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Weißbuch Geriatrie 2023

Bundesverband Geriatrie prognostiziert altersmedizinische Unterversorgung (Buchhandel).



Die neue, 4. Auflage des Weißbuchs Geriatrie zeigt deutlich verschärften Handlungsbedarf

Mit über 50.000 zusätzlichen Behandlungsfällen müssen stationäre und
teilstationäre geriatrische Kliniken und Rehabilitationskliniken bis zum Jahr
2030 rechnen. Diese und weitere Analysen legt der Bundesverband Geriatrie mit
seinem neuen Weißbuch vor, das am 27. April auf einer Pressekonferenz in Berlin
präsentiert wurde. Die neue, vierte Auflage enthält verlässliche Bedarfszahlen
rund um die größte Nutzergruppe des Gesundheitswesens. „Unsere Erhebungen
bieten die Basis für eine zukunftsorientierte Reform der Krankenhausversorgung,
die diese Entwicklungen sachgerecht und damit zukunftsorientiert aufgreifen
muss,“ resümiert Vorstandsvorsitzender Dr. Michael Musolf.


Herausforderung Babyboomer

Die Prognose des Versorgungsbedarfs ist notwendig, um geriatriespezifische
Versorgungsstrukturen längerfristig zu gestalten. Dabei ist unbestritten, dass
durch die Babyboomer-Generation der Bedarf in den nächsten Jahren erheblich
anwachsen wird. Die konkrete Schätzung des Verbandes, in welcher Größenordnung
sich dieser Anstieg auf der Basis von 2019 in den Fachabteilungen der
Krankenhäuser im Jahr 2030 darstellen wird, geht von über 10 % aus (+ 38.227
Fälle). Für die geriatrische Rehabilitation wird eine Steigerung von 9,8 %
erwartet (+ 12.415).

Diese demografisch bedingten Effekte machen nach Erwartungen des Verbandes
zusätzliche Betten erforderlich: in Kliniken für Geriatrie 1.238 und in
geriatrischen Reha-Einrichtungen 520. Bereits zwischen 2013 und 2017 waren die
Fallzahlen allein in geriatrischen Krankenhäusern um 27 % gestiegen.

Doch greift zu kurz, wer nur die demografische Entwicklung allein betrachtet,
erläutert Verbands-Geschäftsführer Dirk van den Heuvel: „Um den tatsächlich
benötigten Bedarf abzubilden, müssen auch Patientinnen und Patienten mit
geriatrischem Profil in anderen medizinischen Disziplinen einbezogen werden.“
Um diese Gruppe eindeutig zu identifizieren, wird als Kriterium die
Dokumentation von zehn oder mehr spezifischen Nebendiagnosen herangezogen,
aufgrund derer bei Menschen über 70 Jahren von einer geriatrietypischen
Multimorbidität ausgegangen werden kann.

Mehr Kapazitäten, bessere Erreichbarkeit in der Fläche

Legt man nun die vorsichtige Schätzung zugrunde, dass 10 % der Patientinnen und
Patienten anderer Fachdisziplinen in Krankenhäusern geriatrisch versorgt werden
müssen, so ergibt sich ein zusätzlicher Kapazitätsbedarf von rund 5.860 Betten
in Kliniken für Geriatrie und 800 Betten in geriatrischen Reha-Kliniken. „Diese
Zahlen zeigen: Der Handlungsbedarf wird sich noch einmal deutlich verschärfen“,
unterstreicht Musolf.

Hinzu kommt, dass die Versorgung auch flächendeckend und regional, also
wohnortnah sein muss. Hier zeigt die Analyse, dass es derzeit längst nicht
überall möglich ist, Kliniken für Geriatrie innerhalb von 25 Minuten zu
erreichen. Ähnliches gilt für geriatrische Reha-Einrichtungen, die
deutschlandweit nicht überall innerhalb eines Fahrzeitradius von 45 Minuten
vorhanden sind. Diese Lücken bestehen insbesondere außerhalb von Ballungsräumen
und in ostdeutschen Regionen.


Angemessene Planzahlen für realistische Planung

Geriatrische Patientinnen und Patienten haben einen Rechtsanspruch auf
angemessene gesundheitliche Versorgung. Um diesen abzusichern, hat der
Bundesverband Geriatrie bereits 2022 in seinem Bundesweiten Geriatriekonzept
aufgrund verschiedener Kriterien als Soll-Vorgabe 50 geriatriespezifische
Betten je 10.000 Einwohner entwickelt. Sie verteilen sich folgendermaßen: 38
Betten in Kliniken für Geriatrie, 12 Betten in geriatrischen Rehakliniken.
„Diese Vorgabe wird derzeit ausschließlich in einem Bundesland annähernd
erfüllt, deutschlandweit wird sie in Kliniken mit derzeit durchschnittlich ca.
17 geriatriespezifischen Betten um ca. 54 % unterschritten“, benennt van den
Heuvel die Fakten. „In geriatrischen Reha-Einrichtungen liegt der
deutschlandweite Schnitt bei ca. sechs Betten.“ Einzelne Bundesländer halten
gar keine Kapazitäten in geriatriespezifischen Rehabilitationskliniken vor.

Der Verband befasst sich seit der 1. Auflage des Weißbuchs Geriatrie 2010 mit
zukünftigen Versorgungsbedarfen und hat dabei festgestellt, dass seine
Vorausschauen oft von der Realität überholt werden: So lag 2010 beispielsweise
die aufgrund demografischer Effekte geschätzte Anzahl geriatrischer
Patientinnen und Patienten im Krankenhaus für das Jahr 2020 bei 274.926 (Reha:
114.955). Tatsächlich betrug die Anzahl altersmedizinischer Fälle dort aber
bereits im Jahr 2019 374.462 (Reha: 126.444). Dazu dürften unter anderem der
bisher erfolgte Ausbau geriatriespezifischer Versorgungsstrukturen, die
zusätzliche Versorgung von Patientinnen und Patienten anderer Fachbereiche
sowie der medizinische Fortschritt beigetragen haben.

Quelle: Pressemeldung, 27.04.2023

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