenhang zwischen frühem Arbeitsbeginn und Schlafmangel. Schlafdefizit bei Frühschichten ist unabhängig vom Chronotyp. Frühschichten sind auch für viele Frühaufsteher ein Problem. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen
Unfallversicherung (IFA). Sie zeigt, dass dauerhafter Schlafmangel bei
Beschäftigten in Frühschichten sehr häufig vorkommt, und das unabhängig davon,
ob sie eher zu den Früh- oder Spätaufstehern zählen. Bislang war die
Wissenschaft davon ausgegangen, dass vor Frühschichten kein Schlafdefizit
entsteht, insbesondere nicht für Frühtypen, sogenannte Lerchen. Die Studie hat
unter anderem Bedeutung für die Verhütung von Unfällen: Beschäftige, die
regelmäßig zu wenig schlafen, haben ein erhöhtes Risiko für Arbeits- und
Wegeunfälle.

Wann und wieviel ein Mensch schläft, ist Typsache. Hierbei spielt vor allem der
sogenannte Chronotyp eine Rolle, also die innere biologische Uhr für Schlafen
und Wachsein. Ständig weniger als sieben Stunden zu schlafen gilt allerdings
für frühe wie späte Chronotpyen als ungesund, weil die Konzentration leidet und
damit das Unfallrisiko steigt. "Problematisch ist vor allem, dass dauerhafter
Schlafmangel häufig gar nicht mehr wahrgenommen wird", sagt Barbara Hirschwald,
Biologin beim IFA. Ständige, aber unbemerkte Unkonzentriertheit könne dann zu
Unfällen führen. So ergab eine Untersuchung des AAA Foundation for Traffic
Safety aus dem Jahr 2016 bereits ein signifikant erhöhtes Unfallrisiko bei
weniger als sieben Stunden Nachtruhe.

Dass Nachtschichtarbeit meist mit Schlafmangel einhergeht, ist belegt. Bei
Menschen, die in Frühschicht arbeiten, also mit einem Arbeitsbeginn zwischen
6:00 und 7:00 Uhr, ging die Wissenschaft bislang nicht von einem Schlafdefizit
aus.

Beschäftigte zu Schlafgewohnheiten befragt

Die Frage, welchen Einfluss die Lage der Arbeitszeit und der Chronotyp auf die
Schlafdauer haben und damit indirekt auf das Unfallgeschehen bei der Arbeit,
war Gegenstand einer Nachuntersuchung meldepflichtiger Arbeitsunfälle durch das
IFA. Es befragte 374 Beschäftigte aus verschiedenen Mitgliedsbetrieben der
Berufsgenossenschaft Holz und Metall zu ihren Schlafgewohnheiten. Angaben über
Aufsteh- und Zubettgeh-Zeiten an Arbeitstagen und in freien Zeiten ermöglichten
Rückschlüsse auf die Schlafdauer. Die innere biologische Uhr der Beschäftigten,
der Chronotyp, wurde dabei ebenfalls berücksichtigt.

Dauerhafter Schlafmangel betrifft demnach auch Menschen, die regelmäßig in
Frühschicht arbeiten. Hirschwald: "Das Risiko weniger als sieben Stunden Schlaf
zu bekommen, steigt bei ihnen um das Vierzehnfache im Vergleich zu
Beschäftigten, die später zur Arbeit gehen."

Vor einer Frühschicht wird durchschnittlich knapp sechseinhalb Stunden
geschlafen, ohne Schichtarbeit sind es fast 45 Minuten mehr. Späte Chronotpyen
schlafen erwartungsgemäß an Frühschichttagen noch weniger als die mittleren und
frühen Chronotypen, die sogenannten Lerchen. Trotzdem gilt: Die meisten
Beschäftigten in Früharbeit - auch die mittleren und frühen Chronotypen -
müssen sehr viel früher aufstehen, als es für sie passend und damit gesund
wäre.

