Neuer Geschäftsführer der Asklepios Harzkliniken /> AOK mit Defizit von knapp 100 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2022 />

Zahl der Medizintouristen 2020 um 34% eingebrochen mydrg.de





monetization_on

Zahl der Medizintouristen 2020 um 34% eingebrochen

Zahl der Medizintouristen 2020 um 34% eingebrochen (Hochschule Bonn-Rhein-Sieg).



Im Jahr 2020 haben sich nach Erhebungen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) 65.586 Patientinnen und Patienten aus dem Ausland stationär in Deutschland behandeln lassen. Das entspricht einem Rückgang um knapp 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2019 hatte die Zahl noch bei gut 97.300 gelegen. Die Zahl
der ambulanten Behandlungen ging von schätzungsweise 145.000 auf rund 97.000 zurück. Folglich sank der Umsatz im deutschen Gesundheitssystem deutlich. 2019 betrugen die Einnahmen durch ausländische Patienten etwa 1,2 Milliarden Euro.
2020 waren es nur noch rund 800 Millionen Euro. „Hauptgrund für den Rückgang
ist die Corona-Pandemie mit ihren starken Einreisebeschränkungen“, sagt Mariam
Asefi, die den Forschungsbereich Medizintourismus an der Hochschule
Bonn-Rhein-Sieg übernommen hat.
Symbolbild zum Thema Medizintourismus
Weniger Patienten aus dem Ausland: Die Zahl der Medizintouristen ist 2020
zurückgegangen. Foto: Colourbox
Im Jahrzehnt vor der Pandemie kam der Großteil der ausländischen Patienten aus
Russland, der Ukraine und Kasachstan für eine medizinische Behandlung nach
Deutschland. Und dieser Markt wuchs beständig. Der H-BRS-Studie zufolge
verringerte sich die Zahl der stationären Medizintouristen aus diesen drei
Herkunftsländern im Pandemiejahr 2020 gegenüber dem Vorjahr insgesamt um die
Hälfte (Russland minus 62 Prozent, Ukraine minus 24 Prozent, Kasachstan minus
32 Prozent).

Noch keine Daten für 2021 und 2022

Asefi geht davon aus, dass die Zahl aufgrund des Krieges in der Ukraine nach
dem russischen Angriff weiter zurückgehen wird. „Es ist jedoch schwer
abzusehen, wie stark der Rückgang langfristig ausfallen wird“, sagt Asefi.
„Russische Patienten kommen auch weiterhin für komplexe medizinische
Behandlungen nach Deutschland. Der Aufwand und die Organisation sind allerdings
viel komplizierter geworden.“ Detaillierte Zahlen für 2021 und 2022 gibt es
aber noch nicht. Die Studie der Hochschule beruht auf eigenen Erhebungen und
den Daten des Statistischen Bundesamtes. Diese liegen immer erst mit einer
Verzögerung von etwa anderthalb Jahren vor.

Patientinnen und Patienten aus 177 Ländern

Insgesamt reisten 2020 Patientinnen und Patienten aus 177 Ländern für eine
medizinische Behandlung nach Deutschland. Neben Russland (mehr als 2000), der
Ukraine (rund 1400) und Kasachstan (mehr als 240) kamen außerdem viele
Medizintouristen aus Saudi-Arabien (fast 500). Aus Ländern der Europäischen
Union suchten am häufigsten Menschen aus Polen (mehr als 10.400 stationäre
Aufnahmen im Jahr 2020) und den Niederlanden (mehr als 5800) deutsche Kliniken
auf.

Kliniken in Bayern und NRW am gefragtesten

Am gefragtesten bei Patienten aus dem Ausland waren 2020 trotz deutlicher
Rückgänge gegenüber dem Vorjahr deutsche Kliniken in Bayern (minus 40 Prozent)
und Nordrhein-Westfalen (minus 24 Prozent). Auch weitere Bundesländer mit viel
Medizintourismus verzeichneten Verluste - sowohl das Saarland (minus 25
Prozent) als auch Hessen (minus 44 Prozent), Baden-Württemberg (minus 31
Prozent) und Berlin (minus 43 Prozent). In Berlin ging die Zahl der Patienten
aus dem Ausland prozentual gesehen weniger stark zurück als die Zahl der
internationalen Touristen insgesamt. Dieser Rückgang betrug 76,5 Prozent.

Mehrere Ursachen für gesunkene Patientenzahlen

Ursache für die gesunkenen Patientenzahlen sind nicht nur die Pandemie und der
Krieg. Andere Einflussfaktoren können jedoch auch darauf zurückgehen. „Zu
nennen sind hier die Ölpreisentwicklung, die Währungsstabilität oder
Reallohnentwicklungen“, sagt Asefi. Starke Motivationen für eine Behandlung in
Deutschland seien zum Beispiel fehlende Behandlungsmöglichkeiten im Heimatland
oder die gute Qualität des deutschen Gesundheitssystems.

Mariam Asefi leitet den Forschungsbereich Medizintourismus an der Hochschule
Bonn-Rhein-Sieg (Fachbereich Wirtschaftswissenschaften in Sankt Augustin). Die
Diplom-Kauffrau folgt auf Jens Juszczak, der Ende 2020 verstorben ist Der
bundesweit gefragte Experte hatte das Thema Medizintourismus am Fachbereich als
Lehr-, Forschungs- und Transferaufgabe für Wissenschaft und Praxis etabliert.
Im Oktober erscheint bei der Medizinisch Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft
das von Asefi herausgegebene „Praxisbuch Medizintourismus“, das Juszczak
gewidmet ist.

Quelle: Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, 18.08.2022

« Neuer Geschäftsführer der Asklepios Harzkliniken | Zahl der Medizintouristen 2020 um 34% eingebrochen | AOK mit Defizit von knapp 100 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2022 »

Anzeige: ID GmbH
Anzeige