4,7 Milliarden Euro wurden 2017 in der saarländischen Gesundheitswirtschaft ausgegeben /> Papier zur Steigerung der Qualität in der ambulanten Intensivbehandlungspflege verabschiedet />

UKL entwickelt eigenes Bewertungssystem für Sturzrisiko der Patienten mydrg.de





star_outline

UKL entwickelt eigenes Bewertungssystem für Sturzrisiko der Patienten

UKL entwickelt eigenes Bewertungssystem für Sturzrisiko der Patienten (Pressemitteilung).



Individuell angepasste Physiotherapien und Medikation helfen, Stürze zu vermeiden Ein am UKL entwickeltes Bewertungssystem für das Sturzrisiko jedes einzelnen Patienten berücksichtigt zum Beispiel zum ersten Mal, ob die Person auch an Seh- oder Hörbeeinträchtigungen leidet, was sofort zu einer Einteilung in die
höchste Gefährdungsstufe führt.
Ein am UKL entwickeltes Bewertungssystem für das Sturzrisiko jedes einzelnen
Patienten berücksichtigt zum Beispiel zum ersten Mal, ob die Person auch an
Seh- oder Hörbeeinträchtigungen leidet, was sofort zu einer Einteilung in die
höchste Gefährdungsstufe führt.

Leipzig. Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) haben Ärzte der Klinik und
Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie zusammen
mit dem Zentralen Patientenmanagement des UKL einen klinikeigenen
Sturzrisiko-Score entwickelt. Mit dessen Hilfe kann das individuelle
Sturzrisiko jedes neu in die Klinik aufgenommenen Patienten sofort einheitlich
erfasst werden. Eine wichtige, zusätzlich aufgenommene Kategorie unterscheidet
ihn von anderen Modellen.
Unter einem "Score" versteht man in der Medizin einen Punktwert, der anhand
vieler verschiedener diagnostischer Parameter bestimmt wird. Er ermöglicht eine
Einordnung des Zustandes eines Patienten in einer Skala.
Der Sturzrisiko-Score arbeitet dabei mit dem Ampelfarbenprinzip und teilt
Patienten in drei Risikokategorien von "niedrig" (grün) über "hoch" (gelb) bis
zu "sehr hoch" (rot) ein. Diese Einteilung und darauf aufbauende Maßnahmen
sollen helfen, Stürze und sturzbedingte Verletzungen während des
Klinikaufenthaltes zu verhindern.

Prof. Andreas Roth, Bereichsleiter Endoprothetik / Orthopädie am UKL
Stürze gelten als eine der wichtigsten Ursachen für eine reduzierte
Lebensqualität bei älteren Menschen. Mit fortschreitendem Lebensalter nehmen
Risikofaktoren und die Zahl der Stürze zu. So fällt Studien zufolge jeder
Dritte im Alter von über 65 Jahren einmal im Jahr, bei über 85-Jährigen ist es
bereits jeder Zweite.
Die Folgen solcher Stürze können gravierend sein. Oft müssen sie in einem
Krankenhaus behandelt werden. Doch auch in den Kliniken selbst fallen viele
Patienten aus unterschiedlichsten Gründen. So haben Arzneimittel einen nicht
unerheblichen Einfluss auf das Sturzrisiko. Ebenso zählen ein unsicherer Gang
und Schwindel und nicht zuletzt auch Schmerzen zu den Ursachen.

Mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen: Sofort "Rot"
Der am UKL im Rahmen einer Studie unter Leitung von Dr. Christian Lycke,
Assistenzarzt für Orthopädie/Unfallchirurgie, entwickelte Score, der im
gesamten Klinikum Anwendung findet, fußt zwar auf einem existierenden Modell,
wurde jedoch um eine sehr wichtige Kategorie erweitert und somit entscheidend
weiterentwickelt: Der Erfassungsbogen berücksichtigt neben dem Alter des
Patienten die Anzahl der eingenommenen Medikamente, kognitive Fähigkeiten,
Mobilität, Alkoholkonsum, Kontinenzverhalten und die persönliche Sturzhistorie,
für die jeweils eine bestimmte Punkteanzahl vergeben werden. "Als zusätzliche
Kategorie haben wir jedoch 'Seh- und Hörbeeinträchtigungen' eingeführt",
erläutert Birgit Feindt, Leiterin des Zentralen Patientenmanagements am UKL.
Diese erhielt eine so hohe Gewichtung, dass ein "Ja" in dieser Kategorie -
unabhängig von der übrigen Punktzahl - eine sofortige Einstufung in die höchste
Risikogruppe nach sich zieht, weil diese Patienten als besonders sturzgefährdet
angesehen werden.

Der validierte Score gibt nun bereits bei der stationären Aufnahme eines
Patienten eine gute Einschätzung über dessen Risiko, während seines
Klinikaufenthaltes zu stürzen. "Wir haben damit nun ein funktionierendes
Werkzeug für die Frage 'Wer ist gefährdet?' Mit einem überschaubaren,
standardisierten Aufwand wird durch das Pflegepersonal klargestellt, wie hoch
das Sturzpotential des Patienten ist. Wenn der Patient zu mir kommt, ist er
bereits einer Risikokategorie zugeordnet", zeigt sich Prof. Andreas Roth
(Foto), Bereichsleiter Orthopädie am UKL, von den neuen Möglichkeiten
begeistert. "Wir identifizieren gefährdete Menschen mit einer einfachen Methode
und können von Beginn an die richtigen Maßnahmen einleiten", ergänzt Birgit
Feindt.

Ursachen, die zu Stürzen führen können, beseitigen
Als eine Maßnahme wurde daher die "Verfahrensanweisung Sturzprophylaxe"
etabliert. So sollen potentielle Sturzfaktoren durch die Pflegefachkräfte
minimiert werden. Dazu gehört unter anderem, rollende Möbel festzustellen, für
ausreichende Beleuchtung zu sorgen, Gehhilfen bereitzustellen und die
Funktionsfähigkeit von Prothesen und Brillen zu gewährleisten. Darüber hinaus
müssen die Pflegenden einmal jährlich an einer Pflichtschulung teilnehmen.
Auch die an der Behandlung des Patienten beteiligten Disziplinen werden
intensiver hinzugezogen und eingebunden, unter anderem Physiotherapeuten und
Apotheker. So können beispielsweise an das jeweilige individuelle Sturzrisiko
angepasste Physiotherapien entwickelt werden, etwa mit Gleichgewichtsübungen
oder Gangschulungen. Die am UKL eingesetzten Stationsapotheker wiederum können
schon bei Aufnahme die Medikation des Betroffenen auf bekannte sturzfördernde
Arzneimittel untersuchen und diese gegebenenfalls absetzen beziehungsweise
anpassen.

Entwickler und Anwender des Bewertungssystems sind vom Erfolg dieses Werkzeugs
zur Erhöhung der Patientensicherheit überzeugt. Längerfristig erwarten sie
deshalb auch einen signifikant bemerkbaren Rückgang der Sturzzahlen von
Patienten am UKL.

Quelle: Pressemitteilung, 23.08.2019

« 4,7 Milliarden Euro wurden 2017 in der saarländischen Gesundheitswirtschaft ausgegeben | UKL entwickelt eigenes Bewertungssystem für Sturzrisiko der Patienten | Papier zur Steigerung der Qualität in der ambulanten Intensivbehandlungspflege verabschiedet »

Anzeige: ID GmbH
Anzeige