Hirschwald: "Die Arbeit später beginnen lassen, den Chronotyp bei der
Schichtplanung berücksichtigen, Schlafstörungen in der arbeitsmedizinischen
Untersuchung thematisieren, all das kann dazu beitragen, dass Beschäftigte in
Schichtarbeit ausgeschlafen sind. Davon profitieren ihre Gesundheit, ihre
Aufmerksamkeit und letztlich gibt es auch weniger Unfälle."

Hintergrund

Schichtarbeit und Sicherheit und Gesundheit

Laut Eurostat arbeiteten 2018 mehr als 15 Prozent der 15-64-Jährigen in
Deutschland in Schichtarbeit. Schichtarbeit zählt zu den atypischen
Arbeitszeitformen. In einem Bericht aus dem Jahr 2016 bestätigt die
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA): "Die Befundlage aus
den Primär- und Sekundärstudien zu Schichtarbeit deutet auf einen engen
Zusammenhang zwischen Nachtarbeit, affektiver Symptomatik und einem erhöhten
Risiko für Erschöpfungszustände hin […] Außerdem lässt die Befundlage darauf
schließen, dass Schichtarbeit zu einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt." Aus einer BAuA-Arbeitszeitbefragung aus
demselben Jahr geht hervor, dass Beschäftigte in Schichtarbeit ihre Gesundheit
in Umfragen deutlich schlechter einschätzen und häufiger unter Rückenschmerzen,
Kreuzschmerzen, Schlafstörungen, Müdigkeit, Erschöpfung und
Niedergeschlagenheit klagen.

Leiden Schichtarbeitende dauerhaft an Tagesmüdigkeit und Schlafstörungen,
steigt das Risiko für Erkrankungen und Unfälle. In einer Untersuchung zum
Zusammenhang von Schlaf und Arbeitssicherheit fanden Brossoit et al., dass
Symptome von Insomnie (Einschlaf- und Durchschlafschwierigkeiten) der stärkste
Prädiktor für Sicherheitsrisiken bei der Arbeit sind. Ein systematisches Review
mit Metaanalyse zeigte, dass etwa 13 % der Arbeitsunfälle durch Müdigkeit
verursacht werden.

Chronotyp

Der Chronotyp ist ein persönliches und genetisch festgelegtes Merkmal wie zum
Beispiel auch der Körperbau. Der Chronotyp bezeichnet den individuellen
biologischen Rhythmus im Verhältnis zum äußeren 24-Stunden-Tag: Wann wird ein
Mensch müde, wann ist die beste Zeit für körperliche und geistige Anstrengung
oder wann wird jemand hungrig. Jeder Mensch besitzt diese innere Uhr, die den
Tagesrhythmus bestimmt und eine Vielzahl an Vorgängen im Körper steuert. Selbst
die Wirkung von Medikamenten ist abhängig vom individuellen Rhythmus. Frühe
Chronotypen, sogenannte Lerchen, können früh zu Bett gehen und einschlafen.
Ihre Leistungsphase liegt meistens zwischen 10 und 18 Uhr. Die späten
Chronotypen oder Eulen haben eher eine Leistungsphase zwischen 14 und 22 Uhr,
sind abends lange fit und können morgens bis in den Vormittag hinein schlafen.
Der Chronotyp sagt also etwas darüber aus, ob jemand früh oder spät aktiv ist,
aber nicht, wie viel Schlaf benötigt wird.

Aktuelle Querschnittsstudie

In der Querschnittsuntersuchung des IFA wurden 374 Beschäftigte mit
meldepflichtigem Arbeitsunfall zu ihrem Chronotyp und ihren üblichen
Schlafenszeiten befragt. Zur Chronotypermittlung wurde die Composite Scale of
Morningness (CSM) in der deutschsprachigen Version verwendet. Die Effekte von
Schichtarbeit, Chronotyp und Alter auf die Schlafdauer wurden mittels
multivariabler linearer bzw. logistischer Regression untersucht.

Quelle: Deutsche gesetzliche Unfallversicherung, 11.08.2020

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